Beständeübersicht
Bestand
11135 Staatliches Gymnasium Dresden-Neustadt
Datierung | 1899 - 1946 |
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Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 0,30 |
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Das königliche Gymnasium in Dresden-Neustadt wurde 1874 als staatliche höhere Schule für Jungen gegründet. Während die meisten anderen höheren Schulen unter städtischer Aufsicht standen, war es direkt dem Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts bzw. ab 1923 dem Ministerium für Volksbildung untergeordnet. 1918 - 1945 hieß es Staatsgymnasium. Die Schule befand sich während der ganzen Zeit ihres Bestehens im Gebäude Dresden-N. 6, Holzhofgasse 2, das 1874 als Neubau errichtet worden war. Am Giebel befand sich die Inschrift: "Gymnasium regium doctrinae virtuti pietati sacrum", die der Inschrift über dem Haupteingang der Fürstenschule Grimma: "Pietati virtuti doctrinae" entsprach.
Die neunstufige höhere Lehranstalt umfasste die Klassen VI, V, IV, U III, O III, U II, O II, U I und O I, die von Schülern im Alter von 10 bis 19 Jahren besucht wurden. Der Schwerpunkt der Ausbildung lag auf den alten Sprachen. Der Sprachunterricht begann (nach dem Stand von 1934) in VI mit Latein, in IV mit Französisch, in U III bzw. U II mit Griechisch und in O III mit Englisch. Neben der Ausbildung des Gymnasiums wurde Ende der 20er-Jahre die des Reformgymnasiums eingeführt (Englisch ab VI, Latein ab U III, Griechisch ab U II). Als 1937 die Schultypen vereinheitlicht wurden, wurde diese Variante wieder beseitigt, und die Schule war bis 1945 wieder ausschließlich Gymnasium.
Als königliches Gymnasium bzw. als Staatsgymnasium hatte die Schule eine Vorrang- und Vorzugsstellung. Sie wird in den Lehrerverzeichnissen unter den höheren Schulen Dresdens stets an erster Stelle vor der städtischen Kreuzschule genannt. An ihr fanden 1912 und 1913 außerordentliche Reifeprüfungen der Prinzenschulklassen statt. Der Anteil der Söhne von Staatsbeamten und Militärs unter den Schülern lag höher als etwa an der städtischen Dreikönigschule, ebenso der Anteil der Auswärtigen von außerhalb Dresdens, die an städtischen höheren Schulen zusätzliches Schulgeld zahlen mussten.
Die Zahl der Schüler betrug 1875: 235, 1894: 570, 1913: 414, 1934: 417. Entsprechend veränderte sich auch die Zahl der Lehrer:
1875: 1 Rektor, 16 Oberlehrer, 2 provisorische Lehrer, 4 Lehrer für Turnen, Musik, Zeichnen und Stenografie
1894: 1 Rektor, 1 Konrektor, 27 Oberlehrer, 1 ständiger Lehrer, 2 Turnlehrer, 4 wissenschaftliche Hilfslehrer, 2 Vikare, 3 Lehrer für Musik, Zeichnen und Stenografie
1913: 1 Rektor, 19 Professoren, 4 Oberlehrer, 3 Gymnasiallehrer, 3 ständige Fachlehrer, 7 nichtständige wissenschaftliche Lehrer
1934: 1 Oberstudiendirektor, 1 Studiendirektor (Konrektor), 22 Studienräte, 2 Oberlehrer (für Zeichnen, Turnen, Kurzschrift und Werkunterricht), 5 Assessoren und 5 Referendare.
Die Rektoren der Schule waren:
1874 - 1883: Geheimrat Dr. Hugo Ilberg (* 1828)
1883 - 1906: Prof. Dr. Oberstudienrat Martin Wolrab (* 1834)
1906 - 1913: Prof. Dr. Richard Friedrich (* 1848)
1913 - 1925: Oberstudienrat Prof. Dr. Heinrich Heyden (* 1860)
1925 - 1937: Oberstudiendirektor Karl Pflugbeil (* 1881)
1938 - 1945: Oberstudiendirektor Dr. Georg Fraustadt (* 1885).
Bedeutende Schüler der Schule waren der mittellateinische Literaturhistoriker und Historiker Prof. Max Manitius (* 1858), der Reformationshistoriker Dr. h. c. Georg Buchwald (1859 - 1947), der Altertumswissenschaftler Prof. Walter Judeich, Jena (* 1859), der Theologieprofessor Johannes Leipoldt (* 1880), der Amtshauptmann von Dresden Dr. Ernst Venus (1880 - 1971), der Zwingerbaumeister Hubert Georg Ermisch (1883 - 1951) und der Archivar und Historiker Prof. Hellmut Kretzschmar (1893 - 1965).
