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Beständeübersicht

Bestand

20567 Rittergut Volkmarsdorf (Patrimonialgericht)

Datierung1597 - 1855
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)6,00

Geschichte des Ritterguts Volkmarsdorf

Das amtsässige Rittergut Volkmarsdorf lag im Amt Leipzig (1856 Gerichtsamt Leipzig I, 1875 Amtshauptmannschaft Leipzig, 1890 nach Leipzig eingemeindet). Unter die Gerichtsbarkeit fiel auch die Ende des 18. Jahrhunderts entstandene Ansiedlung Volkmarsdorfer Straßenhäuser. Die Abgabe der Jurisdiktion an das Kreisamt Leipzig erfolgte im April 1855.
Volkmarsdorf wurde als Volcwartisdorff erstmals 1270 urkundlich erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt war es gerade in den Besitz des Erzbistums Merseburg übergegangen. 1389 gehörte Volkmarsdorf Otto Pflugk. 1438 saß auf dem Herrensitz Johannes Pudernaße; 1452 Benedikt Pudernaße. Für das Jahr 1476 ist die letzte Belehnung der Familie Pudernaße mit Volkmarsdorf nachweisbar.[01] 1599 erbten die Brüder Heinrich, Hans, Urban und Caspar Ulrich Volkmarsdorf von ihrem Vetter Moritz von Thümmel. 1611 fiel das Rittergut durch einen Erbvergleich mit Barbara von Thümmel auf Paunsdorf an die unmündigen Kinder des verstorbenen Georg von Thümmel auf Schönefeld, Hans Moritz und Georg Heinrich. 1629 ging Volkmarsdorf, wohl durch Erbkauf, von Adolph Abraham und Caspar von Thümmel auf Schmölln an Friedrich Ulrich, Kaufmann aus Torgau, über. Nach dem Tod des Sohnes Johann Balthasar Ulrich wurde Volkmarsdorf 1658 Timotheus Ritsch aus Leipzig veräußert, einem Vetter des Verstorbenen. Dieser vererbte das Rittergut an seinen Sohn Benjamin Christian Ritsch, der 1680 verstarb.[02] Dadurch gelangte Volkmarsdorf wiederum in den Besitz der Familie von Thümmel auf Schönefeld. Carl Heinrich von Thümmel musste Volkmarsdorf wegen Geldschwierigkeiten verkaufen. So wurde 1740 Christina Louise von Schlomach neue Herrin auf Volkmarsdorf. Nach ihrem Tod 1762 erbte ihre Tochter Eva Luise von Kleist (1726 – 1813) das Rittergut.[03] Ihr Sohn August Wilhelm von Kleist auf Tzschernowitz übernahm von ihr später den Besitz (1751 – 1797). Der vierte und jüngste Sohn August Wilhelms, Wilhelm Bogislaw Graf von Kleist vom Loß (1791 – 1860) erbte Volksmarsdorf nach dem Tod des Vaters. Von ihm ging das Rittergut an den Sohn Bogislaw Adolph Leopold Graf von Kleist vom Loß (1824 – 1869), der es wiederum an seinen Halbbruder Graf Conrad Adolph von Kleist (1839 – 1900) vererbte. 1889 wurde das Rittergut verkauft.[04]Besitzverhältnisse:
JahrRittergutsbesitzer
um 1389
Otto Pflugk
um 1438
Johannes Pudernaße
um 1452
Benedikt Pudernaße
bis 1599
Moritz von Thümmel
ab 1599
Heinrich, Hans, Urban und Caspar Ulrich
bis 1611
Georg von Thümmel; Heinrich Melchior von Thümmel
bis 1611
Hans Moritz von Thümmel; Georg Heinrich von Thümmel, Barbara von Thümmel
ab 1611
Hans Moritz von Thümmel; Georg Heinrich von Thümmel
bis 1629
Adolph Abraham und Caspar von Thümmel
ab 1629
Friedrich Ulrich
bis 1658
Johann Balthasar Ulrich
ab 1658
Timotheus Ritsch
bis 1680
Benjamin Christian Ritsch
1680 – 1690
Hans Georg von Thümmel
1690 – 1705
Georg Heinrich von Thümmel, Adolph August von Thümmel
1705 – 1713
Adolph August von Thümmel
1713 – 1740
Carl Heinrich von Thümmel
1740 – 1762
Christina Louise von Schlomach
ab 1762
Eva Luise von Kleist
bis 1797
August Wilhelm von Kleist
1797 – 1860
Wilhelm Bogislaw Graf von Kleist vom Loß
1860 – 1869
Bogislaw Adolph Leopold Graf von Kleist vom Loß
1869 – 1889
Conrad Adolph von Kleist
Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Ein Teil des Bestandes ist um 1960 aus dem Archiv des Amtsgerichts Leipzig in das Staatsarchiv gekommen (Nr. 1 – 152). 1962 konnte die Überlieferung noch durch Akten der Amtshauptmannschaft Leipzig ergänzt werden. Der Bestand wurde mit 207 AE formiert und durch eine ungegliederte handschriftliche Findkartei erschlossen. Fehlsignaturen sind 2002 durch die provenienzgerechte Einordnung von fünf AE in den Bestand des Gerichtsamtes Leipzig I entstanden. 2012 wurde der Bestand im Rahmen einer Retrokonversion in die Augias-Datenbank eingeben. Dabei wurde ein Orts- und Personenregister erstellt.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand umfasst den zeitlichen Rahmen von 1597 – 1855. Für den Zeitraum von vor 1750 sind jedoch nur einige wenige Akten überliefert. Der Schwerpunkt der Überlieferung fällt in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Bestand enthält nur Akten des Patrimonialgerichts, vor allem Gerichtsprotokolle und Nachlässe. Bemerkenswert sind zwei Gerichtsakten mit umfangreichen Untersuchungen zu dem Maiaufstand in Dresden 1849 (Nr. 205, 206).

