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Beständeübersicht

Bestand

21098 Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps Leipzig

Datierung1792 - 1986
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)9,56
Einleitung

Geschichte des Hermelin-Verlages Dr. Paul Schöps Leipzig

Franz Paul Schöps wurde am 6. Januar 1895 in Apolda/Thüringen geboren. 1913 legte er in Jena das Abitur ab und war bis 1919 (mit Unterbrechung durch den Militärdienst von 1915 bis 1918) bei der Firma Carl Zeiss Jena in den Optischen Werkstätten in einer kaufmännischen Lehre. Im Juli 1919 verließ er als kaufmännischer Beamter die Carl Zeiss Werke, um begonnene Universitätsstudien zu beenden. Er studierte in Jena und Leipzig Volkswirtschaft, Sozialpolitik, Öffentliches Recht sowie Zeitungswissenschaft und wurde am 31. Juli 1920 zum Dr. rer. pol. promoviert. Von Oktober 1920 bis Januar 1921 arbeitete er zunächst bei der Firma C. A. Schietrumpf & Co. in Jena in der Auftragsbearbeitung. Am 1. Februar 1921 wurde er Assistent bei Dr. Fritz Reich in Berlin und erarbeitete dort als 2. Syndikus der "Wirtschaftlichen Vereinigung der Deutschen Gesellschaft für Mechanik und Optik" eine Materialsammlung über den Außenhandel Feinmechanik und Optik.
Am 1. April 1922 trat Schöps in die traditionsreiche Rauchwaren-Großhandlung Friedrich Erler in Leipzig ein. Dieses für ihn neue Fachgebiet ließ ihn zeitlebens nicht mehr los. Das überlieferte Archivgut lässt deutlich erkennen, wie Paul Schöps bemüht war, die Rauchwarenkunde wissenschaftlich aufzuarbeiten. Als 1926 die "Reichszentrale für Pelztier- und Rauchwarenforschung", die bis 1945 bestand, ins Leben gerufen wurde, gehörte er zu ihren Mitbegründern.
Da über die eigentliche Verlagsarbeit nur einige Werbeunterlagen und Skizzen zur Planung überliefert sind, konnte lediglich aus seinen persönlichen Dokumenten entnommen werden, dass der "Verlag Dr. Paul Schöps" 1936 und der "Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps" laut Handelsregisterakte im gleichen Jahr gegründet wurden. Das erste Unternehmen bezeichnete er als "Fachverlag für Tierkunde und Tierzucht sowie für Rauchwaren- und Pelzwirtschaft", während der Hermelin-Verlag "vorzugsweise modisches Schrifttum" herausgab.
Aus den überlieferten Unterlagen ist zu entnehmen, dass sich Paul Schöps gleichermaßen auf vier Gebieten betätigte. Der Firma Friedrich Erler in Leipzig gehörte er von 1922 bis zum 1. April 1985 an, wurde später geschäftsführender Teilhaber des Unternehmens und verwaltete bis 1984 das Grundstück "Erlers Hof" in der Nikolaistr. 28/32 in der Leipziger Innenstadt. Er beschäftigte sich mit praktischer Pelztierzucht als Geschäftsführer der Pelztierfarm Hirschegg-Riezlern (Allgäu/Österreich), als Generalsekretär des "Ersten Internationalen Kaninchenzüchterkongresses", als Berater beim Aufbau der Pelztier- und Kaninchenzucht in der Sowjetunion und bei der Einführung der Silberfuchszucht in Deutschland.
Paul Schöps wurde auch durch seine verlegerische Tätigkeit (Filialen in Berlin, Wien und Zürich) bekannt, insbesondere durch die Herausgabe von Schriftenreihen wie z. B. "Monographien der Wildsäugetiere", "Kleintier und Pelztier", "Der Rauchwarenmarkt", "Zeitschrift für Hundeforschung", "Beiträge zur Haar- und Fellkunde", "Carnivoren-Studien", "Beiträge zur Tierkunde und Tierzucht", "Das Pelzgewerbe", "Hygienische Zoologie", "Beiträge zur Gefiederkunde", "Hermelin", "Wiener Hutmode" und "Die Hutmode". Und nicht unerwähnt bleiben darf seine eigene umfassende Autorentätigkeit.
Paul Schöps starb am 5. November 1986 im Alter von 91 Jahren.[01] Die offizielle Auflösung der Firma im Handelsregister erfolgte am 2. Oktober 1987.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Paul Schöps hatte nach der Gründung der "Reichszentrale für Pelztier- und Rauchwarenforschung" ein Pelzfachmuseum mit einer großen Spezialbücherei ins Leben gerufen. Trotz schwerer Kriegsschäden konnte ein Teil des Materials gerettet werden. Anliegen von Paul Schöps war es, dieses Material, ergänzt durch Veröffentlichungen seiner Verlage und die im Rahmen seiner Aufgabenerledigung gesammelten Schriften, der Forschung zugänglich zu machen. Auf Vermittlung des VEB Interpelz Leipzig kam im Mai 1977 ein Kontakt des Staatsarchivs Leipzig mit Schöps zustande. Seine Vorstellungen gingen dahin, ein Pelzfacharchiv aufzubauen. Obwohl keinerlei schriftliche Überlieferung des Hermelin-Verlages vorhanden war, kam es in den Jahren 1977 und 1978 doch zu einer Übernahme der gedruckten Quellen mit einem Umfang von 5 laufenden Metern (lfm). Gespräche mit Schöps über den Verbleib bzw. nach der Übernahme der schriftlichen Dokumente des Verlages blieben erfolglos. Im Zusammenhang mit der Bearbeitung des Kahnt-Verlages wurden 1982 noch weitere 1,7 lfm Überlieferung des Hermelin-Verlages gefunden. Im Jahr 1984 entschloss sich Paul Schöps, seine Tätigkeit mit 90 Jahren einzustellen und übergab dem Staatsarchiv Leipzig 1985 weiteres Archivgut im Umfang von 3,5 lfm. Darunter befanden sich neben Veröffentlichungen auch Manuskripte, Materialsammlungen zu verschiedenen Themen und persönliche Unterlagen sowie Akten der Firma Friedr. Erler (Grundbuchauszüge, Bilanz 1934, Mietzins 1959, Handelsregisterauszug, Vollmachten). Akten über die Verlagstätigkeit konnten trotz umfangreicher Bemühungen weder zu Lebzeiten von Paul Schöps noch aus seinem Nachlass gesichert werden. Die Übergaben erfolgten ohne Ablieferungs- oder ähnliche Nachweise.
Der Erhaltungszustand der Bücher, Broschüren und Bilder ist gut, die Überlieferungslage allerdings sehr lückenhaft. Das trifft auch auf die Schriftenreihen zu, die vom Hermelin-Verlag selbst herausgegeben wurden.
Die Erschließung erfolgte auf der Grundlage der Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze (Potsdam, 1964) und deren Ergänzung für Drucksachen (1970). Kassation erfolgte nur bei Mehrfachüberlieferung. Die Gliederung wurde nach Sachgebieten vorgenommen. Aufgrund der geringen Überlieferung wurde auf eine Abtrennung des Bestandes vor 1945 verzichtet und gemäß § 29 ff der OVG ein zusammengefasster Bestand gebildet.
2014 erfolgte in Vorbereitung der online-Stellung des Findmittels eine redaktionelle Bearbeitung durch die Praktikantin Sandra Rother. Die wenigen persönlichen Dokumente von Paul Schöps wurden übersichtlicher geordnet und neu verzeichnet. Noch vorhandene Doppelstücke wurden kassiert, die Systematik und die vorliegende Findbucheinleitung geringfügig überarbeitet.

