Beständeübersicht
Bestand
22208 J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig
Datierung | 1880 - 1975 |
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Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 7,55 |
Geschichte des Verlags J. C. Hinrichs
1791 gründete August Leberecht Reinicke eine Buchhandlung in Leipzig, in die er 1796 Johann Conrad Hinrichs (1763-1813) als Gesellschafter aufnahm.[01] Ab 1801 führte Hinrichs das Geschäft unter seinem Namen weiter. Er starb 1813 - noch nicht fünfzigjährig - durch einen Reitunfall. Seine Witwe, Christiane Hinrichs, übernahm die Führung des Geschäfts, in das bereits 1805 ihr Neffe, Christian Friedrich Adolf Rost, als Lehrling eingetreten war. 1819 wurde Adolf Rost Teilhaber des nun unter J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung firmierenden Geschäfts. Nach dem Tod Christiane Hinrichs 1840 wurde Adolf Rost alleiniger Inhaber und blieb dies bis zu seinem Tod 1856. Sein einziger Sohn, Ludwig Adolf Herrmann Rost, übernahm den Verlag. Hermann Rost hatte vier Kinder, darunter Adolf Rost (1858-1918) und David Rost (1865-1945). [02] Zu dieser Zeit hatte der Verlag bereits einen erheblichen Bekanntheitsgrad im deutschen Buchhandel aufgrund der Herausgabe von Verzeichnissen neu erschienener Bücher erreicht.[03]
Der J. C. Hinrichs Verlag spezialisierte sich unter der Leitung von Herrmann Rost als Wissenschaftsverlag zunehmend auf Theologie und Orientalistik einschließlich der Ägyptologie. 1863 erschien erstmals die älteste ägyptologische Zeitschrift der Welt, die "Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde" (ZÄS). Im überlieferten Zeitraum waren als Herausgeber tätig: 1895-1907 Adolf Erman und Georg Steindorff, 1907-1934 Georg Steindorff, 1935-1937 Georg Steindorff und Walther Wolf sowie 1938-1943 Walther Wolf. 1944 musste die Zeitschrift ihr Erscheinen einstellen, ab 1954 erschien sie zunächst als Lizenzausgabe im Akademie-Verlag, Berlin (in Arbeitsgemeinschaft mit J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig). Mit der Liquidation des Hinrichs-Verlags 1977 ging die Zeitschrift ganz in den Akademie-Verlag über, bei dem sie noch heute erscheint. Daneben erschienen bedeutende Monographien und Standardwerke wie das "Wörterbuch der ägyptischen Sprache" von Adolf Erman und Hermann Grapow.
Ein weiterer Schwerpunkt der Verlagstätigkeit war die Theologie. Der Verlag brachte die "Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche" heraus, nahm 1876 die "Theologische Literaturzeitung" in Verlag und publizierte seit 1882 unter der Herausgeberschaft von Adolf von Harnack und Oscar von Gebhardt die "Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur" (TuU). Die "Theologische Literaturzeitung" (ThLZ) wurde 1876 von Emil Schürer und Adolf von Harnack gegründet, die bis 1910 auch Herausgeber blieben. In den folgenden Jahrzehnten wechselten Herausgeber und Redakteure wiederholt - genannt seien Emanuel Hirsch, Hans Lietzmann, Walter Bauer, Hans-Georg Opitz, Gustav Mensching und Kurt Aland, der die Schriftleitung von 1941 bis zur kriegsbedingten vorläufigen Einstellung der Zeitschrift 1944 innehatte. 1947 konnte die ThLZ wieder erschienen, nun aber in der 1946 neu gegründeten Evangelischen Verlagsanstalt, Berlin - Leipzig, die auch heute noch - als Evangelische Verlagsanstalt Leipzig[04] - die ThLZ herausgibt.
Die Orientalistik gewann unter der Verlagsleitung von Adolf Rost (ab 1891) zunehmende Bedeutung. So wurden im Jahr 1900 die "Wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft" gegründet, bei denen Autoren wie Walter Andrae, Ludwig Borchardt, Kurt Sethe oder Heinrich Schäfer veröffentlichten. Weitere Reihen waren (ab 1899) "Der Alte Orient, Gemeinverständliche Darstellungen" und (ab 1896) "Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens". Ab 1903 entstanden die "Urkunden des ägyptischen Altertums" und weitere Reihenwerke. 1909 schließlich übernahm der J. C. Hinrichs Verlag zusammen mit dem Selbstverlag Felix Peiser auch dessen "Orientalistische Literaturzeitung" (OLZ). Die OLZ war 1898 durch Peiser, Professor an der Universität in Königsberg, gegründet worden und erschien nach der Übernahme durch Hinrichs mit dem Untertitel "Monatsschrift für die Wissenschaft vom Vorderen Orient und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers". Felix Peiser blieb bis 1920 Herausgeber und übergab diese Funktion dann an Walter Wreszinski, der die OLZ mit dem Untertitel "Monatsschrift für die Wissenschaft vom ganzen Orient und seine Beziehungen zu den angrenzenden Kulturkreisen" weiterführte. Als Redakteure wirkten u. a. Gotthelf Bergsträsser, Hans Ehelolf, Hans Haas, Albert von le Coq und Richard Hartmann mit. Hartmann übernahm nach Wreszinskis Tod 1935 die Herausgeberschaft. 1944 musste die OLZ kriegsbedingt ihr Erscheinen vorläufig einstellen und konnte erst 1954 fortgeführt werden - als Lizenzausgabe im Akademie-Verlag, Berlin und wiederum unter der Herausgeberschaft von Richard Hartmann (bis 1961). Die redaktionelle Bearbeitung erfolgte weiter durch den J. C. Hinrichs Verlag in Leipzig, auch nach dessen Liquidation 1977 in personeller Kontinuität durch Lucie Geist bis zu ihrem endgültigen altersbedingten Rückzug im Jahr 1986.[05] Die OLZ erscheint auch aktuell noch beim Akademie-Verlag, Berlin.
Zum Zeitpunkt des 100. Jahrestags der Verlagsgründung am 1. August 1891 waren Buchhandlung und Verlag bereits seit langem getrennte Geschäftsbereiche. Schon 1868 war der Verlag als eigener Betrieb aus dem Unternehmen herausgelöst worden.[06] Hermann Rosts Sohn Adolf Rost leitete zunächst das Sortiment, bis 1891 auch sein jüngerer Bruder David Rost Teilhaber wurde und ihn in der Leitung des Sortiments ablöste. Die Leitung des Verlags lag nun - auch nach dem Tod von Hermann Rost 1896 - bei Adolf Rost.[07] Aus seiner Ehe mit Helene Zürn hatte Adolf Rost vier Kinder, darunter Luise Rost (1889-1943) und Gustav Rost (1893-1934).[08] Als Adolf Rost im April 1918 starb, übernahm Luise Rost die kaufmännischen Belange des Verlags, ihr Bruder Gustav wirkte als Verleger. Er versuchte, durch die Wiederaufnahme traditioneller Reihen die Folgen des Ersten Weltkriegs zu überwinden, und führte gleichzeitig Neuerungen u. a. in der Außendarstellung des Verlags ein (Verlagssignet, Briefkopf). In den folgenden Jahren erschienen bedeutende Tafelwerke (u. a. über die Ausgrabungen in Assur und Babylon) und die Veröffentlichungen der Ernst von Sieglin-Expedition. Ab 1922 wurde mit den von Karl Ludwig Schmidt herausgegebenen Theologischen Blättern eine neue Zeitschrift in das Verlagsprogramm genommen.[09] Zu einem bis heute wirkmächtigen Standardwerk entwickelte sich das in den Jahren 1926 bis 1931 von Adolf Erman unter Mitwirkung von Hermann Grapow erschienene "Wörterbuch der ägyptischen Sprache". Daneben erschienen in den 1920er und 1930er Jahren zahlreiche Einzelveröffentlichungen bedeutender Wissenschaftler wie Adolf von Harnack, Kurt Sethe, Hermann Kees, Ludwig Borchardt oder Heinrich Schäfer. Zwischen 1926 und 1935 erschien bei Hinrichs auch die Zeitschrift "Asia Major", die Gustav Rost 1926 mit dem Verlag der "Asia Major" von dem Gründer und vormaligen Besitzer des Verlages, Dr. Bruno Schindler, gekauft hatte.[10]
Mit Gustav Rost, der im November 1934 erst 42-jährig starb, endete eine lange verlegerische Familientradition. Die Geschäfte wurden zunächst interimistisch von den Mitarbeitern weitergeleitet, dem Prokuristen Curt Kunze, der Redaktionsleiterin Lucie Geist, der Herstellungsleiterin Dr. Hildegard Lange, der Buchhalterin Lydia Busch und der Vertriebsleiterin Margarete Fuchs.[11] David Rost, der weiter das Sortiment leitete, gewann schließlich den Gothaer Verleger Leopold Klotz als neuen Geschäftsleiter.
