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Beständeübersicht

Bestand

20698 Heine & Co. AG, Fabriken ätherischer Öle und Riechstoffe, Leipzig

Datierung1925 - 1971
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)3,60
Geschichte der Heine & Co. AG

Der Firmengründer Karl Ernst Erdmann Heine, geboren am 10. Januar 1819 als Sohn eines Rittergutbesitzers in Leipzig, zählt zu den größten Förderern der wirtschaftlichen und verkehrspolitischen Entwicklung der Stadt Leipzig. Sein Name ist untrennbar verbunden mit der Erschließung von Plagwitz, der Trockenlegung dieses Areals und der anschließenden Bebauung in den Jahren von 1856 bis 1863. Er trieb den Bau des nach ihm benannten Kanals, gedacht als Anfang einer Elster-Saale-Verbindung, voran. [01]

Weniger bekannt ist Karl Heine hingegen als Gründer der Firma Heine & Co., Leipzig. Zusammen mit seinem Teilhaber, Otto Steche, experimentierte er seit 1853 wie aus in der Nähe der Stadt Leipzig wachsenden ölhaltigen Pflanzen, beispielsweise Kümmel, Baldrian, Pfefferminze u. a. ätherische Öle hergestellt werden konnten. Zur Destillation nutzten sie bereits die Dampfkraft.

In dem am 1. Oktober 1859 neugegründeten Unternehmen wurden zuerst nur Öle aus einheimischen Pflanzen destilliert, später erfolgte die Verarbeitung von Rohstoffen anderer Länder, beispielsweise Anis und Fenchel. Daneben stellte die Firma auch Essenzen für die Spirituosen- und Süßwarenindustrie, vor allem sogenannte Likör- und Fruchtöle, her. Die Erzeugnisse der Firma erhielten bereits 1862 auf der Londoner Weltausstellung zum ersten Mal eine internationale Anerkennung. Begabte Chemiker des Unternehmens spezialisierten sich auf die Herstellung von synthetischen Riechstoffen. Karl Heine zog sich bald ganz von der Firma zurück und widmete sich dem Kanalprojekt. Otto Steche holte 1875 seinen Schwager, Theodor Habenicht, und später auch seine Söhne Albert und Hans in die Geschäftsleitung. 1896 schied Otto Steche aus der Firma aus. Seinen Söhnen und deren Schwager Retzmann gelang die Herstellung der später bekannten "HEIKO BLÜTENÖLE". Der Forschung wurde insgesamt große Bedeutung beigemessen. So konnten von 1894 bis 1909 17 Patente angemeldet werden.

Die schnelle Entwicklung der Firma erforderte eine Vergrößerung der Fabrikanlagen. In unmittelbarer Nähe des Riesaer Hafens, in Gröba, wurde 1906 ein großes Gelände erworben und in den folgenden Jahren mit modern eingerichteten Werkanlagen bebaut. Neben dem Werk befanden sich ausgedehnte Blumenfelder. In Leipzig verblieb die Verwaltung, das Laboratorium, der Versand und die Produktionszweige Veredelung der natürlichen Blütenextrakte, Vollendung der Heiko-Blütenöle und Herstellung von Frucht- und Liköressenzen. In Berlin, New York, Paris und Kalkutta wurden Zweigniederlassungen gegründet. [02]

1911 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. [03] Die Aktien befanden sich damals fast ausschließlich in Familienbesitz. Im Ersten Weltkrieg war es nicht mehr möglich, die erforderlichen Rohstoffe zu importieren. Deshalb wurde der Anbau von verschiedenen Pflanzen in Deutschland intensiviert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Leipziger Stammhaus zu 75% zerstört. Die Gröbaer Fabrik wurde demontiert. In Leipzig konnte die Produktion bald wieder aufgenommen werden. 1954 erfolgte die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft, dessen geschäftsführender Komplementär bis zu seinem Tode im Jahre 1956 Hans Steche war.
1958 wurde staatliche Beteiligung aufgenommen. Die Leitung des Unternehmens übernahmen Hermann Loofs und ab 1970 Fritz Barth. Am 1. Mai 1972 wurde die Firma verstaatlicht und unter dem Namen VEB Aromatic Leipzig die Produktion fortgeführt. [04]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Von der Aromatic GmbH Leipzig i. L. wurden am 21. Juli 1994 mehrere Bestände dem Sächsischen Staatsarchiv Leipzig übergeben. Darunter befanden sich auch die Unterlagen des Vorgängers, der Firma Heine & Co. AG, Leipzig, mit einem Umfang von ca. 3 lfm. Die einzelnen Akteneinheiten waren in der Übergabeliste nicht näher verzeichnet, sondern nur in Sachgruppen erfasst. Von der IHK zu Leipzig erhielt das Sächsische Staatsarchiv einen Film der Firma Heine & Co. AG, Leipzig.

Über die Registraturverhältnisse konnte nichts ermittelt werden. Die bereits verzeichneten 39 Akten (handschriftliche Findkartei) wurden überprüft und die Verzeichnungsangaben, wenn erforderlich, präzisiert. Es erfolgte außerdem die Bearbeitung der noch nicht erschlossenen Akten. Die Aktenbildung wurde nach Betreffen und Schriftstückarten vorgenommen. Anwendung fand überwiegend die einfache Verzeichnung auf der Grundlage der Ordnungs- und Verzeichnisgrundsätze von 1964. In der Regel wurde die innere Ordnung der Akteneinheiten beibehalten. Der Bestand ist in Anlehnung an das Bewertungsmodell für den Registraturbildnertyp "Kapitalistischer Industriebetrieb" gegliedert. Die Ordnung in den Gliederungspunkten 1., 3. und 4. erfolgte chronologisch, während im 2. Gliederungspunkt die Chronologie unterbrochen und die Sortierfolge nach Alphabet und nach Bänden in aufsteigender Reihenfolge durchgeführt wurde. Kassiert wurden lediglich vorhandene Dubletten.

Die von der IHK zu Leipzig im Juli 2003 übernommenen Unterlagen zur Unternehmens-geschichte von Leipziger Firmen wurden 2004 bearbeitet. Von der Firma Heine & Co. AG, Leipzig, waren 26 Bände überliefert. Die dem Bestand hinzugefügten Unterlagen tragen die Signaturen 78 bis 107 und haben einen Umfang von 0,3 lfm.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand umfasst Unterlagen wie Geschäftsbücher, Sachkonten, Jahresabschlüsse (Bilanzen und Geschäftsberichte), Neuerervorschläge, Anmeldungen und Registrierungen von Warenzeichen und Werbematerial aus den Jahren von 1925 bis 1971. Die Überlieferung insgesamt ist fragmentarisch. Der Werkfilm des Unternehmens wurde mit hohem finanziellem Aufwand umkopiert und restauriert. Er ist eines der bedeutendsten überlieferten Dokumente des Unternehmens. Der Zeitraum der Entstehung des Filmes konnte nur aus dem Inhalt, ungefähr um 1925, geschätzt werden. [05]

Hinweise zur Benutzung
Die Erfassung erfolgte mit der Archivsoftware AUGIAS. Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20698 Heine & Co. Nr. (fettgedruckte Zahl). Der Bestand enthält personenbezogene Unterlagen, deren Vorlage nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich ist.

Verweise auf korrespondierende Bestände

20714
VEB Aromatic Leipzig
20237
Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig (Nr. 8913)


Marion Fechner

Leipzig, Februar 2004



[01] Vgl. Mai, Andreas und Steinführer, Henning, Seestadt Leipzig. Die Geschichte des Elster-Saale-Kanals, Leipzig 1991.
[02] Heine & Co. AG, Leipzig und Gröba, Berlin o. J. (Betriebsgeschichte).
[03] Amtsgericht Leipzig, Registerband, Nr. 14873.
[04] Loofs, Hans, Biographien von Otto und Hans Steche, Manuskript, Leipzig 1965 (Bestandsakte), Der Werkfilm (Anlage 1) vgl. auch Anlage 2.
[05] Siehe Anlage 1.
Heine & Co, Leipzig: Chronik der Firma Heine & Co. (L)
Geschäftsberichte.- Buchhaltung.- Warenzeichen.- Preislisten.- Werkfilm.
Am 1. Oktober 1859 gründeten Karl Heine und Otto Steche in Leipzig ein Unternehmen zur Destillation von ätherischen Ölen aus einheimischen Pflanzen, später auch aus überseeischen Rohstoffen, sowie zur Herstellung von Essenzen für die Spirituosen- und Süßwarenindustrie. Die Firma fand internationale Anerkennung und sie expandierte rasch: In Gröba bei Riesa entstand ein Zweigwerk, in Berlin, New York, Paris und Kalkutta Zweigniederlassungen. 1911 wurde die Firma in die Aktiengesellschaft Heine & Co. umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Leipziger Stammhaus zu 75 % zerstört. Die Gröbaer Fabrik wurde demontiert. In Leipzig konnte die Produktion bald wieder aufgenommen werden. 1954 erfolgte die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft, deren geschäftsführender Komplementär bis zu seinem Tod im Jahr 1956 Hans Steche war. 1958 wurde staatliche Beteiligung aufgenommen. Am 1. Mai 1972 wurde die Firma verstaatlicht und unter dem Namen VEB Aromatic Leipzig die Produktion fortgeführt.
  • 2001 | Findbuch / Datenbank
  • 2017 | Abgabeverzeichnis für 0,3 lfm
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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