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Beständeübersicht

Bestand

20721 Schimmel & Co., Miltitz

Datierung1824 - 1955
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)12,30
Geschichte des Unternehmens

Die Firma Schimmel & Co. ging 1854 aus der Firma Spahn & Schimmel hervor, deren Wurzeln wiederum in dem 1829 entstandenen Unternehmen Spahn & Büttner zu suchen sind. Firmensitz und Verkaufsräume befanden sich in der Halleschen Straße in Leipzig.
Die ersten Inhaber waren Hermann Traugott Fritzsche und Johann Erdmann Ferdinand Sechtling. Dieser verstarb jedoch nach kurzer Zeit und Fritzsche war nunmehr alleiniger Besitzer. 1868 und 1877 wurden die Söhne Hermann Traugott und Ernst Traugott Fritzsche Teilhaber der Firma. Zu Beginn des 20. Jh. wurde dann die nächste Fritzsche – Generation Teilhaber.
Zunächst konzentrierte sich das Unternehmen auf den Drogenhandel (Handel mit tierischen und pflanzlichen Stoffen, die als Arznei- und Gewürzmittel sowie für technische Zwecke verwendet wurden). Diesen gab man 1873 auf und orientierte sich auf die Produktion von Ölen und Essenzen.
Der Firmensitz wurde auf das Fabrikgelände in der Berliner Straße verlegt. Hier wurde 1879 das chemische Forschungslabor eingerichtet, dessen wissenschaftliche Arbeit den Erfolg der Firma erheblich förderte. Es erfolgten Filialgründungen: 1871 in New York, 1874 in Prag, 1898 in Bodenbach a. d. Elbe, 1899 in London, 1902 in Berlin, 1903 in Hamburg und 1905 in Barreme.
Der stetige Ausbau der Produktionsanlagen machte 1901 den Umzug des Unternehmens notwendig. Der gesamte Firmengrundbesitz am neuen Standort Miltitz umfasste 1,2 km2, davon wurden 25 ha für Fabrikzwecke genutzt. Es entstanden Produktionsanlagen, Büros, Lager- und Versandräume, Laboratorien, eine Druckerei und Wohnsiedlungen für Beamte und Arbeiter, die das Erscheinungsbild des Ortes bis heute prägen.
Zum 1. Januar 1927 erfolgte die Umwandlung der oHG Schimmel & Co. in eine AG bei gleichzeitiger Übernahme der Firma E. Sachsse & Co., Leipzig. 1928 erwarb Schimmel & Co. die Firma Anton Deppe Söhne, Hamburg, und gliederte sie als Schimmel & Co. AG Abteilung Anton Deppe Söhne, Hamburg, in das Unternehmen ein. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Produktion u. a. mit Hilfe von Zwangsarbeitern aufrechterhalten.
Zum 1. Juli 1948 wurde die Firma in Volkseigentum überführt. Der Nachfolger trug die Bezeichnung VEB Schimmel, Miltitz - seit 1956 VEB Chemisches Werk Miltitz. 1993 übernahm die amerikanische Firma Bell Flavors and Fragrances das Unternehmen.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Der Bestand gelangte im Rahmen dreier Abgaben durch das Chemische Kombinat Miltitz in das Staatsarchiv Leipzig: 1971, 1981 und 1990. Eine einzelne Akte wurde 1998 durch das Bundesarchiv an unser Haus übergeben. Die Unterlagen wurden 1980 durch Petra Drechsler geordnet und verzeichnet und über eine Findkartei der Benutzung zugänglich gemacht. Diese Kartei wurde nach den o. g. Abgaben jeweils ergänzt.

Im Rahmen eines Retrokonversionsprojektes wurden 2009 die Titelaufnahmen von den Karteikarten in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv übertragen und daraus ein Findbuch erstellt. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben ohne gravierende inhaltliche Veränderung in die digitale Form überführt. Die in der Findkartei von 1980 verwendete Terminologie, welche auch die gesellschaftlichen Verhältnisse zum Zeitpunkt der Bearbeitung widerspiegelt, blieb folglich unberührt. Dies gilt sowohl für die einzelnen Verzeichnungseinheiten als auch für die Systematik. Letztere wurde im Interesse einer besseren Übersichtlichkeit tiefer gegliedert. Eine - fachlich wünschenswerte – generelle Überarbeitung konnte aus Kapazitätsgründen nicht erfolgen. Lediglich bei unklaren Verzeichnungsangaben erfolgten eine Überarbeitung und ggf. Ergänzung.

