Beständeübersicht
Bestand
21059 C. G. Röder, Graphischer Großbetrieb, Leipzig
Datierung | 1900 - 1945 |
---|---|
Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 0,30 |
Geschichte des Graphischen Großbetriebes C. G. Röder
Die 1846 von Carl Gottlieb Röder (1812-1883) in Leipzig gegründete Werkstatt für Notenstich und -druck entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte zu einer führenden Offizin in der Herstellung von Musikalien.[01] So wurden die Ausgaben der "Edition Peters" bei Röder gedruckt, und in einem um 1900 angelegten Fotoalbum des Musikverlags C. F. Peters sind auch Fotos aus der Röder'schen Notenstecherei und Druckerei enthalten.[02] 1881 erweiterte C. G. Röder die Firma durch die Übernahme einer Buchdruckerei, 1890 wurde eine Lichtdruckabteilung aufgebaut. 1896 stellte das Unternehmen vom bisherigen Transmissionsantrieb der Maschinen auf elektrischen Betrieb um und 1905 wurde es in eine GmbH umgewandelt. 1908 konstatierte Rudolf Schmidt: " Das jetzige Geschäftslokal am Gerichtsweg hat einen Flächenraum von ca. 25100 qm. Ende 1907 betrug die Zahl der Arbeiter und Arbeiterinnen ca. 1100 Personen, und in Betrieb waren folgende Maschinen: 31 Rotationsmaschinen für Notendruck, 34 Flachdruckschnellpressen für Steindruck resp. Zinkdruck, 34 Buchdruckschnellpressen, 34 Lichtdruckschnellpressen und eine große Zahl Handpressen, Setzmaschinen, Schleifmaschinen, Papierschneidemaschinen, Falzmaschinen, Heftmaschinen etc., die von 2 Dampfmaschinen mit 600 PS durch zwei große Dynamos angetrieben werden."[03]
Produktionsprofile des Unternehmens waren Notenstecherei, Lithographie, Buch-, Stein- und Lichtdruck sowie das Buchbinden. 1921 wurde zusätzlich die Röderhaus AG gegründet, die sich 1930 in C. G. Röder AG umbenannte und dann die C. G. Röder GmbH ersetzte. Die Arbeitsgebiete der Firma waren nunmehr Offsetdruck, Buchdruck, Steindruck, Tiefdruck, Lichtdruck, Notendruck. 1937 wurde unter der Bezeichnung C. G. Röder eine KG errichtet, die das Vermögen der AG übernahm. Die Firma erlitt im Zweiten Weltkrieg starke Bombenschäden. C. G. Röder existierte noch bis 1972, dann wurde das Unternehmen in den VEB Offizin Martin Andersen Nexö eingegliedert (bis 1953 Offizin Haag Drugulin).
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand gelangte vor 1989 in das Staatsarchiv Leipzig und war seitdem über ein Abgabeverzeichnis benutzbar. 2011 wurden die Verzeichnungsangaben durch Sebastian Fleck überprüft und in die archivische Erschließungssoftware übertragen; die abschließende Redaktion und Erstellung einer Findbucheinleitung erfolgte im selben Jahr durch Thekla Kluttig. Die Online-Stellung des Findbuchs wurde 2015 veranlasst.
Überlieferungsschwerpunkte
Bei dem vorliegenden Bestand handelt es sich um eine Splitterüberlieferung im Umfang von 0,3 lfm, die vor allem aus Prüfungen des Rechnungs- bzw. Jahresabschlusses für die Jahre 1937 bis 1943 und Bilanzen aus den Jahren 1937 bis 1944 besteht. Bemerkenswert ist das Archivale Nr. 28: Das im Jahr 1900 angelegte Haupt-Inventar-Verzeichnis von C. G. Röder, das mit seiner Größe und einem Gewicht von rd. 10 kg auch äußerlich beeindruckt. Es ersetzte ausweislich der Vorbemerkung ein früheres Inventurbuch, aus dem Anschaffungsdaten, Lieferanten und Preise von vor 1900 angeschafften Gegenständen – soweit in jenem angegeben – übernommen wurden. Der Vorbemerkung folgt ein zweiseitiges Register, erfasst ist demnach das Inventar u. a. der Steindruckerei I (Vordrucker, Steinschleiferei), Kupferdruckerei, Kartographischen Anstalt, Chromolithographie, Galvanoplastik, Schriftgießerei, Stereotypie, Broschierwerkstatt, Buchbinderei, Buchdruckerei und Setzerei. Das Verzeichnis enthält rd. 500 Doppelseiten; die Angaben zu dem erfassten Inventar erstrecken sich jeweils über eine Doppelseite v. a. auf die Anschaffungsdaten, Lieferanten, den Wert und den Stand der Abschreibung. Ein alphabetisches Register wurde am Ende des Buches zur Erleichterung seiner Benutzung ergänzt. Die Eintragungen in dem Verzeichnis enden 1915. Ob es durch ein neues Inventar abgelöst wurde oder ob im Zuge einer moderneren Führung von Geschäftsunterlagen auf eine andere Art der Buchführung umgestellt wurde, konnte anhand der wenigen zugänglichen Quellen nicht geklärt werden. Für die Jahre 1900 bis 1915 ermöglicht das Verzeichnis allerdings - trotz des Fehlens der parallel geführten Beihefte - einen präzisen Einblick in die apparative Ausstattung eines der führenden Leipziger Musikalienhersteller.
Verweise auf korrespondierende Bestände
Zur Geschichte von C. G. Röder finden sich in zahlreichen Beständen des Staatsarchivs Leipzig interessante Quellen, beispielsweise über die C. G. Röder-Jubiläumsstiftung (in 20031 Polizeipräsidium Leipzig) oder Kreditakten aus dem Zeitraum 1927 bis 1945 (in 21018 Dresdner Bank in Leipzig).[04]
Akten der Firma C. G. Röder befinden sich auch im Sächsischen Wirtschaftsarchiv e. V. in Leipzig: Im dortigen Bestand U 130 Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH sind rd. fünfzig Akteneinheiten aus dem Zeitraum ab 1850 vorhanden, v. a. zu Jubiläen, Gesellschafter- und Grundstücksangelegenheiten, Kriegsschäden / Demontage und Produktion sowie Kataloge, Drucke bzw. Druckmuster und Korrespondenz.[05]
Realien und Archivalien von C. G. Röder befinden sich darüber hinaus im Deutschen Buch- und Schriftmuseum an der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.
Thekla Kluttig
November 2015
[01] Der damaligen Bedeutung entsprechend erschienen Festschriften zum 50-jährigen und 75-jährigen Firmenjubiläum, siehe Hugo Riemann: Festschrift zur 50jährigen Jubelfeier des Bestehens der Firma C. G. Röder, Leipzig, [Leipzig 1896] sowie Walter von zur Westen: Musiktitel aus vier Jahrhunderten: Festschrift anläßlich des 75jährigen Bestehens der Firma C. G. Röder GmbH Leipzig, Leipzig [1921].
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 5221.
[03] Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 824-827.
[04] Quellen zu C. G. Röder finden sich auch bis Anfang der 1970er Jahre im Bestand 21109 VEB Edition Peters, Musikverlag, Leipzig - sie belegen den Fortbestand der rund hundert Jahre zuvor begonnenen Zusammenarbeit zwischen C. F. Peters und C. G. Röder.
[05] Information von Herrn Karsten Sichel, Sächsisches Wirtschaftsarchiv e. V., vom 7. Dezember 2010.