Leopold Klotz (1878-1956) hatte sich nach Positionen beim Verlag B. G. Teubner in Leipzig und Friedrich-Andreas-Perthes Verlag in Gotha 1925 mit einem eigenen Verlag selbstständig gemacht. Er wurde 1937 Geschäftsleiter und entwickelte mit neuem Elan die wichtigen Veröffentlichungsreihen des Verlages fort. In den folgenden Jahren erschienen - unter zunehmend erschwerten Bedingungen - noch bedeutende Einzelveröffentlichungen u. a. von Berthold Spuler, H. H. Schaeder und Otto Eissfeldt. Welche Kompromisse der Verlag während des Nationalsozialismus einging, bedarf noch der Untersuchung. Eine fatale Zäsur in der Geschichte des Verlags bildete die massive Zerstörung des Verlagsgebäudes durch den Bombenangriff vom 4. Dezember 1943, bei dem auch fast das ganze Verlagsarchiv verbrannte. Der Verlagsleiter Klotz sah sich gezwungen, seinen Wohnsitz nach Gotha zu verlegen und leitete von dort aus die vor allem angesichts des Papiermangels immer schwieriger werdenden Geschäfte. 1944 mussten schließlich die zentralen Zeitschriften des Verlags - Theologische Literaturzeitung, Orientalistische Literaturzeitung, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde und die Theologischen Blätter - ihr Erscheinen einstellen.
Zum Zeitpunkt des Kriegsendes lag der Verlag danieder. Luise Rost war 1943 gestorben, David Rost starb im Oktober 1945. Die Bestände waren weitgehend vernichtet. Leopold Klotz gelang es zwar, eine Verkaufslizenz für den Verlag zu erhalten, nicht aber eine Lizenz zur Wiederaufnahme der Produktion. Stattdessen wurde ihm nahegelegt, sich mit dem 1946 gegründeten Akademie-Verlag in Berlin in Verbindung zu setzen, dem im entstehenden Verlagssystem der SBZ / DDR die Funktion des zentralen Wissenschaftsverlags zugewiesen worden war. In den folgenden Jahren entstand eine Arbeitsgemeinschaft zwischen beiden Verlagen, zahlreiche Vereinbarungen wurden abgeschlossen und Lizenzen eingeräumt. So erschienen die Orientalistische Literaturzeitung und die Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde ab 1954 im Akademie-Verlag, die redaktionelle Bearbeitung blieb aber auf Wunsch der Bearbeiter beim Hinrichs-Verlag. Ein ähnliche Lösung wurde für die Theologische Literaturzeitung gefunden, die ab 1947 bei der 1946 gegründeten Evangelischen Verlagsanstalt erschien, redaktionell aber weiter vom Hinrichs-Verlag betreut wurde.
Leopold Klotz erhielt anlässlich seines 75. Geburtstages im Dezember 1953 von der Theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg auf Grund seiner Verdienste um die wissenschaftlich-theologische Forschung die Würde eines Doktors der Theologie; er starb gut zwei Jahre später - am 25. Januar 1956 - in Gotha.
Der Hinrichs-Verlag war 1947 in eine Kommanditgesellschaft mit Leopold Klotz als persönlich haftendem Gesellschafter und Geschäftsführer umgewandelt worden, Kommanditistinnen waren Sophie van der Smissen (Pflegetochter und Alleinerbin von David Rost) und Dora Rost, Witwe des 1934 verstorbenen Gustav Rost. Sophie van der Smissen war bereits 1946 nach Hamburg übergesiedelt, ihre Gewinnanteile wurden ihr auf einem Sonderkonto gutgeschrieben. Dora Rost kehrte 1953 von einem Besuch in Westberlin nicht wieder nach Leipzig zurück.[12] 1959 blieb auch Marianne Prast, geb. Klotz (1920-1965, Tochter und Erbin von Leopold Klotz) nach einer Reise in Westdeutschland.[13] Ihr Gesellschaftsanteil unterlag danach der staatlichen Treuhandverwaltung auf Grund des § 1 der Anordnung Nr. 2 des Ministeriums der Finanzen vom 20.08.1958 über die Behandlung des Vermögens von Personen, die die DDR nach dem 10.06.1953 verlassen. Mit Wirkung zum 1. Januar 1967 erfolgte ein Rechtsträgerwechsel von der Deutschen Investitionsbank, Bezirksdirektion Leipzig zum Akademie-Verlag, Berlin, der von nun an als staatlicher Treuhänder wirkte. Auch weiterhin verblieben die Redaktionen der Theologischen und der Orientalistischen Literaturzeitung in Leipzig, Lucie Geist bearbeitete zudem Lizenzierungs- und Nachdruckanfragen. Mit ihrem Ausscheiden aus dem J. C. Hinrichs Verlag endete aber auch dessen Zeit. Der Akademie-Verlag wurde mit seiner Liquidation beauftragt, die 1977 vollzogen wurde. Verlagsrechte und laufende Lizenzvereinbarungen wurden vom Akademie-Verlag übernommen, die Löschung im Handelsregister erfolgte zum 31.03.1978.[14]
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Noch vorhandene Unterlagen des Verlags, v. a. Verlagsverträge und Autorenkorrespondenzen, wurden 1977 zum Akademie-Verlag nach Berlin überführt, der die Liquidation des Verlags J. C. Hinrichs durchführte.[15] Dort verliert sich die Spur. Bislang konnte nicht ermittelt werden, in welcher der Berliner Betriebsstätten des Akademie-Verlages die Unterlagen eingelagert worden waren. Der Akademie-Verlag selbst wurde 1991 durch Verkauf privatisiert, das Archivgut des Verlags wurde 1994 – ohne die Überlieferung des Verlages J.C. Hinrichs - dem Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften übergeben. Die Vermutung, dass die Unterlagen des Hinrichs-Verlags im ehemaligen preußischen Herrenhaus in der Leipziger Straße 3/4, das bis 1994 der Sitz des Akademie-Verlags war, eingelagert worden waren, konnte bislang nicht bestätigt werden. 1997 begannen nach einer Generalräumung die Umbauarbeiten an dem Gebäude, in dem seit 2000 der Bundesrat tätig ist.[16]
Zu einem unbekannten Zeitpunkt kaufte ein Entrümpeler und Trödelhändler einem Speditionsunternehmen, das gerade ein Gebäude mit einer ehemaligen Betriebsstätte des Akademie-Verlages in Berlin beräumt hatte, eine halbe LKW-Ladung mit ausgedientem Büroinventar ab.[17] Unter den übernommenen Gegenständen befanden sich etwa 10-15 Kartons mit den äußerlich nicht als solchen erkennbaren Unterlagen des Verlags. Bis 2008 lagerte der Händler die weitgehend ungeöffneten Kartons in Berlin Kreuzberg ein.
Mitte Februar 2008 stieß Dr. Hans-Andreas Schönfeldt auf einem Berliner Trödelmarkt zufällig auf einen Koffer mit z. T. bereits geöffneten und regennassen Bündeln aus dem Schriftwechsel zwischen der Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG) und dem Verlag J. C. Hinrichs. Er kaufte den gesamten Inhalt zunächst aus philatelistischem, aber auch aus kulturhistorischem Interesse an der DOG und den ihm bekannt erscheinenden Namen einiger der Autoren auf. Nachdem er bei der Auswertung seines "Fundes" die Provenienz und den wahren kulturhistorischen Wert der Unterlagen erkannt hatte, versuchte er unverzüglich in Kontakten mit Berliner Archiven, der Senatsverwaltung für Kultur, anderen Wissenschaftseinrichtungen und dem Berliner Landeskriminalamt einen Weg zur Sicherung und öffentlichen Nutzbarmachung der Unterlagen zu finden. Dr. Schönfeldt kaufte, zunächst aus eigenem Interesse, dann aber auch bestärkt durch das angedeutete Interesse einer Berliner Einrichtung, weitere Unterlagen auf, seine Bemühungen um eine Finanzierung durch eine öffentliche Einrichtung mit dem Ziel der dauerhaften Übernahme der Unterlagen durch eine Berliner Einrichtung blieben – ebenso wie seine Versuche, über die Alteigentümerfamilie eine archivfachlich geeignete Lösung zu finden - aber vergeblich. Nachdem er im Frühjahr 2009 am Rande einer Sitzung des Kuratoriums der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) der Leiterin des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt von dem Sachverhalt berichtet hatte, vermittelte diese den Kontakt zum Sächsischen Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig. Das Staatsarchiv Leipzig verwahrt aufgrund seiner Zuständigkeit Archivgut zahlreicher Leipziger Verlage vor 1990; zu seinen Beständen zählen u. a. die Archivalien der bedeutenden Wissenschaftsverlage B. G. Teubner und Johann Ambrosius Barth.[18]
Zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme zwischen dem Staatsarchiv Leipzig und Dr. Schönfeldt hatte dieser etwa zwei Drittel der vorhandenen Unterlagen aufgekauft – weitere Aufkäufe jedoch aufgrund mangelnder Unterstützung durch staatliche Stellen zurückgestellt. Nachdem der Ankauf des ersten Teils der Unterlagen durch das Staatsarchiv im November 2009 erfolgte, konnte Dr. Schönfeldt auch die restlichen Unterlagen erwerben. Nachdem er die Unterlagen in Berlin gesichtet und provisorisch erfaßt hatte, waren sie bereits in gewissem Maße der Forschung zugänglich. Speziell seitens der Ägyptologie bestand Interesse an den einschlägigen Korrespondenzen, die von den Nachwuchs-Wissenschaftlern Henning Franzmeier M.A. und Anke Weber M.A. intensiv erfasst wurden.
Die Unterlagen befanden sich bei ihrem Ankauf überwiegend gefaltet in (noch im Verlag mit dem Namen des jeweiligen Korrespondenzpartners beschrifteten) Briefumschlägen im DIN A5-Format. Die Briefumschläge zeigen teilweise Spuren von anhaltender Lichteinwirkung (Vergilbung, Versprödung) sowie mechanische Schäden, die Dokumente waren aber in einem ihrem Alter und den verwendeten Papierqualitäten entsprechenden guten Zustand. Teilweise mit überliefert waren "Trennreiter" aus starker Pappe, die mit Buchstaben des Alphabets beschriftet waren und offensichtlich zur besseren Übersicht über die alphabetisch geordneten Mappen dienen sollten.
