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Beständeübersicht

Bestand

20073 Königliches Gericht Roßwein

Datierung1838 - 1856
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,10

Die dringend notwendige Reform der überholten Gerichtsorganisation in Sachsen erhielt durch die Revolution von 1848/49 und das in diesem Sinne entstandene Gesetz zur Umgestaltung der Untergerichte vom 23. November 1848 entscheidende Impulse.

Im Zuge dieser Entwicklung entstand auch das Königliche Gericht Roßwein.

Roßwein war eine amtsässige Stadt im Justizamt Nossen.[01] Die Tuchmacher- und Schuhmacherstadt an der Freiberger Mulde wurde seit 1833 durch einen Bürgermeister und gewählte Stadtverordnete repräsentiert. 1853 zählte Roßwein ca. 6000 Einwohner.[02]

Am 18. August 1853 beschloss die Stadtgemeinde, die ihr zustehende Gerichtsbarkeit unter Berufung auf das o. g. Gesetz an den Staat abzutreten. Diese sollte in Verbindung mit der bisher vom Justizamt Nossen ausgeübten Ober- und Erbgerichtsbarkeit in der Stadt Roßwein und deren Flur an ein neu zu gründendes Justitiariat übergeben werden.[03]

Am 1. September 1853 gaben die Amtshauptmannschaft Döbeln und das Justizamt Nossen die Eröffnung des Königlichen Gerichts in Roßwein bekannt.

19 weitere Ortschaften aus dem Amt Nossen gingen am gleichen Tag in den Zuständigkeitsbereich des neuen Königlichen Gerichts über.[04]

1856 traten sechs weitere Rittergüter ihre Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat ab. (Vgl. dazu Anlage 2).

Mit einem Fackelzug und unter großer Anteilnahme der Stadtbevölkerung wurde Carl Napoleon Meding, der bis dahin als Advokat und Stadtrichter in Roßwein gewirkt hatte, feierlich in das Amt des Justitiars eingeführt.[05] Zuvor waren ihm vom Stadtrat Depositen, Akten, Siegel und Inventar übergeben worden.

Ihm zur Seite standen ein Aktuar, ein Sporteleinnehmer, ein Sportelkontrolleur und ein Fron.[06]
(Vgl. dazu Anlage 1)

Nach der Auflösung des Königlichen Gerichtes 1856 wirkte Meding im Gerichtsamt Roßwein als Gerichtsamtmann weiter.

Die Unterlagen des Königlichen Gerichts Roßwein sind in relativ geringem Umfang überliefert und umfassen den Zeitraum 1847 - 1857.

Zwischen 1956 und 1963 gelangten die Akten im Rahmen der Abgabegemeinschaften "AG Roßwein" und in geringem Umfang auch "AG Frankenberg" aus dem Landeshauptarchiv Dresden (Sächsisches Hauptstaatsarchiv, StA-D) in das damalige Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L).[07]

Der Bestand Königliches Gericht Roßwein wurde bereits in den 60er Jahren gebildet und in Karteiform zugänglich gemacht.

Im Rahmen einer intensiveren Bearbeitung der Justizbestände des 19. Jh. erfolgte Ende der 90er Jahre nach Provenienzprüfungen eine weitere Herauslösung von Akten aus den Beständen der Stadt- und Patrimonialgerichte.

Die Verzeichnung der Akten für dieses Findbuch wurde mit dem Programm AUGIAS für Windows vorgenommen, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde.

Schwerpunkte der Überlieferung des Bestandes Königliches Gericht Roßwein bilden die Hypotheken- und Kaufprotokolle.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig kann das Gerichtsamt Roßwein herangezogen werden. Auch die Akten des Stadtgerichtes Roßwein stellen eine Ergänzung dar.

Für die gesamte Bestandsgruppe Königliche Gerichte ist eine übergreifende Findbucheinleitung erarbeitet worden[08] , so dass hier nur in verkürzter Form auf den konkreten Bestand eingegangen wurde.

Dem Zweck übergreifender Recherchen dient die ebenfalls für die gesamte Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation, die diesem Findbuch zugrundeliegt. Da einige Klassifikationsgruppen nicht belegt sind, erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt".



Anlage 1Personalbestand des Königlichen Gerichtes Roßwein von 1853 bis 1856 Justitiar:
Carl Napoleon Meding


Aktuar:
Ernst Julius Hoffmann


Sporteleinnehmer:
Herrmann Canis


Sportelkontrolleur:
Ernst Otto Beck


Außerdem gab es noch einen Gerichtsfron.




Anlage 2
Abgabe von Patrimonialgerichtsbarkeiten an das Königliche Gericht Roßwein
OrtGerichtsherrschaftJahrMonat Tag
Roßwein

Stadt

1853

09

01

Saalhausen

Rittergut

1856

03

13

Ilkendorf

Rittergut

1856

05

05

Deutschenbora

Rittergut

1856

05

15

Hermsdorf mit Knobelsdorf

Rittergut

1856

05

19

Otzdorf

Rittergut

1856

05

21

Choren

Rittergut

1856

05

24



[01] Vgl. Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, hrsg. v. A. Schumann, Bd. 12, Zwickau 1825, S. 466; Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Reihe B, hrsg. v. T. Klein, Bd. 14: Sachsen, Marburg 1982, S. 177.
[02] Deutsches Städtebuch, Bd. II, Mitteldeutschland, hrsg. v. E. Keyser, Stuttgart-Berlin 1941, S. 202.
[03] StA-L, Amt Nossen 4241.
[04] LZ, 06.09.1853, S. 4395.
[05] Dresdner Journal, 04.09.1853, S. 867.
[06] Staatshandbuch für das Königreich Sachsen, Leipzig 1854.
[07] Vgl. StA-L, Verwaltungsarchiv, Zu- und Abgangsbuch 1954 - 1975, Nr. 187.
[08] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zur Bestandsgruppe Königliche Gerichte, 1998.

Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.
Im August 1853 beschloss die Stadtgemeinde Roßwein die Abtretung der ihr zustehenden Gerichtsbarkeit an den Staat. Diese wurde zusammen mit der bisher vom Justizamt Nossen ausgeübten Ober- und Erbgerichtsbarkeit in der Stadt Roßwein und deren Flur dem am 1. September 1853 eröffneten Königlichen Gericht Roßwein übertragen. Gleichzeitig gingen Gerichtsbarkeit und Verwaltung über 19 weitere Orte vom Justizamt Nossen an diese neue Gerichtsstelle über. Weitere Abgaben von Patrimonialgerichtsbarkeiten erfolgten erst im Jahre 1856 seitens der Rittergüter Choren, Deutschenbora, Hermsdorf mit Kobelsdorf, Ilkendorf, Otzdorf und Saalhausen. Nachfolger des Königlichen Gerichts Roßwein war das Gerichtsamt Roßwein.
Weitere Angaben siehe 2.3.4.2.3 Königliche Gerichte.
  • 1999 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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