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Beständeübersicht

Bestand

12815 Nachlass Gerhard Schmidt

Datierung1730, 1912 - 2001
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)4,40
Robert Gerhard Schmidt wurde am 16. Mai 1920 in Darmstadt als Sohn eines kaufmännischen Angestellten geboren. Seine Eltern, die beide aus Sachsen stammten, siedelten 1924 erst nach Leipzig, 1926 nach Dresden um. In Dresden blieb er sein Leben lang wohnen.

Von 1926-1931 besuchte er die 56. Volksschule in Dresden- Trachau, anschließend von 1931-1939 die Dreikönigsschule in Dresden- Neustadt, wo er 1939 das Abitur ablegte. Anschließend musste er zum Reichsarbeitsdienst, von dem er Anfang Dezember 1939 entlassen wurde. An der Universität Leipzig begann er Geschichte, Deutsch und Latein zu studieren. Durch seine baldige Einberufung in die Wehrmacht zum 1. Oktober 1940 wurde seine berufliche Ausbildung für lange Jahre unterbrochen.

Militärisch in Großenhain als Bodenfunker geschult, gehörte er seit März 1941 dem Jagdgeschwader 52 an und war seit Ende 1941 bis zum Kriegsende im Süden der Ostfront eingesetzt. Der NSDAP hat Gerhard Schmidt nicht angehört.

Nach einer relativ kurzen, erst amerikanischen, dann sowjetischen Kriegsgefangenschaft kehrte er Mitte Oktober 1945 in die Heimat zurück. An der Oberschule Radebeul arbeitete er von Dezember 1945 bis Februar 1946 zunächst als Neulehrer.

Mit der Wiedereröffnung der Universität Leipzig setzte er im Frühjahr 1946 sein Studium fort. Im Juli 1949 bestand er die Prüfung für das Lehramt an der Oberstufe der Einheitsschule. Seine Dissertation " Die Darstellung des Herrschers in deutschen Epen des Mittelalters" konnte er 1951 erfolgreich abschließen, Gutachter waren die Professoren Frings und Baetke. Während der Arbeit an seiner Dissertation war Gerhard Schmidt von 1950 bis 1952 wissenschaftlicher Assistent bei der Erarbeitung des Deutschen Wörterbuches an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Aus Mangel an einer regulären Planstelle begann seine berufliche Tätigkeit am Sächsischen Landeshauptarchiv Dresden 1952/53 zuerst als freier Mitarbeiter. In dieser Zeit fing er die Erarbeitung des Spezialinventars "Kartei der politisch Verfolgten 1830-1867" an, dass später zu einem umfangreichen und oft genutzten Archivhilfsmittel wurde.

1953 bis 1955 erhielt er am Institut für Archivwissenschaft in Potsdam seine Ausbildung zum wissenschaftlichen Archivar.

Seit September 1955 war Gerhard Schmidt im Sächsischen Landeshauptarchiv tätig. Von 1959 bis zu seinem Ausscheiden aus dem Archiv hatte er die Funktion eines Abteilungsleiters inne, zuletzt als Leiter der Abteilung Kapitalismus (1831-1945). In seiner Tätigkeit als Archivar bearbeitete er unter anderem den Bestand Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts sowie mehrere Bestände der inneren Verwaltung.

Zahlreiche Veröffentlichungen zeugen von seiner wissenschaftlichen Arbeit im Rahmen des Dienstes und in seiner Freizeit. So schrieb er von 1956 bis 1977 allein 18 Beiträge für die Fachzeitschrift "Archivmitteilungen". Sein Buch "Die Staatsreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts" wurde 1966 im Rahmen der Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden veröffentlicht. Regelmäßig erschienen landesgeschichtliche Aufsätze und Rezensionen in den "Sächsischen Heimatblättern" und anderen Zeitschriften. Gerhard Schmidts Buch " Dresden und seine Kirchen" war 1976 erschienen. Das Bestreben, die Geschichte Dresdens, speziell die Geschichte einzelner Stadtteile, breiten Interessenkreisen zugänglich zu machen, führte zur Publikation zahlreicher populärwissenschaftlicher Beiträge in den Tageszeitungen.

