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Beständeübersicht

Bestand

20753 VVB (Z) IKA für Installationen, Kabel und Apparate Leipzig

Datierung1946 - 1953
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)8,00
Geschichte des Registraturbildners

Die Vereinigung Volkseigener Betriebe Installation, Kabel, Apparate (VVB IKA) wurde auf der Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 76 vom 23. Februar 1948 gebildet[01] . Zunächst hatte sie ihren Sitz in Halle, der aber im Februar 1951 nach Leipzig verlegt wurde. Sie war eine zentralgeleitete VVB und unterstand direkt der Deutschen Wirtschaftskommission (DWK), deren Befugnisse im Februar 1948 beträchtlich erweitert wurden. Nun hatte sie das Recht, auf dem Gebiet der Wiederherstellung der Wirtschaft für alle deutschen Organe verbindliche Verfügungen und Instruktionen zu erlassen[02] .

Nach der Gründung der DDR unterstand die VVB IKA der Hauptverwaltung Maschinenbau und Elektrotechnik des Ministeriums für Industrie. 1950 wurde sie der Hauptverwaltung Elektrotechnik des neu geschaffenen Ministeriums für Maschinenbau zugeordnet.

Sie bestand aus der Hauptdirektion und den zugehörigen Zweigbetrieben. Die Hauptdirektion gliederte sich in die Leitung, zu welcher der Hauptdirektor, der technische Direktor, der kaufmännische Direktor und der Personalleiter gehörten, und die einzelnen Abteilungen. Der Hauptdirektion war ein Verwaltungsrat beigeordnet, der aber später abgeschafft wurde[03] . Die Leitung der VVB IKA erfolgte durch den Hauptdirektor nach dem Prinzip der Einzelleitung. Er handelte auf Grund einer Vollmacht der jeweils übergeordneten Stelle. Dem technischen und kaufmännischen Direktor sowie dem Personalleiter waren die entsprechenden Aufgabengebiete der Vereinigungsleitung und der Betriebe unterstellt[04] . Von Beginn an wurde versucht, zentralisierte Organisation durchzusetzen.

Die VVB IKA galt wie alle diese Vereinigungen als Anstalt des öffentlichen Rechts und war eine selbständige juristische Person mit eigenem Statut. Dagegen waren die zugeordneten VEB juristisch nicht souverän. Die Werkleiter konnten nach außen nur im Rahmen der ihnen erteilten Vollmacht auftreten, durch die der Umfang ihrer Befugnisse festgelegt war.

Der VVB gehörten anfangs 35 Betriebe an. Diese hatten mit Stichtag 1. Juli 1948 eine Eröffnungsbilanz zu erstellen. Es erfolgte eine Neubewertung des gesamten Anlagevermögens auf der Grundlage eines imaginären Anschaffungswertes. Dabei wurden die einzelnen Anlagewerte (Gebäude, Maschinen usw.) durch überhöhte Restlaufzeiten überbewertet, um einen vermehrten Abfluss von Kapital buchhalterisch zu rechtfertigen. Unter anderem mit diesem Trick wurde die Umverteilung von Kapital zwischen Betrieben und ganzen Zweigen der Volkswirtschaft, die in den folgenden Jahren zur Entwicklung der Grundstoffindustrie nötig war, erst möglich[05] .
Die Betriebe der VVB IKA hatten folgende Produktionsschwerpunkte:
- Kabel und Leitungen,
- Installationsmaterial,
- elektrische Leuchten,
- elektrische Haus- und Heizgeräte,
- elektrische Schalt- und Steuerungsgeräte,
- galvanische Elemente,
- Auto- und Fahrzeugelektrik,
- technische Porzellane.
-
Sie waren entsprechend ihrer Produktionsstruktur in sieben, ab 1952 in neun Fachgruppen organisiert. Die Anzahl der Betriebe nahm kontinuierlich zu und durch immer wieder durchgeführten Strukturwandel fand auch ein häufiger Wechsel der Zuordnung der Betriebe statt[06] . Gemäß der Verordnung über die Reorganisation der volkseigenen Industrie vom 22. Oktober 1950 wurde die VVB IKA vom Ministerium für Maschinenbau angewiesen, 28 VEB aus der Länderebene und teilweise aus der zentralverwalteten Industrie zu übernehmen. Im Zuge der Reorganisation wurden auch 2 VEB und 8 sogenannte Treuhandbetriebe mit ausländischer Beteiligung an die VVB IKA angegliedert. Gleichzeitig wurde die gesamte, am 1. Januar 1951 bestehende, Fachgruppe "Technische Porzellane", welche 5 Betriebe umfasste, an die neu geschaffene VVB Techkeram übergeben. VVB RFT übernahm den Betrieb Elektro- und Radiozubehör Dorfhain. Außerdem kam es noch zur Liquidation und Fusion einiger Betriebe[07] . Während dieser Umstrukturierung änderte sich auch die Organisation der Hauptdirektion[08] .

