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Beständeübersicht

Bestand

10382 Grundherrschaft Medingen

Datierung1685 - 1855
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)1,70
Bestandsgeschichte und Verzeichnung
Die Grundherrschaft Medingen existierte im Hauptstaatsarchiv Dresden als eigener Bestand bisher nur in Form einer Findkartei. Die dazugehörigen Akten befanden sich in der so genannten Lagerungsgemeinschaft "Lokale Verwaltungs- und Justizbehörden bis 1856", die vor allem Ämterakten, aber auch Überlieferung der Grundherrschaften, Stadtgerichte, Landgerichte bis 1856, Königlichen Gerichte und verschiedene andere Bestandssplitter enthielt.
Diese Lagerungsgemeinschaft entstand durch die Aktenabgaben der Amtsgerichte an das Hauptstaatsarchiv seit etwa 1900, in denen sich auch die Akten ihrer Vorgängerinstitutionen befanden, also vor allem die der Ämter und Grundherrschaften. Diese Ablieferungen wurden nach dem jeweils abgebenden Amtsgericht gelagert und verzeichnet. Die Herauslösung und provenienzgerechte Lagerung der Akten der eigentlichen Amtsgerichte ist seit 1986 abgeschlossen. Die Akten der Ämter, Grundherrschaften, Stadtgerichte, Königlichen Gerichte usw. verblieben hingegen in der Lagerungsgemeinschaft. Die Trennung der unterschiedlichen Provenienzen erfolgte nur in den Findkarteien.
Ziel war es, nun auch diesen Komplex aufzulösen und die Akten nach ihrer Provenienz zu lagern. Dazu wurden die Akten des Bestandes Grundherrschaft Medingen zunächst nach der vorhandenen Findkartei aus der Lagerungsgemeinschaft herausgelöst. Bei dem vorliegenden Findbuch handelt es sich allerdings nicht um eine Neuerschließung, sondern um eine Erschließungsverbesserung durch Konversion der vorhandenen Findkartei einschließlich Revision und ggf. Ergänzung/Korrektur der Aktentitel.
Die Gerichtsbücher der Grundherrschaften befinden sich zusammen mit den Gerichtsbüchern anderer Provenienzen in einer weiteren Lagerungsgemeinschaft, deren Entstehung ebenfalls auf die Ablieferungen der Amtsgerichte zurückzuführen ist. Die gesonderte Lagerung kam durch das von den Akten abweichende Format der Gerichtsbücher zustande. Diese Lagerung soll erhalten bleiben, da die Benutzung jahrzehntelang nach den bestehenden Signaturen erfolgte und die vorhandenen Mikrofilme der Gerichtsbücher auch nach diesen Signaturen zu bestellen sind. Außerdem sprechen die genannten lagerungstechnischen Gründe weiterhin für die Erhaltung des jetzigen Zustandes. Verzeichnet sind die Gerichtsbücher im Bestand 12613 Gerichtsbücher. Dieser enthält auch diejenigen der Proveniez Grundherrschaft Medingen. Im Hauptstaatsarchiv Dresden sind sie aus Bestandserhaltungsgründen nur über Mikrofilme benutzbar.


Literatur
Blaschke, Karlheinz: Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsgeschichte. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Bd. 82, 1965. [Ka 88] [01]

Blaschke, Karlheinz (Hrsg.): Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (Neuausgabe), bearbeitet von Susanne Baudisch und Karlheinz Blaschke. Bd. 1, Leipzig 2006, S. 464-465. [R 201b]

Eichler, Ernst (Hrsg.); Hellfritzsch, Volkmar (Hrsg.); Walther, Hans (Hrsg.); Weber, Erika (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Berlin, 2001, Bd. 2, S. 20-21. [R 215]

Flügel, Axel: Bürgerliche Rittergüter. Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680 - 1844). Göttingen, 2000. [X 1956 c]

Groß, Reiner: Die bürgerliche Agrarreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Untersuchung zum Problem des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus in der Landwirtschaft. Weimar, 1968 (Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden, Bd. 8). [U 365 dI]

Groß, Reiner; Wilde, Manfred (Mitarbeit); Blaschke, Karlheinz (ein Beitrag): Herrschaftliche Güter bis zur bürgerlichen Agrarreform. Dresden, 2004 (Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, Beiheft zur Karte B II 1). [R 959]

