Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

20580 Domkapitel Wurzen (Patrimonialgericht)

Datierung1525 - 1848
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,60
Geschichte des Domkapitels Wurzen (Patrimonialgericht)

Das Wurzener Kollegiatsstift, auch Kapitel oder Domkapitel genannt, wurde 1114 durch Bischof Herwig von Meißen gegründet und erhielt mit der Gründungsurkunde "telonium Wurczense" zahlreiche Pfründe zugesprochen, die den Kanonikern des Stifts als Unterhalt dienen sollten. Aber erst mit der Sicherung der landesherrlichen Befugnisse im Jahr 1284 erhielt der Bischof von Meißen die Oberlehnsherrlichkeit, die hohe und die niedere Gerichtsbarkeit, das Zoll-, Markt- sowie das Besteuerungsrecht im geschlossenen Wurzener Territorium zugesprochen. [01] War das Kapitel anfangs auf die feierliche Durchführung von Gottesdiensten ausgerichtet, scheinen die Kapitulare mehr und mehr kirchliche als auch weltliche Verwaltungsaufgaben für das gesamte Wurzener Territorium übernommen zu haben. Das Kapitel der Stiftskirche besaß in Wurzen eine eigene Gerichtsbarkeit.

Eine erste, teilweise Verstaatlichung der Gerichtsbarkeit des Domkapitels erfolgte am 2. Januar 1843. Mit diesem Datum wurde die Gerichtsbarkeit über die Kapitelgemeinde Wurzen dem Königlichen Landgericht Wurzen übertragen. [02]

Noch 1844 erstreckte sich die freiwillige Gerichtsbarkeit auf 19 Häuser der sogenannten Domfreiheit, auf das Dorf Lüptitz, die Sonnenmühle bei Ölschütz, über sämtliche Grundstücke in der bei Nischwitz gelegenen Mark Lautzschen und über die als "Probstwerder" bezeichneten Wiesen in der Pausitzer Flur. [03]

Am 22. Dezember 1855 wurde die noch verbliebene Gerichtsbarkeit über das Domkapitel und das Kapitelsdekanat an den Staat abgetreten und vom Königlichen Landgericht Wurzen übernommen. [04]

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Der vorliegende Bestand umfaßt 21 Akten, die den Zeitraum von 1551 bis 1848 betreffen. Diese Akten kamen vermutlich über den Weg Königliches Landgericht Wurzen, Gerichtsamt Wurzen, Amtsgericht Wurzen in das Sächsische Hauptstaatsarchiv Dresden. Von dort gelangten sie mit dem Bestand Amtsgericht Wurzen ab 1959 in das damalige Landesarchiv Leipzig. Im Rahmen der Neuordnung der Justizbestände wurden diese Archivalien im Jahre 1998 aus den Beständen Amt Wurzen und Stadt Wurzen (Gerichtsakten) herausgelöst und bilden nunmehr körperlich einen eigenen Bestand.

Die Verzeichnung des Bestandes erfolgte mit dem PC-Programm AUGIAS für Windows. Die alten Registratursignaturen wurden übernommen und neue ordnungsabhängige Signaturen vergeben. Beim Bestellen und Zitieren ist anzugeben: SächsStAL, Domkapitelgericht Wurzen (fettgedruckte Zahl).

Verweise auf korrespondierende Bestände

Als korrespondierende Bestände im Staatsarchiv Leipzig sind zu nutzen: Stadt Wurzen (Depositum), Stadt Wurzen (Gerichtsakten), Kgl. Landgericht Wurzen und Gerichtsamt Wurzen.

Elke Kretzschmar

Leipzig 1998



[01] Vgl. Christian Schöttgen, Historie der Chur-Sächsischen Stifts-Stadt Wurtzen, Leipzig 1717, S. 1-4 ff. - Vgl. Wolfgang Ebert, Historisch-topographisches Lexikon der Stadt Wurzen und der Stadtteile Dehnitz, Roitzsch und Nemt, Beucha 1998.
[02] Leipziger Zeitung (=LZ), 17.01.1843, S. 194.
[03] SächsStAL, Domkapitelgericht Wurzen Nr. 19. - LZ, 19.07.1847, S. 3494.
[04] LZ, 11.01.1856, S. 207.
Gerichtsprotokolle.- Freiwillige Gerichtsbarkeit.
Dem 1114 gegründeten Domkapitel, auch als Wurzener Kollegiatsstift bekannt, wurde 1284 die hohe und niedere Gerichtsbarkeit zugesprochen, die es über Jahrhunderte ausübte. Eine teilweise und noch freiwillige Abtretung der Gerichtsbarkeit erfolgte Ende 1842; am 2. Januar 1843 gingen die Jurisdiktionsbefugnisse über die Kapitelgemeinde Wurzen an das Königliche Landgericht Wurzen. Auf Anordnung des Justizministeriums erhielt dieses Gericht am 22. Dezember 1855 auch die noch verbliebene Gerichtsbarkeit des Domkapitels, die sich über 19 Häuser der Domfreiheit, über Lüptitz, die Sonnenmühle bei Oelschütz, Grundstücke in der Mark Lautzschen und über Wiesen in der Pausitzer Flur erstreckte.
  • 1998 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang