Beständeübersicht
Bestand
20929 Sächsische Wollgarnfabrik AG, vormals Tittel und Krüger, Leipzig
Datierung | 1874 - 1952 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 33,26 |
Geschichte der Sächs. Wollgarnfabrik Aktiengesellschaft vorm. Tittel und Krüger
Nachdem Carl Augustin Tittel 1866 in Leipzig seine Firma C. A. Tittel gegründet hatte, trat 1869 der Leipziger Kaufmann August Andreas Krüger als Mitinhaber in die Firma ein, die seitdem "Tittel & Krüger" hieß.[01] Sie errichteten unter dieser Firma in Plagwitz (Nonnenstraße) eine Wollgarnfabrik, eine Tapisserie-Manufaktur und eine Dampffärberei. Sie eröffneten zudem Zweigniederlassungen in Leipzig, Berlin und New York.
1887 wandelten Augustin Tittel und August Krüger ihr bisheriges alleiniges Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um, die unter dem Namen "Sächsische Wollgarnfabrik Aktiengesellschaft vorm. Tittel & Krüger" in das Handelsregister eingetragen wurde. Neben Augustin Tittel und August Krüger als Hauptaktionären traten drei Leipziger Bankiers und ein weiterer Kaufmann als Aktionäre in die Firma ein. August Krüger führte als Vorstand die Firma bis 1898. Zweck der Gesellschaft war es, die bisherige Fabrik mit Tapisserie und Färberei in Plagwitz[02] und die Zweigniederlassungen weiter zu betreiben, seit 1889 auch die Kammgarnspinnerei (Neubau).
1927 kam es zur Auflösung der Aktiengesellschaft durch Fusion mit der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei, auch Nordwollkonzern genannt, der in den 1920er Jahren ein Viertel der Weltproduktion an Woll-Rohgarn herstellte und allein in Delmenhorst bei Bremen bis zu 4500 Mitarbeiter beschäftigte.[03] Seit 1921 hatte der Nordwollkonzern in einer neuerbauten Konzernzentrale in Bremen seinen Sitz. Das gesamte Vermögen der Sächsischen Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger ging, gegen Gewährung von Aktien, auf den Nordwollkonzern über. Das Unternehmen wurde im Handelsregister gelöscht. Zum Weiterbetrieb der Fabrik in Leipzig wurde die Sächsische Wollgarnfabrik GmbH vorm. Tittel & Krüger in Leipzig gebildet, alle Geschäftsanteile verblieben im Besitz des Nordwollkonzerns.[04]
1931 ging der Nordwollkonzern in Konkurs und löste die Deutsche Bankenkrise aus. Am 14. Juni 1932 beschloss eine Gläubigerversammlung die Gründung von zwei Nachfolgegesellschaften, zum einen die Norddeutsche Woll- und Kammgarn-Industrie AG mit den Betrieben in Delmenhorst, Mühlhausen (Thüringen), Eisenach und Fulda, zum anderen die Wollgarnfabrik Tittel & Krüger und Sternwoll-Spinnerei Aktiengesellschaft mit den Betrieben in Leipzig (Plagwitz) und Altona (Bahrenfeld) [05] mit Sitz in Bremen, seit Januar 1933 mit Zweigniederlassung in Leipzig.[06] Gegenstand des Unternehmens war der Erwerb und die Fortführung der Werke in Leipzig-Plagwitz und Altona-Bahrenfeld sowie der Erwerb und die Fortführung der unter den Firmen Sächsische Wollgarnfabrik GmbH vorm. Tittel & Krüger in Leipzig und Sternwoll-Spinnerei Bahrenfeld GmbH in Altona-Bahrenfeld betriebenen Wollspinnereien und Wollgarnfabriken einschließlich der Tapisserie-Manufaktur und Färberei sowie dem Vertrieb der hergestellten Artikel.[07] 1938 wurde der Firmensitz der Aktiengesellschaft nach Leipzig verlegt.[08] Während des 2. Weltkrieges produzierten beide Werke für die Wehrmacht und beschäftigten zahlreiche Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.