Hinweise für die Benutzung

Die Erfassung erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows, mit dem auch Orts- und Personenregister erstellt wurden.
Bei der Bestellung und Zitierung ist anzugeben: StA-L, 20567, RG Volkmarsdorf, Nr. (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende BeständeStaatsarchiv Leipzig:
20096 Gerichtsamt Leipzig I
20541 RG Schönefeld (bei Leipzig)

Carsten Voigt

April 2012



[01] Vgl. http://dictionary.sensagent.com/volkmarsdorf/de-de/ (letzter Zugriff: 25.04. 2012). Grundlage für die Angaben auf der Internetseite ist das Buch: Neuschönefeld, Neustadt, Volkmarsdorf. Eine historische und städtebauliche Studie, Pro Leipzig, 1999.
[02] StA-L, 20567 RG Volkmarsdorf, Nr. 36.
[03] StA-L, 20567 RG Volkmarsdorf, Nr. 37; Vgl. auch: StA-L, 22179, Genealogische Mappenstücke, Ma 25468 (Familie Thümmel); Einleitung zum Findbuch 20541 Rittergut Schönefeld.
[04] Familiengeschichte von Kleist, www.v-kleist.com/FG/Dubberow.pdf (letzter Zugriff: 25.04. 2012); Vgl. auch zum Rittergut: http://www.sachsens-schlösser.de/index.php?option=com_content&view=article&id=478&Itemid=87 (letzter Zugriff: 25.04. 2012).
Grundlagen des Ritterguts.- Gerichtsverwaltung.- Gerichtsbücher.- Gerichtsprotokolle.- Strafgerichtsbarkeit.- Zivilgerichtsbarkeit.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.- Lokalverwaltung.- Patronat.
Im Osten Leipzigs lag das amtsässige Rittergut Volkmarsdorf, das dem Amt Leipzig unterstellt war. Von den Besitzern sind aus dem 17. und 18. Jahrhundert die Familien Ulrich, Ritsch und von Thümmel bekannt, aus dem 19. Jahrhundert die Familie von Kleist. Im April 1855 trat der damalige Besitzer, Wilhelm Graf von Kleist vom Loß, die Gerichtsbarkeit des Ritterguts an den Staat ab. Diese Jurisdiktion wurde dem Kreisamt Leipzig übertragen.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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