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Beständeübersicht

Bestand

30733 Grundherrschaft Niederauerbach/V.

Datierung1534 - 1924
Benutzung im Staatsarchiv Chemnitz
Umfang (nur lfm)17,46

Bestand enthält auch 11 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte der Grundherrschaft Niederauerbach
Die ursprüngliche Herrschaft Göltzsch wurde durch den Teilungsrezess vom 20. September 1602 in die Grundherrschaften Obergöltzsch, Untergöltzsch und Niederauerbach mit eigenen Gerichtsbarkeiten geteilt. Alle drei Dörfer sind heute Ortsteile von Rodewisch. Die Herrschaft Göltzsch als auch die daraus entstandenen Grundherrschaften Obergöltzsch, Untergöltzsch und Niederauerbach befanden sich seit 1504 im Besitz der Familie von der Planitz. Die Familie erhielt auf dem Reichstag zu Nürnberg 1522 den Titel "Edler" verliehen.
Das Hammer- und Rittergut Niederauerbach war mit dem Messingwerk verbunden. Zum Rittergut gehörte das Hammer- und Mühlengut Ellefeld als Nebenbesitzung, worauf kurzfristig ein Messinghammer betrieben wurde.
Die Grundherrschaft Niederauerbach befand sich nördlich von Auerbach im Vogtland. Als Hammergut zu Niederauerbach in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts belegt und als Rittergut 1606 erstmals erwähnt, gehörte es mit 6.143,42 Steuereinheiten (um 1840) zu den Gütern mittlerer Größe in Sachsen. Es handelte sich um ein neuschriftsässiges Rittergut. Der Grundherr besaß die Ober- und Erbgerichtsbarkeit über seine Untertanen. Die Gerichtsbarkeit beschränkte sich auf Güter in Jägersgrün und Niederauerbach. Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde am 26. Oktober 1855 an das Königliche Gericht Auerbach/V. abgegeben.


2. Geschichte des Messingwerks Niederauerbach
Seit 1473 ist in Niederauerbach ein Eisenhammer bezeugt. Die Burggrafen von Dohna, damalige Besitzer der Herrschaft Auerbach , verschenkten den Eisenhammer in dem Jahr an ihren Diener Nicolaus Züßler. Zu dem Eisenhammer gehörten ein Jagdrevier und ein Fischereirecht. In den Folgejahren wechselte das Hammerwerk samt Hammergut mehrfach den Besitzer , wobei ab 1499 die Belehnung durch die neuen Eigentümer der Herrschaft Göltzsch, die Herren von der Planitz, erfolgte. Die größte Veränderung und Erweiterung erfuhren Hammerwerk und Hammergut unter Peter Ficker Ende des 16. Jahrhunderts. 1599 kaufte er von Sebastian von Metzsch das Vorwerk zu Niederauerbach dazu. 1603 wurde der Eisenhammer mit kurfürstlicher Erlaubnis in ein Messingwerk umgewandelt. Bis ins 19. Jahrhundert war das Messingwerk in Niederauerbach das Einzige in Sachsen und mit einem entsprechenden Privileg ausgestattet, das 1622 dauerhaft verliehen wurde. Dem Messingwerk standen ein Hütteninspektor und ein Faktor vor. Der Hütteninspektor war für den Herstellungsprozess, der Faktor für den Vertrieb der Produkte zuständig. Zur Verwaltung des Messingwerks wurde die Messinghandelssozietät gegründet. Ab 1696 bestand zwischen den der Messinghandelssozietät ein Pachtverhältnis mit Messingwerksbesitzern. Der 1826 geschlossene Kaufvertrag wurde erst 1836 nach zahlreichen Verhandlungen und Vertragsänderungen bestätigt. Mit Einrichtung der Handelsregister im Königreich Sachsen wurde die Sächsische Messinghandlung zu Niederauerbach als offene Handelsgesellschaft zum 15. April 1862 auf Folium 1 im Handelsregister des Gerichtsbezirks Auerbach/V. eingetragen. 1881 erfolgte die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, wobei diese aus rechtlichen Gründen vorübergehend im Handelsregister des Amtsgerichts Leipzig auf Blatt 4892 eingetragen war. Erst nach formaler Löschung der offenen Handelsgesellschaft im Handelsregister des Amtsgerichtes Auerbach/V. kann die Aktiengesellschaft zum 30. Januar 1886 auf Blatt 308 umgetragen werden. Mit Verkauf an Christian Gottlieb Wellner wurde die Sächsische Messinghandlung 1887 liquidiert und im Handelsregister gelöscht. Rittergut und Messingwerk wurden von nun an getrennt verwaltet. Christian Gottlieb Wellner führte die das Unternehmen unter eigener Firmung weiter. 1924 erfolgte die Stilllegung.
Mit dem Messingwerk bzw. der Messinghandelssozietät waren die Elisabeth-Stiftung und die Knappschaftskasse verbunden.