Im Dezember 1949 wurde eine Zweigniederlassung unter derselben Firmenbezeichnung in Hamburg gebildet. Das Leipziger Unternehmen stand seit 1950 unter treuhänderischer Verwaltung, zunächst durch Verfügung des Rates der Stadt Leipzig. 1951 wurde durch Verfügung des Ministeriums für Leichtindustrie die VVB Kammgarnspinnereien Vereinigung volkseigener Betriebe in Gera Treuhänder. Die Verstaatlichung zum VEB Leipziger Wollgarnfabrik und die Löschung der Aktiengesellschaft im Handelsregister erfolgte zum Dezember 1952.[09] Seit 1969 gehörte der bisherige VEB Leipziger Wollgarnfabrik zum VEB Buntgarnwerke Leipzig.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
1982 hatte das Staatsarchiv Leipzig aus dem VEB Buntgarnwerke Leipzig eine größere Menge an nicht verzeichneten Akten übernommen, aus denen 1983 durch Ordnung nach Provenienzen die drei Bestände Sächsische Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger, VEB Leipziger Wollgarnfabrik und VEB Buntgarnwerke Leipzig gebildet wurden. Die Bestandsabgrenzung Sächsische Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger zum VEB Leipziger Wollgarnfabrik erfolgte jedoch nicht nach Provenienz, sondern nach den Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen der Staatlichen Archivverwaltung der DDR, die eine Bestandstrennung 1945 vorgaben. Aus Zeitgründen ist dies auch bei der Vorbereitung der Online-Stellung der Verzeichnungsangaben im Jahr 2019 so belassen worden.
Die 1983 anschließend durchgeführte Verzeichnung der Akten in einem maschinenschriftlichen Findbuch wies starke Mängel auf, z. B. trennte man einige Sachakten, v. a. aus der Kriegszeit 1939 – 1945, um inhaltliche Gesichtspunkte für die Auswertung besser hervorzuheben. Die Personalakten verzeichnete man ebenfalls mit Inhaltsangaben, anstatt die alphabetische Ordnung wiederherzustellen. Die Warenzeichenakten wurden nicht einzeln mit Nennung des Warenzeichens, sondern nur nach Nummern pro Karton erschlossen, etwa 1000 Pläne waren nicht bewertet und verzeichnet. Vor allem aber ist die Bestandsbezeichnung irreführend, da die Sächsische Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger als eigenständiges Unternehmen nur bis 1927 bestand, die große Mehrheit des Bestandes aber aus der Zeit danach stammt oder aus der Registratur des Nordwollkonzerns über Betriebe außerhalb von Leipzig. Der Bestand ist ein zusammengefasster Bestand, was sich in der Verzeichnung nicht wiederspiegelte.
Nach der Retrokonversion 2005, also der Übertragung der Verzeichnungsangaben aus dem maschinenschriftlichen Findbuch in die Archivdatenbank AUGIAS-Archiv, erfolgte 2018 bis 2019 die Bearbeitung zur Onlinestellung. Wegen der zahlreichen Benutzung entschied sich die Bearbeiterin für die Beibehaltung der Bestandsbezeichnung, aber für eine geänderte Bestandsgliederung, in der die verschiedenen Provenienzen ausgewiesen werden. Bei den Punkten 3 und 4 handelt es sich weitgehend um Fremdprovenienzen, weshalb die Bestandsgliederung von der chronologischen Reihung der Teilbestände abweicht. Weite Teile (v. a. Leitung, Warenzeichen, Absatz und Werbung, Wissenschaft und Technik) wurden 2018 neu verzeichnet und auf die Provenienz geprüft, ca. 3 lfm der Kassation zugeführt (v. a. Korrespondenz über die Verlängerung der Warenzeichen oder Auseinandersetzungen deswegen).
Vorangegangen war 2017 die Bewertung der etwa 1000 überlieferten Pläne, die vollkommen durcheinander geraten waren. Die Durchsicht zeigte, dass es sich vor allem um nicht beschriftete Zeichnungen (in Kopie) von einzelnen Maschinenteilen handelte, die man keiner Maschine mehr zuordnen konnte, sowie um zahlreiche Mehrfachüberlieferungen (Kopien) der verschiedensten Lage- und Geschosspläne. Ein Exemplar aller beschrifteten Pläne, insgesamt etwa 50 Blatt, sind als archivwürdig bewertet und verzeichnet worden, sie sind im Findbuch unter einem gesonderten Gliederungspunkt am Ende ausgewiesen.
Überlieferungsschwerpunkte
Etwa die Hälfte des Bestandes bilden Korrespondenzakten über Warenzeichenrechte. Beim Konkurs des Nordwollkonzerns 1932 gehörten ihm etwa 1200 Warenzeichen in über 80 Ländern. Der Konzern verfügte über ein seit 1911 aufgebautes Warenzeichenarchiv, in dem für jedes Warenzeichen eine numerische Nummer vergeben wurde, die nichts mit der Nummer des Reichspatentamtes zu tun hatte. Unter dieser Nummer erfolgte jeweils die Ablage (siehe Gliederungspunkt 4.1 Eingetragene Warenzeichen). Nach dem Konkurs 1932 erfolgte die Umschreibung dieser Rechte durch den Konkursverwalter auf die beiden Nachfolgegesellschaften. Sie dauerte bis 1936 und länger.
In dem Bestand sind Warenzeichen und Patente sämtlicher Tochtergesellschaften des Nordwollkonzerns enthalten.[10] Weitere Besonderheiten des Bestandes sind zum einen drei Verzeichnungseinheiten (Archivkartons) mit Klischees von Fotos, Warenzeichen (Bild- und Schriftzeichen) u. a., zum anderen zahlreiche Farbmusterkarten (graue Literatur mit farbigen Woll- und Garnproben) aus den Anfangsjahren der IG Farben AG und früherer Firmen aus der Schweiz. Älteste Dokumente sind der Kaufvertrag über das Grundstück in der Nonnenstraße von 1874 und ein gerahmtes Foto der alten Fabrik Tittel & Krüger vom Fluss aus gesehen. Ansonsten setzt die Überlieferung 1887 mit Bildung der AG ein und umfasst Geschäftsberichte, Tätigkeit des Aufsichtsrates, Grundstücksangelegenheiten mit Plänen, auch eine frühe Farbmusterkarte der Schwanenwolle um 1900.
Hinweis für die Benutzung
Personalakten und einige andere personenbezogene Akten unterliegen einer Schutzfrist nach dem Sächsischen Archivgesetz (10 Jahre nach dem Tod bzw. 100 Jahre nach der Geburt der Person). Eine Kartei zur Belegschaft im Zeitraum 1884 bis 1931 befindet sich im Nordwestdeutschen Museum für IndustrieKultur in Delmenhorst.
Verweis auf korrespondierende Bestände
20941 VEB Leipziger Wollgarnfabrik (ab 1945, z.T. schon 1940)
Dolores Herrmann
Februar 2019
[01] Eingetragen im Handelsregister beim Amtsgericht Leipzig unter HR 2128, die Handelsregisterakte wurde 1950 im Gericht vernichtet, siehe: Sächs. Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 21022 (Registerband).
[02] Plagwitz wurde 1891 nach Leipzig eingemeindet.
[03] Siehe wikipedia, Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei (letzter Aufruf 11.02.2019).
[04] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HR 6745 (4 Bände mit Geschäftsberichten und Statuten, 1887 - 1928).
[05] Bahrenfeld wurde 1890 nach Altona eingemeindet, 1938 zur Stadt Hamburg.
[06] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HR 27409 (1933 - 1938).
[07] Handelsregisterakte des Amtsgerichts Bremen, StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 331.
[08] Ebenda, HRB 331 (5 Bände, 1927 - 1952).
[09] Ebenda.
[10] Siehe StA-L, 20929 Sächsische Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger, Nr. 108 (Personalakte des "Abteilungsleiters für Patent- und Warenwesen" 1916 - 1941) und Nr. 577 Umschreibungen der Warenzeichen des Nordwollkonzerns.
Nachdem Carl Augustin Tittel 1866 in Leipzig seine Firma C. A. Tittel gegründet hatte, trat 1869 der Leipziger Kaufmann August Andreas Krüger als Mitinhaber in die Firma ein, die seitdem "Tittel & Krüger" hieß.[01] Sie errichteten unter dieser Firma in Plagwitz (Nonnenstraße) eine Wollgarnfabrik, eine Tapisserie-Manufaktur und eine Dampffärberei. Sie eröffneten zudem Zweigniederlassungen in Leipzig, Berlin und New York.
1887 wandelten Augustin Tittel und August Krüger ihr bisheriges alleiniges Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um, die unter dem Namen "Sächsische Wollgarnfabrik Aktiengesellschaft vorm. Tittel & Krüger" in das Handelsregister eingetragen wurde. Neben Augustin Tittel und August Krüger als Hauptaktionären traten drei Leipziger Bankiers und ein weiterer Kaufmann als Aktionäre in die Firma ein. August Krüger führte als Vorstand die Firma bis 1898. Zweck der Gesellschaft war es, die bisherige Fabrik mit Tapisserie und Färberei in Plagwitz[02] und die Zweigniederlassungen weiter zu betreiben, seit 1889 auch die Kammgarnspinnerei (Neubau).
1927 kam es zur Auflösung der Aktiengesellschaft durch Fusion mit der Norddeutschen Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei, auch Nordwollkonzern genannt, der in den 1920er Jahren ein Viertel der Weltproduktion an Woll-Rohgarn herstellte und allein in Delmenhorst bei Bremen bis zu 4500 Mitarbeiter beschäftigte.[03] Seit 1921 hatte der Nordwollkonzern in einer neuerbauten Konzernzentrale in Bremen seinen Sitz. Das gesamte Vermögen der Sächsischen Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger ging, gegen Gewährung von Aktien, auf den Nordwollkonzern über. Das Unternehmen wurde im Handelsregister gelöscht. Zum Weiterbetrieb der Fabrik in Leipzig wurde die Sächsische Wollgarnfabrik GmbH vorm. Tittel & Krüger in Leipzig gebildet, alle Geschäftsanteile verblieben im Besitz des Nordwollkonzerns.[04]
1931 ging der Nordwollkonzern in Konkurs und löste die Deutsche Bankenkrise aus. Am 14. Juni 1932 beschloss eine Gläubigerversammlung die Gründung von zwei Nachfolgegesellschaften, zum einen die Norddeutsche Woll- und Kammgarn-Industrie AG mit den Betrieben in Delmenhorst, Mühlhausen (Thüringen), Eisenach und Fulda, zum anderen die Wollgarnfabrik Tittel & Krüger und Sternwoll-Spinnerei Aktiengesellschaft mit den Betrieben in Leipzig (Plagwitz) und Altona (Bahrenfeld) [05] mit Sitz in Bremen, seit Januar 1933 mit Zweigniederlassung in Leipzig.[06] Gegenstand des Unternehmens war der Erwerb und die Fortführung der Werke in Leipzig-Plagwitz und Altona-Bahrenfeld sowie der Erwerb und die Fortführung der unter den Firmen Sächsische Wollgarnfabrik GmbH vorm. Tittel & Krüger in Leipzig und Sternwoll-Spinnerei Bahrenfeld GmbH in Altona-Bahrenfeld betriebenen Wollspinnereien und Wollgarnfabriken einschließlich der Tapisserie-Manufaktur und Färberei sowie dem Vertrieb der hergestellten Artikel.[07] 1938 wurde der Firmensitz der Aktiengesellschaft nach Leipzig verlegt.[08] Während des 2. Weltkrieges produzierten beide Werke für die Wehrmacht und beschäftigten zahlreiche Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.
Im Dezember 1949 wurde eine Zweigniederlassung unter derselben Firmenbezeichnung in Hamburg gebildet. Das Leipziger Unternehmen stand seit 1950 unter treuhänderischer Verwaltung, zunächst durch Verfügung des Rates der Stadt Leipzig. 1951 wurde durch Verfügung des Ministeriums für Leichtindustrie die VVB Kammgarnspinnereien Vereinigung volkseigener Betriebe in Gera Treuhänder. Die Verstaatlichung zum VEB Leipziger Wollgarnfabrik und die Löschung der Aktiengesellschaft im Handelsregister erfolgte zum Dezember 1952.[09] Seit 1969 gehörte der bisherige VEB Leipziger Wollgarnfabrik zum VEB Buntgarnwerke Leipzig.
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
1982 hatte das Staatsarchiv Leipzig aus dem VEB Buntgarnwerke Leipzig eine größere Menge an nicht verzeichneten Akten übernommen, aus denen 1983 durch Ordnung nach Provenienzen die drei Bestände Sächsische Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger, VEB Leipziger Wollgarnfabrik und VEB Buntgarnwerke Leipzig gebildet wurden. Die Bestandsabgrenzung Sächsische Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger zum VEB Leipziger Wollgarnfabrik erfolgte jedoch nicht nach Provenienz, sondern nach den Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen der Staatlichen Archivverwaltung der DDR, die eine Bestandstrennung 1945 vorgaben. Aus Zeitgründen ist dies auch bei der Vorbereitung der Online-Stellung der Verzeichnungsangaben im Jahr 2019 so belassen worden.
Die 1983 anschließend durchgeführte Verzeichnung der Akten in einem maschinenschriftlichen Findbuch wies starke Mängel auf, z. B. trennte man einige Sachakten, v. a. aus der Kriegszeit 1939 – 1945, um inhaltliche Gesichtspunkte für die Auswertung besser hervorzuheben. Die Personalakten verzeichnete man ebenfalls mit Inhaltsangaben, anstatt die alphabetische Ordnung wiederherzustellen. Die Warenzeichenakten wurden nicht einzeln mit Nennung des Warenzeichens, sondern nur nach Nummern pro Karton erschlossen, etwa 1000 Pläne waren nicht bewertet und verzeichnet. Vor allem aber ist die Bestandsbezeichnung irreführend, da die Sächsische Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger als eigenständiges Unternehmen nur bis 1927 bestand, die große Mehrheit des Bestandes aber aus der Zeit danach stammt oder aus der Registratur des Nordwollkonzerns über Betriebe außerhalb von Leipzig. Der Bestand ist ein zusammengefasster Bestand, was sich in der Verzeichnung nicht wiederspiegelte.
Nach der Retrokonversion 2005, also der Übertragung der Verzeichnungsangaben aus dem maschinenschriftlichen Findbuch in die Archivdatenbank AUGIAS-Archiv, erfolgte 2018 bis 2019 die Bearbeitung zur Onlinestellung. Wegen der zahlreichen Benutzung entschied sich die Bearbeiterin für die Beibehaltung der Bestandsbezeichnung, aber für eine geänderte Bestandsgliederung, in der die verschiedenen Provenienzen ausgewiesen werden. Bei den Punkten 3 und 4 handelt es sich weitgehend um Fremdprovenienzen, weshalb die Bestandsgliederung von der chronologischen Reihung der Teilbestände abweicht. Weite Teile (v. a. Leitung, Warenzeichen, Absatz und Werbung, Wissenschaft und Technik) wurden 2018 neu verzeichnet und auf die Provenienz geprüft, ca. 3 lfm der Kassation zugeführt (v. a. Korrespondenz über die Verlängerung der Warenzeichen oder Auseinandersetzungen deswegen).
Vorangegangen war 2017 die Bewertung der etwa 1000 überlieferten Pläne, die vollkommen durcheinander geraten waren. Die Durchsicht zeigte, dass es sich vor allem um nicht beschriftete Zeichnungen (in Kopie) von einzelnen Maschinenteilen handelte, die man keiner Maschine mehr zuordnen konnte, sowie um zahlreiche Mehrfachüberlieferungen (Kopien) der verschiedensten Lage- und Geschosspläne. Ein Exemplar aller beschrifteten Pläne, insgesamt etwa 50 Blatt, sind als archivwürdig bewertet und verzeichnet worden, sie sind im Findbuch unter einem gesonderten Gliederungspunkt am Ende ausgewiesen.
Überlieferungsschwerpunkte
Etwa die Hälfte des Bestandes bilden Korrespondenzakten über Warenzeichenrechte. Beim Konkurs des Nordwollkonzerns 1932 gehörten ihm etwa 1200 Warenzeichen in über 80 Ländern. Der Konzern verfügte über ein seit 1911 aufgebautes Warenzeichenarchiv, in dem für jedes Warenzeichen eine numerische Nummer vergeben wurde, die nichts mit der Nummer des Reichspatentamtes zu tun hatte. Unter dieser Nummer erfolgte jeweils die Ablage (siehe Gliederungspunkt 4.1 Eingetragene Warenzeichen). Nach dem Konkurs 1932 erfolgte die Umschreibung dieser Rechte durch den Konkursverwalter auf die beiden Nachfolgegesellschaften. Sie dauerte bis 1936 und länger.
