Beständeübersicht
Bestand
40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau
Datierung | (1529) 1574 bis 20. Jahrhundert |
---|---|
Benutzung im | Bergarchiv Freiberg |
Umfang (nur lfm) | 0,00 |
Vorwort
1. Geschichte des Altenberger Rissarchivs bis 1869
Zur Erledigung ihres behördlichen Auftrags legten die sächsischen Bergämter und das Oberbergamt in Sachsen umfangreiche Riss-Sammlungen an. Diese dienten der Überwachung und Anleitung der Bergwerksunternehmen im Direktorialsystem. Die Riss-Sammlungen der Bergämter und des Oberbergamts wurden nach der Reform der sächsischen Bergbehörden im Jahre 1869 zusammengeführt und als "Fiskalische" Riss-Sammlungen von den "Deponierten" Rissen unterschieden. Die Bezeichnung "Fiskalisch" ist ein Hinweis darauf, dass sie direkt der behördlichen Aufgabenerledigung entsprangen, teilweise von den Behörden selbst angelegt und nachgebracht wurden. Die deponierten Risse entstanden dagegen bei den Bergwerken und wurden erst nach deren Stillegung bei den Bergämtern hinterlegt ("deponiert"), ein Verfahren das auch nach heutigem Bergrecht im Zuge der Abschlussbetriebspläne üblich ist.
Das hier vorgelegte Findbuch beinhaltet nur die Fiskalischen Erzrisse der Altenberger Revierabteilung. Das Altenberger Revier, das das östliche Erzgebirge und die sächsische Lausitz umfasste, ist mit Ausnahme des Zinnbergbaus im Kreis Dippoldiswalde bergbaugeschichtlich gesehen das unbedeutendste der 1869 eingerichteten vier Revierabteilungen. Dies wird alleine schon in der Zahl der überlieferten Risse (knapp 800 Stück von insgesamt ca. 11500 Fiskalischen Erzrissen) deutlich.
Die ursprüngliche Struktur der Bergbehörden im späteren Altenberger Revier ist geprägt durch ein Nebeneinander kurfürstlicher, adliger und ständischer Zuständigkeiten. Es bestanden die kurfürstlichen Bergämter Altenberg, Berggießhübel und Glashütte (alle drei ab dem Ende des 15. Jahrhunderts nachweisbar), und daneben die Vasallenbergämter Neugeising (Grundherrschaft Lauenstein), Bärenstein, Naundorf und Schmiedeberg, die das niedere Bergregal (Zinnbergbau) inne hatten. In der Oberlausitz bestehende Sonderrechte der Stände blieben bis Mitte des 19. Jahrhunderts unverändert bestehen, sie hatten allerdings wegen des Nichtvorhandenseins von dem Bergregal unterstehenden Bodenschätzen kaum praktische Auswirkungen.
Mitte des 18. Jahrhunderts begann der Prozess der Vereinigung der Bergämter Altenberg, Berggießhübel und Glashütte zu einem vereinten Bergamt mit Sitz in Altenberg, der mit der Verlegung des Amtssitzes des Berggießhübler und Glashütter Berggegen- ud Rezessschreibers nach Altenberg 1778 auch nach Außen hin dokumentiert wurde. 1783 wurden die bisher in Personalunion verwalteten drei Bergämter zu einem kombiniertens Bergamt vereinigt. Erst nach 1790 erfolgte die Zusammenführung der drei Aktenregistraturen in einem einheitlichen Repertorium (BA-Altbg. 16). 1851 wurden die vier Vasallenberggerichte Bärenstein, Naundorf, Neugeising und Schmiedeberg in das kombinierte Bergamt Altenberg integriert und mussten ihre Unterlagen an das Bergamt Altenberg abgeben (BA-Altbg. 194 und 215). Nach dem Brand des Altenberger Bergamtsgebäudes (der jedoch die Behördenregistraturen nicht betraf) wurde das Bergamt 1864 nach Dippoldiswalde verlegt. Als Folge der Zusammenführung des Altenberger Bergamts mit dem Bergamt Freiberg Ende des Jahres 1868 wurden die Unterlagen nach Freiberg verlagert.
Die Rissbestände der drei ursprünglichen Bergamtsreviere oder gar der Vasallenbergreviere dürfte man anhand der überlieferten Akten oder gar anhand der noch vorhandenen Risse nicht mehr vollständig rekonstruieren können. Die vom Bergarchiv in den 1960er bis 1980er Jahren vorgenommene Erschließung verzichtete leider auf die Bestimmung der Provenienz. Dieses Versäumnis konnte jetzt wegen des damit verbundenen erheblichen Zeitaufwandes nicht ausgeglichen werden konnte. Allerdings ist es möglich, anhand der 1974 erfassten Hinweise auf alte behördliche Signaturen hier die sicher der Provenienz "Bergamt Altenberg" zuweisbaren Risse zu bestimmen und zusammenszustellen:
Eine häufige Altsignatur ist die für das Bergamt Altenberg typische Signatur aus einem Buchstaben (in der Regel der Anfangsbuchstaben des Bergwerks) und einer fortlaufenden Nummer (also: beispielsweise Lit.[era] A 414"). 425 Risse, also mehr als die Hälfte des gesamten Bestandes, weisen dieses Altsignaturschema auf. Die Risse tragen die Litera "A" - "R", "W" und "Z" auch für Bergwerke, deren Namen mit den Buchstaben "S", "T", "U" und "V" beginnt. Die Risse zur Gewerkschaft Vereinigt-Feld-Im-Zwitterstock tragen sowohl Litera "R" als auch Litera "Z". Gründe für diese Besonderheit sind nicht bekannt. Eine Liste der aus dem Rissarchiv des Bergamts Altenberg (Stand nach 1783) stammenden Risse schließt sich an das Vorwort an.
Auffällig ist, dass die Risse der Altenberger Revierabteilung kleiner sind als die der Freiberger. Dies könnte Ergebnis einer bei den Umzügen von 1864 und 1869 nach Dippoldiswalde bzw. Freiberg vorgenommenen Kassation gewesen sein. Vermutlich hat man vor dem Transport großformatige Risse ausgesondert, um den Umfang der zu befördernden Unterlagen zu reduzieren.
Größenklasse Altenberger Revierabteilung Freiberger Revierabteilung
Klein (bis 60 cm Breite oder Fläche bis DIN A1) 488 62,7 % 2210 42,6 %
Mittel (bis 90 cm Breite oder Fläche bis DIN A0) 227 29,2 % 2296 44,2 %
Groß (ab 90 cm Breite oder Fläche über DIN A0) 62 8,1 % 687 13,2 %
Summen 777 100,0 % 5193 100,0 %
2. Geschichte des Bestandes "Fiskalische Erzrisse" ab 1869
Im (Landes-)Bergamt Freiberg wurden die Risse der verschiedenenen 1869 aufgelösten Bergämter mit den korrespondierenden Rissen des Oberbergamts zusammengeführt. Eine erste Erschließung des die Altenberger Revierabteilung betreffenden Rissbestandes erfolgte durch das (Landes-) Bergamt Freiberg in Form eines Repertoriums ("Rissverzeichnis, Abteilung I, Altenberg", jetzt archiviert im Bestand "Bergarchiv" Nr. 208). Bis 1913 wurden die bisher oberbergamtlichen Risse mit den bergamtlichen Rissen zusammengeführt. Das damals entstandene Repertorium gliedert die Risse alphabetisch nach Grubennamen. Für jede Grube wurden die Risse wiederum in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Eine spätere Eintragung neu hinzukommender Risse im Repertorium war also jederzeit möglich. An diese Auflistung der Grubenrisse schlossen sich die Übersichtsrisse über die im 18. Jahrhundert zusammengeführten Bergamtsreviere (sogenannte "Revierrisse") Altenberg, Berggießhübel und Glashütte an.
Das Behördenrepertorium ermöglichte keinen direkten Zugriff nach örtlichen Zusammenhängen, es berücksichtige Nachbringungen nicht systematisch und war durch zahlreiche Ergänzungen unübersichtlich geworden. Schon in den 1940er Jahren hat daher das seinerzeitige Oberbergamt Freiberg mit der Umstellung der alten Bandrepertorien auf wesentlich flexibler einsetzbare Karteikarten begonnen und dies für die Risse der Bestände "Fiskalische Braunkohlenrisse", "Deponierte Braunkohlenrisse", "Fiskalische Steinkohlenrisse" und "Deponierte Steinkohlenrisse" durchgeführt. Dabei wurde nach behördlichen Bedürfnissen verfahren und auf archivspezifische Angaben zur Herkunft der Unterlagen (Provenienz) oder alte Registratursignaturen verzichtet.
In Fortsetzung der vom Oberbergamt begonnenen Erfassung auf Karteikarten begann der Archivar Herbert Luksch in den 1960er Jahren mit der Neuaufnahme der Erzrisse des Freiberger Reviers. Als Weiterführung dieser Neuerschließung wurden die Risse der Altenberger Revierabteilung 1974 durch Claudia Reinhardt im Zuge einer Praktikumsarbeit erschlossen. Die Verzeichnung erfolgte mit Enthält-Vermerken, die auf im Titel nicht aufgeführte Bergwerke, Gänge, Halden oder Pingen hinweisen (erweiterte Verzeichnung). Die Problematik des Altbergbaus (Bergschadenkunde, Baugrundgutachten) fand aus volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten Berücksichtigung, auch die archivische Öffentlichkeitsarbeit wurde durch Hinweise auf besonders plastische Darstellungen unterstützt. Wie bei den seit 1950 erschlossenen Rissen wurde für die Grubenrisse ein vierstufiges Signaturschema gewählt: Die Signatur "I. F. d. 6" bedeutet also, dass der Riss ein Grubengebäude im Altenberger Revier ("I") abbildete, dessen Namen mit "F" begann. Da es mehrere Grubennamen auf "F" gab, wurden diese Gruben mit dem an dritter Stelle stehenden Kleinbuchstaben unterschieden. Unter der Signatur "I. F. d." konnten also nur Risse zum Friedrich-Erbstolln bei Berggießhübel gelagert werden. Der vierte und letzte Eintrag diente der Nummerierung jedes einzelnen Risses in dieser Signaturgruppe. Dieses Signaturschema wurde in einigen Fällen noch durch eine fünfte Stelle (Buchstaben oder Zahl) erweitert, die Hinweise auf mehrere Platten umfassende Risswerke oder inhaltlich eng zusammengehörende Risse gab. Außerdem wurde an dieser Stelle auf besondere Lagerungsorte (Planrisse, Croquis-Risse, Übergrößen) verwiesen.
Die Deponierten Erzrisse, die nach Stilllegung von Bergwerken bei den Bergbehörden hinterlegt werden mussten, wurden seinerzeit ebenfalls auf Karteikarten erfasst und in eine gemeinsame Findkarteien beider Bestände ("Fiskalische Erzrisse" und "Deponierte Erzrisse") zusammengeführt. Das hier vorgelegte Findmittel enthält nur die "Fiskalischen Erzrisse", der eigenständige Bestand "Deponierte Erzrisse" wird mit besonderen Findmitteln erschlossen.
3. Bearbeitung
Die Lagerung der Risse erfolgte nach den Signaturen in einer zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebauten Holzregalanlage. Die Risse waren wegen der beengten Raumverhältnisse sehr ungünstig untergebracht. Große und kleine Risse lagen als Rollrisse nebeneinander. Teilweise waren übergroße Risse auf den Regalen abgelegt. Baumaßnahmen im Bergarchiv machten die Lösung des schon lange bestehenden und erkannten Problems unaufschiebbar.
Zur Optimierung des Platzbedarfs wurde das bisherige viergliedrige Signaturschema durch ein zweigliedriges ersetzt. Die Buchstaben A bis L geben einen Hinweis auf Größe und Form des Risses und damit auf seine Lagerung. Die sich anschließende fortlaufende Zahl ist die eigentliche Signatur.
Kluster Beschreibung
A Rollriss bis 60 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
B Rollriss ab 60 cm bis 90 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
C Rollriss ab 90 cm bis 120 cm Tiefe und 9 cm Durchmesser
D Rollriss ab 120 cm bis 160 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
E Rollriss ab 160 cm bis 200 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
F Rollriss ab 200 cm Tiefe und 13 cm Durchmesser
G Risse oder Anlagen im Folioformat
H Planliegende Risse bis 59,4 cm x 42,1 cm (DIN A 2)
I Planliegende Risse bis 84,1 cm x 59,4 cm (DIN A 1)
K Planliegende Risse bis 118,9 cm x 84,1 cm (DIN A 0)
L Sonderformate
Die neue Signatur "K 728" dient dem Benutzer also einerseits als Hinweis auf die ungefähre Größe des Risses (bis DIN A 0), sie leitet den Magazindienst zum richtigen Lagerungsort und ermöglicht ein späteres eindeutiges Identifizieren des Risses.
Während des Umsignierens wurden auch Länge und Breite der einzelnen Risse sowie die Beschreibstoffe und etwaige Schäden erfasst. Risse, die wegen solcher Schäden nicht mehr benutzt werden können, werden im Findbuch als "gesperrt" gekennzeichnet. Auch weist das Findbuch auf vorhandene Xerokopien oder Lichtpausen der Risse hin.
Die Erschließung der 1970er Jahre war eine gute Grundlage für die jetzt vorgenommenen Tätigkeiten. Die damaligen Verzeichnungsangaben (Titel und Vermerke) wurden übernommen. Einzig hinsichtlich der Schreibweise der Grubennamen wurde eine für spätere EDV-gestützte Recherchen (Volltextrecherche) notwendige Vereinheitlichung durchgeführt. Maßgeblich waren dafür die Vorgaben der Rechtschreibreform von 1998. Des Weiteren wurden, in Anlehnung an die Regeln zur Schreibweise von Straßennamen ("Andreas-Möller-Straße"), die einzelnen Bestandteile der Grubennamen mit Bindestrich verbunden. Zusammenschreibungen wie "Wunderlichköpfer Fundgrube" wurden in ihre Bestandteile zerlegt ("Wunderliche-Köpfe-Fundgrube").
Auf der Grundlage dieser vereinfachten und normalisierten Grubennamen, wurde der Grubennamen-Index erstellt, der allerdings auf einer weiteren Reduzierung der Informationen beruht: Er differenziert nur noch zwischen Bergwerksnamen ("Luise" ohne Angabe der rechtlichen Qualität als "Luise-Fundgrube" oder "Luise-Berggebäude") und Stolln (horizontal) oder Schächten (seiger). Auch wird im Grubennamenindex auf Ortsangaben verzichtet, um zu einer Überprüfung möglicherweise falscher Zuweisungen in der Klassifikation anzuregen. Weitere Indices sind der Ortsindex (orientiert am Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen, Leipzig 1957) und der Markscheiderindex, der sich auf die Wiedergabe der Nachnamen der Markscheider und Risszeichner beschränkt.
Auf den 1975 entstandenen Orts- und Grubennamenverzeichnissen baut die Systematik des Findbuchs auf. Die Grubenrisse sind dreistufig gegliedert. Die erste Gliederung ist traditionell die nach den alten Bergamtsrevieren (1. Altenberg, 2. Freiberg, 3. Marienberg, 4. Schwarzenberg). Die zweite Stufe weist auf die Ortslagen hin (in alphabetischer Reihenfolge, wobei einige benachbarte Orte zusammengefasst wurden), die dritte Stufe beruht wie bisher auf den Grubennamen (auch hier wurden in einigen Fällen benachbarte Gruben zusammengefasst). Unverändert wurden die Übersichtsrisse ("Revierrisse") als besondere Abteilungen geführt und im Findbuch vorangestellt.
Die bisher gültigen viergliedrigen Signaturen wurden als "Alte Archivsignatur" ausgewiesen. Eine Konkordanz zwischen Alt- und Neusignatur ermöglicht ein schnelles Bestimmen der neuen Signatur bereits in der Literatur zitierter Risse. Diese Konkordanz enthält, ebenfalls Hinweise auf Sperrungen, die das Bergarchiv wegen der teilweise starken Beeinträchtigung der Risse vornehmen musste.
Um aktuelle Veränderungen des Wissensstandes nachzubringen, hat die Oberste Bergbehörde der DDR mit dem Bergarchiv das Nachtragen neuester Informationen in Form von Aktenvermerken zu den Originalrissen oder Lichtpausen von den Originalen vereinbart. Diese Nachtragungen werden im Bergarchiv als eigenständiger Sammlungsbestand geführt. In den Fällen in denen der historische Riss auf diese Weise nachgebracht wurde, wird auf diese Aktualisierung im Bestand "Nachtragungen zu bergmännischem Risswerk" verwiesen.
Dr. Uwe Grandke
(Referent)
Literatur
Langhof, Peter: Überlegungen bei der Strukturierung bergbaulicher Kartenbestände, in: Archivmitteilungen Bd. 24, Jg. 1974, S. 97 - 100.
Reinhardt, Claudia: Praktische Erfahrungen bei der Erschließung bergbaulicher Rißbestände am Beispiel des Bestandes Bergamt Altenberg, in: Archivmitteilungen Bd. 26, Jg. 1976, S. 62 - 65.
1. Geschichte des Altenberger Rissarchivs bis 1869
Zur Erledigung ihres behördlichen Auftrags legten die sächsischen Bergämter und das Oberbergamt in Sachsen umfangreiche Riss-Sammlungen an. Diese dienten der Überwachung und Anleitung der Bergwerksunternehmen im Direktorialsystem. Die Riss-Sammlungen der Bergämter und des Oberbergamts wurden nach der Reform der sächsischen Bergbehörden im Jahre 1869 zusammengeführt und als "Fiskalische" Riss-Sammlungen von den "Deponierten" Rissen unterschieden. Die Bezeichnung "Fiskalisch" ist ein Hinweis darauf, dass sie direkt der behördlichen Aufgabenerledigung entsprangen, teilweise von den Behörden selbst angelegt und nachgebracht wurden. Die deponierten Risse entstanden dagegen bei den Bergwerken und wurden erst nach deren Stillegung bei den Bergämtern hinterlegt ("deponiert"), ein Verfahren das auch nach heutigem Bergrecht im Zuge der Abschlussbetriebspläne üblich ist.
Das hier vorgelegte Findbuch beinhaltet nur die Fiskalischen Erzrisse der Altenberger Revierabteilung. Das Altenberger Revier, das das östliche Erzgebirge und die sächsische Lausitz umfasste, ist mit Ausnahme des Zinnbergbaus im Kreis Dippoldiswalde bergbaugeschichtlich gesehen das unbedeutendste der 1869 eingerichteten vier Revierabteilungen. Dies wird alleine schon in der Zahl der überlieferten Risse (knapp 800 Stück von insgesamt ca. 11500 Fiskalischen Erzrissen) deutlich.
Die ursprüngliche Struktur der Bergbehörden im späteren Altenberger Revier ist geprägt durch ein Nebeneinander kurfürstlicher, adliger und ständischer Zuständigkeiten. Es bestanden die kurfürstlichen Bergämter Altenberg, Berggießhübel und Glashütte (alle drei ab dem Ende des 15. Jahrhunderts nachweisbar), und daneben die Vasallenbergämter Neugeising (Grundherrschaft Lauenstein), Bärenstein, Naundorf und Schmiedeberg, die das niedere Bergregal (Zinnbergbau) inne hatten. In der Oberlausitz bestehende Sonderrechte der Stände blieben bis Mitte des 19. Jahrhunderts unverändert bestehen, sie hatten allerdings wegen des Nichtvorhandenseins von dem Bergregal unterstehenden Bodenschätzen kaum praktische Auswirkungen.
Mitte des 18. Jahrhunderts begann der Prozess der Vereinigung der Bergämter Altenberg, Berggießhübel und Glashütte zu einem vereinten Bergamt mit Sitz in Altenberg, der mit der Verlegung des Amtssitzes des Berggießhübler und Glashütter Berggegen- ud Rezessschreibers nach Altenberg 1778 auch nach Außen hin dokumentiert wurde. 1783 wurden die bisher in Personalunion verwalteten drei Bergämter zu einem kombiniertens Bergamt vereinigt. Erst nach 1790 erfolgte die Zusammenführung der drei Aktenregistraturen in einem einheitlichen Repertorium (BA-Altbg. 16). 1851 wurden die vier Vasallenberggerichte Bärenstein, Naundorf, Neugeising und Schmiedeberg in das kombinierte Bergamt Altenberg integriert und mussten ihre Unterlagen an das Bergamt Altenberg abgeben (BA-Altbg. 194 und 215). Nach dem Brand des Altenberger Bergamtsgebäudes (der jedoch die Behördenregistraturen nicht betraf) wurde das Bergamt 1864 nach Dippoldiswalde verlegt. Als Folge der Zusammenführung des Altenberger Bergamts mit dem Bergamt Freiberg Ende des Jahres 1868 wurden die Unterlagen nach Freiberg verlagert.
Die Rissbestände der drei ursprünglichen Bergamtsreviere oder gar der Vasallenbergreviere dürfte man anhand der überlieferten Akten oder gar anhand der noch vorhandenen Risse nicht mehr vollständig rekonstruieren können. Die vom Bergarchiv in den 1960er bis 1980er Jahren vorgenommene Erschließung verzichtete leider auf die Bestimmung der Provenienz. Dieses Versäumnis konnte jetzt wegen des damit verbundenen erheblichen Zeitaufwandes nicht ausgeglichen werden konnte. Allerdings ist es möglich, anhand der 1974 erfassten Hinweise auf alte behördliche Signaturen hier die sicher der Provenienz "Bergamt Altenberg" zuweisbaren Risse zu bestimmen und zusammenszustellen:
Eine häufige Altsignatur ist die für das Bergamt Altenberg typische Signatur aus einem Buchstaben (in der Regel der Anfangsbuchstaben des Bergwerks) und einer fortlaufenden Nummer (also: beispielsweise Lit.[era] A 414"). 425 Risse, also mehr als die Hälfte des gesamten Bestandes, weisen dieses Altsignaturschema auf. Die Risse tragen die Litera "A" - "R", "W" und "Z" auch für Bergwerke, deren Namen mit den Buchstaben "S", "T", "U" und "V" beginnt. Die Risse zur Gewerkschaft Vereinigt-Feld-Im-Zwitterstock tragen sowohl Litera "R" als auch Litera "Z". Gründe für diese Besonderheit sind nicht bekannt. Eine Liste der aus dem Rissarchiv des Bergamts Altenberg (Stand nach 1783) stammenden Risse schließt sich an das Vorwort an.
