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Beständeübersicht

Bestand

30343 Hauptzollamt Eibenstock

Datierung1832 - 1928
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)1,26
1. Geschichte der Zoll- und Steuerverwaltung
Mit der Verordnung über die Organisation der Verwaltungsbehörden für indirekte Staatsabgaben vom 10. Dezember 1832 wurde auch im Steuerbereich eine neue Behördenstruktur geschaffen. Für die Verwaltung der indirekten Abgaben richtete man drei Instanzen ein, das Finanzministerium als oberste Verwaltungsbehörde, die Generalzolldirektion als Mittelinstanz sowie die Hauptsteuerämter und Hauptzollämter als untere Steuerbehörde. Letztere wurden ab 1. Juli 1900 einheitlich als Hauptzollämter bezeichnet. Den Hauptzollämtern waren diverse Ämter untergeordnet, z.B. Chausseegeldereinnahmen (bis 1856), (Unter-) Steuerämter, Nebenzollämter (erster und zweiter Klasse), und z.T. eine Schlachtsteuereinnahme. Ab 1910 wurden die nachgeordneten Zoll- und Steuerbehörden auf Zoll- und Nebenzollämter reduziert.
Den Direktivbehörden waren Reichsbevollmächtigte für Zölle und Steuern und für die Erbschaftssteuer beigeordnet, den örtlichen Zoll- und Steuerbehörden Stationskontrolleure. Die Reichsbevollmächtigten und die Stationskontrolleure überwachten die Einhaltung des gesetzlichen Verfahrens bei Erhebung und Verwaltung der Zölle und gemeinschaftlichen Abgaben. Die Reichsaufsicht in Zuwachssteuer-, Erbschaftssteuer-, Wehrbeitrags-, Besitzsteuer- und Kriegssteuerangelegenheiten war den Reichsbevollmächtigten vorbehalten.
Wichtigste Aufgabe dieser Behörden war die Einnahme und Verwaltung der indirekten Abgaben, die seit 1868/1871 weitgehend dem Deutschen Reich zustanden, und die Erhebung von Zöllen an den Landesgrenzen. Für Sachsen verlagerte sich nach Gründung des Deutschen Zollvereins der Schwerpunkt der Zollkontrolle an die Grenzen zu Böhmen sowie auf den grenzüberschreitenden Warenverkehr bei Elbschifffahrt und Eisenbahn. Als indirekte Abgaben kamen um 1900 die Zölle, die Tabaksteuer, die Zigarettensteuer, die Zuckersteuer, die Salzsteuer, die Branntweinsteuer, die Essigverbrauchsabgabe, die Brausteuer, die Schaumweinsteuer, die Leuchtmittelsteuer, die Zündwarensteuer, die Wechselstempelsteuer, die Spielkartenstempelsteuer, die Reichsstempelsteuer und Erbschaftssteuer hinzu. Ausschließlich für die sächsische Steuereinnahme wurden die Schlachtsteuer und die Stempelsteuer erhoben. Nach 1919 wurden diese Behörden in die Reichsfinanzverwaltung eingegliedert.

2. Geschichte des Hauptzollamtes Eibenstock
Das Hauptzollamt Eibenstock war dem Aufsichts- und Kontrollbereich des Stationskontrolleurs in Chemnitz zugeordnet.[01]
Zum 1. Oktober 1854 wurde die Ortschaft Schönheide (mit Neuheide) aus dem Zuständigkeitsbereich des Hauptsteueramtes Plauen ausgegliedert und dem des Hauptsteueramtes Eibenstock zugewiesen. Die in Schönheide bestehende Rezeptur und der dort ansässige Steueraufseher blieben unter veränderter Oberaufsicht bestehen.[02]

Dem Hauptzollamt Eibenstock waren folgende Behörden unterstellt[03] :
Nebenzollämter I. Klasse
1837: Brambach, Johanngeorgenstadt
1839 – 1850: Brambach, Elster, Johanngeorgenstadt
1854 – 1858: Brambach, Johanngeorgenstadt, Klingenthal

Nebenzollämter, II. Klasse
1837: Ebmath, Elster, Chausseehaus bei Johanngeorgenstadt, Klingenthal, Schönberg, Weitersglashütte, Wernitzgrün, Wildenthal
1839 – 1847: Ebmath, Johanngeorgenstadt, Klingenthal, Schönberg, Weitersglashütte, Wernitzgrün, Wildenthal
1850: Ebmath, Johanngeorgenstadt, Schönberg, Weitersglashütte, Wernitzgrün, Wildenthal; Zollrezeptur Rittersgrün, Biersteuer- und Schlachtsteuerrezeptur Markneukirchen
1854: Ebmath, Elster, Schönberg, Weitersglashütte, Wernitzgrün, Wildenthal; Zollrezeptur Rittersgrün, Legitimationsschein- und Ausfertigungsstelle Markneukirchen
1857: Ebmath, Elster, Schönberg, Weitersglashütte, Wernitzgrün, Wildenthal; Zollrezeptur Rittersgrün, Legitimationsschein- und Ausfertigungsstellen Markneukirchen und Schönheide, Biersteuerrezepturen Markneukirchen und Schönheide
1858: Ebmath, Elster, Schönberg, Weitersglashütte, Wernitzgrün, Wildenthal; Zollrezeptur Rittersgrün, Legitimationsschein- und Ausfertigungsstellen Markneukirchen, Schönberg und Schönheide