Der Bestand wurde in drei Tranchen in das Staatsarchiv übernommen. Der erste Ankauf von 488 Mappen erfolgte im November 2009. Zum Zeitpunkt der Übernahme in das Staatsarchiv Leipzig befanden sich die Unterlagen weiter in den Briefumschlägen. Lediglich Dokumente im Umfang von rd. 0,30 cm waren lose und mussten identifiziert und zugeordnet werden. Im November 2009 wurden in einem ersten Bearbeitungsschritt alle Mappen gesichtet, sortiert und lose Schriftstücke zugeordnet. Viele Mappen waren in sich chronologisch geordnet, in der Regel buchmäßig, nur in Ausnahmefällen kaufmännisch. Teilweise musste die innere Ordnung wieder hergestellt werden. Parallel zu diesem Bearbeitungsschritt wurde eine von Dr. Schönfeldt erstellte Übersichtsliste ergänzt und teilweise präzisiert. Im Anschluss daran erfolgte die technische Bearbeitung der Mappen (planlegen, entmetallisieren, foliieren, verpacken, signieren). In einzelnen Fällen wurden sehr schlecht lesbare Dokumente fotokopiert und die Kopien dem Bestand beigelegt.
Im Frühjahr 2010 konnte der Ankauf der zweiten und dritten Tranche erfolgen, die am 14. April und 11. Juni in das Staatsarchiv Leipzig übernommen wurden. Von Anfang Mai bis Anfang Juli 2010 wurden die Unterlagen durch Frau Anke Weber, M.A. der Ägyptologie, erschlossen (Betreuerin: Dr. Thekla Kluttig) und anschließend in der bereits beschriebenen Weise bis Anfang August 2010 technisch bearbeitet.
Ebenfalls noch im Jahr 2010 übergab das Ägyptische Museum, Leipzig, Unterlagen im Umfang von wenigen Zentimetern, die von Lucie Geist zur vorübergehenden Aufbewahrung im Vorgriff auf eine spätere Archivierung des Verlagsarchivs an das Museum übergeben worden waren. Darunter befanden sich neben persönlichen Dokumenten von Lucie Geist auch wichtige Verlagsverträge zur Herausgeberschaft der Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde und der Orientalistischen Literaturzeitung. Die Mappen Nr. 699 - 708 wurden dem Bestand im Mai 2021 hinzugefügt, sie enthalten Korrespondenz zur Theologischen Literaturzeitung.
Zwischen Februar 2012 und März 2013 wurde der Bestand im Archivzentrum Hubertusburg des Sächsischen Staatsarchivs schutzverfilmt. Im Anschluss fand eine Digitalisierung vom Schutzfilm statt. Eine Online-Stellung der Digitalisate ist vorgesehen, aber noch nicht realisiert.
Überlieferungsschwerpunkte
Da nicht rekonstruiert werden konnte, welche Unterlagen 1977 an den Akademie-Verlag nach Berlin abgegeben wurden, kann auch nicht beurteilt werden, welche Lücken nach 1977 oder durch die Wirren nach 1990 entstanden sind. Festzustellen ist, dass Korrespondenzen zu allen Buchstaben des Alphabets vorhanden sind - gravierende "blockweise" Lücken sind anscheinend nicht vorhanden. Allerdings sind manche Serien von Korrespondenzen unvollständig und sicher sind - gemessen an der Überlieferung, die eigentlich vorhanden sein müsste - durch den Bombenangriff 1943 bereits Unterlagen in erheblichem Umfang verloren gegangen.
Der sieben laufende Meter umfassende Bestand spiegelt dennoch die umfangreiche und fachlich weit gespannte Publikationstätigkeit des Verlages J. C. Hinrichs. Als namhafte Beispiele für die verschiedenen Fachgebiete seien genannt: Ägyptologie: Ludwig Borchardt, Alan Gardiner, Adolf Erman, Hermann Grapow, Georg Steindorff; Orientalistik: Ernst Walter Andrae, Bruno Güterbock, Richard Hartmann, Robert Koldewey, Gotthelf Bergsträsser; Theologie: Adolf von Harnack, Fritz Lieb, Hans Lietzmann, Carl Schmidt, Karl Ludwig Schmidt.
Die Überlieferung zu den einzelnen Autoren ist unterschiedlich in Umfang und Laufzeit: Neben Einzelschriftstücken oder Korrespondenzen im Umfang von nur wenigen Blatt stehen umfangreiche Konvolute, die einen Zeitraum von zwanzig, dreißig oder gar fünfzig Jahren abdecken (wie im Falle von Albrecht Alt, dem langjährigen Vorsitzenden des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas). Mit jeweils über 500 Blatt besonders dicht ist die Überlieferung zu folgenden Autoren und Herausgebern: Gotthelf Bergsträsser, Otto Eissfeldt, Adolf von Harnack, Richard Hartmann, Erich Klostermann, Fritz Lieb, Gustav Mensching, Hermann Sauer, Hans Heinrich Schaeder, Alexander Scharff, Carl Schmidt, Karl Ludwig Schmidt, Georg Steindorff, Hugo Winckler und Walther Wolf.
Der Inhalt der Korrespondenzen betrifft vor allem "Verlagsangelegenheiten": Es geht um die geplante oder in der Realisierung befindliche Drucklegung von Werken, um Honorarfragen, um redaktionelle Angelegenheiten und Fragen der Ausstattung. Die Korrespondenzen mit Herausgebern (wie z. B. Carl Schmidt oder Richard Hartmann) thematisieren die Suche nach geeigneten Wissenschaftlern für Besprechungen und Miszellen oder organisatorische und finanzielle Angelegenheiten der Zeitschrift oder Reihe. Der Duktus ist dabei sehr unterschiedlich und variiert zwischen ehrerbietig (wie im Falle der Schreiben des Verlags an Adolf von Harnack) oder geradezu launig im Ton wie im Briefwechsel zwischen Gustav Rost und Hermann Grapow. Abhängig vom Grad des persönlichen Kontaktes zwischen dem jeweiligen Verleger und den Autoren finden sich dann auch persönliche Bemerkungen in den Schreiben.
Als Besonderheit ist die sehr umfangreiche Überlieferung zur Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG) zu nennen, die v. a. Korrespondenz mit dem langjährigen Schriftleiter der DOG, Bruno Güterbock, enthält. Die 24 Akten dokumentieren den Zeitraum 1912 bis 1943 und bieten Einblicke in die Entstehung zahlreicher Publikationen, die als "Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft" beim Verlag J. C. Hinrichs erschienen. Zudem enthalten sie zahlreiche vereinsinterne Dokumente wie Rundschreiben der DOG an ihre Mitglieder, Mitgliederlisten mit Ab- und Zugängen oder Protokolle von Hauptversammlungen.
Der Verlag J. C. Hinrichs zeichnete sich durch eine gute Schriftgutverwaltung aus, so dass die Korrespondenzen nicht nur die eingehenden, sondern grundsätzlich auch Entwürfe oder Abschriften der ausgehenden Schreiben enthalten. Die eingehenden Schriftstücke wurden regelmäßig mit einem datierten Posteingangsstempel versehen, so dass ihre chronologische Einordnung möglich ist.
Hinweise für die Benutzung
Um eine schnelle Benutzbarkeit des Bestandes zu erzielen und aus fachlichen wie personellen Gründen erfolgte die Erschließung des Bestandes auf der Ebene der vom Verlag angelegten Korrespondenzmappen (= Akten),[19] hier durch Angabe von laufender Nummer, Titel (= Korrespondenzpartner), vertiefendem Enthält-Vermerk und Datierung. Darüber hinaus wurden die Angabe des Umfangs (Blattzahl pro Verzeichnungseinheit) und der Identifizierung dienende biographische Stichworte sowie die Lebensdaten des Korrespondenzpartners - soweit mit zu vertretendem Aufwand zu ermitteln - mit in die Verzeichnungsangaben aufgenommen.
Im Rahmen des zeitlich Möglichen wurde versucht, die genannten Werke, die Korrespondenzpartner und weitere in der Korrespondenz vorkommende Personen zu identifizieren. Hierzu erfolgte grundsätzlich eine Recherche in folgenden Medien (jeweils Stand 2010):
Identifizierung von Werken: Hinrichs-Verlagskataloge (Nr. 680 und 681) und Recherche über den Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK),
Identifizierung von Personen: "Biographie-Portal" (www.biographie-portal.eu/about), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (www.bautz.de/bbkl/), Professorenkatalog der Universität Leipzig (www.uni-leipzig.de/unigeschichte/professorenkatalog/) sowie eine allgemeine Internet-Recherche.
Indiziert wurden alle in Titel- und Enthält-Vermerken erfassten Orte (außer Leipzig) sowie die dort erfassten Personennamen, soweit es direkt um die Person und nicht um ein von ihr publiziertes Werk geht. Die Indizierung erfasst also nicht die Nennung der Verfassernamen von Werken, die in der Korrespondenz thematisiert werden. Als Beispiel:
Titel: Ihmels, Carl (Direktor der Evangelisch-Lutherischen Mission in Leipzig, 1888-1967)
Enthält u. a.: Todesanzeige von Ihmels.- "Predigten, Neujahrsbekenntnis".- Graefe: "Die Weltanschauung Rabindranath Tagores in ihrer Beziehung zum Abendlande".