Die 1846 von Carl Gottlieb Röder (1812-1883) in Leipzig gegründete Werkstatt für Notenstich und -druck entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahrzehnte zu einer führenden Offizin in der Herstellung von Musikalien.[01] So wurden die Ausgaben der "Edition Peters" bei Röder gedruckt, und in einem um 1900 angelegten Fotoalbum des Musikverlags C. F. Peters sind auch Fotos aus der Röder'schen Notenstecherei und Druckerei enthalten.[02] 1881 erweiterte C. G. Röder die Firma durch die Übernahme einer Buchdruckerei, 1890 wurde eine Lichtdruckabteilung aufgebaut. 1896 stellte das Unternehmen vom bisherigen Transmissionsantrieb der Maschinen auf elektrischen Betrieb um und 1905 wurde es in eine GmbH umgewandelt. 1908 konstatierte Rudolf Schmidt: " Das jetzige Geschäftslokal am Gerichtsweg hat einen Flächenraum von ca. 25100 qm. Ende 1907 betrug die Zahl der Arbeiter und Arbeiterinnen ca. 1100 Personen, und in Betrieb waren folgende Maschinen: 31 Rotationsmaschinen für Notendruck, 34 Flachdruckschnellpressen für Steindruck resp. Zinkdruck, 34 Buchdruckschnellpressen, 34 Lichtdruckschnellpressen und eine große Zahl Handpressen, Setzmaschinen, Schleifmaschinen, Papierschneidemaschinen, Falzmaschinen, Heftmaschinen etc., die von 2 Dampfmaschinen mit 600 PS durch zwei große Dynamos angetrieben werden."[03]
Produktionsprofile des Unternehmens waren Notenstecherei, Lithographie, Buch-, Stein- und Lichtdruck sowie das Buchbinden. 1921 wurde zusätzlich die Röderhaus AG gegründet, die sich 1930 in C. G. Röder AG umbenannte und dann die C. G. Röder GmbH ersetzte. Die Arbeitsgebiete der Firma waren nunmehr Offsetdruck, Buchdruck, Steindruck, Tiefdruck, Lichtdruck, Notendruck. 1937 wurde unter der Bezeichnung C. G. Röder eine KG errichtet, die das Vermögen der AG übernahm. Die Firma erlitt im Zweiten Weltkrieg starke Bombenschäden. C. G. Röder existierte noch bis 1972, dann wurde das Unternehmen in den VEB Offizin Martin Andersen Nexö eingegliedert (bis 1953 Offizin Haag Drugulin).
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Der Bestand gelangte vor 1989 in das Staatsarchiv Leipzig und war seitdem über ein Abgabeverzeichnis benutzbar. 2011 wurden die Verzeichnungsangaben durch Sebastian Fleck überprüft und in die archivische Erschließungssoftware übertragen; die abschließende Redaktion und Erstellung einer Findbucheinleitung erfolgte im selben Jahr durch Thekla Kluttig. Die Online-Stellung des Findbuchs wurde 2015 veranlasst.
Überlieferungsschwerpunkte
Bei dem vorliegenden Bestand handelt es sich um eine Splitterüberlieferung im Umfang von 0,3 lfm, die vor allem aus Prüfungen des Rechnungs- bzw. Jahresabschlusses für die Jahre 1937 bis 1943 und Bilanzen aus den Jahren 1937 bis 1944 besteht. Bemerkenswert ist das Archivale Nr. 28: Das im Jahr 1900 angelegte Haupt-Inventar-Verzeichnis von C. G. Röder, das mit seiner Größe und einem Gewicht von rd. 10 kg auch äußerlich beeindruckt. Es ersetzte ausweislich der Vorbemerkung ein früheres Inventurbuch, aus dem Anschaffungsdaten, Lieferanten und Preise von vor 1900 angeschafften Gegenständen – soweit in jenem angegeben – übernommen wurden. Der Vorbemerkung folgt ein zweiseitiges Register, erfasst ist demnach das Inventar u. a. der Steindruckerei I (Vordrucker, Steinschleiferei), Kupferdruckerei, Kartographischen Anstalt, Chromolithographie, Galvanoplastik, Schriftgießerei, Stereotypie, Broschierwerkstatt, Buchbinderei, Buchdruckerei und Setzerei. Das Verzeichnis enthält rd. 500 Doppelseiten; die Angaben zu dem erfassten Inventar erstrecken sich jeweils über eine Doppelseite v. a. auf die Anschaffungsdaten, Lieferanten, den Wert und den Stand der Abschreibung. Ein alphabetisches Register wurde am Ende des Buches zur Erleichterung seiner Benutzung ergänzt. Die Eintragungen in dem Verzeichnis enden 1915. Ob es durch ein neues Inventar abgelöst wurde oder ob im Zuge einer moderneren Führung von Geschäftsunterlagen auf eine andere Art der Buchführung umgestellt wurde, konnte anhand der wenigen zugänglichen Quellen nicht geklärt werden. Für die Jahre 1900 bis 1915 ermöglicht das Verzeichnis allerdings - trotz des Fehlens der parallel geführten Beihefte - einen präzisen Einblick in die apparative Ausstattung eines der führenden Leipziger Musikalienhersteller.