Auffällig ist, dass die Risse der Altenberger Revierabteilung kleiner sind als die der Freiberger. Dies könnte Ergebnis einer bei den Umzügen von 1864 und 1869 nach Dippoldiswalde bzw. Freiberg vorgenommenen Kassation gewesen sein. Vermutlich hat man vor dem Transport großformatige Risse ausgesondert, um den Umfang der zu befördernden Unterlagen zu reduzieren.
Größenklasse Altenberger Revierabteilung Freiberger Revierabteilung
Klein (bis 60 cm Breite oder Fläche bis DIN A1) 488 62,7 % 2210 42,6 %
Mittel (bis 90 cm Breite oder Fläche bis DIN A0) 227 29,2 % 2296 44,2 %
Groß (ab 90 cm Breite oder Fläche über DIN A0) 62 8,1 % 687 13,2 %
Summen 777 100,0 % 5193 100,0 %
2. Geschichte des Bestandes "Fiskalische Erzrisse" ab 1869
Im (Landes-)Bergamt Freiberg wurden die Risse der verschiedenenen 1869 aufgelösten Bergämter mit den korrespondierenden Rissen des Oberbergamts zusammengeführt. Eine erste Erschließung des die Altenberger Revierabteilung betreffenden Rissbestandes erfolgte durch das (Landes-) Bergamt Freiberg in Form eines Repertoriums ("Rissverzeichnis, Abteilung I, Altenberg", jetzt archiviert im Bestand "Bergarchiv" Nr. 208). Bis 1913 wurden die bisher oberbergamtlichen Risse mit den bergamtlichen Rissen zusammengeführt. Das damals entstandene Repertorium gliedert die Risse alphabetisch nach Grubennamen. Für jede Grube wurden die Risse wiederum in chronologischer Reihenfolge aufgeführt. Eine spätere Eintragung neu hinzukommender Risse im Repertorium war also jederzeit möglich. An diese Auflistung der Grubenrisse schlossen sich die Übersichtsrisse über die im 18. Jahrhundert zusammengeführten Bergamtsreviere (sogenannte "Revierrisse") Altenberg, Berggießhübel und Glashütte an.
Das Behördenrepertorium ermöglichte keinen direkten Zugriff nach örtlichen Zusammenhängen, es berücksichtige Nachbringungen nicht systematisch und war durch zahlreiche Ergänzungen unübersichtlich geworden. Schon in den 1940er Jahren hat daher das seinerzeitige Oberbergamt Freiberg mit der Umstellung der alten Bandrepertorien auf wesentlich flexibler einsetzbare Karteikarten begonnen und dies für die Risse der Bestände "Fiskalische Braunkohlenrisse", "Deponierte Braunkohlenrisse", "Fiskalische Steinkohlenrisse" und "Deponierte Steinkohlenrisse" durchgeführt. Dabei wurde nach behördlichen Bedürfnissen verfahren und auf archivspezifische Angaben zur Herkunft der Unterlagen (Provenienz) oder alte Registratursignaturen verzichtet.