? Indiziert wurde "Ihmels, Carl", aber nicht "Graefe".
Die Korrespondenzen sind in einzelnen Klassifikationspunkten alphabetisch nach den Korrespondenzpartnern sortiert, bei mehreren Akten zu einem Korrespondenzpartner chronologisch fortschreitend.
Quellen in anderen Einrichtungen
Nachlass 240 in der Universitätsbibliothek Leipzig (Albertina): "Nachlass von Hermann Rost (24.5.1822 – 24.5.1896) und der Hinrichs'schen Buchhandlung Leipzig"[20]
Dokumente zum J. C. Hinrichs Verlag in der Sammlung "Archivalien und Dokumente zur Buchgeschichte" in der Deutschen Nationalbibliothek, Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Leipzig
Thekla Kluttig
März 2016
Abkürzungsverzeichnis
[01] Die folgende Firmengeschichte basiert auf der Darstellung von Lucie Geist: Ein Geschäft recht geistiger Natur. Zum 200. Jahrestag der Gründung des J. C. Hinrichs Verlag Leipzig, Leipzig, 1. Auflage 1991. Lucie Geist, geb. 1902, war von 1925 bis zur seiner Liquidation 1977 für den Verlag tätig - und noch darüber hinaus. Ihre Darstellung wurde in einigen Punkten präzisiert, dies gilt vor allem hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse. Zudem liegt der Schwerpunkt der vorliegenden Einleitung auf dem Zeitraum ab etwa 1880, aus dem auch das vorhandene Archivgut stammt.
[02] David Rost war seit 1902 mit Dorothee van der Smissen verheiratet (1867-1945). Die Ehe blieb kinderlos, und David Rost nahm eine Nichte seiner Frau, Sophie van der Smissen (1902-1989), als Pflegetochter an.
[03] Auf die Bedeutung der bibliographischen Publikationen des Verlags soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, s. dazu u. a. Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker, Bd. 3, Berlin / Eberswalde 1905, S. 451-454. Anlässlich der Gründung der Deutschen Bücherei in Leipzig 1916 ging diese Aufgabe an den Börsenverein der Deutschen Buchhändler über; mit dem 236. Halbjahreskatalog ging die bibliographische Tradition der Firma zu Ende.
[04] http://www.eva-leipzig.de/ (letzter Zugriff 29.12.2014).
[05] Lucie Geist hatte die Zeitschrift damit über sechzig Jahre - von 1925 bis 1986 - redaktionell betreut.
[06] Siehe auch Helmut Bähring / Kurt Rüddiger (Hrsg.): Lexikon Buchstadt Leipzig – Von den Anfängen bis zum Jahr 1990, S. 117.
[07] In die Zeit seiner verlegerischen Tätigkeit fielen auch die seinerzeit viel beachteten ethischen Betrachtungen von Carl Hilty, die zwischen 1891 und 1909 bei Hinrichs in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Verlag Fa. Verlag Huber & Co. AG veröffentlicht wurden. Im Bestand befindet sich auch eine Akte zur Veröffentlichung eines Bandes mit einer Auswahl aus Hiltys Schriften im Jahr 1938, s. Nr. 476.
[08] Die anderen beiden Kinder waren Hermann Rost d.J. (1888-1916) und Ida Rost (1899-1979).
[09] Die Zeitschrift stellte ihr Erscheinen 1942 ein und wurde nach dem Krieg nicht mehr fortgeführt. Ihr Herausgeber, Karl Ludwig Schmidt, war bereits 1934 in die Schweiz gegangen.
[10] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (im Folgenden: StA-L), 22208 J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig, Nr. 39 und 439. Siehe auch StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HR 23201 (Handelsregisterakte Verlag der "Asia Major" Dr. Bruno Schindler) sowie die Mitgliedsakte im Bestand 21756 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I), Nr. F 15954 im StA-L.
[11] Neben David, Luise und Ida Rost war zeitweilig auch Otto Zimmermann, Buchhändler aus Leipzig, persönlich haftender Gesellschaft, siehe StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 6780 (Handelsregisterakte J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig).
[12] Dora Rosts Anteil wurde mit Wirkung vom 13. April 1953 zu Volkseigentum erklärt; Rechtsträger wurde die Deutsche Investitionsbank, ebd.
[13] Marianne Prast geb. Klotz war am 15.05.1956 anstelle ihres verstorbenen Vaters als persönlich haftende Gesellschafterin und Geschäftsführerin in die Firma J. C. Hinrichs Verlag eingetreten, ebd. Ausgehend von dem Bruderpaar Adolf Rost der Jüngere (gest. 1918) und David Rost (gest. 1945) gab es unseres Wissens zwei Erblinien. Ein 20%-tiger Anteil liegt bei einer Erbin von Sophie van der Smissen, ein 80%iger Anteil bei einer über mehrere Kontinente verstreuten vielköpfigen mennonitischen Erbengemeinschaft. Ein Restitutionsantrag auf den Verlag war nicht gestellt worden. Zur Hamburger Familie siehe Rauert, Matthias-H. und Kümpers-Greve, Annelie: Van der Smissen. Eine mennonitische Familie vor dem Hintergrund der Geschichte Altonas und Schleswig-Holsteins. Texte und Dokumente (Studien zur Kulturgeschichte Norddeutschlands, herausgegeben von Annelie Kümpers-Greve, Band 1) Hamburg 1992. Ein Depositum "van der Smissen" befindet sich im Staatsarchiv Hamburg.
[14] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 6780.
[15] Geist, S. 74f. Das Übernahmedatum konnte durch die freundliche Auskunft von Frau Dr. Enke, Leiterin des Archivs der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, auf den 31. August 1977 präzisiert werden. Dies ergibt eine Notiz in den Geschäftsakten des Akademie-Verlags, dessen Archivgut sich seit 1994 im Archiv der Akademie der Wissenschaften befindet.
[16] Eine Anfrage bei der Akademie Verlag GmBh im Juni 2010 erbrachte keine Hinweise zur Geschichte der Unterlagen. Der Verlag konnte lediglich eine Auskunft der Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) bestätigen, wonach Hinrichs-Unterlagen in geringem Umfang (unter 1 lfm) im Jahr 1997 der UBL zugesandt wurden. Sie ergänzen den dortigen Bestand "Nachlass 240: Nachlass von Hermann Rost und der Hinrichs’schen Buchhandlung Leipzig". Das Staatsarchiv hält es für wenig wahrscheinlich, dass die Unterlagen zu einem unbestimmten Zeitpunkt gestohlen wurden. Der Ankauf der Unterlagen erfolgte im Wissen um die ungewöhnliche Bestandsgeschichte, aber im Bewusstsein des Wertes der Unterlagen für die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte und mit dem Ziel, die Unterlagen für die Öffentlichkeit zu sichern.
[17] Soweit die Auskunft des Händlers gegenüber dem Käufer der Unterlagen, Herrn Dr. Schönfeldt.
[18] Die über 40 Verlagsbestände haben einen Gesamtumfang von über 1,5 km; darunter befindet sich auch das Archivgut der bedeutenden Musikverlage Breitkopf & Härtel und C. F. Peters sowie das Archivgut des Verlags F. A. Brockhaus, Leipzig.
[19] Korrespondenzen mit Wissenschaftlern, speziell Autographen, werden von vielen Einrichtungen nach den "Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen (RNA)" erschlossen. Diese sind - trotz einer gewissen Akzentverschiebung in der neuesten Fassung vom Februar 2010 - im Kern bezogen auf die Ordnung und Verzeichnung einzelner Schriftstücke. Eine Erschließung des Bestandes auf dieser Ebene war fachlich und im Hinblick auf das zu erwartende Nutzungsinteresse nicht angemessen.
[20] Siehe zu Archivalien der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung und des Verlags J. C. Hinrichs in Leipzig Thomas Fuchs: Verlagsarchive in der Universitätsbibliothek Leipzig, in: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 22 (1914), S. 249-303, hier S. 260-280. Fuchs stellt dort auch den Nachlass von Lucie Geist im Universitätsarchiv Leipzig vor.
1791 gründete August Leberecht Reinicke eine Buchhandlung in Leipzig, in die er 1796 Johann Conrad Hinrichs (1763-1813) als Gesellschafter aufnahm.[01] Ab 1801 führte Hinrichs das Geschäft unter seinem Namen weiter. Er starb 1813 - noch nicht fünfzigjährig - durch einen Reitunfall. Seine Witwe, Christiane Hinrichs, übernahm die Führung des Geschäfts, in das bereits 1805 ihr Neffe, Christian Friedrich Adolf Rost, als Lehrling eingetreten war. 1819 wurde Adolf Rost Teilhaber des nun unter J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung firmierenden Geschäfts. Nach dem Tod Christiane Hinrichs 1840 wurde Adolf Rost alleiniger Inhaber und blieb dies bis zu seinem Tod 1856. Sein einziger Sohn, Ludwig Adolf Herrmann Rost, übernahm den Verlag. Hermann Rost hatte vier Kinder, darunter Adolf Rost (1858-1918) und David Rost (1865-1945). [02] Zu dieser Zeit hatte der Verlag bereits einen erheblichen Bekanntheitsgrad im deutschen Buchhandel aufgrund der Herausgabe von Verzeichnissen neu erschienener Bücher erreicht.[03]
Der J. C. Hinrichs Verlag spezialisierte sich unter der Leitung von Herrmann Rost als Wissenschaftsverlag zunehmend auf Theologie und Orientalistik einschließlich der Ägyptologie. 1863 erschien erstmals die älteste ägyptologische Zeitschrift der Welt, die "Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde" (ZÄS). Im überlieferten Zeitraum waren als Herausgeber tätig: 1895-1907 Adolf Erman und Georg Steindorff, 1907-1934 Georg Steindorff, 1935-1937 Georg Steindorff und Walther Wolf sowie 1938-1943 Walther Wolf. 1944 musste die Zeitschrift ihr Erscheinen einstellen, ab 1954 erschien sie zunächst als Lizenzausgabe im Akademie-Verlag, Berlin (in Arbeitsgemeinschaft mit J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig). Mit der Liquidation des Hinrichs-Verlags 1977 ging die Zeitschrift ganz in den Akademie-Verlag über, bei dem sie noch heute erscheint. Daneben erschienen bedeutende Monographien und Standardwerke wie das "Wörterbuch der ägyptischen Sprache" von Adolf Erman und Hermann Grapow.