Untersteuerämter
1837 – 1850: Adorf, Brambach[04], Johanngeorgenstadt[05], Klingenthal[06], Schöneck, Schwarzenberg
1854 – 1857: Adorf, Brambach, Johanngeorgenstadt, Klingenthal, Schöneck, Schwarzenberg; Steuerrezeptur Markneukirchen[07]
1858: Adorf, Brambach, Johanngeorgenstadt, Klingenthal, Schöneck, Schwarzenberg; Biersteuerrezepturen Markneukirchen und Schönheide, Schlachtsteuereinnahmen Markneukirchen und Schönheide

Chausseegelder-Einnahmen
1837: Brambach, Gassenreuth, Jägerhaus am Ochsenkopf, Johanngeorgenstadt[08], Mühlhausen, Schwarzenberg, Wildenthal[09]
1839 – 1841: Adorf, Jägerhaus am Ochsenkopf, Johanngeorgenstadt, Rauner Grund, Schönberg, Schwarzenberg, Wildenthal
1843 – 1845: Adorf, Globenstein, Jägerhaus am Ochsenkopf, Johanngeorgenstadt, Rauner Grund, Schönberg, Schwarzenberg, Wildenthal
1847 – 1850: Adorf, Jägerhaus am Ochsenkopf, Johanngeorgenstadt, Rauner Grund, Rittersgrün, Schönberg, Schwarzenberg, Wildenthal
1854: Adorf, Jägerhaus am Ochsenkopf, Johanngeorgenstadt, Rauner Grund, Rittersgrün, Schönberg, Schwarzenberg, Untersachsenberg, Wildenthal
1857: Rittersgrün
1858: Rittersgrün, Schönberg

Grenzkontrollbezirke
1837: Adorf, Eibenstock, Klingenthal, Schwarzenberg
1839 – 1841: Adorf, Eibenstock, Klingenthal, Schwarzenberg
1843 – 1845: Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Klingenthal, Mühlhausen
1847 – 1854: Adorf, Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Klingenthal
1857: Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Klingenthal
1858: Adorf, Eibenstock, Johanngeorgenstadt, Klingenthal

Das Hauptsteueramt / Hauptzollamt Eibenstock wurde geleitet von:
Oberinspektor
1837 – 1839: Albert Wilhelm Ludwig von Hake
1841 – 1845: Gottfried Immanuel Pfaff
1847 – 1850: Hermann Julius von Brück
1854 – 1858: Carl Oswald Schmalz

Hauptamts-Rendant
1837 – 1843: Ernst Gustav Wilhelm Hauffe
1845 – 1854: Heinrich Ferdinand Gautzsch
1857 – 1858: Friedrich August Weber

Hauptamts-Controlleur
1837 – 1841: Franz Schmidt
1843 – 1854: Benno Wilhelm Köhler
1857: Dr. Friedrich Wilhelm Hesselbarth
1858: Carl Friedrich Böhme


3. Bestandsgeschichte
Der Bestand "Hauptzollamt Eibenstock" wurde 2003 im Rahmen des Beständeausgleichs vom Hauptstaatsarchiv Dresden an das Staatsarchiv Chemnitz abgegeben.
Die Akten des Hauptzollamtes Eibenstock und seiner Nebenzollämter waren 1909 vom Hauptzollamt Eibenstock an das Hauptstaatsarchiv in Dresden mit einem Verzeichnis abgegeben worden. Dort erhielten sie die Zugangsnummer 1058/1909 und laufende Nummern. Der Bestand enthielt auch Akten der Vorgängerbehörden, der Geleits- und Akzise-Commissariate des Vogtländischen und des Erzgebirgischen Kreises. Die Akten dieser selbständigen Behörden sowie die Akten des Kreisamtes Schwarzenberg und des Justizamtes Voigtsberg wurden bei der Bearbeitung im Staatsarchiv Chemnitz aus dem Bestand herausgelöst und den jeweiligen Beständen (33182 Geleits- und Akzise-Commissariat des Vogtländischen Kreises, 33183 Geleits- und Akzise-Commissariat des Erzgebirgischen Kreises, 30016 Kreisamt Schwarzenberg, 30018 Amt Voigtsberg) zugewiesen. Im Zuge weiterer Übernahmen kamen 0,26 lfm Akten ohne Verzeichnisse zum Bestand.
Bei der Bearbeitung des Bestandes 30342 Hauptzollamt Chemnitz waren zwei Akten festgestellt worden, die beim Nebenzollamt Klingenthal entstanden waren und aufgrund dessen zum vorliegenden Bestand zugewiesen worden.
Der Bestand umfasst nun 1,26 lfm und deckt die Jahre 1832 – 1928 ab.
Die Akten wurden mit dem Verzeichnungs- und Rechercheprogramm Augias-Archiv 7.4 erschlossen, wobei neben Titel und Enthält-Vermerken v. a. die alte Archivsignatur sowie die Registratursignaturen erfasst wurden.