Mit dem Ansinnen der weiteren Durchsetzung des Prinzips der wirtschaftlichen Rechnungsführung in den Volkseigenen Betrieben wurde jeder VEB ab 1. Januar 1952 selbständige juristische Person und Rechtsträger von Volkseigentum[09] . Damit entfiel die Existenzberechtigung der bisherigen VVB und so folgte am 10. April 1952 die Auflösung der VVB IKA[10] . An ihrer Stelle wurde eine "Verwaltung Volkseigener Betriebe" IKA gebildet[11] . Sie war nicht mehr Rechtsträger für die ihr zugeordneten Betriebe, sondern übte anleitende und kontrollierende Funktion im Auftrag der Hauptverwaltung Kabel und Apparatebau des Ministeriums für Allgemeinen Maschinenbau aus. Diese Verw. VB existierte bis 31. März 1953[12] . Danach wurden die Betriebe direkt oben genannter Hauptverwaltung untergeordnet


Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand "Vereinigung Volkseigener Betriebe Installation, Kabel, Apparate" (VVB IKA) setzt sich aus dem nicht von den Nachfolgern der VVB übernommenen Schriftgut der Hauptdirektion der VVB bzw. Verw. VB IKA, der Betriebsgewerkschaftsleitung sowie einzelner Betriebe der VVB zusammen. Da diese Registraturbildner in einem untrennbaren organisatorischen Zusammenhang stehen, war die Zusammenfassung zu einem Bestand gerechtfertigt.

Der Umfang dieses zusammengefassten Bestandes belief sich ursprünglich auf 20 lfm und umfasst den Zeitraum von 1947 – 1953. Nach der Abwicklung der VVB IKA wurde das Schriftgut aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen zunächst in einem Raum des VEB Leuchtenbau Leipzig gelagert und von dort am 21.10.1963 an das Deutsche Zentralarchiv, Dienststelle Coswig, übergeben. Hier erfolgte eine erste Bearbeitung, in deren Folge etwa 2 lfm an fremden Provenienzen ausgesondert wurden. Ein weiterer Teil des Archivgutes (besonders Fotomaterial) übergab man an verschiedene Betriebe als Material für die Betriebsgeschichtsschreibung. Des Weiteren fand am 23.01.1964 eine erste Kassation von 9 lfm (45 %) statt.

Am 18. 06. 1996 übergab das Bundesarchiv, Außenstelle Coswig, dem StA Leipzig zuständigkeitshalber den Bestand "Vereinigung Volkseigener Betriebe Installation, Kabel, Apparate" in einem Umfang von 63 Bündeln mit ca. 6,60 lfm. Mit übernommen wurden eine Bestandsakte sowie eine Bündelliste. Diese Liste und damit die Ordnung der Akten folgte weitgehend dem Strukturplan der VVB IKA[13] . Als Anhang zu den von der Außenstelle Coswig übernommenen Beständen kamen auch die Akten der Personalabteilungen der verschiedenen VVB ins Staatsarchiv Leipzig. Darunter befanden sich etwa 2 lfm, die der VVB IKA zugeordnete werden konnten.