Überlieferungsschwerpunkte

Im Verlag Dr. Paul Schöps und im Hermelin-Verlag wurden vor allem Literatur der Rauchwaren- und Pelzbranche sowie Modezeitschriften verlegt. Die Überlieferung der Eigenveröffentlichungen ist nicht lückenlos. Im Bestand enthalten sind Materialsammlungen und Bücher, die Paul Schöps für seine wissenschaftlichen Arbeiten und Publikationen herangezogen hat, die als wertvoll einzuschätzen sind. Dazu zählen selten gewordene Fachbücher und Zeitschriften, z. B. Brehms Tierleben, Naturhistorischer Schulatlas von 1866, Jubiläums- und Festschriften bedeutender Rauchwarenfirmen, Modezeitschriften des 19. Jh. und wertvolles historisches Bildmaterial.
Der Bestand ermöglicht eine Auswertung in vielfacher Hinsicht. Einerseits ist es die Entwicklung der Pelzzucht und der Rauchwarenindustrie von den 1920er bis zu den 60er Jahren. Andererseits geben Adressbücher, Ausstellungskataloge, Jahrbücher, Jubiläums- und Festschriften bedeutender Rauchwarenfirmen ein Zeugnis von der Leistungsfähigkeit dieser Branche. Auch die Lohn- und Tarifentwicklung in der Rauchwarenindustrie spiegelt sich in einigen Veröffentlichungen wider. Für die Forschung sind biologische und zoologische Standardwerke von Interesse. Einmalige Überlieferungen zur Entwicklung der Mode sind im Bestand enthalten, so z. B. die Hamburger Modezeitung "Jahreszeiten" von 1850 bis 1856 und zahlreiche Mode- und Trachtenzeichnungen aus den verschiedensten Epochen.

Hinweise zur Benutzung

Das Findbuch befindet sich in seiner ausgedruckten Form im Findmittelraum des Staatsarchivs Leipzig. Dieses umfasst neben den Verzeichnungseinheiten einen Personenindex und einen Vereinsindex. Bei Bestellungen sind die fettgedruckten Signaturen anzugeben.

Korrespondierende Akten in anderen Beständen

20242 Kreis-Industrie- und Handelskammern Nordwestsachsens, Nr. 210, Dr. Paul Schöps, Hermelin-Verlag für die Rauchwaren- und Pelzbranche, Leipzig.

21043 Deutsche Investitionsbank, Bezirksdirektion Leipzig, Nr. 1575, Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps KG, Leipzig.

Barbara Kegler / Sandra Rother

1999 / 2014


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 5876 Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps, Leipzig.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig: Eine Bestandsanalyse. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 4 (1994) S. 311-320.
Gebauer, Gertraude: Verlagsschriftgut im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (Diskussionsbeitrag). In: Archiv-Geschichte-Region. Symposium zum 40jährigen Bestehen des Sächsischen Staatsarchivs Leipzig (1954-1994). Leipzig 1994.
Persönliche Unterlagen Paul Schöps.- Firmengeschichte Friedrich Erler.- Werbung.- Publikationen der Reichszentrale für Pelztier- und Rauchwarenforschung.- Bücher und Zeitschriften zu Rauchwarenindustrie, -handel und -veredlung, Pelztierkunde, Pelztierzucht, Kleintierkunde, Haar- und Fellkunde, Kulturgeschichte, Bekleidungsindustrie und Mode.
Paul Schöps war seit 1922 in der Rauchwarenfirma Friedrich Erler in Leipzig tätig, bevor er 1936 den Verlag Dr. Paul Schöps und 1942 den Hermelin-Verlag Dr. Paul Schöps gründete. Filialen bestanden in Berlin, Wien und Zürich. Die Unternehmen gaben Zeitschriften und Publikationen speziell zur Tierkunde, Tierzucht, Rauchwaren- und Pelzwirtschaft sowie zur Bekleidungsindustrie und Mode heraus.
Im Bestand sind auch Unterlagen der Firma Friedrich Erler enthalten.
  • 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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