4. Bestandsanalyse
Die Akten dokumentieren, die Errichtung der Chausseegeldereinnahmen und Nebenzollämter, die Einhebung der Spielkartensteuer, Kalenderstempelsteuer, Salzsteuer, Biersteuer und des Chausseegeldes. Außerdem sind Akten zum Kramhandel, Dorfhandel, zu Jahrmärkten, zur asiatischen Cholera, zur Grenzmarkierung und zu Grenzzeichen überliefert. In einzelnen Akten sind Zeitungen enthalten, die im Darin-Vermerk verzeichnet sind, z. B. Voigtländischer Anzeiger, Der Grenz-Bote – Wochenblatt für Adorf und Markneukirchen.
Einzelne Akten wurden bereits beim Geleits- und Akzise-Commissariat angelegt und beim Hauptzollamt Eibenstock fortgeführt und abgeschlossen.


[01] Die Akten der Steuerkontrolle Chemnitz befinden sich im Bestand 30342 Hauptzollamt Chemnitz.
[02] StA-C, 30344 Hauptzollamt Plauen, Nr. 11
[03] Die Angaben sind den Staatshandbüchern für das Königreich Sachsen entnommen.
[04] In Personalunion mit Nebenzollamt I. Klasse in Brambach.
[05] In Personalunion mit Nebenzollamt I. Klasse in Johanngeorgenstadt.
[06] In Personalunion mit Nebenzollamt II. Klasse in Klingenthal.
[07] In Personalunion mit Legitimationsschein- und Ausfertigungsstelle in Markneukirchen.
[08] In Personalunion mit Nebenzollamt I. Klasse in Johanngeorgenstadt.
[09] In Personalunion mit Nebenzollamt II. Klasse in Wildenthal.
Das indirecte Abgabenwesen im Königreich Sachsen seit der Gründung des Deutschen Zollvereins. Leipzig, 1884.
Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig, 1955.
Clausnitzer, M.: Deutsche Zollgeschichte vom Ursprung der Zölle bis zur Gründung der Reichsfinanzverwaltung. Leipzig, 1933.
Fischer, F. C. J.: Geschichte des deutschen Handels : Geschichte der Schifffahrt, Fischerei, Erfindungen, Künste, Gewerbe, Manufakturen, der Landwirtschaft, Polizei, Leibeigenschaft, des Zoll-, Münz- und Bergwesens, der Scheidekünste, des Seerechts und Wechselrechts, der Stadtwirtschaft und des Luxus. Neudruck der Ausgabe von 1791 – 1797, 1969 – 1972.
North, M. (Hrsg.): Von Aktie bis Zoll. Ein historisches Lexikon des Geldes
Ulbricht, G.: Finanzgeschichte Sachsens im Übergang zum konstitutionellen Staat (1763 – 1843). St. Katharinen, 2001 (Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Bd. 23).
von Nostiz-Drzewiecki, H. C. F.: Das Königreich Sachsen als Zollvereins- und Elbufer-Staat oder Handbuch der ... noch gültigen Staatsverträge, sowie der dahin einschlagenden wichtigen Bestimmungen. Leipzig, 1847.
Spielkartensteuer.- Kalenderstempelsteuer.- Chausseegeld.- Kramhandel und Dorfhandel.- Salzsteuer.- Biersteuer.- Jahrmärkte.- Asiatische Cholera.- Grenzmarkierung.- Grenzzeichen.
Das Hauptsteueramt, ab 1900 Hauptzollamt Eibenstock war dem Aufsichts- und Kontrollbereich des Stationskontrolleurs in Chemnitz zugeordnet. Nach Eingliederung in die Reichsfinanzverwaltung wurde das Hauptzollamt Eibenstock 1919/1920 vom Finanzamt (?) abgelöst.
Weitere Angaben siehe Einleitung zur Tektonikgruppe 02.03.05.07.
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