Ein weiterer Schwerpunkt der Verlagstätigkeit war die Theologie. Der Verlag brachte die "Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche" heraus, nahm 1876 die "Theologische Literaturzeitung" in Verlag und publizierte seit 1882 unter der Herausgeberschaft von Adolf von Harnack und Oscar von Gebhardt die "Texte und Untersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur" (TuU). Die "Theologische Literaturzeitung" (ThLZ) wurde 1876 von Emil Schürer und Adolf von Harnack gegründet, die bis 1910 auch Herausgeber blieben. In den folgenden Jahrzehnten wechselten Herausgeber und Redakteure wiederholt - genannt seien Emanuel Hirsch, Hans Lietzmann, Walter Bauer, Hans-Georg Opitz, Gustav Mensching und Kurt Aland, der die Schriftleitung von 1941 bis zur kriegsbedingten vorläufigen Einstellung der Zeitschrift 1944 innehatte. 1947 konnte die ThLZ wieder erschienen, nun aber in der 1946 neu gegründeten Evangelischen Verlagsanstalt, Berlin - Leipzig, die auch heute noch - als Evangelische Verlagsanstalt Leipzig[04] - die ThLZ herausgibt.
Die Orientalistik gewann unter der Verlagsleitung von Adolf Rost (ab 1891) zunehmende Bedeutung. So wurden im Jahr 1900 die "Wissenschaftlichen Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft" gegründet, bei denen Autoren wie Walter Andrae, Ludwig Borchardt, Kurt Sethe oder Heinrich Schäfer veröffentlichten. Weitere Reihen waren (ab 1899) "Der Alte Orient, Gemeinverständliche Darstellungen" und (ab 1896) "Untersuchungen zur Geschichte und Altertumskunde Ägyptens". Ab 1903 entstanden die "Urkunden des ägyptischen Altertums" und weitere Reihenwerke. 1909 schließlich übernahm der J. C. Hinrichs Verlag zusammen mit dem Selbstverlag Felix Peiser auch dessen "Orientalistische Literaturzeitung" (OLZ). Die OLZ war 1898 durch Peiser, Professor an der Universität in Königsberg, gegründet worden und erschien nach der Übernahme durch Hinrichs mit dem Untertitel "Monatsschrift für die Wissenschaft vom Vorderen Orient und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers". Felix Peiser blieb bis 1920 Herausgeber und übergab diese Funktion dann an Walter Wreszinski, der die OLZ mit dem Untertitel "Monatsschrift für die Wissenschaft vom ganzen Orient und seine Beziehungen zu den angrenzenden Kulturkreisen" weiterführte. Als Redakteure wirkten u. a. Gotthelf Bergsträsser, Hans Ehelolf, Hans Haas, Albert von le Coq und Richard Hartmann mit. Hartmann übernahm nach Wreszinskis Tod 1935 die Herausgeberschaft. 1944 musste die OLZ kriegsbedingt ihr Erscheinen vorläufig einstellen und konnte erst 1954 fortgeführt werden - als Lizenzausgabe im Akademie-Verlag, Berlin und wiederum unter der Herausgeberschaft von Richard Hartmann (bis 1961). Die redaktionelle Bearbeitung erfolgte weiter durch den J. C. Hinrichs Verlag in Leipzig, auch nach dessen Liquidation 1977 in personeller Kontinuität durch Lucie Geist bis zu ihrem endgültigen altersbedingten Rückzug im Jahr 1986.[05] Die OLZ erscheint auch aktuell noch beim Akademie-Verlag, Berlin.
Zum Zeitpunkt des 100. Jahrestags der Verlagsgründung am 1. August 1891 waren Buchhandlung und Verlag bereits seit langem getrennte Geschäftsbereiche. Schon 1868 war der Verlag als eigener Betrieb aus dem Unternehmen herausgelöst worden.[06] Hermann Rosts Sohn Adolf Rost leitete zunächst das Sortiment, bis 1891 auch sein jüngerer Bruder David Rost Teilhaber wurde und ihn in der Leitung des Sortiments ablöste. Die Leitung des Verlags lag nun - auch nach dem Tod von Hermann Rost 1896 - bei Adolf Rost.[07] Aus seiner Ehe mit Helene Zürn hatte Adolf Rost vier Kinder, darunter Luise Rost (1889-1943) und Gustav Rost (1893-1934).[08] Als Adolf Rost im April 1918 starb, übernahm Luise Rost die kaufmännischen Belange des Verlags, ihr Bruder Gustav wirkte als Verleger. Er versuchte, durch die Wiederaufnahme traditioneller Reihen die Folgen des Ersten Weltkriegs zu überwinden, und führte gleichzeitig Neuerungen u. a. in der Außendarstellung des Verlags ein (Verlagssignet, Briefkopf). In den folgenden Jahren erschienen bedeutende Tafelwerke (u. a. über die Ausgrabungen in Assur und Babylon) und die Veröffentlichungen der Ernst von Sieglin-Expedition. Ab 1922 wurde mit den von Karl Ludwig Schmidt herausgegebenen Theologischen Blättern eine neue Zeitschrift in das Verlagsprogramm genommen.[09] Zu einem bis heute wirkmächtigen Standardwerk entwickelte sich das in den Jahren 1926 bis 1931 von Adolf Erman unter Mitwirkung von Hermann Grapow erschienene "Wörterbuch der ägyptischen Sprache". Daneben erschienen in den 1920er und 1930er Jahren zahlreiche Einzelveröffentlichungen bedeutender Wissenschaftler wie Adolf von Harnack, Kurt Sethe, Hermann Kees, Ludwig Borchardt oder Heinrich Schäfer. Zwischen 1926 und 1935 erschien bei Hinrichs auch die Zeitschrift "Asia Major", die Gustav Rost 1926 mit dem Verlag der "Asia Major" von dem Gründer und vormaligen Besitzer des Verlages, Dr. Bruno Schindler, gekauft hatte.[10]
Mit Gustav Rost, der im November 1934 erst 42-jährig starb, endete eine lange verlegerische Familientradition. Die Geschäfte wurden zunächst interimistisch von den Mitarbeitern weitergeleitet, dem Prokuristen Curt Kunze, der Redaktionsleiterin Lucie Geist, der Herstellungsleiterin Dr. Hildegard Lange, der Buchhalterin Lydia Busch und der Vertriebsleiterin Margarete Fuchs.[11] David Rost, der weiter das Sortiment leitete, gewann schließlich den Gothaer Verleger Leopold Klotz als neuen Geschäftsleiter.
Leopold Klotz (1878-1956) hatte sich nach Positionen beim Verlag B. G. Teubner in Leipzig und Friedrich-Andreas-Perthes Verlag in Gotha 1925 mit einem eigenen Verlag selbstständig gemacht. Er wurde 1937 Geschäftsleiter und entwickelte mit neuem Elan die wichtigen Veröffentlichungsreihen des Verlages fort. In den folgenden Jahren erschienen - unter zunehmend erschwerten Bedingungen - noch bedeutende Einzelveröffentlichungen u. a. von Berthold Spuler, H. H. Schaeder und Otto Eissfeldt. Welche Kompromisse der Verlag während des Nationalsozialismus einging, bedarf noch der Untersuchung. Eine fatale Zäsur in der Geschichte des Verlags bildete die massive Zerstörung des Verlagsgebäudes durch den Bombenangriff vom 4. Dezember 1943, bei dem auch fast das ganze Verlagsarchiv verbrannte. Der Verlagsleiter Klotz sah sich gezwungen, seinen Wohnsitz nach Gotha zu verlegen und leitete von dort aus die vor allem angesichts des Papiermangels immer schwieriger werdenden Geschäfte. 1944 mussten schließlich die zentralen Zeitschriften des Verlags - Theologische Literaturzeitung, Orientalistische Literaturzeitung, Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde und die Theologischen Blätter - ihr Erscheinen einstellen.