In vielen Gremien war er Mitglied und wirkte vor allem auf heimat- und kirchengeschichtlichem Gebiet bis ins hohe Alter ehrenamtlich. 1990 erschien sein Buch" Die Kirchen der Sächsischen Schweiz".

Einer Partei hat Gerhard Schmidt nicht angehört.

Sein Ausscheiden aus dem Staatsarchiv 1975 geschah aus politischen Gründen. Mit der zunehmenden Einbeziehung des Personals der Staatsarchive der DDR in den Kreis der "Geheimnisträger" wurden die Mitarbeiter zu neuen Arbeitsverträgen gedrängt, mit denen verschärfte Klauseln hinsichtlich des Unterbleibens von Kontakten zum westlichen Ausland, also auch der BRD, verbunden waren. Da er sich diesen Bedingungen nicht unterwerfen wollte, wurde er seit Ende 1974 seiner Leitungsfunktion enthoben. Gerhard Schmidt blieb im Staatsarchiv nur noch so lange, bis sich ihm eine passende Stelle bot. Im September 1975 konnte er eine Stelle an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin antreten, er arbeitete dort an der Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica mit.

1984 wurde seine wissenschaftliche Arbeit mit der Verleihung der Leibniz-Medaille der Akademie der Wissenschaften der DDR gewürdigt.

Gerhard Schmidt war zwei Mal verheiratet. Aus der ersten Ehe, die 1982 geschieden wurde, stammen seine beiden Kinder. 1985 heiratete er seine zweite Frau Gudrun, mit der er glücklich verheiratet war.

Nach langer schwerer Krankheit verstarb Gerhard Schmidt am 6. Juni 2001.





Bestandsgeschichte und -inhalt



Der Archivar Dr. phil. Gerhard Schmidt hat seine Unterlagen im Hinblick auf eine spätere Übergabe an das Staatsarchiv/ Hauptstaatsarchiv, zu Hause selbst bereits geordnet, registriert und nummeriert.

Im Sommer 1993 übergab er persönlich einen ersten Teil dieser Unterlagen, sozusagen als "Vorlaß". Zu dieser Abgabe gehört eine von Gerhard Schmidt gefertigte Abgabeliste als vorläufiges Findmittel.

Nach und nach ergänzte er den ersten Teil durch weitere Abgaben, so dass der Bestand bis zum Jahr 2000 einen Umfang von 1,60 lfm erreichte.

Seine Witwe übergab, seinem Vermächtnis entsprechend, weitere Unterlagen in den Jahren 2002 bis 2003. Diese Dokumente waren teilweise mit Nummern gekennzeichnet, jedoch ohne Abgabeliste. Leider ist durch widrige häusliche Umstände (Sanierung der Wohnung verbunden mit der zeitweiligen Lagerung der Unterlagen auf dem Boden, später Umzug der Witwe wegen Hochwasser), die ursprüngliche Ordnung der Unterlagen zerstört.

Viele Unterlagen aus dem privaten Bereich (Briefe, Dokumente, Arbeitsbücher) wurden dem schon hier befindlichen Teil des Nachlasses hinzugefügt.

Der Bestand Nachlass Dr. phil. Gerhard Schmidt dokumentiert den Lebensweg und die Lebensumstände eines Gesellschaftswissenschaftlers und Archivars in Sachsen im 20. Jahrhundert. Sowohl private Aspekte seines Lebens als auch die berufliche Entwicklung werden mittels dieser von ihm sorgsam verwahrten Überlieferung transparent.

Der Bestand enthält interessante Unterlagen aus der Schulzeit wie Schulhefte, Tagebücher von Radpartien, Fotos von Lehrern und Mitschülern, Schulzeugnisse.

Ergänzend dazu sind Sammelmappen zu Klassentreffen der Dreikönigsschüler aus späteren Jahren, Jahresberichte der Dreikönigsschule und weitere Dokumente zur Geschichte der Schule überliefert.

Aus der Studienzeit sind das Studienbuch und Mitschriften erhalten, Gutachten, Zeugnisse über Prüfungen sowie die Aktivitäten in der evangelischen Studentengemeinde.