In Fortsetzung der vom Oberbergamt begonnenen Erfassung auf Karteikarten begann der Archivar Herbert Luksch in den 1960er Jahren mit der Neuaufnahme der Erzrisse des Freiberger Reviers. Als Weiterführung dieser Neuerschließung wurden die Risse der Altenberger Revierabteilung 1974 durch Claudia Reinhardt im Zuge einer Praktikumsarbeit erschlossen. Die Verzeichnung erfolgte mit Enthält-Vermerken, die auf im Titel nicht aufgeführte Bergwerke, Gänge, Halden oder Pingen hinweisen (erweiterte Verzeichnung). Die Problematik des Altbergbaus (Bergschadenkunde, Baugrundgutachten) fand aus volkswirtschaftlichen Notwendigkeiten Berücksichtigung, auch die archivische Öffentlichkeitsarbeit wurde durch Hinweise auf besonders plastische Darstellungen unterstützt. Wie bei den seit 1950 erschlossenen Rissen wurde für die Grubenrisse ein vierstufiges Signaturschema gewählt: Die Signatur "I. F. d. 6" bedeutet also, dass der Riss ein Grubengebäude im Altenberger Revier ("I") abbildete, dessen Namen mit "F" begann. Da es mehrere Grubennamen auf "F" gab, wurden diese Gruben mit dem an dritter Stelle stehenden Kleinbuchstaben unterschieden. Unter der Signatur "I. F. d." konnten also nur Risse zum Friedrich-Erbstolln bei Berggießhübel gelagert werden. Der vierte und letzte Eintrag diente der Nummerierung jedes einzelnen Risses in dieser Signaturgruppe. Dieses Signaturschema wurde in einigen Fällen noch durch eine fünfte Stelle (Buchstaben oder Zahl) erweitert, die Hinweise auf mehrere Platten umfassende Risswerke oder inhaltlich eng zusammengehörende Risse gab. Außerdem wurde an dieser Stelle auf besondere Lagerungsorte (Planrisse, Croquis-Risse, Übergrößen) verwiesen.
Die Deponierten Erzrisse, die nach Stilllegung von Bergwerken bei den Bergbehörden hinterlegt werden mussten, wurden seinerzeit ebenfalls auf Karteikarten erfasst und in eine gemeinsame Findkarteien beider Bestände ("Fiskalische Erzrisse" und "Deponierte Erzrisse") zusammengeführt. Das hier vorgelegte Findmittel enthält nur die "Fiskalischen Erzrisse", der eigenständige Bestand "Deponierte Erzrisse" wird mit besonderen Findmitteln erschlossen.
3. Bearbeitung
Die Lagerung der Risse erfolgte nach den Signaturen in einer zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebauten Holzregalanlage. Die Risse waren wegen der beengten Raumverhältnisse sehr ungünstig untergebracht. Große und kleine Risse lagen als Rollrisse nebeneinander. Teilweise waren übergroße Risse auf den Regalen abgelegt. Baumaßnahmen im Bergarchiv machten die Lösung des schon lange bestehenden und erkannten Problems unaufschiebbar.
Zur Optimierung des Platzbedarfs wurde das bisherige viergliedrige Signaturschema durch ein zweigliedriges ersetzt. Die Buchstaben A bis L geben einen Hinweis auf Größe und Form des Risses und damit auf seine Lagerung. Die sich anschließende fortlaufende Zahl ist die eigentliche Signatur.
Kluster Beschreibung
A Rollriss bis 60 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
B Rollriss ab 60 cm bis 90 cm Tiefe und 7 cm Durchmesser
C Rollriss ab 90 cm bis 120 cm Tiefe und 9 cm Durchmesser
D Rollriss ab 120 cm bis 160 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
E Rollriss ab 160 cm bis 200 cm Tiefe und 11 cm Durchmesser
F Rollriss ab 200 cm Tiefe und 13 cm Durchmesser
G Risse oder Anlagen im Folioformat
H Planliegende Risse bis 59,4 cm x 42,1 cm (DIN A 2)
I Planliegende Risse bis 84,1 cm x 59,4 cm (DIN A 1)
K Planliegende Risse bis 118,9 cm x 84,1 cm (DIN A 0)
L Sonderformate
Die neue Signatur "K 728" dient dem Benutzer also einerseits als Hinweis auf die ungefähre Größe des Risses (bis DIN A 0), sie leitet den Magazindienst zum richtigen Lagerungsort und ermöglicht ein späteres eindeutiges Identifizieren des Risses.
Während des Umsignierens wurden auch Länge und Breite der einzelnen Risse sowie die Beschreibstoffe und etwaige Schäden erfasst. Risse, die wegen solcher Schäden nicht mehr benutzt werden können, werden im Findbuch als "gesperrt" gekennzeichnet. Auch weist das Findbuch auf vorhandene Xerokopien oder Lichtpausen der Risse hin.
