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Beständeübersicht

Bestand

22286 Emil Pinkau & Co., Leipzig

Datierung1899 - 1972
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,34
Geschichte der Emil Pinkau & Co., Leipzig

Eduard Franz Emil Pinkau wurde am 10. Januar 1850 in Thonberg bei Leipzig geboren. Nach einer Gesellen- und Wanderzeit kehrte er nach Leipzig zurück und gründete dort in der Brüderstraße 19 zum 1. Oktober 1873 die "Lithographische Kunstanstalt Emil Pinkau".[01] Den Grundstein für den immensen Erfolg seines Unternehmens legte er bereits 1870, als er eine Landschaftsabbildung auf eine Postkarte drucken ließ.[02] Nach Stationen in der Brüderstraße 26 und in der Friedrichstraße wurde der Betrieb 1880 in die Reudnitzer Straße 19 verlegt, wo 1883 die erste Steindruckschnellpresse aufgestellt wurde. 1892 wurde in der Kohlgartenstraße ein Geschäftslokal hinzugemietet, 1898 schließlich ein Neubau in der Wittenberger Straße bezogen. Zunächst wurden dort Steindruckerei, Lithographie und eine fotolithographische Abteilung betrieben; bereits 1892 wurde die Firma auf der Weltausstellung in Chicago ausgezeichnet. 1899 folgte die Einrichtung einer Lichtdruckerei; auch in den folgenden Jahren erweiterte sich das Unternehmen kontinuierlich. Um 1900 produzierte es jährlich rd. 120 Millionen Ansichtskarten. Der erste Weltkrieg unterbrach die positive Firmenentwicklung, aber schon bald nach dem Krieg entwickelten sich die verschiedenen Fabrikationszweige wieder sehr erfolgreich, wobei der größte Teil der Produktion in den Export ging.
1904 hatte Emil Pinkau sein Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.[03] Nach seinem Tod am 22. Juli 1922 übernahm sein Sohn Emil H. Johannes Pinkau die Leitung des Unternehmens. Er war bereits 1902 als technischer Leiter in die Firma eingetreten.[04] In der Folgezeit wurden größere Bromsilberdruckanlagen und Anlagen für die Herstellung fotografischer Papiere gebaut. Die kostenintensive Aufstellung einer Zweifarben-Offsetmaschine 1930 sicherte die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt. In diesen Jahren setzte sich der Gesamtbetrieb aus folgenden Hauptbetrieben zusammen: Steindruck- und Offsetdruckerei, Licht- und Tiefdruckdruckerei, Photographische Papierfabrik, Bromsilberdruckerei, Buchdruckerei sowie Buchbinderei und Prägeanstalt. Hergestellt wurden v. a. Ansichtspostkarten und Glückwunschkarten in allen Druckverfahren, aber auch Bilder und Kunstblätter, Andenkenalben und Illustrationstafeln, Bilder- und Malbücher, Plakate und Kataloge, Stahlsticharbeiten sowie fotografische Entwicklungspapiere aller Qualitäten für Bromsilber und Gaslicht. 1934 betrug der Gesamtumsatz 1.290.297 Reichsmark, davon 418.000 im Export; 1935 waren 265 Arbeiterinnen und Arbeiter im Betrieb tätig, hinzu kamen bei Saisonzeiten bis zu 70 Aushilfskräfte.[05]
Das weltweite Exportgeschäft konnte noch bis 1939 betrieben werden, obwohl die Ansichtskarte als Kommunikationsmedium - auch durch die neue Technik des Telefons - zunehmend an Bedeutung verlor. Im Zweiten Weltkrieg war der Export faktisch unterbunden; durch den Bombenangriff auf Leipzig vom 3./4. Dezember 1943 wurden die Werksanlagen schwer beschädigt, der wertvolle Maschinenpark zerstört. Nach mühsamen Aufbauarbeiten zerstörte ein schwerer Bombentreffer am 6. April 1945 die Neubauten. In den folgenden Jahren arbeitete das Unternehmen in kleinerem Umfang und mit wenigen Abteilungen weiter.
1946 wurde Johannes Pinkau zum Geschäftsführer des Unternehmens Dr. Trenkler - Verlag GmbH bestellt. Die 1928 gegründete Gesellschaft hatte die Ansichtspostkartenabteilung der Firma Dr. Trenkler Postkarte fortgeführt und arbeitete auf den Gebieten der Herstellung und des Vertriebs von Kunstdrucken, fotografischen Papieren und verwandten Artikeln. 1973 wurde die Firma Emil Pinkau & Co. KG alleiniger Gesellschafter der Dr. Trenkler - Verlag GmbH; die Firma erlosch im Leipziger Handelsregister.[06]
Das Unternehmen Arthur Nauert K. G. wurde zum Juli 1951 durch den Kaufmann Heinrich Arthur Nauert in Leipzig gegründet. 1953 wurde das Unternehmen zum Volkseigentum erklärt, Rechtsträger wurde die Deutsche Investitionsbank. Mit Wirkung vom 1. August 1967 erfolgte die Zusammenlegung mit der Firma Emil Pinkau & Co. KG, die Firma wurde im Leipziger Handelsregister gelöscht.[07]
Bereits 1954 war die Umwandlung der Emil Pinkau AG in eine Kommanditgesellschaft erfolgt, Kommanditist wurde die Deutsche Investitionsbank. Johannes Pinkau blieb geschäftsführender Gesellschafter; er starb 1958. Seit 1960 wurde die Firma als halbstaatlicher Betrieb geführt, persönlich haftender Gesellschafter wurde der VEB Graphische Kunstanstalt Reprocolor in Leipzig. 1972 wurde der Betrieb in den VEB Interdruck überführt und vollständig verstaatlicht.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand wurde im Mai 2016 durch die Praktikantin Ronja Bünz unter der Betreuung von U. bearbeitet. Vor der Bearbeitung umfasste er 1,30 lfm, davon waren 0,22 lfm bereits durch Christian Kurzweg im Rahmen eines Werkvertrages zur Bearbeitung des Bestandes 21100 Graphischer Großbetrieb Interdruck verzeichnet worden (Nr. 1-13). Im selben Jahr waren die Pinkau-Unterlagen auch aus dem Bestand 21100 Graphischer Großbetrieb Interdruck als Fremdprovenienz herausgelöst worden. Bei der Bearbeitung 2016 wurde eine Konkordanz zu den alten Archivsignaturen erstellt. Im Rahmen des Möglichen wurden Duplikate entfernt.

