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Beständeübersicht

Bestand

21783 Nachlass Franz Adam Beyerlein

Datierung1891 - 1949 (1971)
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)2,00


Zur Biografie von Franz Adam Beyerlein

Franz Adam Beyerlein war ein zu seiner Zeit hoch angesehener und bekannter Erzähler und Dramatiker. Er wurde am 22. März 1871 als Sohn des Schnittwarenhändlers und Gutsbesitzers Daniel Beyerlein in Meißen geboren. Den größten Teil seiner Jugend verbrachte er auf dem Gut seines Vaters in Meißen-Cölln. 1885 wurde der außerordentlich begabte Junge in die ehemalige Meißener Fürsten- und Landesschule St. Afra aufgenommen. Schon in frühen Jahren zeigte sich seine Neigung zur Literatur und zur Musik. Nach dem Abgang von der Meißener Fürstenschule 1890 betrieb er ein Studium, das seinen Neigungen in keiner Weise entsprach; er studierte Rechts- und Staatswissenschaft, Geschichte und Philosophie in Freiburg im Breisgau.
Während der Militärzeit bei der Artillerie in Pirna gewann er Eindrücke, die ihn später zu seinem berühmten Roman "Jena oder Sedan?" (1903) führten. Eben diese Eindrücke bewegten ihn auch dazu, als er in Leipzig das Studium fortsetzte, sich mit neuen progressiven Gedanken und der neuesten Literaturströmung – dem Naturalismus – bekannt zu machen. Es war die Zeit der Brüder Hart, Halbes, Hartlebens, Sudermanns und Hauptmanns. Beyerlein fand Anschluss an den Kreis um Michael Georg Conrads Zeitschrift "Die Gesellschaft" und gründete selbst nach dem Vorbild der Berliner "Freien Bühne" die "Litterarische Gesellschaft in Leipzig", die ebenso wie jene in Sonntagmorgen-Aufführungen die revolutionierenden Zeitstücke der jungen Naturalisten brachte.
Schließlich wandte er sich selbst dem Schreiben zu. Er begann als Naturalist mit dem Roman "Das graue Leben", der den Untertitel "Zur Psychologie des vierten Standes" trägt. Sein schon erwähnter Roman "Jena oder Sedan?" war in Deutschland das meistgelesene Buch des Jahres 1903, wurde in viele andere Sprachen übersetzt und sogar in einer Reichstagsdebatte von August Bebel herangezogen. Schauplätze des Romans sind Meißen und Pirna, Milieu ist das wilhelminische Kasernenhofleben, Inhalt der Zusammenstoß von Offiziersdünkel und Herrenmenschenmoral einer drohnenhaften, verfaulenden Gesellschaft mit dem arbeitenden Volk. Im gleichen Jahr wurde in Berlin Beyerleins Tragödie "Zapfenstreich" mit großem Erfolg uraufgeführt. Es kam zu lebhaften Diskussionen und Entrüstungen bei den Betroffenen, die sogar ein zeitweiliges Verbot erwirkten. Auch im Ausland wurde der "Zapfenstreich" mit Erfolg gespielt, in Frankreich gab es sogar unter dem Titel "La retraite" eine Bearbeitung als Roman. Selbst in der Sowjetunion konnte auf Aufführungen verwiesen werden.
Beyerlein war bekannt als Mensch von großer Güte, Fleiß und Verantwortungsbewusstsein gegenüber seiner Kunst. Seit Beginn des Faschismus in Deutschland war es still um ihn geworden. Seine späteren Werke ("Die Haselnuss", 1941; "Johanna Rosina", 1942; "Land will leben", 1933), die wenig Resonanz fanden, lassen das deutlich erkennen.
Franz Adam Beyerlein heiratete 1894 Helene Rentsch[01] . Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder, Wolfgang und Eva, hervor. Sein Sohn wanderte nach dem II. Weltkrieg in die USA aus. Eva, seine Tochter, war Berufsschullehrerin und lebte bis zum Tode F. A. Beyerleins bei ihren Eltern. Am 22. Februar 1949 verstarb Franz Adam Beyerlein im Alter von 77 Jahren. Seine Urne wurde auf dem alten Johannisfriedhof in Meißen beigesetzt.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Nachlass wurde von seiner Tochter Eva, die bis zu seinem Tode mit ihm zusammengelebt hatte, verwaltet und gepflegt. Ihr ist es auch zu verdanken, dass der Nachlass im Mai 1975 dem Staatsarchiv Leipzig übergeben wurde. Der Bestand hatte einen Ausgangsumfang von 2,8 lfm und nach Abschluss der Bearbeitung einen Endumfang von 2,0 lfm. Der größte Teil der Überlieferung bestand aus Manuskripten, Veröffentlichungen und Tagebüchern. Den kleineren Teil nahmen persönliche Dokumente, verschiedene Arbeitsunterlagen und Sammlungsstücke ein. Insgesamt wurde der größte Teil der Unterlagen als Archivgut eingestuft, lediglich Duplikate von Manuskripten und Veröffentlichungen sind kassiert oder der Dienstbibliothek zur Verfügung gestellt worden. Im Bestand sind beide Überlieferungsformen, d. h. Schriftstücke in originaler und in vervielfältigter Form enthalten. In originaler Form sind persönliche Briefe, Geschäftsbriefe, handschriftliche Arbeitsunterlagen und Tagebuchaufzeichnungen vorhanden. Als Archivgut in vervielfältigter Form sind Manuskripte, Veröffentlichungen, Sammlungs- und Erinnerungsstücke zu nennen.
Im Jahre 2014 wurde das vorhandene Findbuch aus dem Jahr 1983 retrokonvertiert, Literaturhinweise zur Biographie wurden ergänzt.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Wert des Nachlasses Franz Adam Beyerlein ergibt sich hauptsächlich aus der Überlieferung von Manuskripten, Veröffentlichungen und persönlichen Notizen wie Tagebüchern und Schriftwechsel beruflicher und privater Art. Die Quellen dokumentieren Ereignisse der politischen und speziell der künstlerisch-literarischen Situation Deutschlands in der Zeit von 1900 bis 1945. Auch in seinen Tagebuchaufzeichnungen spiegeln sich aktuelle Probleme des Zeitgeschehens wieder, dies macht den historischen Wert der Überlieferung aus.
Der Zeitpunkt seines schriftstellerisch anerkannten Schaffens liegt vor 1933. Hier entstand eine Vielzahl an Romanen, dramatischen Werken und Novellen. Die Überlieferung dieser Dokumente ist als relativ umfassend anzusehen. Von 1933 bis 1945 verfasste F. A. Beyerlein vorwiegend Kurzgeschichten, Legenden und Feuilletons, die fast ausschließlich in Zeitungen, Zeitschriften u. ä. Periodika erschienen. Diese Dokumente sind ebenfalls im Bestand erhalten geblieben. Seine hauptsächliche öffentliche Wirksamkeit in der Leipziger Kulturszene liegt ebenfalls vor 1933. Hier ist unter anderem seine Tätigkeit in der "Leipziger Litterarischen Gesellschaft" und seine Teilnahme an den Bibliophilen-Abenden "Die Neunundneunzig" nachweisbar.
Ab 1945 trat er in der Öffentlichkeit nicht mehr schriftstellerisch in Erscheinung. Die Überlieferung aus dieser Zeit besteht fast ausschließlich aus persönlichen Unterlagen. Eine Würdigung seines Werkes gab es lediglich nochmals 1952, als das Drama "Der Zapfenstreich" von einem Filmunternehmen in der BRD verfilmt wurde.
Die wohl letzte große Arbeit Beyerleins ist ein dreiteiliger Roman mit dem Titel "Die Habersacks", welcher unveröffentlicht geblieben ist und als maschinenschriftliches Manuskript Teil des Nachlasses ist.
Neben der literarischen Auswertung können auch Strömungen der deutschen Literatur, speziell des Naturalismus, zur Entwicklung des geistig-kulturellen Lebens der Stadt Leipzig und zur Regionalgeschichte anhand der überlieferten Dokumente nachvollzogen werden.
Hinzuweisen wäre noch besonders auf die Tagebücher F. A. Beyerleins, die er mit außerordentlichem Fleiß und großer Konsequenz führte. Sie sind aus der Zeit von 1905 bis kurz vor seinem Tode, im Februar 1945, vollständig vorhanden, es fehlt lediglich das Jahr 1918. In diesen Tagebüchern nimmt er sowohl zu allen persönlichen Lebensumständen als auch zu gesellschaftlichen und politischen Ereignissen Stellung. Allerdings ist die Auswertbarkeit dadurch begrenzt, dass seine Handschrift außerordentlich schwer lesbar ist.
Der zeitliche Umfang der Dokumente erstreckt sich auf die Jahre 1895 – 1949, 1949 – 1971. Bei den Unterlagen von 1949 – 1971 handelt es sich um Aufzeichnungen seiner Familie, die aus persönlichen Lebensumständen bzw. aus der Pflege des Nachlasses entstanden sind.