Das Schriftgut befand sich in den meisten Fällen in Ordnern und Mappen abgeheftet. Die Akten waren sauber und unter Berücksichtigung der Papierqualität der Nachkriegszeit in einem erstaunlich guten Zustand. Nur etwa 30 % der Akten besaßen ein Deckblatt mit einem Aktentitel und einer Datierung. Die Bestimmung der aktenführenden Stelle war häufig nur mit Hilfe der Bündelliste und dem Akteninhalt möglich.

Die Bearbeitung des Bestandes begann am 07.01.1997. Dabei waren folgende Arbeitsschritte zu erledigen:
- Erstellen einer Grobsystematik nach den bewährten Richtlinien und neuen Erkenntnissen[14] ,
- Verordnung der Akten nach dieser Grobsystematik,
- Bewertung des Schriftgutes und Verzeichnen des Archivgutes mit Hilfe des Computerprogrammes Augias; gleichzeitiges Verfeinern der Systematik und Schaffen einer inneren Ordnung,
- Redaktionelle Überarbeitung der Computereintragungen,
- Ausfertigung eines Findbuches,
- Erarbeitung einer Findbucheinleitung,
- Technische Bearbeitung sowie Einlagerung im Magazin.
-
Zur Bewertung wurden die Erkenntnisse von Theodore R. Schellenberg herangezogen. Die geforderten Spezialkenntnisse für wirtschaftliche Tatbestände[15] lieferte die moderne Fachliteratur zur DDR-Wirtschaftsgeschichte[16] sowie das für das Verständnis der DDR-Wirtschaftsstruktur und die benutzte Terminologie sehr hilfreiche "Lexikon der Wirtschaft, Industrie"[17] .

Bei der Verzeichnung galten die "Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR"[18] als Orientierungshilfe. Sie erfolgte in der Regel in einfacher und wenn nötig in erweiterter Form. Die Schreibweise der einzelnen Betriebe wurde so belassen, wie sie zur Zeit der Aktenbildung üblich war. Akteneinheiten, die offensichtlich durch Zusammenfassung verschiedener Vorgängerakten entstanden waren, wurden wieder getrennt. Protokolle von Sitzungen der verschiedenen Leitungsebenen wurden in mehrfacher Form archiviert, wenn sie sich durch Korrekturen der entsprechenden Leiter oder durch unterschiedliche Marginalien auszeichneten. Bei besonders umfangreichen Akten erfolgte eine Teilung in einzelne Bände.

Während der Bewertung des Schriftgutes fielen etwa 0,60 lfm Kassationsgut an.
Kassiert wurde: |-----|- Mehrfachüberlieferung,
|-----||-----||-----|- leere Formulare und Zettel,
|-----||-----||-----|- kurze Notizblätter ohne historischen oder juristischen Wert.
Die technische Bearbeitung übernahmen in erster Linie ABM-Kräfte


Überlieferungsschwerpunkte

Der Gesamtbestand der VVB IKA umfasst den Zeitraum von Jan. 1946 bis März 1953 und insgesamt 8,00 lfm. Einen Schwerpunkt der Überlieferung bilden die sehr umfangreich vorhandenen Planunterlagen, deren historischer Wert durch die von Unehrlichkeit und Mauschelei geprägte Praxis der Planung in der DDR sehr eingeschränkt ist. Eine ähnlich quellenkritische Betrachtungsweise verdienen auch die ebenfalls zahlreich überlieferten Bilanzunterlagen.

Für die historische Forschung von großem Interesse sind die Dokumente der Leitung der VVB, Materialien mit Aussagen über die Struktur der VVB und der Briefverkehr zwischen der VVB und dem Ministerium bzw. zwischen der VVB und den einzelnen Betrieben. Da ein großes Defizit bei der Erforschung der frühen DDR-Wirtschaftsgeschichte besteht, kann nur empfohlen werden, diese Dokumente für die wissenschaftliche Erforschung dieses nicht unwesentlichen Teils der DDR-Geschichte heranzuziehen. Alle Akteneinheiten zu diesem Bestand sind über das Findbuch zugänglich.