Überlieferungsschwerpunkte

Vermutlich auch aufgrund der massiven Kriegsschäden sind nur noch Reste eines früheren Geschäftsarchivs vorhanden, aus dem 19. Jahrhundert fehlt die Überlieferung gänzlich. Trotzdem ermöglichen die erhaltenen Archivalien einen guten Einblick in die Bedeutung dieses Leipziger Unternehmens des grafischen Gewerbes. Genannt seien vor allem die Unterlagen zu den Generalversammlungen von 1906 bis 1942, die Verträge mit internationalen Geschäftspartnern und die Inventurbücher mit detaillierten Angaben zur Ausstattung des Gesamtbetriebs für den Zeitraum 1899 bis 1913.

Dr. Thekla Kluttig

Mai 2016


[01] Hierzu und zum Folgenden siehe Waldow, Wolf von: Leipzig, Springerstraße 8 - eine Spurensuche, in: 25 Jahre freiberufliches Notariat in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Köln 2015; Darstellung der Firmengeschichte anlässlich des 75jährigen Gründungsjubiläums, Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 22286 Emil Pinkau & Co., Leipzig, Nr. 7.
[02] Pinkau, Emil: Die Ansichtspostkarte, ihre Entstehung und Verbreitung, in: Deutsches Steindruckgewerbe, Nr. 19/20, 15.10.1918, S. 89, zitiert nach von Waldow, wie Anm. 1.
[03] Zu den firmengeschichtlichen Daten siehe auch StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 33 (vormals HR 12123) und HRB 9793 (digitalisierte Handelsregisterkarten zur Emil Pinkau & Co. AG bzw. zur Emil Pinkau & Co. Kommanditgesellschaft).
[04] StA-L, 22286 Emil Pinkau & Co., Leipzig, Nr. 8.
[05] StA-L, 22286 Emil Pinkau & Co., Leipzig, Nr. 48. Das dort enthaltene Wertgutachten von 1935 listet die maschinelle Werksausstattung detailliert auf.
[06] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRB 130 (digitalisierte Handelsregisterkarte).
[07] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, HRA 9581 (digitalisierte Handelsregisterkarte). Zum Strafverfahren gegen Curt Jäger siehe auch StA-L, 21047 Industrie- und Handelsbank der DDR, Bezirksdirektion Leipzig, Nr. 2890.
Geschäftsführung.- Generalversammlungen.
Die Lithographische Kunstanstalt Emil Pinkau wurde im Oktober 1873 gegründet, im März 1904 wurde sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Nach dem Tod Emil Pinkaus übernahm sein Sohn Josef 1922 die Geschäftsleitung. Die Werksanlagen wurden bei dem Bombenangriff auf Leipzig am 4. Dezember 1943 schwer beschädigt. Nach 1945 blieb der bisherige Direktor Josef Pinkau bis zu seinem Tod im Juni 1958 geschäftsführender Gesellschafter. 1960 nahm das Unternehmen eine staatliche Beteiligung auf; nach der Verstaatlichung im Mai 1972 firmierte sie bis zum Jahresende als VEB Bromsilberdruck Leipzig. Zum 1. Januar 1973 erfolgte die Eingliederung in den Graphischen Großbetrieb Interdruck.
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