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Beständeübersicht

Bestand

20087 Gerichtsamt Colditz

Datierung1808 - 1879
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,40

Für die Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig (StA-L) wurde eine bestandsübergreifende Findbucheinleitung erarbeitet. [01] Die Einleitung zum Einzelbestand enthält deshalb nur in verkürzter Form einen historischen Abriss der Entwicklung des Registraturbildners, Angaben zur Bestandsgeschichte und -bearbeitung sowie Hinweise auf Überlieferungsschwerpunkte im Bestand.

Bis Mitte des 19. Jh. oblag die Gerichtsbarkeit im Amtsbezirk Colditz dem dortigen Justizamt, dem Stadtgericht Colditz sowie Patrimonialgerichten in den umliegenden Ortschaften. Im Rahmen der Umgestaltung der Untergerichte Sachsens, die u. a. die Abtretung der Patrimonialgerichtsbarkeit an den Staat vorsah, ging die Gerichtsbarkeit der Versorgungsanstalt Colditz (1833), des Stadtrats (1846) und mehrerer Rittergüter (1839 - 1856) auf den Staat und damit an das Justizamt Colditz über. Nachfolgebehörde war das Königliche Gerichtsamt Colditz, das auf der Grundlage des Gesetzes vom 11. August 1855 über die künftige Einrichtung der Behörden erster Instanz für die Rechtspflege und Verwaltung in Sachsen am 1. Oktober 1856 eröffnet wurde. [02] Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz, nach dessen Aufhebung im Jahre 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Borna. [03] Seine Zuständigkeit erstreckte sich auf die Stadt Colditz und 35 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk sowie auf das Ebersbacher, das Schönbacher und das Thiergartner Forstrevier (Übersicht siehe Anlage 1).

Sitz des Gerichtsamts Colditz waren bis 1868 die bereits seit 1846 vom Justizamt Colditz genutzten vorderen Räume des Schlosses Colditz. Dort befand sich auch die Wohnung des jeweiligen Gerichtsvorstands. [04] Auf den vom Staatsfiskus 1860 in der Töpfergasse erworbenen Grundstücken entstanden 1863 ein Gefangenenhaus und 1865 - 1868 ein Gerichtsneubau, der im August 1868 bezogen wurde. [05]

Zum Gerichtsamtmann wurde Christian Friedrich Traugott Klien ernannt, der vorher Amtmann beim Justizamt Colditz war (Verzeichnis des Personalbestands von 1856 - 1879 siehe Anlage 2).

Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für die Angelegenheiten der Verwaltung ab 1874 die Amtshauptmannschaft Grimma zuständig, für die Angelegenheiten der Justiz ab 1879 das Amtsgericht Colditz.

Der 240 Akten ufassende Bestand Gerichtsamt Colditz betrifft den Zeitraum 1808 - 1879. Die Akten gelangten größtenteils ab 1956 im Rahmen der Übergabe von Archivgut der Provenienzen Amtsgericht Colditz, Amtshauptmannschaft Grimma und Vorgängerbehörden in das Landesarchiv Leipzig (heute: Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, StA-L). Abgebende Stellen waren das Landeshauptarchiv Dresden (heute: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, StA-D) sowie Kreisarchiv und Kreisgericht Colditz. [06]

Die Bearbeitung des Bestandes erfolgte in mehreren Schritten 1999/2000. Der Hauptteil der Akten bildet körperlich einen eigenen Bestand. Diese Akten wurden bei einer Provenienzprüfung aus dem Bestand Amtsgericht Colditz herausgelöst. Weitere Akten befinden sich im Bestand Amtshauptmannschaft Grimma und Amt Colditz. Eine körperliche Heraustrennung der Akten aus diesen im Gegensatz zu den o. g. schon technisch bearbeiteten Beständen erschien wenig sinnvoll, zumal einige bereits unter diesen Signaturen benutzt worden waren. Die virtuelle Zusammenführung der Akten erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch das Orts- und Personenregister erstellt wurde. Erfasst wurden nach Möglichkeit auch die alten Registratursignaturen sowie die Vorprovenienzen. Enthält-Vermerke bilden die Ausnahme.

Bei dem Bestand Gerichtsamt Colditz handelt es sich um eine lückenhafte Überlieferung. Dominant sind die Grund- und Hypothekenakten. Die in anderen Beständen oft zahlreich vorhandenen Protokollbände sind hier in relativ geringem Umfang vertreten. Aus den Bereichen Straf- und Zivilgerichtsbarkeit sind ebenfalls nur wenige Akten überliefert. Der Bestand bietet einen eher bescheidenen Einblick in die Lokalverwaltung, im Wesentlichen sind Gemeindeangelegenheiten (Gemeinderatswahlen, Ortsstatute) und Brandversicherungssachen dokumentiert.

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind Amt Colditz, Stadt Colditz (Gerichtsakten), Bezirksschulrat Grimma, Amtshauptmannschaft Grimma und Amtsgericht Colditz zu nutzen.

Zur Vereinfachung übergreifender Recherchen wurde im vorliegenden Findbuch die für die Bestandsgruppe erarbeitete Klassifikation komplett übernommen; bei nicht belegten Klassifikationsgruppen erscheint in Klammern der Vermerk "entfällt". Bei lückenhafter Überlieferung erfolgte gegebenenfalls eine neue Bandreihung in chronologischer Folge.


Anlage

Personalbestand des Gerichtsamtes Colditz

(Quellen: Staatshandbücher für das Königreich Sachsen, 1857 - 1878; Th. Klein, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945, Bd. 14, Marburg 1982)


Gerichtsamtmann:

1856 - 1863: Christian Friedrich Traugott Klien (vorher Amtmann beim Justizamt Colditz)

1863 - 1879: Emil Bruno Mosch (vorher Gerichtsamtmann beim Gerichtsamt Pausa)



Aktuare, Assessoren bzw. Referendare (in zeitlicher Folge):

- Carl Friedrich Windisch

- Carl Hermann Ludwig von Bose

- Paul Theodor Große

- Friedrich Bernahrd Hans

- Heinrich Adolf Wähner

- Georg Albert Geßler



Außerdem gab es noch Expedienten (d. h. Registratoren, Depositen- und Sportelrendanten und -kontrolleure, Kopisten) sowie Gerichtsdiener und -boten.



[01] Vgl. V. Jäger, Findbucheinleitung zu den Bestandsgruppen Königliche Bezirksgerichte und Gerichtsämter, 2000.
[02] Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1855, Dresden, S. 144ff.
[03] StA-L, GerA Rochlitz 191.
[04] 700 Jahre Stadt Colditz, Hrsg. Rat der Stadt Colditz 1965.
[05] StA-L, GerA Colditz 172.
[06] Vgl. Zu- und Abgangsbuch des StA-L, 1954 - 1975, VA Nr. 187.

Gerichtsamtsverwaltung.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.
Das Gerichtsamt Colditz entstand 1856 durch Umbildung des Justizamts Colditz. Dieses Gerichtsamt unterstand dem Königlichen Bezirksgericht Rochlitz, nach dessen Aufhebung im Jahre 1860 dem Königlichen Bezirksgericht Borna. Zuständig war es für die Stadt Colditz, 35 Gemeinden im Gerichtsamtsbezirk und drei Forstreviere. Nach der Neustrukturierung der Gerichtsorganisation war für Verwaltungsangelegenheiten ab 1874 die Amtshauptmannschaft Grimma zuständig, für Justizangelegenheiten ab 1879 das Amtsgericht Colditz.
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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