Jens Kunze

Leipzig 1997


[01] ZVDBl. S. 142 ff.
[02] Vgl. Deutsche Geschichte in zwölf Bänden, hrsg. Zentralinstitut für Geschichte der Akademie der Wissenschaften der DDR, Bd. 9, Berlin 1989, S. 334 ff.
[03] Siehe Anlage II
[04] StA Leipzig, VVB IKA, Nr. 317, "Geschäftsordnung der IKA"
[05] Spittmann, Ilse; Helwig, Gisela; DDR Lesebuch Bd. 1, Köln 1991, S. 72 ff.
[06] siehe Anlage I, StA Leipzig, VVB IKA, Nr. 9, 6, 11, 42, 208, 440
[07] StA Leipzig, VVB IKA, Nr. 231
[08] siehe Anlage III
[09] Vgl. Entwurf des Ordnungsmodells "Zur Bestandsbildung bei volkseigenen Industriebetrieben" (maschinenschriftl. Manuskript) o. O. 1980, S. 7
[10] Min. Bl. S. 43 f.
[11] Min. Bl. S. 44
[12] ZBl. S. 240
[13] siehe Anlage II und III
[14] Rahmenarchivgutverzeichnis für den Bereich Industrie, hrsg. MdI der DDR, Potsdam 1982; Papritz, Johannes, Archivwissenschaften, Bd.: 4, Marburg 1983, 2. Aufl., besonders S.: 11 ff.
[15] Schellenberg, Theodore R., Die Bewertung modernen Verwaltungsschriftguts, Marburg 1990.
[16] Siehe u. a.: Die DDR Volkswirtschaft als Instrument der SED, Bonn 1993; Matschke, Werner, Die industrielle Entwicklung in der SBZ von 1945 – 48, Berlin 1988; Spittmann, Ilse; Helwig, Gisela; DDR Lesebuch Bd. 1, Köln 1991.
[17] Lexikon der Wirtschaft, Industrie, hrsg.: Borchert, Hans, Berlin 1970
[18] Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze für die staatlichen Archive der DDR, hrsg. MdI der DDR, Potsdam 1964.
Satzung.- Protokolle der Leitungssitzungen.- Bilanzen.- Betriebspläne.- Finanzplanung.- Investitionen.- Betriebsprüfungen.- Produktion.- Handel.- Personal.- Kollektivverträge.- Aktivisten.- Gewerkschaft.
Die Vereinigung Volkseigener Betriebe für Installationen, Kabel und Apparate Leipzig (IKA) wurde am 1. Juli 1948 auf der Grundlage des SMAD-Befehls Nr. 76 vom 23. April 1948 gegründet. Ihr Sitz war zunächst in Halle, ab 1951 in Leipzig. Die Vereinigung Volkseigener Betriebe war zentral geleitet und unterstand direkt der Deutschen Wirtschaftskommission. Nach der Gründung der DDR unterstand sie der Hauptverwaltung Maschinenbau und Elektrotechnik des Ministeriums für Industrie. 1950 erfolgte die Zuordnung zur Hauptverwaltung Elektrotechnik des Ministeriums für Maschinenbau. Am 10. April 1952 wurde die Vereinigung Volkseigener Betriebe IKA aufgelöst und die Verwaltung Volkseigener Betriebe IKA gebildet. Diese bestand bis zum 31. März 1953. Die Vereinigung Volkseigener Betriebe war als Anstalt des öffentlichen Rechts juristisch selbstständig. Bei ihr lag die Rechtsträgerschaft für die ihr unterstellten Volkseigenen Betriebe. Mit der Bildung der Verwaltung Volkseigener Betriebe entfiel diese Funktion. Im Auftrag der Hauptverwaltung Kabel und Apparatebau des Ministeriums für Allgemeinen Maschinenbau erfolgten Anleitung und Kontrolle der zugeordneten Betriebe. Die Schwerpunkte der Produktion dieser Betriebe lagen bei der Herstellung von elektrischen Geräten, Installationsmaterial, galvanischen Elementen, Auto- und Fahrzeugelektrik und technischen Porzellanen.
  • 1997 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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