3. Bestandsgeschichte
Der Großteil der Akten des Rittergutes und Messingwerkes gelangten in das Museum Göltzsch in Auerbach/V.. Dort wurde auf der Grundlage eines Repertoriums aus den 1950er Jahren für die Nummern 1 - 732 ein maschinenschriftliches Findbuch erstellt. Die Akten gelangten 1971 an Hauptstaatsarchiv Dresden (Bestand 10417).
Mit dem Übergang der Patrimonalgerichtsbarkeit vom Grundherrn auf den Staat gelangten die dazugehörigen Akten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts in die Altregistraturen der neu gebildeten sächsischen Gerichte. Von dort wurden sie an das Hauptstaatsarchiv Dresden abgegeben. Die Akten befanden sich in so genannten Lagerungsgemeinschaften. Auf der Grundlage der zur Grundherrschaft Niederauerbach im Hauptstaatsarchiv Dresden erstellten handschriftlicher Findkartei wurden zwischen 2005 und 2009 die Lagerungsgemeinschaften aufgelöst. Akten aus den Beständen 39004 Lagerungsgemeinschaft Amtsgericht Auerbach, 39040 Lagerungsgemeinschaft Amtsgerichte, Nachträge, 39051 Vorakten Amtshauptmannschaft Auerbach und 39069 Amtshauptmanschaft Plauen, Vorakten wurden ihrer ursprünglichen Provenienzen zugeordnet (Sign. 733 - 827). Die Findkartei wurde 2007 in das Archivprogramm Augias-Archiv retrokonvertiert. Im Rahmen des DFG-geförderten Projektes wurde 2013 das maschinenschriftliche Findbuch aus dem Jahr 1971 retrokonvertiert. Der Bestand umfasst 17,76 lfm und besteht aus 827 Verzeichnungseinheiten. Weitere 0,20 lfm sind unverzeichnet.

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis der Konversionen 2007 und 2013. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die hand- und maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Für die im Findbuch von 1971 verzeichneten Akten waren lediglich die Aktentitel abgeschrieben worden, wodurch der Akteninhalt z. T. nur unvollständig wiedergegeben wird. Die vorliegenden Titel wurden moderat an den heutigen Sprachgebrauch angepasst, wobei die gültige deutsche Rechtschreibung zu Anwendung kam. In unklaren Fällen wurden die Titel so belassen. Ergänzungen wurden nur in Ausnahmefällen durchgeführt. Durch die fehlenden Angaben zur Provenienz und zur Registratursignatur konnten die Akten nicht immer zweifelsfrei der Klassifikation zugeordnet werden. Eine - fachlich wünschenswerte - Überarbeitung kann derzeit aus Kapazitätsgründen nicht erfolgen.