Hinweise zur Benutzung

Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 21783, Nachlass Franz Adam Beyerlein, Nr. (fettgedruckte Zahl).

B. Brauns

April 1983

Ergänzende Literatur- und Quellenhinweise

- "Franz Adam Beyerlein zum 70. Geburtstag", Verlag J. Bohn & Sohn Leipzig, hrsg. von Dr. Valerian Tornius, 1941
- "Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller", Band I/A-K, Autorenkollektiv, 2. Auflage, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1972.
- GND-ID: http://d-nb.info/gnd/116159952
- Kunze, Walter, "Beyerlein, Franz Adam" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 207.
- http://kalliope-verbund.info/de/search.html?q=Beyerlein%2C+franz+adamI.

Jach

März 2015


[01] Vgl. NDB 2 (1955), S. 207.
Tornius, Valerin: Franz Adam Beyerlein zum 70. Geburtstag, Leipzig, 1941.
Literarisches Werk.- Weitgehend lückenlose Tagebuchüberlieferung.- Leipziger Schillerstiftung.- Beziehungen zu Verlegern und Künstlern.- Korrespondenz von Eva Beyerlein.
Franz Adam Beyerlein, geboren am 22. März 1871 in Meißen, wurde als außerordentlich begabter Junge in die ehemalige Meißener Fürsten- und Landesschule St. Afra aufgenommen. Danach studierte er an den Universitäten Freiburg i. Br. und Leipzig Rechts- und Staatswissenschaften, Geschichte und Philosophie. Als freier Schriftsteller lebte er in Leipzig und hatte bis 1933 als Mitbegründer der Literarischen Gesellschaft Teil an der Leipziger Kulturszene. Seine erfolgreichsten Werke waren der Roman "Jena oder Sedan" (1902), 1903 das meistgelesene Buch des Jahres in Deutschland, und das Drama "Zapfenstreich" (1904). Beyerlein war vor allem durch den Naturalismus geprägt, besonders deutlich wird dies in seinem Roman "Das graue Leben". Er starb am 27. Februar 1949 in Leipzig. Sein Nachlass wurde 1975 von Beyerleins Tochter dem Staatsarchiv Leipzig geschenkt.
  • 2017 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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