Grundlage für die Erschließung und Klassifikation des Bestandes bildeten die Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze der staatlichen Archive der DDR, das Ordnungsmodell für Bestände kapitalistischer Industriebetriebe sowie das Bewertungsmodell für den Registraturbildnertyp Kapitalistischer Industriebetrieb, Potsdam 1979.
Die Karteikarten zu den 1981, 1991 und 1998 übergebenen Akten waren nicht in die Systematik integriert und wurden während der Retrokonversion zugeordnet.

Das vorliegende Findbuch ist nur sehr begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1980 wider. Literatur- und Bestandshinweise sowie die Findbucheinleitung wurden anlässlich der Konversion der Findkartei im Jahr 2009 neu erstellt.

Überlieferungsschwerpunkte

Besonders umfangreich sind Unterlagen zu finanziellen Vorgängen und der wirtschaftlichen Situation der Firma überliefert, doch auch die Laboruntersuchungen sind gut dokumentiert. Besonders hinzuweisen ist auf die Akten mit den Signaturen 23, 35, 273, welche die Beschäftigung von Zwangsarbeitern zum Thema haben. Besonderheiten stellen sicher die fotografische Dokumentation einer Weltreise zweier Mitglieder der Familie Fritzsche aus dem Jahre 1909 - 1910 (Signatur 79) und die Fotografien des Firmengeländes (Signaturen 180 und 181) dar. Diese Bildquellen wurden in das Projekt "Bildquelleninventar zur sächsischen Industriegeschichte bis 1918" einbezogen, dessen Ergebnisse 2007 beim Leipziger Universitätsverlag publiziert wurden (CD-ROM mit Begleitheft).

Verweise auf korrespondierende Bestände

20722 VEB Chemisches Werk Miltitz

Quellen und Literatur

Quellenkundlicher Forschungsbericht zur Entwicklung der Firma Schimmel & Co., Miltitz bei Leipzig, von der Betriebsgründung bis zum Jahre 1914 unter besonderer Berücksichtigung der Sozialleistungen des Betriebes: Jahresbericht / eingereicht von Christoph Kaufmann, Berlin: Humboldt-Universität, 1990.

Arbeitsstätten der Firma Schimmel & Co in Leipzig, Leipzig: Schimmel, 1907.

Katrin Heil
August 2009
Kaufmann, Christoph: Quellenkundlicher Forschungsbericht zur Entwicklung der Firma Schimmel & Co., Miltitz von der Betriebsgründung bis zum Jahre 1914 unter besonderer Berücksichtigung der Sozialleistungen des Betriebes. Jahresarbeit Humboldt-Universität zu Berlin, Sektion Geschichte. (L)
Firma Schimmel & Co., Miltitz: Arbeitsstätten der Firma Schimmel & Co. Miltitz bei Leipzig. (L)
Generalversammlungen und Aufsichtsratssitzungen.- Bilanzen.- Ausländische Niederlassungen.- Betriebsrat.- Marktberichte.- Kalkulationen.
Schimmel & Co ging 1854 aus einem 1829 in Leipzig gegründeten "Drogenhaus" hervor. 1873 gab die Firma das Geschäftsfeld Drogeriewarenhandel auf und konzentrierte sich auf die Herstellung ätherischer Essenzen und Öle. Die wissenschaftlichen Leistungen des firmeneigenen Forschungslabors trugen dazu bei, dem Unternehmen internationales Ansehen und wirtschaftliches Gewicht zu verschaffen. Zum 1. Juli 1948 wurde die Firma in Volkseigentum überführt. Der Nachfolger trug die Bezeichnung VEB Schimmel, Miltitz - seit 1956 VEB Chemisches Werk Miltitz.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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