4. Bestandsanalyse
Überliefert sind Lehnbriefe und Privilegien für den Hammer bzw. das Messingwerk und das Rittergut Niederauerbach, Jahresrechnungen des Messingwerkes, Metallhandel, Gerichtsakten, Zinsregister, Erbregister, Akten über Besitzwechsel und Gutsverwaltung, Mühlensachen, Forstverwaltung, Flößerei, Steuer- und Kirchensachen, Gerichtsprotokolle, Kaufprotokolle, Konsensprotokolle, Testamentsprotokolle, Ablösungen von Diensten und Abgaben sowie Akten zur Errichtung des Grund- und Hypothekenbuches für die Dörfer Jägersgrün und Niederauerbach und eine Chronik.
Ein Großteil der Akten ist in einem sehr schlechten physischen Zustand und damit für die Benutzung gesperrt.


5. Quellen und Literatur
Zu Niederauerbach vgl. folgende weitere Bestände:
12613 Gerichtsbücher
30013 Amt Plauen mit Pausa (Justiz- und Rentamt)
33017 Gerichtsamt Auerbach/V.
30042 Amtshauptmannschaft Auerbach/V.

http://hov.isgv.de/Niederauerbach

Album der Schlösser und Rittergüter im Königreich Sachsen, V. Section Vogtländischer Kreis, S. 107 - 109.
Die Geschichte des Messingwerks Niederauerbach, dargestellt im Museum Göltzsch in Rodewisch, o. D.
Gericke, Hans Otto: Das privilegierte sächsische Messingwerk Niederauerbach i. Vogtland : die Geschichte eines bedeutenden Hüttenwerkes von 1593 bis 1926 / Hans Otto Gericke - Plauen-Jößnitz : Vogtland Verl., 2008.
Gericke, Hans Otto: Der Charakter der Produktionsverhältnisse im Messingwerk Niederauerbach/V. von 1600 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1963, Teil III, Berlin 1963, S. 162-201.
Seffner, Wolfgang: Die Rittergüter des Vogtlandes, ihr Schicksal im 20. Jahrhundert / Wolfgang Seffner - Plauen : Vogtland-Verl., 2002. - 291 S. : Ill.., Tab.
Zumpe, Julius: Geschichte über das Rittergut mit dem Messingwerk und der Sächsischen Messinghandlung zu Niederauerbach i. V., zusammengestellt und bearbeitet auf Grund vorgefundener Originalurkunden und -akten, 1888


6. Begriffserläuterungen
Abortus Frühgeburt, Fehlgeburt
Adjucation außergerichtliches Streitbeilegungsinstrument
Adjudikation richterliche Zuerkennung
Agnition Anerkennung
Contrebande alle gesetzwidrig eingeführten und ausgeführten Waren
Deduktion Rechtliche Ausführung/Beweisführung
Denegation Leugnung, Ablehnung
Denunziation Anzeige
Descendent Abkömmling (Verwandtschaft in absteigender Linie)
Examinierung Prüfung
extradieren herausgeben, aushändigen
Falliment Bankrott, Zahlungseinstellung
Galmei durch Metasomatose entstandenes Sekundärerz
Garkupfer Folgeprodukt des Schwarzkupfers
Gekrätz (Krätze) entsteht beim Erschmelzen von Metallen aus ihren Erzen, ebenso wie beim Schmelzen von Metallen oder deren Legierungen unter atmosphärischem oder technologisch bedingtem Einfluss. (wikipedia)
Immissionsschein Einweisungsschein für einen bestimmten Besitz
Impost indirekte Abgabe für den Verbrauch von Waren, z. B. Salz, Getränke, Getreide
Infanticidia Kindsmörderin
Inselt Talg
Kanon jährliche Geldabgabe, auf die eine bis dahin ihrem Betrag oder Anfall nach ungewisse Leistungen oder Beschränkungen reguliert wird; Erbzins; festgesetzte Pachtsumme
Kommunikate schriftliche Mitteilung einer Behörde an eine andere
Lahn Art Gold- und Silberdraht
Legieren Verschreiben, vermachen, stiften
Losung Ein für gewissen Fälle begründetes Vorkaufsrecht
Partiererei Sachenhehlerei
prätendieren beanspruchen
Rekognition Anerkennung einer Person oder Sache bzw. Echtheit einer Urkunde
Rekognitionsschein vom Hypothekenamt erteilte beglaubigte Abschrift eines Eintrags in das Hypothekenbuch
Schatzung Steuer, Abgabe
Einzug direkter Steuern
Subhastation Zwangsversteigerung
Tombak dem Messing ähnliche, nur mehr Kupfer enthaltende Legierung; hoch kupferhaltige Messinglegierung
Turbation Beeinträchtigung, Störung
vindicatio Anspruchsrecht, Notwehr
Zession Übertragung eines Anspruchs von dem bisherigen Gläubiger auf einen Dritten
Album der Schlösser und Rittergüter im Königreich Sachsen, V. Section Vogtländischer Kreis, S. 107 - 109.

