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Beständeübersicht

Bestand

22274 Familiengeschichtliche Sammlungen des Reichssippenamtes, Militärkirchenbücher

Datierung (1672 - 1923) 1802, 1934 - 1941
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)19,00

Bestand enthält auch 18 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Vorbemerkung

Der Militärkirchenbuchbestand als Teil der Familiengeschichtlichen Sammlungen des früheren Reichssippenamtes im Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, Referat Deutsche Zentralstelle für Genealogie/Sonderbestände (siehe Bestand 21962) umfasst in der Hauptsache Mikrofilme bzw. Kopiebände von Mikrofilmen, die im Zeitraum 1934 bis 1939 im Rahmen der Verfilmung der Unterlagen der Evangelischen und Katholischen Feldprobstei Berlin unter Leitung der Reichsstelle für Sippenforschung angefertigt worden sind. Sie betreffen daher ausschließlich die preußische Armee. [01]


Zur Geschichte des Reichssippenamtes

Am 18. April 1933 wurde die Stelle des Sachverständigen für Rasseforschung als nachgeordnete Einrichtung des Reichsministeriums des Innern eingerichtet. Sie untergliederte sich in die Bereiche Feststellung der Abstammung, Erbbiologische Gutachten, Sippenforschung, Schriftdenkmalschutz und Fotokopierung von Kirchenbüchern. Am 5. März 1935 wurde sie in Reichsstelle für Sippenforschung umbenannt und unterstand der Abteilung I des Reichsministeriums des Innern. Aufgabe der Abteilung III Schriftdenkmalschutz und Archivwesen war es, in einer Bildstelle in Berlin, ausgestattet mit 26 Mitarbeitern, selbständig oder mit Hilfe von Fremdfirmen die kontinuierliche Verfilmung aller Urkunden des militärischen und zivilen Personenstandswesens vorzunehmen. Nach einer Schätzung von 1935 sollten die Kosten für diese auf fünfzehn Jahre veranschlagte Aktion fünf Millionen Reichsmark betragen. Allein 1938 waren zusätzlich 70.000 Reichsmark für Fotokopier- und Buchbindearbeiten notwendig.
Ab 12. November 1940 wurde die Einrichtung in Reichssippenamt umbenannt. Bis 1944 wurden ca. 16.500 Kleinbildfilme auf 35mm Rollfilmformat angefertigt, die heute im Staatsarchiv Leipzig, umkopiert auf modernes Filmmaterial, einsehbar sind.


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die vom Reichssippenamt erstellten Filme wurden nach 1945 wiederholt umgelagert, bevor sie mit der Gründung der Zentralstelle für Genealogie in der DDR 1967 wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. [02]
Die Signaturen des Bestandes sind bei der damaligen Verfilmung vergeben worden. Sie bestehen aus einem Kennbuchstaben und einer laufenden Nummer. Jedem Film bzw. jedem Kopieband liegt ein Filmverzeichnungsblatt mit der Angabe über den Inhalt und den Zustand der Primärquelle zum Zeitpunkt der Aufnahme bei. Die nicht mit "A" gekennzeichneten Militärkirchenbuchfilme sind nicht in Berlin, sondern in der Regel am Standort erstellt worden. Die Garnison Tilsit wurde beispielsweise 1935 im Evangelischen Kirchenbuchamt Tilsit mitverfilmt. Für den ersten Teil der Überlieferung, den Kopien zur Altpreußischen Armee, können die Signaturen der Unterlagen auch bei Alexander von Lyncker, Die Altpreußische Armee 1714-1806 und ihre Militärkirchenbücher, Berlin 1937 nachvollzogen werden. Dennoch ergaben sich bei einer Prüfung des Mikrofilmbestandes Diskrepanzen zu den von Lyncker beschriebenen Originalen. Insbesondere wurde als Zäsur für die Verfilmung in der Regel das Jahr 1875/1876 gewählt, obwohl das Original auch spätere Jahre umfasste.
Die Filme wurden 1953 in Findbüchern und Findkarteien verzeichnet. Die Einsichtnahme der Militärkirchenbuchunterlagen durch Genealogen sowie der Abgleich zwischen dem kopierten Bestand und den nachfolgenden Publikationen [03] ergab eine gewisse Anzahl von Korrekturen, die im Zuge der Retrokonversion im Jahre 2011 in den nach alter und neuer Armee gegliederten Gesamtbestand eingearbeitet wurden.


