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Beständeübersicht

Bestand

20577 Rittergut Wolftitz

Datierung1513 - 1937
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)7,50
Geschichte des Rittergutes Wolftitz

"Das Rittergut Wolftitz ist schon seit drei Jahrhunderten in den Händen der Gnandsteiner Hauptlinie derer von Einsiedel und hat auch sehr lange mit Gnandstein gleiche Besitzer gehabt", berichtet eine Geschichtsquelle aus dem Jahre 1826. [01] Während das an einer alten Handelsstraße nach Böhmen gelegene Gnandstein in den schriftlichen Überlieferungen des öfteren erwähnt ist, erfährt man zu Wolftitz und seinen Ursprüngen relativ wenig. An diesem Ort südöstlich von Borna soll im Jahre 1223 ein Herrensitz gewesen sein, [02] und 1337 taucht in einer Urkunde ein Heinrich von Wolftitz auf. [03] Die Erb-, Lehn- und Gerichtsherren aus der alten, einflussreichen sächsischen Adelsfamilie von Einsiedel übten mit ihrem umfangreichen Landbesitz die Grundherrschaft über die Dörfer Wolftitz, Teile von Eschefeld und Greifenhain und auch über einige Gehöfte vom ansonsten zum thüringischen Altenburg bzw. zu Frohburg gehörenden Bocka aus.

Die wettinischen Markgrafen und Kurfürsten hatten sich für die Gefolgschaftstreue dieser Adelsfamilie, die sich ihrer antikaiserlichen Machtpolitik gegenüber recht dienstbar erwies und auch die lutherisch-reformatorische Bewegung in fürstlichem Sinne zu nutzen verstand (ein Briefwechsel mit Martin Luther zur Frage der Beibehaltung der Frondienste ist belegt), mit der Belehnung ertragreicher Ländereien bedankt. Dass die Grenze zwischen den wettinischen Ernestinern und den Albertinern nach der Leipziger Teilung 1485 mitten durch die Region um Gnandstein, den Stammsitz der Familie von Einsiedel, und damit auch durch Wolftitzer Gebiet verlief, wirkte sich auf die dort lebenden Untertanen in der Zugehörigkeit zu unterschiedlichen Lehns- und Gerichtsherrschaften aus, was in den hier archivierten Akten mitunter eine Rolle spielt. Groß waren die vom Rittergut Wolftitz abhängigen Dörfer nicht, Wolftitz zählte noch im 19. Jahrhundert nicht einmal 200 Einwohner, die zugehörige Kirche stand in Greifenhain, während das Rittergut zum benachbarten Eschefeld gepfarrt war. "1801 wurden in allen 4 Ortschaften 774 Consumenten notirt." [04] Schloss, Abtmühle und Gasthof waren offenbar für die historische Überlieferung die einzig nennenswerten Gebäude.

Dem Rittergut Wolftitz oblag eine eigene patrimoniale Gerichtsbarkeit über die Dörfer Wolftitz, Teile von Eschefeld, Greifenhain und Bocka, ungeachtet dessen, dass der Rittergutsbesitzer zeitweise durch Erbfall zugleich der Rittergutsbesitzer von Gnandstein oder einem anderen Einsiedelschen Rittergut, z. B. Prießnitz, sein konnte. Am 23.08.1853 ging die Gerichtsbarkeit des Ritterguts Wolftitz an das Königliche Gericht Kohren über.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Vor seiner jetzigen Bearbeitung und Eingabe in das PC-Programm AUGIAS war der Bestand "Rittergut Wolftitz" in 461 Akten vorgeordnet und mit Signaturnummern versehen. Einzelne Etappen der Verzeichnung sind für die Jahre 1965, die 80er Jahre sowie 1997/98 erkennbar. Da man nach dem ersten Vorsortieren darauf verzichtet hatte, die einzelnen Dokumente zu Sachakten zusammenzufassen (wie etwa "Nachlässe", "Kaufprotokolle", "Vormundschaften" etc.) und dieser Zustand nun beizubehalten war, liegt hier ein Bestand vor, dessen Akten - neben den gehefteten – zu einem großen Teil aus Einzelblättern oder Einzellagen bestehen. Diese Einzeldokumente waren ursprünglich Teile von Gerichts-, Verwaltungs- oder Wirtschaftsvorgängen, in Einzelfällen private Aufzeichnungen. Durch ihre Erfassung als Einzelakte wurde ihnen jedoch so viel Eigengewicht beigemessen, dass sie einen eigenen Titel verlangten, wodurch auch relativ unbedeutende und alltägliche Vorgänge einzeln und genau bezeichnet werden mussten. Der letzte Teil des Bestandes (etwa ab Signatur 350) enthält auch neuformierte Akten.
Die Datierungen der Akten weisen für den Bestand "Rittergut Wolftitz" eine zeitliche Spanne von 1513 bis 1937 aus. Bei der Erfassung mit Hilfe des PC-Programms AUGIAS wurden Namen von Personen indiziert, ebenfalls Orte (außer Wolftitz). Alte Registratur- oder Archivsignaturen wurden aufgenommen und Bandreihen gekennzeichnet.

Überlieferungsschwerpunkte

Der vorliegende Bestand setzt sich aus den im 19. Jahrhundert verstaatlichten Akten der Patrimonialgerichtsbarkeit, Akten der Gutswirtschaft und des Familienarchivs zusammen. Letztere sind offensichtlich im Zuge der Bodenreform in die Archive gelangt. Die Grundsätze der Abgrenzung zwischen den Beständen der Einsiedelschen Rittergüter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig sind in der Einleitung zum Bestand "Rittergut Gnandstein" ausführlich dargelegt. Der Bestand spiegelt die grundherrschaftlichen Verhältnisse des Ritterguts wieder, nachdem es im 16. Jahrhundert nicht mehr von Gnandstein verwaltet wurde.

Zu erwähnen ist bei den Wolftitzer Archivalien eine Originalhandschrift (Gutachten) von Heinrich Gottfried Trost, dem Erbauer der Barockorgel in der Altenburger Schlosskirche (1735 – 1738), auf der 1739 Johann Sebastian Bach spielte.

Verweise auf korrespondierende Bestände

Bei Recherchen, besonders für die Zeitspanne bis Mitte des 16. Jahrhunderts, sollten der Bestand Rittergut Gnandstein sowie der umfangreiche Urkundenbestand des RG Gnandstein hinzugezogen werden.

D. Gentsch

Juni 2000



[01] Vgl. Schumann, August, Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungs-Lexikon von Sachsen. Bd 13. Zwickau 1826, S. 253.
[02] Vgl. Blaschke, Karlheinz, Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. 2. Teil. Leipzig 1957, S.22.
[03] Vgl. Schumann, a. a. O., S. 254.
[04] Vgl. Schumann, a. a. O., S. 253.
Grundlagen der Patrimonialherrschaft.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.- Grundherrlich-bäuerliche Verhältnisse.- Gutswirtschaft.- Familienarchiv von Einsiedel.
Das altschriftsässige Rittergut Wolftitz südlich von Frohburg lag auf dem Gebiet des Amts Borna. Zum Gerichtsbezirk des Ritterguts gehörten neben Wolftitz auch die Ortschaften Bocka und Eschefeld sowie ein Teil von Greifenhain. Seit Mitte des 16. Jahrhunderts befand sich das Rittergut im Besitz der Gnandsteiner Hauptlinie der Familie von Einsiedel. Nach freiwilliger Abtretung der Gerichtsbarkeit des Ritterguts ging diese am 23. August 1853 an das Königliche Gericht Kohren.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
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