Seit 1920 besaß die Schule ein Landheim mit 30 Betten in Kipsdorf/Erzgeb., das dem Verein Schülerheim des Staatsgymnasiums in Dresden-N. gehörte.
Die Herrschaft des Faschismus führte zur Auflösung der Schule. Seit 1939 waren zahlreiche Lehrer zum Militärdienst eingezogen; die Schüler wurden ohne Reifeprüfung mit bloßem Reifevermerk von der Schulbank weg in Uniform gesteckt, wodurch ein großer Prozentsatz umgekommen ist. Seit 1941 diente das Schulgebäude als Lazarett. Der Unterricht fand 1941 - 1945 ebenso wie der der Fletcherschen Oberschule im Gebäude der Neustädter Oberschule für Mädchen, Weintraubenstr. 1, statt. Bis zum Bombenangriff auf Dresden waren noch 13 Lehrer und 176 Schüler verblieben, danach nur noch 7 Lehrer und 91 Schüler. Am 13. Februar 1945 wurde das Gebäude Weintraubenstr. 1 großenteils zerstört, das Schulgebäude Holzhofgasse 2 aber nur wenig beschädigt. In der zerstörten, weiter durch Fliegeralarm und Kriegsmaßnahmen gequälten Stadt war bis Kriegsende Unterricht kaum noch möglich. Am 14. Mai 1945 wurde das Schulgebäude Holzhofgasse 2 durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern zerstört. Es wurde später abgetragen. Das Staatsgymnasium hörte damit auf zu bestehen. Ende Oktober wurden die Lehrer, die Mitglieder der NSDAP gewesen waren, aus ihren Ämtern entlassen, die wenigen übrigen ebenso wie die noch vorhandenen Schüler auf die neugebildeten Dresdener Oberschulen verteilt.
Der Bestand wurde dem Staatsarchiv in zwei Teilen übergeben: Akte Nr. 7 1962 von dem letzten Rektor Dr. Fraustadt, 8051 Dresden, Heymelstr. 2, die Akten Nr. 1 - 6 1971 aus dem Nachlass des Studienrates Dr. Felix Köhler durch den ehemaligen Schüler Günther Weißenborn, 8060 Dresden, Johann-Meyer-Str. 1, bzw. durch dessen Witwe. Der Bestand umfasst 0,4 lfm. Er wurde 1971 geordnet und verzeichnet.
Dresden, im Dezember 1971
Gerhard Schmidt
Die neunstufige höhere Lehranstalt umfasste die Klassen VI, V, IV, U III, O III, U II, O II, U I und O I, die von Schülern im Alter von 10 bis 19 Jahren besucht wurden. Der Schwerpunkt der Ausbildung lag auf den alten Sprachen. Der Sprachunterricht begann (nach dem Stand von 1934) in VI mit Latein, in IV mit Französisch, in U III bzw. U II mit Griechisch und in O III mit Englisch. Neben der Ausbildung des Gymnasiums wurde Ende der 20er-Jahre die des Reformgymnasiums eingeführt (Englisch ab VI, Latein ab U III, Griechisch ab U II). Als 1937 die Schultypen vereinheitlicht wurden, wurde diese Variante wieder beseitigt, und die Schule war bis 1945 wieder ausschließlich Gymnasium.
Als königliches Gymnasium bzw. als Staatsgymnasium hatte die Schule eine Vorrang- und Vorzugsstellung. Sie wird in den Lehrerverzeichnissen unter den höheren Schulen Dresdens stets an erster Stelle vor der städtischen Kreuzschule genannt. An ihr fanden 1912 und 1913 außerordentliche Reifeprüfungen der Prinzenschulklassen statt. Der Anteil der Söhne von Staatsbeamten und Militärs unter den Schülern lag höher als etwa an der städtischen Dreikönigschule, ebenso der Anteil der Auswärtigen von außerhalb Dresdens, die an städtischen höheren Schulen zusätzliches Schulgeld zahlen mussten.
Die Zahl der Schüler betrug 1875: 235, 1894: 570, 1913: 414, 1934: 417. Entsprechend veränderte sich auch die Zahl der Lehrer:
1875: 1 Rektor, 16 Oberlehrer, 2 provisorische Lehrer, 4 Lehrer für Turnen, Musik, Zeichnen und Stenografie
1894: 1 Rektor, 1 Konrektor, 27 Oberlehrer, 1 ständiger Lehrer, 2 Turnlehrer, 4 wissenschaftliche Hilfslehrer, 2 Vikare, 3 Lehrer für Musik, Zeichnen und Stenografie
1913: 1 Rektor, 19 Professoren, 4 Oberlehrer, 3 Gymnasiallehrer, 3 ständige Fachlehrer, 7 nichtständige wissenschaftliche Lehrer
1934: 1 Oberstudiendirektor, 1 Studiendirektor (Konrektor), 22 Studienräte, 2 Oberlehrer (für Zeichnen, Turnen, Kurzschrift und Werkunterricht), 5 Assessoren und 5 Referendare.