Überlieferungsschwerpunkte

Militärkirchenbücher stellen eine gesonderte Kategorie der Kirchenbücher dar. Sie entstanden mit der Schaffung der stehenden Heere in der 2. Hälfte des 17. Jh. zunächst in den großen Garnisonsstädten und wurden im ersten Drittel des 18. Jh. auch in der kämpfenden Truppe eingeführt. Das Gros an Militärkirchenbüchern wurde in der preußischen Armee, von 1714 bis 1806 in der Friderizianischen oder altpreußischen Armee sowie von 1806 bis 1919 in der Wilhelminischen oder neuen preußischen Armee geführt. Man unterscheidet zwischen Regiments- und Garnisonskirchenbüchern. Während erstere klein und handlich immer als persönliches Eigentum des Feldpredigers mit dem Regiment mitliefen und seine kirchlichen Handlungen an den verschiedenen militärischen Standorten aufzeigten, waren letztere an die Garnison gebunden und verzeichneten Taufen, Trauungen und Sterbefälle der durchziehenden Truppenteile. Als Besonderheit ist bei den Militärkirchenbüchern zu beachten, dass alle Konfessionen nebeneinander gleichberechtigt in einem Kirchenbuch auftreten. Erst mit der Berufung eines katholischen Feldkaplans neben dem evangelischen Feldprediger ab 1838 kommen in den Garnisonsstädten getrennte Kirchenbücher vor, die sich bis ca. 1850 durchsetzten. Die Bezeichnungen der Regimenter wechselten mit ihren Kommandeuren, so dass ein Offizier scheinbar in seiner Dienstzeit bei bis zu fünf verschiedenen Regimentern im Einsatz gewesen ist, obwohl es sich stets um ein und dasselbe handelte. Eine wertvolle Hilfe bei der Feststellung des Truppenteils oder Kontingents stellen die seit 1784 publizierten Ranglisten oder Offiziersnachweise der preußischen Armee dar.


Hinweise für die Benutzung

Grundsatz für die Benutzung von Militärkirchenbüchern ist es, dass Kontingent, Zeitspanne, Standort, Name des Regiments oder Nummer des Truppenteils vorher bekannt sein müssen, um ans Forschungsziel zu gelangen. Auch das Bekanntsein eines Offiziersnamens kann helfen, aus den Offiziersstammrollen den Namen des Truppenteils zu ermitteln.
In Anlehnung an A. von Lyncker wurde die Gliederung des vorliegenden Bestandes nach alter und neuer preußischer Armee und danach nach den Waffengattungen vorgenommen. Bei der Suche nach den Militärkirchenbuchunterlagen einer bestimmten militärischen Einheit ist für die Zeit vor 1806 der Regimentsname entscheidend. Für die Zeit nach 1806 kann hauptsächlich mit Hilfe der Ortsangaben recherchiert werden. Diese geben jedoch keine genaue Auskunft über die einzelnen Einsatzorte oder über die Herkunft des Mannschaftsersatzes, sondern bezeichnen in der Regel die letzte Friedensgarnison. Orts- und Personennamen sind nicht indiziert worden, da sie bei der Volltextrecherche verfügbar sind.
Die Qualität der filmischen Überlieferung weist manchen Mangel auf, der die Auswertung erschwert. Vor allem stößt man teilweise auf mindere Lesbarkeit, die aber bereits durch geschädigte originale Vorlagen verursacht wurde, wie aus den Verzeichnungsblättern hervorgeht. Namensregister sind nur in seltenen Fällen vorhanden. In über 100 Fällen sind nur Kopiebände und keine Filme vorhanden.


Verweise auf korrespondierende Bestände

Der Hauptanteil an originalen Militärkirchenbüchern der beiden preußischen Armeen befindet sich heute im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Archivstr. 12-14, 14195 Berlin. Die Musterungslisten der preußischen Armee sind im Zweiten Weltkrieg mit der Vernichtung des Heeresarchivs in Potsdam verlustig gegangen.
Die gesamte Überlieferung der Sächsischen Armee mit den Musterungslisten von 1681 bis 1869, den Konduiten- oder Führungslisten für die Offiziere für die Jahre 1730 bis 1850 sowie dem Material über die Kadettenanstalten ist im Sächsischen Staatsarchiv, Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Archivstr. 14, 01097 Dresden, archiviert.


Quellen und Literatur

Verlohren, Heinrich August, Stammregister und Chronik der kurfürstlich und königlich sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, Leipzig 1910.

von Priesdorff, Kurt, Soldatisches Führertum. Die Generale der kurbrandenburgisch-preußischen Armee, Hamburg 1936, Bd. 1-10 mit Register.

von Lyncker, Alexander, Die Altpreußische Armee 1714-1806 und ihre Militärkirchenbücher, Berlin 1937.

von Lyncker, Alexander, Die Preußische Armee 1807-1867 und ihre sippenkundlichen Quellen, Berlin 1939.

Schroeder, Bernd Philipp, Die Generalität der deutschen Mittelstaaten 1815-1870, Osnabrück 1984, Bd. 1-II.

Eger, Wolfgang, Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland (nach dem Stand vom 30. September 1990), Neustadt/Aisch 1993.

Eger, Wolfgang, Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland (neue Bundesländer – Römisch-katholische Kirche), Neustadt/Aisch 1996.

M. Wermes

Oktober 2012



[01] Militärkirchenbücher befinden sich für die Zeit vor 1867 bzw. 1871 in den zuständigen Staatsarchiven. Danach gingen sie in die Zuständigkeit des preußischen Heeresarchivs Potsdam über. Ausnahmen bildeten die Bayrische, Sächsische und Badische Armee, die bis 1919 ihre Selbständigkeit bewahrten und nicht in der Preußischen Armee aufgingen. Die Unterlagen der Schleswig-Holsteinschen Armee befinden sich vor 1867 im Reichsarchiv in Kopenhagen, die Vorpommern dienten bis 1815 in königlich schwedischen Diensten und sind daher im Riksarchiv Stockholm nachweisbar.
[02] Zu genaueren Angaben siehe die Einleitung im Bestandsverzeichnis der Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie Leipzig im sächsischen Staatsarchiv Leipzig, Teil I, 2. Auflage Neustadt/Aisch 1997, S. 10f.
[03] Vgl. Eger, Wolfgang, Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland (nach dem Stand vom 30. September 1990), Neustadt/Aisch 1993 und ders., Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland (neue Bundesländer – Römisch-katholische Kirche), Neustadt/Aisch 1996.
900 Mikrofilme bzw. Fotokopiebände von Regiments- und Garnisonskirchenbüchern, 1 Original-Militärkirchenbuch.
Der Militärkirchenbuchbestand als Teil der Familiengeschichtlichen Sammlungen des früheren Reichssippenamtes (Bestand 21962) umfasst in der Hauptsache ca. 900 Mikrofilme bzw. Kopiebände von Mikrofilmen, die im Zeitraum 1934 bis 1941 im Rahmen der Verfilmung der Unterlagen der Evangelischen und Katholischen Feldprobstei Berlin unter Leitung der Reichsstelle für Sippenforschung angefertigt worden sind. Sie betreffen ausschließlich die preußische Armee.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-11-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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