Verweise auf korrespondierende Bestände
Zur Geschichte von C. G. Röder finden sich in zahlreichen Beständen des Staatsarchivs Leipzig interessante Quellen, beispielsweise über die C. G. Röder-Jubiläumsstiftung (in 20031 Polizeipräsidium Leipzig) oder Kreditakten aus dem Zeitraum 1927 bis 1945 (in 21018 Dresdner Bank in Leipzig).[04]
Akten der Firma C. G. Röder befinden sich auch im Sächsischen Wirtschaftsarchiv e. V. in Leipzig: Im dortigen Bestand U 130 Offizin Andersen Nexö Leipzig GmbH sind rd. fünfzig Akteneinheiten aus dem Zeitraum ab 1850 vorhanden, v. a. zu Jubiläen, Gesellschafter- und Grundstücksangelegenheiten, Kriegsschäden / Demontage und Produktion sowie Kataloge, Drucke bzw. Druckmuster und Korrespondenz.[05]
Realien und Archivalien von C. G. Röder befinden sich darüber hinaus im Deutschen Buch- und Schriftmuseum an der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig.
Thekla Kluttig
November 2015
[01] Der damaligen Bedeutung entsprechend erschienen Festschriften zum 50-jährigen und 75-jährigen Firmenjubiläum, siehe Hugo Riemann: Festschrift zur 50jährigen Jubelfeier des Bestehens der Firma C. G. Röder, Leipzig, [Leipzig 1896] sowie Walter von zur Westen: Musiktitel aus vier Jahrhunderten: Festschrift anläßlich des 75jährigen Bestehens der Firma C. G. Röder GmbH Leipzig, Leipzig [1921].
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 21070 C. F. Peters, Leipzig, Nr. 5221.
[03] Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 5. Berlin/Eberswalde 1908, S. 824-827.
[04] Quellen zu C. G. Röder finden sich auch bis Anfang der 1970er Jahre im Bestand 21109 VEB Edition Peters, Musikverlag, Leipzig - sie belegen den Fortbestand der rund hundert Jahre zuvor begonnenen Zusammenarbeit zwischen C. F. Peters und C. G. Röder.
[05] Information von Herrn Karsten Sichel, Sächsisches Wirtschaftsarchiv e. V., vom 7. Dezember 2010.
Bilanzen.- Jahresabschlüsse.- Haupt-Inventar-Verzeichnis.
Die Firma C. Gottlieb Röder wurde 1846 in Leipzig gegründet und 1905 in eine GmbH umgewandelt. Produktionsprofile des Unternehmens waren Notenstecherei, Lithographie, Buch-, Stein- und Lichtdruck sowie das Buchbinden. 1921 wurde zusätzlich die Röderhaus AG gegründet, die sich 1930 in C. G. Röder AG umbenannte und dann die C. G. Röder GmbH ersetzte. Die Arbeitsgebiete der Firma waren nunmehr Offsetdruck, Buchdruck, Steindruck, Tiefdruck, Lichtdruck, Notendruck. 1937 wurde unter der Bezeichnung C. G. Röder eine KG errichtet, die das Vermögen der AG übernahm. Die Firma erlitt im Zweiten Weltkrieg starke Bombenschäden. 1972 wurde das Unternehmen C. G. Röder in den VEB Offizin Martin Andersen Nexö eingegliedert.
- 2011 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5