Zum Zeitpunkt des Kriegsendes lag der Verlag danieder. Luise Rost war 1943 gestorben, David Rost starb im Oktober 1945. Die Bestände waren weitgehend vernichtet. Leopold Klotz gelang es zwar, eine Verkaufslizenz für den Verlag zu erhalten, nicht aber eine Lizenz zur Wiederaufnahme der Produktion. Stattdessen wurde ihm nahegelegt, sich mit dem 1946 gegründeten Akademie-Verlag in Berlin in Verbindung zu setzen, dem im entstehenden Verlagssystem der SBZ / DDR die Funktion des zentralen Wissenschaftsverlags zugewiesen worden war. In den folgenden Jahren entstand eine Arbeitsgemeinschaft zwischen beiden Verlagen, zahlreiche Vereinbarungen wurden abgeschlossen und Lizenzen eingeräumt. So erschienen die Orientalistische Literaturzeitung und die Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde ab 1954 im Akademie-Verlag, die redaktionelle Bearbeitung blieb aber auf Wunsch der Bearbeiter beim Hinrichs-Verlag. Ein ähnliche Lösung wurde für die Theologische Literaturzeitung gefunden, die ab 1947 bei der 1946 gegründeten Evangelischen Verlagsanstalt erschien, redaktionell aber weiter vom Hinrichs-Verlag betreut wurde.
Leopold Klotz erhielt anlässlich seines 75. Geburtstages im Dezember 1953 von der Theologischen Fakultät der Philipps-Universität Marburg auf Grund seiner Verdienste um die wissenschaftlich-theologische Forschung die Würde eines Doktors der Theologie; er starb gut zwei Jahre später - am 25. Januar 1956 - in Gotha.
Der Hinrichs-Verlag war 1947 in eine Kommanditgesellschaft mit Leopold Klotz als persönlich haftendem Gesellschafter und Geschäftsführer umgewandelt worden, Kommanditistinnen waren Sophie van der Smissen (Pflegetochter und Alleinerbin von David Rost) und Dora Rost, Witwe des 1934 verstorbenen Gustav Rost. Sophie van der Smissen war bereits 1946 nach Hamburg übergesiedelt, ihre Gewinnanteile wurden ihr auf einem Sonderkonto gutgeschrieben. Dora Rost kehrte 1953 von einem Besuch in Westberlin nicht wieder nach Leipzig zurück.[12] 1959 blieb auch Marianne Prast, geb. Klotz (1920-1965, Tochter und Erbin von Leopold Klotz) nach einer Reise in Westdeutschland.[13] Ihr Gesellschaftsanteil unterlag danach der staatlichen Treuhandverwaltung auf Grund des § 1 der Anordnung Nr. 2 des Ministeriums der Finanzen vom 20.08.1958 über die Behandlung des Vermögens von Personen, die die DDR nach dem 10.06.1953 verlassen. Mit Wirkung zum 1. Januar 1967 erfolgte ein Rechtsträgerwechsel von der Deutschen Investitionsbank, Bezirksdirektion Leipzig zum Akademie-Verlag, Berlin, der von nun an als staatlicher Treuhänder wirkte. Auch weiterhin verblieben die Redaktionen der Theologischen und der Orientalistischen Literaturzeitung in Leipzig, Lucie Geist bearbeitete zudem Lizenzierungs- und Nachdruckanfragen. Mit ihrem Ausscheiden aus dem J. C. Hinrichs Verlag endete aber auch dessen Zeit. Der Akademie-Verlag wurde mit seiner Liquidation beauftragt, die 1977 vollzogen wurde. Verlagsrechte und laufende Lizenzvereinbarungen wurden vom Akademie-Verlag übernommen, die Löschung im Handelsregister erfolgte zum 31.03.1978.[14]
Bestandsgeschichte und –bearbeitung
Noch vorhandene Unterlagen des Verlags, v. a. Verlagsverträge und Autorenkorrespondenzen, wurden 1977 zum Akademie-Verlag nach Berlin überführt, der die Liquidation des Verlags J. C. Hinrichs durchführte.[15] Dort verliert sich die Spur. Bislang konnte nicht ermittelt werden, in welcher der Berliner Betriebsstätten des Akademie-Verlages die Unterlagen eingelagert worden waren. Der Akademie-Verlag selbst wurde 1991 durch Verkauf privatisiert, das Archivgut des Verlags wurde 1994 – ohne die Überlieferung des Verlages J.C. Hinrichs - dem Archiv der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften übergeben. Die Vermutung, dass die Unterlagen des Hinrichs-Verlags im ehemaligen preußischen Herrenhaus in der Leipziger Straße 3/4, das bis 1994 der Sitz des Akademie-Verlags war, eingelagert worden waren, konnte bislang nicht bestätigt werden. 1997 begannen nach einer Generalräumung die Umbauarbeiten an dem Gebäude, in dem seit 2000 der Bundesrat tätig ist.[16]
Zu einem unbekannten Zeitpunkt kaufte ein Entrümpeler und Trödelhändler einem Speditionsunternehmen, das gerade ein Gebäude mit einer ehemaligen Betriebsstätte des Akademie-Verlages in Berlin beräumt hatte, eine halbe LKW-Ladung mit ausgedientem Büroinventar ab.[17] Unter den übernommenen Gegenständen befanden sich etwa 10-15 Kartons mit den äußerlich nicht als solchen erkennbaren Unterlagen des Verlags. Bis 2008 lagerte der Händler die weitgehend ungeöffneten Kartons in Berlin Kreuzberg ein.
Mitte Februar 2008 stieß Dr. Hans-Andreas Schönfeldt auf einem Berliner Trödelmarkt zufällig auf einen Koffer mit z. T. bereits geöffneten und regennassen Bündeln aus dem Schriftwechsel zwischen der Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG) und dem Verlag J. C. Hinrichs. Er kaufte den gesamten Inhalt zunächst aus philatelistischem, aber auch aus kulturhistorischem Interesse an der DOG und den ihm bekannt erscheinenden Namen einiger der Autoren auf. Nachdem er bei der Auswertung seines "Fundes" die Provenienz und den wahren kulturhistorischen Wert der Unterlagen erkannt hatte, versuchte er unverzüglich in Kontakten mit Berliner Archiven, der Senatsverwaltung für Kultur, anderen Wissenschaftseinrichtungen und dem Berliner Landeskriminalamt einen Weg zur Sicherung und öffentlichen Nutzbarmachung der Unterlagen zu finden. Dr. Schönfeldt kaufte, zunächst aus eigenem Interesse, dann aber auch bestärkt durch das angedeutete Interesse einer Berliner Einrichtung, weitere Unterlagen auf, seine Bemühungen um eine Finanzierung durch eine öffentliche Einrichtung mit dem Ziel der dauerhaften Übernahme der Unterlagen durch eine Berliner Einrichtung blieben – ebenso wie seine Versuche, über die Alteigentümerfamilie eine archivfachlich geeignete Lösung zu finden - aber vergeblich. Nachdem er im Frühjahr 2009 am Rande einer Sitzung des Kuratoriums der Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (SAPMO) der Leiterin des Landeshauptarchivs Sachsen-Anhalt von dem Sachverhalt berichtet hatte, vermittelte diese den Kontakt zum Sächsischen Staatsarchiv - Staatsarchiv Leipzig. Das Staatsarchiv Leipzig verwahrt aufgrund seiner Zuständigkeit Archivgut zahlreicher Leipziger Verlage vor 1990; zu seinen Beständen zählen u. a. die Archivalien der bedeutenden Wissenschaftsverlage B. G. Teubner und Johann Ambrosius Barth.[18]
Zum Zeitpunkt der Kontaktaufnahme zwischen dem Staatsarchiv Leipzig und Dr. Schönfeldt hatte dieser etwa zwei Drittel der vorhandenen Unterlagen aufgekauft – weitere Aufkäufe jedoch aufgrund mangelnder Unterstützung durch staatliche Stellen zurückgestellt. Nachdem der Ankauf des ersten Teils der Unterlagen durch das Staatsarchiv im November 2009 erfolgte, konnte Dr. Schönfeldt auch die restlichen Unterlagen erwerben. Nachdem er die Unterlagen in Berlin gesichtet und provisorisch erfaßt hatte, waren sie bereits in gewissem Maße der Forschung zugänglich. Speziell seitens der Ägyptologie bestand Interesse an den einschlägigen Korrespondenzen, die von den Nachwuchs-Wissenschaftlern Henning Franzmeier M.A. und Anke Weber M.A. intensiv erfasst wurden.
Die Unterlagen befanden sich bei ihrem Ankauf überwiegend gefaltet in (noch im Verlag mit dem Namen des jeweiligen Korrespondenzpartners beschrifteten) Briefumschlägen im DIN A5-Format. Die Briefumschläge zeigen teilweise Spuren von anhaltender Lichteinwirkung (Vergilbung, Versprödung) sowie mechanische Schäden, die Dokumente waren aber in einem ihrem Alter und den verwendeten Papierqualitäten entsprechenden guten Zustand. Teilweise mit überliefert waren "Trennreiter" aus starker Pappe, die mit Buchstaben des Alphabets beschriftet waren und offensichtlich zur besseren Übersicht über die alphabetisch geordneten Mappen dienen sollten.
Der Bestand wurde in drei Tranchen in das Staatsarchiv übernommen. Der erste Ankauf von 488 Mappen erfolgte im November 2009. Zum Zeitpunkt der Übernahme in das Staatsarchiv Leipzig befanden sich die Unterlagen weiter in den Briefumschlägen. Lediglich Dokumente im Umfang von rd. 0,30 cm waren lose und mussten identifiziert und zugeordnet werden. Im November 2009 wurden in einem ersten Bearbeitungsschritt alle Mappen gesichtet, sortiert und lose Schriftstücke zugeordnet. Viele Mappen waren in sich chronologisch geordnet, in der Regel buchmäßig, nur in Ausnahmefällen kaufmännisch. Teilweise musste die innere Ordnung wieder hergestellt werden. Parallel zu diesem Bearbeitungsschritt wurde eine von Dr. Schönfeldt erstellte Übersichtsliste ergänzt und teilweise präzisiert. Im Anschluss daran erfolgte die technische Bearbeitung der Mappen (planlegen, entmetallisieren, foliieren, verpacken, signieren). In einzelnen Fällen wurden sehr schlecht lesbare Dokumente fotokopiert und die Kopien dem Bestand beigelegt.