Die Geschichte des Messingwerks Niederauerbach, dargestellt im Museum Göltzsch in Rodewisch, o. D.

Gericke, Hans Otto: Das privilegierte sächsische Messingwerk Niederauerbach i. Vogtland : die Geschichte eines bedeutenden Hüttenwerkes von 1593 bis 1926 / Hans Otto Gericke - Plauen-Jößnitz : Vogtland Verl., 2008.

Gericke, Hans Otto: Der Charakter der Produktionsverhältnisse im Messingwerk Niederauerbach/V. von 1600 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1963, Teil III, Berlin 1963, S. 162-201.

Seffner, Wolfgang: Die Rittergüter des Vogtlandes, ihr Schicksal im 20. Jahrhundert / Wolfgang Seffner - Plauen : Vogtland-Verl., 2002. - 291 S. : Ill.., Tab.

Zumpe, Julius: Geschichte über das Rittergut mit dem Messingwerk und der Sächsischen Messinghandlung zu Niederauerbach i. V., zusammengestellt und bearbeitet auf Grund vorgefundener Originalurkunden und -akten, 1888
Lehnbriefe und Privilegien für den Hammer bzw. das Messingwerk und das Rittergut Niederauerbach.- Gerichtsakten.- Zinsregister.- Erbregister.- Besitzwechsel.- Gutsverwaltung.- Jahresrechnungen des Messingwerkes.- Metallhandel.- Mühlensachen.- Forstverwaltung.- Flößerei.- Steuersachen.- Kirchensachen.- Gerichtsprotokolle.- Kaufprotokolle.- Konsensprotokolle.- Testamentsprotokolle.- Ablösung von Diensten und Abgaben.- Errichtung des Grund- und Hypothekenbuchs für die Dörfer Jägersgrün und Niederauerbach.- Chronik.
Die ursprüngliche Herrschaft Göltzsch ist 1602 in die Grundherrschaften Obergöltzsch, Untergöltzsch und Niederauerbach mit eigenen Gerichtsbarkeiten geteilt worden. Alle drei Dörfer sind heute Ortsteile von Rodewisch. Die Grundherrschaft Niederauerbach befand sich nördlich von Auerbach im Vogtland. Als Hammergut zu Niederauerbach in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts belegt und als Rittergut 1606 erstmals erwähnt, gehörte es mit 6.143,42 Steuereinheiten (um 1840) zu den Gütern mittlerer Größe in Sachsen. Es handelte sich um ein neuschriftsässiges Rittergut. Der Grundherr besaß die Ober- und Erbgerichtsbarkeit über seine Untertanen. Die Gerichtsbarkeit beschränkte sich auf Güter in Jägersgrün und Niederauerbach. Die Patrimonialgerichtsbarkeit wurde am 26. Oktober 1855 an das Königliche Gericht Auerbach/V. abgegeben.
  • 2011, 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-15 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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