Seine Soldatenzeit im Zweiten Weltkrieg wird beispielsweise durch seine Kennkarte, den Wehrpass und durch viele Feldpostbriefe an die Eltern dokumentiert. Die Erinnerungen an die Kriegsgefangenschaft hielt Gerhard Schmidt schriftlich fest.

Neben Materialien zur Promotion sind Unterlagen zum Archivlehrgang in Potsdam überliefert, darunter seine Abschlussarbeit.

Unterlagen zur Tätigkeit im Staatsarchiv Dresden wie Arbeitsverträge, Studienreisen, Lebensläufe, Beurteilungen sind ebenso im Bestand enthalten wie die spätere Tätigkeit an der Akademie der Wissenschaften.

Die Sammlung von Veröffentlichungen, von ihm selbst angelegt, vermittelt ein Bild von der wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Tätigkeit des Archivars und Historikers Gerhard Schmidt.

Umfangreicher Briefwechsel mit den Eltern, Verwandten und Kollegen, darunter eine ganze Postkartensammlung, wurden sorgsam aufbewahrt und bringen vor allem den Menschen Schmidt und seine Zeit nahe.

Die Verbundenheit zu Dresden, das Interesse an der Geschichte der Stadt und ihrer Ortsteile wird auch in der Zeitungsausschnittsammlung deutlich. Von Ereignissen, die ihm wichtig erschienen, bewahrte Gerhard Schmidt Zeitungen auf, die im Bestand eine kleine Sammlung bilden.

Zahlreiche von ihm besonders beachtete und ausgewertete Sonderdrucke von wissenschaftlichen Veröffentlichungen und andere Publikationen vervollständigen den Nachlass.



LiteraturhinweiseBestandserschließung im Literaturarchiv. Arbeitsgrundsätze des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar. Hrsg. v. Gerhard Schmid, München 1996 (= Literatur und Archiv; Bd. 7)



Jahresberichte des Landeshauptarchivs Dresden 1961-1964, Ms.



Jahresberichte des Staatsarchivs Dresden 1965-1969. Ms.



Spezialinventar des Sächsischen Landeshauptarchivs und der Landesarchive Bautzen, Glauchau und Leipzig zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Berlin 1961, 3Bde. (= Archivalische Quellennachweise zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung; Bd. 5)



Palla, Evelyn/ Hesche, Hans-Joachim: Zur Geschichte des Staatsarchivs Dresden 1945-1976. Die Entwicklung vom Sächsischen Landeshauptarchiv zum Staatsarchiv der DDR. Diplomarbeit an der Humboldt-Universität zu Berlin, Sektion Geschichte, Bereich Archivwissenschaft ( Masch.schr.), Berlin 1982.



Schlechte, Horst: Staatsarchiv Dresden 1949-1974, In: Archivmitteilungen 24(1974), Heft 5, S.175-179.

Verweise auf andere BeständeBestände im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden:



10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden

12772 Nachlass Dr. Horst Schlechte

12718 Nachlass Dr. Hellmut KretzschmarBestände in anderen Archiven:



Do 1 Ministerium des Innern der DDR (enthält Staatliche Archivverwaltung) Bundesarchiv, Dienststelle Berlin



Bestandsgruppe geistes- und sozialwissenschaftliche Institute und Einrichtungen 1945-1991,

- Arbeitsstelle Monumenta Germaniae Historica

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Archiv, Berlin
Persönliche Dokumente (Briefe, Schulzeit, Studienbuch, Mitschriften vom Studium, Feldpostbriefe aus dem Zweiten Weltkrieg).- Tätigkeit im Staatsarchiv und der Akademie der Wissenschaften.- Veröffentlichungen.- Materialsammlung von Aufsätzen für die geplante Habilitation.- Gedruckte Veröffentlichungen zur Stadtgeschichte und Kirchengeschichte Dresdens.
Der Historiker Gerhard Schmidt lebte von 1920 bis 2001. Von 1955 bis 1975 arbeitete er als wissenschaftlicher Archivar im Sächsischen Landeshauptarchiv / Staatsarchiv Dresden. Dort war er von 1960 bis 1974 Abteilungsleiter für die Bestände von 1831 bis 1945. Von 1975 bis 1988 arbeitete Schmidt als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften Berlin.
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