Die Rektoren der Schule waren:
1874 - 1883: Geheimrat Dr. Hugo Ilberg (* 1828)
1883 - 1906: Prof. Dr. Oberstudienrat Martin Wolrab (* 1834)
1906 - 1913: Prof. Dr. Richard Friedrich (* 1848)
1913 - 1925: Oberstudienrat Prof. Dr. Heinrich Heyden (* 1860)
1925 - 1937: Oberstudiendirektor Karl Pflugbeil (* 1881)
1938 - 1945: Oberstudiendirektor Dr. Georg Fraustadt (* 1885).
Bedeutende Schüler der Schule waren der mittellateinische Literaturhistoriker und Historiker Prof. Max Manitius (* 1858), der Reformationshistoriker Dr. h. c. Georg Buchwald (1859 - 1947), der Altertumswissenschaftler Prof. Walter Judeich, Jena (* 1859), der Theologieprofessor Johannes Leipoldt (* 1880), der Amtshauptmann von Dresden Dr. Ernst Venus (1880 - 1971), der Zwingerbaumeister Hubert Georg Ermisch (1883 - 1951) und der Archivar und Historiker Prof. Hellmut Kretzschmar (1893 - 1965).
Seit 1920 besaß die Schule ein Landheim mit 30 Betten in Kipsdorf/Erzgeb., das dem Verein Schülerheim des Staatsgymnasiums in Dresden-N. gehörte.
Die Herrschaft des Faschismus führte zur Auflösung der Schule. Seit 1939 waren zahlreiche Lehrer zum Militärdienst eingezogen; die Schüler wurden ohne Reifeprüfung mit bloßem Reifevermerk von der Schulbank weg in Uniform gesteckt, wodurch ein großer Prozentsatz umgekommen ist. Seit 1941 diente das Schulgebäude als Lazarett. Der Unterricht fand 1941 - 1945 ebenso wie der der Fletcherschen Oberschule im Gebäude der Neustädter Oberschule für Mädchen, Weintraubenstr. 1, statt. Bis zum Bombenangriff auf Dresden waren noch 13 Lehrer und 176 Schüler verblieben, danach nur noch 7 Lehrer und 91 Schüler. Am 13. Februar 1945 wurde das Gebäude Weintraubenstr. 1 großenteils zerstört, das Schulgebäude Holzhofgasse 2 aber nur wenig beschädigt. In der zerstörten, weiter durch Fliegeralarm und Kriegsmaßnahmen gequälten Stadt war bis Kriegsende Unterricht kaum noch möglich. Am 14. Mai 1945 wurde das Schulgebäude Holzhofgasse 2 durch Brandstiftung bis auf die Grundmauern zerstört. Es wurde später abgetragen. Das Staatsgymnasium hörte damit auf zu bestehen. Ende Oktober wurden die Lehrer, die Mitglieder der NSDAP gewesen waren, aus ihren Ämtern entlassen, die wenigen übrigen ebenso wie die noch vorhandenen Schüler auf die neugebildeten Dresdener Oberschulen verteilt.
Der Bestand wurde dem Staatsarchiv in zwei Teilen übergeben: Akte Nr. 7 1962 von dem letzten Rektor Dr. Fraustadt, 8051 Dresden, Heymelstr. 2, die Akten Nr. 1 - 6 1971 aus dem Nachlass des Studienrates Dr. Felix Köhler durch den ehemaligen Schüler Günther Weißenborn, 8060 Dresden, Johann-Meyer-Str. 1, bzw. durch dessen Witwe. Der Bestand umfasst 0,4 lfm. Er wurde 1971 geordnet und verzeichnet.
Dresden, im Dezember 1971
Gerhard Schmidt
Jacob, Johannes: Das königliche Gymnasium zu Dresden-Neustadt 1874 - 1899. Dresden 1899
Schüler.- Elternausschuss.- Schulentwicklung.
Das Königliche Gymnasium in Dresden-Neustadt wurde 1874 als staatliche höhere Schule für Knaben gegründet und unterstand direkt dem Ministerium des Kultus und Öffentlichen Unterrichts. Nach Zerstörung des Schulgebäudes 1945 wurde das Gymnasium nicht wieder eröffnet.
Weitere Angaben siehe 2. Königreich und Freistaat Sachsen 1831 - 1945
Weitere Angaben siehe 2. Königreich und Freistaat Sachsen 1831 - 1945
- 1962, Nachtrag 1971 | Findbuch
- 2011 | elektronisches Findmittel
- 2024-10-29 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5