Die Erschließung der 1970er Jahre war eine gute Grundlage für die jetzt vorgenommenen Tätigkeiten. Die damaligen Verzeichnungsangaben (Titel und Vermerke) wurden übernommen. Einzig hinsichtlich der Schreibweise der Grubennamen wurde eine für spätere EDV-gestützte Recherchen (Volltextrecherche) notwendige Vereinheitlichung durchgeführt. Maßgeblich waren dafür die Vorgaben der Rechtschreibreform von 1998. Des Weiteren wurden, in Anlehnung an die Regeln zur Schreibweise von Straßennamen ("Andreas-Möller-Straße"), die einzelnen Bestandteile der Grubennamen mit Bindestrich verbunden. Zusammenschreibungen wie "Wunderlichköpfer Fundgrube" wurden in ihre Bestandteile zerlegt ("Wunderliche-Köpfe-Fundgrube").
Auf der Grundlage dieser vereinfachten und normalisierten Grubennamen, wurde der Grubennamen-Index erstellt, der allerdings auf einer weiteren Reduzierung der Informationen beruht: Er differenziert nur noch zwischen Bergwerksnamen ("Luise" ohne Angabe der rechtlichen Qualität als "Luise-Fundgrube" oder "Luise-Berggebäude") und Stolln (horizontal) oder Schächten (seiger). Auch wird im Grubennamenindex auf Ortsangaben verzichtet, um zu einer Überprüfung möglicherweise falscher Zuweisungen in der Klassifikation anzuregen. Weitere Indices sind der Ortsindex (orientiert am Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen, Leipzig 1957) und der Markscheiderindex, der sich auf die Wiedergabe der Nachnamen der Markscheider und Risszeichner beschränkt.
Auf den 1975 entstandenen Orts- und Grubennamenverzeichnissen baut die Systematik des Findbuchs auf. Die Grubenrisse sind dreistufig gegliedert. Die erste Gliederung ist traditionell die nach den alten Bergamtsrevieren (1. Altenberg, 2. Freiberg, 3. Marienberg, 4. Schwarzenberg). Die zweite Stufe weist auf die Ortslagen hin (in alphabetischer Reihenfolge, wobei einige benachbarte Orte zusammengefasst wurden), die dritte Stufe beruht wie bisher auf den Grubennamen (auch hier wurden in einigen Fällen benachbarte Gruben zusammengefasst). Unverändert wurden die Übersichtsrisse ("Revierrisse") als besondere Abteilungen geführt und im Findbuch vorangestellt.
Die bisher gültigen viergliedrigen Signaturen wurden als "Alte Archivsignatur" ausgewiesen. Eine Konkordanz zwischen Alt- und Neusignatur ermöglicht ein schnelles Bestimmen der neuen Signatur bereits in der Literatur zitierter Risse. Diese Konkordanz enthält, ebenfalls Hinweise auf Sperrungen, die das Bergarchiv wegen der teilweise starken Beeinträchtigung der Risse vornehmen musste.
Um aktuelle Veränderungen des Wissensstandes nachzubringen, hat die Oberste Bergbehörde der DDR mit dem Bergarchiv das Nachtragen neuester Informationen in Form von Aktenvermerken zu den Originalrissen oder Lichtpausen von den Originalen vereinbart. Diese Nachtragungen werden im Bergarchiv als eigenständiger Sammlungsbestand geführt. In den Fällen in denen der historische Riss auf diese Weise nachgebracht wurde, wird auf diese Aktualisierung im Bestand "Nachtragungen zu bergmännischem Risswerk" verwiesen.
Dr. Uwe Grandke
(Referent)
Literatur
Langhof, Peter: Überlegungen bei der Strukturierung bergbaulicher Kartenbestände, in: Archivmitteilungen Bd. 24, Jg. 1974, S. 97 - 100.
Reinhardt, Claudia: Praktische Erfahrungen bei der Erschließung bergbaulicher Rißbestände am Beispiel des Bestandes Bergamt Altenberg, in: Archivmitteilungen Bd. 26, Jg. 1976, S. 62 - 65.
Gruben- und Übersichtsrisse.- Schachtprofile.- Geologische Schichtenschnitte.- Markscheiderische Vermessungsunterlagen.- Revierrisse.
- 1999 | Gesamtindex der Orts- und Grubennamen der Bestände 40036 und 40040
- 1999, 2012 | Findbuch/Datenbank (I - Altenberger Revierabteilung)
- 2012 | Findbuch/Datenbank (III - Marienberger Revierabteilung)
- 2012 | Findbuch/Datenbank (IV - Schwarzenberger Revierabteilung)
- 2012 | Findbuch/Datenbank (II - Freiberger Revierabteilung)
- 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5