Hofmann, H. L.: Die Rittergüter des Königreichs Sachsen. Ein Abriss ihrer Geschichte und rechtlichen Stellung nebst topographischen und statistischen Nachrichten über sämtliche Rittergüter. Dresden, 1901. [X 1955]

Samuel, J. (Hrsg.); Haenel, Oswald (Hrsg.); Adam, C. Bruno (Hrsg.); Gurlitt, Cornelius (Hrsg.): Sächsische Herrensitze und Schlösser. Dargestellt in Ansichten, Grundrissen, Situationsplänen und einem erläuternden Text. Dresden, 1885. [Vk 631]

Schwineköper, Berent; Staatliche Archivverwaltung im Staatssekretariat für Innere Angelegenheiten (Hrsg.): Das "Gutsarchiv" als Archivtypus. In: Archivar und Historiker. Studien zur Archiv- und Geschichtswissenschaft. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Otto Meisner. Berlin, 1956 (Schriftenreihe der staatlichen Archivverwaltung, Nr. 7). [La 183]

Schumann, August: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Zwickau 1819, Bd. 6, S. 209-210. [R 200]

Wilde, Manfred; Andrian-Werburg, Klaus, Freiherr v. (Hrsg. im Auftrag der Stiftung Deutsches Adelsarchiv): Die Ritter- und Freigüter in Nordsachsen. Ihre verfassungsrechtliche Stellung, ihre Siedlungsgeschichte und ihre Inhaber. Limburg, 1997 (Aus dem Deutschen Adelsarchiv, Bd. 12). [X 1956]


[01] Bei den in eckigen Klammern stehenden Angaben handelt es sich um die Bibliothekssignaturen im Hauptstaatsarchiv Dresden.

Ablösungen und Dismembrationen.
Für Medingen, südöstlich von Radeburg gelegen, wurde erstmals 1288 ein Herrensitz, 1445 ein Vorwerk und 1696 ein altschriftsässiges Rittergut erwähnt.

Nachweislich zählte Medingen 1378 zum castrum Dresden und seit 1545 zum Amt Dresden. Im Jahr 1843 lag es im Zuständigkeitsbereich des Amtes Moritzburg. Seit 1856 unterstand es dem Gerichtsamt Radeburg und ab 1875 der Amtshauptmannschaft Großenhain.

Im 16. Jahrhundert war die Familie von Arras mit Medingen beliehen. Im Jahr 1550 belieh Kurfürst Moritz von Sachsen Christoph von Carlowitz mit den Obergerichten in Medingen. Danach übten diese Rudolph von Bünau und später Christoph von Looss aus. Der nächste Besitzer, Christoph von Spohr, erhielt von Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen die Schriftsässigkeit verliehen. Die Besitzverhältnisse wechselten in der nachfolgenden Zeit häufig. U. a. waren Oberjägermeister Loth von Bomsdorf, Kammerrat Wilhelm Ernst Bernhardt Vitzthum von Eckstädt, Kommissionsrat und Hofzahlmeister Jacob Gottfried Essenius, Geheimer Kriegsrat Carl Friedrich von Teubern, Curt Willibald Ganz Edler zu Puttlitz, Peter Carl Wilhelm Graf von Hohenthal, Carl August Wilhelm von Bose, Johann Gotthelf Manert, Carl Heinrich Kiessling, Maximilian von Oertzen, Karl von Kraft und Friedrich Gottlob Moritz Stoss Herren auf Medingen. Von letzterem kaufte das Rittergut eine Aktiengesellschaft, die zum Brauen von bayrischem Bier gegründet worden war. Um 1860 besaß das Gut H. C. Zürner. Das Rittergut, dessen abgebranntes Herrenhaus 1890 als Schloss im Baustil des Neubarock wieder errichtet wurde, existierte noch bis 1929. In den letzten Jahren seines Bestehens vollzogen sich noch mehrfach Besitzerwechsel. So gehörte das Gut von 1904 bis 1919 dem Kommerzienrat Karl Paul Mehnert und nach dem ersten Weltkrieg dem Kammersängerehepaar Plaschke. Im Jahr 1929 erwarb das Rittergut eine Parzellierungsgesellschaft, die den Verkauf der 210 ha umfassenden Flächen betrieb.

Weitere Angaben siehe 6. Herrschaften.
  • 2010 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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