Im Frühjahr 2010 konnte der Ankauf der zweiten und dritten Tranche erfolgen, die am 14. April und 11. Juni in das Staatsarchiv Leipzig übernommen wurden. Von Anfang Mai bis Anfang Juli 2010 wurden die Unterlagen durch Frau Anke Weber, M.A. der Ägyptologie, erschlossen (Betreuerin: Dr. Thekla Kluttig) und anschließend in der bereits beschriebenen Weise bis Anfang August 2010 technisch bearbeitet.
Ebenfalls noch im Jahr 2010 übergab das Ägyptische Museum, Leipzig, Unterlagen im Umfang von wenigen Zentimetern, die von Lucie Geist zur vorübergehenden Aufbewahrung im Vorgriff auf eine spätere Archivierung des Verlagsarchivs an das Museum übergeben worden waren. Darunter befanden sich neben persönlichen Dokumenten von Lucie Geist auch wichtige Verlagsverträge zur Herausgeberschaft der Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde und der Orientalistischen Literaturzeitung. Die Mappen Nr. 699 - 708 wurden dem Bestand im Mai 2021 hinzugefügt, sie enthalten Korrespondenz zur Theologischen Literaturzeitung.
Zwischen Februar 2012 und März 2013 wurde der Bestand im Archivzentrum Hubertusburg des Sächsischen Staatsarchivs schutzverfilmt. Im Anschluss fand eine Digitalisierung vom Schutzfilm statt. Eine Online-Stellung der Digitalisate ist vorgesehen, aber noch nicht realisiert.
Überlieferungsschwerpunkte
Da nicht rekonstruiert werden konnte, welche Unterlagen 1977 an den Akademie-Verlag nach Berlin abgegeben wurden, kann auch nicht beurteilt werden, welche Lücken nach 1977 oder durch die Wirren nach 1990 entstanden sind. Festzustellen ist, dass Korrespondenzen zu allen Buchstaben des Alphabets vorhanden sind - gravierende "blockweise" Lücken sind anscheinend nicht vorhanden. Allerdings sind manche Serien von Korrespondenzen unvollständig und sicher sind - gemessen an der Überlieferung, die eigentlich vorhanden sein müsste - durch den Bombenangriff 1943 bereits Unterlagen in erheblichem Umfang verloren gegangen.
Der sieben laufende Meter umfassende Bestand spiegelt dennoch die umfangreiche und fachlich weit gespannte Publikationstätigkeit des Verlages J. C. Hinrichs. Als namhafte Beispiele für die verschiedenen Fachgebiete seien genannt: Ägyptologie: Ludwig Borchardt, Alan Gardiner, Adolf Erman, Hermann Grapow, Georg Steindorff; Orientalistik: Ernst Walter Andrae, Bruno Güterbock, Richard Hartmann, Robert Koldewey, Gotthelf Bergsträsser; Theologie: Adolf von Harnack, Fritz Lieb, Hans Lietzmann, Carl Schmidt, Karl Ludwig Schmidt.
Die Überlieferung zu den einzelnen Autoren ist unterschiedlich in Umfang und Laufzeit: Neben Einzelschriftstücken oder Korrespondenzen im Umfang von nur wenigen Blatt stehen umfangreiche Konvolute, die einen Zeitraum von zwanzig, dreißig oder gar fünfzig Jahren abdecken (wie im Falle von Albrecht Alt, dem langjährigen Vorsitzenden des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas). Mit jeweils über 500 Blatt besonders dicht ist die Überlieferung zu folgenden Autoren und Herausgebern: Gotthelf Bergsträsser, Otto Eissfeldt, Adolf von Harnack, Richard Hartmann, Erich Klostermann, Fritz Lieb, Gustav Mensching, Hermann Sauer, Hans Heinrich Schaeder, Alexander Scharff, Carl Schmidt, Karl Ludwig Schmidt, Georg Steindorff, Hugo Winckler und Walther Wolf.
Der Inhalt der Korrespondenzen betrifft vor allem "Verlagsangelegenheiten": Es geht um die geplante oder in der Realisierung befindliche Drucklegung von Werken, um Honorarfragen, um redaktionelle Angelegenheiten und Fragen der Ausstattung. Die Korrespondenzen mit Herausgebern (wie z. B. Carl Schmidt oder Richard Hartmann) thematisieren die Suche nach geeigneten Wissenschaftlern für Besprechungen und Miszellen oder organisatorische und finanzielle Angelegenheiten der Zeitschrift oder Reihe. Der Duktus ist dabei sehr unterschiedlich und variiert zwischen ehrerbietig (wie im Falle der Schreiben des Verlags an Adolf von Harnack) oder geradezu launig im Ton wie im Briefwechsel zwischen Gustav Rost und Hermann Grapow. Abhängig vom Grad des persönlichen Kontaktes zwischen dem jeweiligen Verleger und den Autoren finden sich dann auch persönliche Bemerkungen in den Schreiben.
Als Besonderheit ist die sehr umfangreiche Überlieferung zur Deutschen Orient-Gesellschaft (DOG) zu nennen, die v. a. Korrespondenz mit dem langjährigen Schriftleiter der DOG, Bruno Güterbock, enthält. Die 24 Akten dokumentieren den Zeitraum 1912 bis 1943 und bieten Einblicke in die Entstehung zahlreicher Publikationen, die als "Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen Orient-Gesellschaft" beim Verlag J. C. Hinrichs erschienen. Zudem enthalten sie zahlreiche vereinsinterne Dokumente wie Rundschreiben der DOG an ihre Mitglieder, Mitgliederlisten mit Ab- und Zugängen oder Protokolle von Hauptversammlungen.
Der Verlag J. C. Hinrichs zeichnete sich durch eine gute Schriftgutverwaltung aus, so dass die Korrespondenzen nicht nur die eingehenden, sondern grundsätzlich auch Entwürfe oder Abschriften der ausgehenden Schreiben enthalten. Die eingehenden Schriftstücke wurden regelmäßig mit einem datierten Posteingangsstempel versehen, so dass ihre chronologische Einordnung möglich ist.
Hinweise für die Benutzung
Um eine schnelle Benutzbarkeit des Bestandes zu erzielen und aus fachlichen wie personellen Gründen erfolgte die Erschließung des Bestandes auf der Ebene der vom Verlag angelegten Korrespondenzmappen (= Akten),[19] hier durch Angabe von laufender Nummer, Titel (= Korrespondenzpartner), vertiefendem Enthält-Vermerk und Datierung. Darüber hinaus wurden die Angabe des Umfangs (Blattzahl pro Verzeichnungseinheit) und der Identifizierung dienende biographische Stichworte sowie die Lebensdaten des Korrespondenzpartners - soweit mit zu vertretendem Aufwand zu ermitteln - mit in die Verzeichnungsangaben aufgenommen.
Im Rahmen des zeitlich Möglichen wurde versucht, die genannten Werke, die Korrespondenzpartner und weitere in der Korrespondenz vorkommende Personen zu identifizieren. Hierzu erfolgte grundsätzlich eine Recherche in folgenden Medien (jeweils Stand 2010):
Identifizierung von Werken: Hinrichs-Verlagskataloge (Nr. 680 und 681) und Recherche über den Karlsruher Virtuellen Katalog (KVK),
Identifizierung von Personen: "Biographie-Portal" (www.biographie-portal.eu/about), Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (www.bautz.de/bbkl/), Professorenkatalog der Universität Leipzig (www.uni-leipzig.de/unigeschichte/professorenkatalog/) sowie eine allgemeine Internet-Recherche.
Indiziert wurden alle in Titel- und Enthält-Vermerken erfassten Orte (außer Leipzig) sowie die dort erfassten Personennamen, soweit es direkt um die Person und nicht um ein von ihr publiziertes Werk geht. Die Indizierung erfasst also nicht die Nennung der Verfassernamen von Werken, die in der Korrespondenz thematisiert werden. Als Beispiel:
Titel: Ihmels, Carl (Direktor der Evangelisch-Lutherischen Mission in Leipzig, 1888-1967)
Enthält u. a.: Todesanzeige von Ihmels.- "Predigten, Neujahrsbekenntnis".- Graefe: "Die Weltanschauung Rabindranath Tagores in ihrer Beziehung zum Abendlande".
? Indiziert wurde "Ihmels, Carl", aber nicht "Graefe".
Die Korrespondenzen sind in einzelnen Klassifikationspunkten alphabetisch nach den Korrespondenzpartnern sortiert, bei mehreren Akten zu einem Korrespondenzpartner chronologisch fortschreitend.