In dem Bestand sind Warenzeichen und Patente sämtlicher Tochtergesellschaften des Nordwollkonzerns enthalten.[10] Weitere Besonderheiten des Bestandes sind zum einen drei Verzeichnungseinheiten (Archivkartons) mit Klischees von Fotos, Warenzeichen (Bild- und Schriftzeichen) u. a., zum anderen zahlreiche Farbmusterkarten (graue Literatur mit farbigen Woll- und Garnproben) aus den Anfangsjahren der IG Farben AG und früherer Firmen aus der Schweiz. Älteste Dokumente sind der Kaufvertrag über das Grundstück in der Nonnenstraße von 1874 und ein gerahmtes Foto der alten Fabrik Tittel & Krüger vom Fluss aus gesehen. Ansonsten setzt die Überlieferung 1887 mit Bildung der AG ein und umfasst Geschäftsberichte, Tätigkeit des Aufsichtsrates, Grundstücksangelegenheiten mit Plänen, auch eine frühe Farbmusterkarte der Schwanenwolle um 1900.
Hinweis für die Benutzung
Personalakten und einige andere personenbezogene Akten unterliegen einer Schutzfrist nach dem Sächsischen Archivgesetz (10 Jahre nach dem Tod bzw. 100 Jahre nach der Geburt der Person). Eine Kartei zur Belegschaft im Zeitraum 1884 bis 1931 befindet sich im Nordwestdeutschen Museum für IndustrieKultur in Delmenhorst.
Verweis auf korrespondierende Bestände
20941 VEB Leipziger Wollgarnfabrik (ab 1945, z.T. schon 1940)
Dolores Herrmann
Februar 2019
[01] Eingetragen im Handelsregister beim Amtsgericht Leipzig unter HR 2128, die Handelsregisterakte wurde 1950 im Gericht vernichtet, siehe: Sächs. Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 21022 (Registerband).
[02] Plagwitz wurde 1891 nach Leipzig eingemeindet.
[03] Siehe wikipedia, Norddeutsche Wollkämmerei & Kammgarnspinnerei (letzter Aufruf 11.02.2019).
[04] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HR 6745 (4 Bände mit Geschäftsberichten und Statuten, 1887 - 1928).
[05] Bahrenfeld wurde 1890 nach Altona eingemeindet, 1938 zur Stadt Hamburg.
[06] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HR 27409 (1933 - 1938).
[07] Handelsregisterakte des Amtsgerichts Bremen, StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 331.
[08] Ebenda, HRB 331 (5 Bände, 1927 - 1952).
[09] Ebenda.
[10] Siehe StA-L, 20929 Sächsische Wollgarnfabrik AG vorm. Tittel & Krüger, Nr. 108 (Personalakte des "Abteilungsleiters für Patent- und Warenwesen" 1916 - 1941) und Nr. 577 Umschreibungen der Warenzeichen des Nordwollkonzerns.
Hdb. der AG 1943 S. 2323
Leitung.- Geschäftsberichte.- Personal.- Soziales.- Warenzeichen und Patente.- Farbmusterkarten.- Grundstücksangelegenheiten.- Pläne.
Die Sächsische Wollgarnfabrik AG, vorm. Tittel und Krüger, Leipzig, wurde 1887 in Plagwitz gegründet. 1927 kam es zur Auflösung der Gesellschaft durch Fusion mit der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei, die 1931 in Konkurs ging. Eine der beiden 1932 gegründeten Nachfolgegesellschaften war die Wollgarnfabrik Tittel und Krüger und Sternwoll-Spinnerei AG mit dem Leipziger Werk und einem zweiten in Hamburg-Bahrenfeld. Ihren Sitz wählte sie zunächst in Bremen, seit 1938 in Leipzig. 1949 wurde eine Zweigniederlassung in Hamburg errichtet. Das Plagwitzer Werk stand seit 1950 unter treuhänderischer Verwaltung, zunächst durch die Stadt Leipzig, seit 1951 durch die VVB Kammgarnspinnereien in Gera. 1952 erfolgte die Löschung im Handelsregister. Der Nachfolgebetrieb firmierte als VEB Leipziger Wollgarnfabrik.
Im Bestand sind auch Unterlagen der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei enthalten sowie Dokumente der Provenienz Tittel und Krüger (vor 1887).
Im Bestand sind auch Unterlagen der Norddeutschen Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei enthalten sowie Dokumente der Provenienz Tittel und Krüger (vor 1887).
- 2019 | Findbuch / Datenbank
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