Quellen in anderen Einrichtungen
Nachlass 240 in der Universitätsbibliothek Leipzig (Albertina): "Nachlass von Hermann Rost (24.5.1822 – 24.5.1896) und der Hinrichs'schen Buchhandlung Leipzig"[20]
Dokumente zum J. C. Hinrichs Verlag in der Sammlung "Archivalien und Dokumente zur Buchgeschichte" in der Deutschen Nationalbibliothek, Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Leipzig
Thekla Kluttig
März 2016
Abkürzungsverzeichnis
[01] Die folgende Firmengeschichte basiert auf der Darstellung von Lucie Geist: Ein Geschäft recht geistiger Natur. Zum 200. Jahrestag der Gründung des J. C. Hinrichs Verlag Leipzig, Leipzig, 1. Auflage 1991. Lucie Geist, geb. 1902, war von 1925 bis zur seiner Liquidation 1977 für den Verlag tätig - und noch darüber hinaus. Ihre Darstellung wurde in einigen Punkten präzisiert, dies gilt vor allem hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse. Zudem liegt der Schwerpunkt der vorliegenden Einleitung auf dem Zeitraum ab etwa 1880, aus dem auch das vorhandene Archivgut stammt.
[02] David Rost war seit 1902 mit Dorothee van der Smissen verheiratet (1867-1945). Die Ehe blieb kinderlos, und David Rost nahm eine Nichte seiner Frau, Sophie van der Smissen (1902-1989), als Pflegetochter an.
[03] Auf die Bedeutung der bibliographischen Publikationen des Verlags soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden, s. dazu u. a. Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker, Bd. 3, Berlin / Eberswalde 1905, S. 451-454. Anlässlich der Gründung der Deutschen Bücherei in Leipzig 1916 ging diese Aufgabe an den Börsenverein der Deutschen Buchhändler über; mit dem 236. Halbjahreskatalog ging die bibliographische Tradition der Firma zu Ende.
[04] http://www.eva-leipzig.de/ (letzter Zugriff 29.12.2014).
[05] Lucie Geist hatte die Zeitschrift damit über sechzig Jahre - von 1925 bis 1986 - redaktionell betreut.
[06] Siehe auch Helmut Bähring / Kurt Rüddiger (Hrsg.): Lexikon Buchstadt Leipzig – Von den Anfängen bis zum Jahr 1990, S. 117.
[07] In die Zeit seiner verlegerischen Tätigkeit fielen auch die seinerzeit viel beachteten ethischen Betrachtungen von Carl Hilty, die zwischen 1891 und 1909 bei Hinrichs in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Verlag Fa. Verlag Huber & Co. AG veröffentlicht wurden. Im Bestand befindet sich auch eine Akte zur Veröffentlichung eines Bandes mit einer Auswahl aus Hiltys Schriften im Jahr 1938, s. Nr. 476.
[08] Die anderen beiden Kinder waren Hermann Rost d.J. (1888-1916) und Ida Rost (1899-1979).
[09] Die Zeitschrift stellte ihr Erscheinen 1942 ein und wurde nach dem Krieg nicht mehr fortgeführt. Ihr Herausgeber, Karl Ludwig Schmidt, war bereits 1934 in die Schweiz gegangen.
[10] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (im Folgenden: StA-L), 22208 J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig, Nr. 39 und 439. Siehe auch StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HR 23201 (Handelsregisterakte Verlag der "Asia Major" Dr. Bruno Schindler) sowie die Mitgliedsakte im Bestand 21756 Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig (I), Nr. F 15954 im StA-L.
[11] Neben David, Luise und Ida Rost war zeitweilig auch Otto Zimmermann, Buchhändler aus Leipzig, persönlich haftender Gesellschaft, siehe StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 6780 (Handelsregisterakte J. C. Hinrichs Verlag, Leipzig).
[12] Dora Rosts Anteil wurde mit Wirkung vom 13. April 1953 zu Volkseigentum erklärt; Rechtsträger wurde die Deutsche Investitionsbank, ebd.
[13] Marianne Prast geb. Klotz war am 15.05.1956 anstelle ihres verstorbenen Vaters als persönlich haftende Gesellschafterin und Geschäftsführerin in die Firma J. C. Hinrichs Verlag eingetreten, ebd. Ausgehend von dem Bruderpaar Adolf Rost der Jüngere (gest. 1918) und David Rost (gest. 1945) gab es unseres Wissens zwei Erblinien. Ein 20%-tiger Anteil liegt bei einer Erbin von Sophie van der Smissen, ein 80%iger Anteil bei einer über mehrere Kontinente verstreuten vielköpfigen mennonitischen Erbengemeinschaft. Ein Restitutionsantrag auf den Verlag war nicht gestellt worden. Zur Hamburger Familie siehe Rauert, Matthias-H. und Kümpers-Greve, Annelie: Van der Smissen. Eine mennonitische Familie vor dem Hintergrund der Geschichte Altonas und Schleswig-Holsteins. Texte und Dokumente (Studien zur Kulturgeschichte Norddeutschlands, herausgegeben von Annelie Kümpers-Greve, Band 1) Hamburg 1992. Ein Depositum "van der Smissen" befindet sich im Staatsarchiv Hamburg.
[14] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 6780.
[15] Geist, S. 74f. Das Übernahmedatum konnte durch die freundliche Auskunft von Frau Dr. Enke, Leiterin des Archivs der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, auf den 31. August 1977 präzisiert werden. Dies ergibt eine Notiz in den Geschäftsakten des Akademie-Verlags, dessen Archivgut sich seit 1994 im Archiv der Akademie der Wissenschaften befindet.
[16] Eine Anfrage bei der Akademie Verlag GmBh im Juni 2010 erbrachte keine Hinweise zur Geschichte der Unterlagen. Der Verlag konnte lediglich eine Auskunft der Universitätsbibliothek Leipzig (UBL) bestätigen, wonach Hinrichs-Unterlagen in geringem Umfang (unter 1 lfm) im Jahr 1997 der UBL zugesandt wurden. Sie ergänzen den dortigen Bestand "Nachlass 240: Nachlass von Hermann Rost und der Hinrichs’schen Buchhandlung Leipzig". Das Staatsarchiv hält es für wenig wahrscheinlich, dass die Unterlagen zu einem unbestimmten Zeitpunkt gestohlen wurden. Der Ankauf der Unterlagen erfolgte im Wissen um die ungewöhnliche Bestandsgeschichte, aber im Bewusstsein des Wertes der Unterlagen für die Kultur- und Wissenschaftsgeschichte und mit dem Ziel, die Unterlagen für die Öffentlichkeit zu sichern.
[17] Soweit die Auskunft des Händlers gegenüber dem Käufer der Unterlagen, Herrn Dr. Schönfeldt.
[18] Die über 40 Verlagsbestände haben einen Gesamtumfang von über 1,5 km; darunter befindet sich auch das Archivgut der bedeutenden Musikverlage Breitkopf & Härtel und C. F. Peters sowie das Archivgut des Verlags F. A. Brockhaus, Leipzig.
[19] Korrespondenzen mit Wissenschaftlern, speziell Autographen, werden von vielen Einrichtungen nach den "Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen (RNA)" erschlossen. Diese sind - trotz einer gewissen Akzentverschiebung in der neuesten Fassung vom Februar 2010 - im Kern bezogen auf die Ordnung und Verzeichnung einzelner Schriftstücke. Eine Erschließung des Bestandes auf dieser Ebene war fachlich und im Hinblick auf das zu erwartende Nutzungsinteresse nicht angemessen.
[20] Siehe zu Archivalien der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung und des Verlags J. C. Hinrichs in Leipzig Thomas Fuchs: Verlagsarchive in der Universitätsbibliothek Leipzig, in: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 22 (1914), S. 249-303, hier S. 260-280. Fuchs stellt dort auch den Nachlass von Lucie Geist im Universitätsarchiv Leipzig vor.
Geist, Lucie: Ein Geschäft recht geistiger Natur. Zum 200. Jahrestag der Gründung des J. C. Hinrichs Verlag Leipzig, Leipzig, 1. Auflage 1991
Korrespondenz mit wissenschaftlichen Autoren und Herausgebern (u. a. Hermann Grapow, Adolf von Harnack, Fritz Lieb, Nathan Söderblom und Georg Steindorff) sowie Institutionen (v. a. Deutsche Orient Gesellschaft und Kirchenväterkommission / Kommission für Spätantike Religionsgeschichte bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften).
1791 gründete August Leberecht Reinicke eine Buchhandlung in Leipzig, in die er 1796 Johann Conrad Hinrichs (1763-1813) als Gesellschafter aufnahm. 1801 führte Hinrichs das Geschäft unter seinem Namen weiter. Buchhandlung und Verlag waren zunächst vereinigt, bis der Verlag 1868 als eigener Betrieb aus dem Unternehmen herausgelöst wurde. Der J. C. Hinrichs Verlag spezialisierte sich als Wissenschaftsverlag auf Theologie, Orientalistik und Archäologie. Die in diesem Zusammenhang entstandenen Werke wurden noch über Jahrzehnte fortgeführt, beispielhaft genannt seien die heute vom Akademie-Verlag herausgegebene Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde (gegründet 1863), die von Adolf von Harnack gegründete und bis heute existierende Theologische Literaturzeitung (gegründet 1876) sowie die ebenfalls heute vom Akademie-Verlag herausgegebene Orientalische Literaturzeitung (gegründet 1898). Das Gebäude des J. C. Hinrichs Verlags wurde 1943 durch einen Bombenangriff fast völlig zerstört, das Verlagsarchiv weitgehend vernichtet. Nach der Übersiedlung der letzten Gesellschafterin in die Bundesrepublik Deutschland 1959 wurde der Verlag in staatliche Treuhandschaft übernommen, 1967 wurde als Treuhänder der Akademie Verlag, Berlin, eingesetzt. 1977 wurde der Verlag liquidiert.
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