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Beständeübersicht

Bestand

11667 Spezialmaschinenfabrik Ernst Bernstein, Dresden

Datierung1920 - 1948
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)3,10
1. Geschichte der Firma

Die Spezialmaschinenfabrik Ernst Bernstein wurde 1920 als Handwerksbetrieb auf der Paul-Gerhardt-Straße in Dresden gegründet. Die Firma produzierte in geringer Stückzahl Maschinen für verschiedene Branchen, vor allem für die Textilindustrie. Erzeugnisse waren Sternwickelmaschinen, Druckautomaten für Zwirnsterne, Taschentuchschneide- und legemaschinen, Fadenpoliermaschinen und Trinkhalmeinhüllmaschinen. In den 1930er Jahren nahm der wirtschaftliche Erfolg stetig zu, weshalb Ernst Bernstein im Jahr 1939 die ehemalige Dobritzer Brotfabrik auf der Pirnaer Landstraße erwarb. Der Einstieg in die Rüstungsproduktion erfolgte 1935. Neben der Produktion von Spezialmaschinen wurden nun Granatzünderschlüssel und Teile für Maschinengewehre gefertigt. Während des 2. Weltkrieges belieferte Bernstein die Wehrmacht mit Geschosshülsenschneidemaschinen, Zünderstopf- und Infanteriegeschossrillenautomaten. In der Firma wurden auch Fremd- und Zwangsarbeiter beschäftigt. Die französischen Arbeiter waren in einer eigens dafür errichteten Baracke untergebracht. Von 1943 bis 1945 galt die Spezialmaschinenfabrik als Versuchsanstalt der Technischen Hochschule Dresden unter Leitung von Professor Osenberg. Im Mittelpunkt stand die Entwicklung eines panzerbrechenden Infanterie-Stahlmantelgeschosses unter dem Namen "System Bernstein". Nach 1945 wurde das Unternehmen als ehemaliger Rüstungsbetrieb demontiert. Auf der Grundlage des Volksentscheids vom 30. Juni 1946 erfolgte die Überführung der Spezialmaschinenfabrik Ernst Bernstein in Volkseigentum. Sie firmierte nun unter dem Namen VEB Spezima Dresden.

2. Bestandsgeschichte

Die Unterlagen der Spezialmaschinenfabrik Ernst Bernstein wurden 1989 vom Verwaltungsarchiv des VEB Verpackungsmaschinenbau Dresden an das damalige Staatsarchiv Dresden übergeben. Bis zu diesem Zeitpunkt lagerte der Bestand im Verwaltungsarchiv des VEB Verpackungsmaschinenbau Dresden, Stammbetrieb des VEB Kombinat NAGEMA Dresden.

Zur Ausarbeitung der 1979 als Broschüre veröffentlichten Betriebsgeschichte hatten die unterschiedlichsten Personen Zugang zu den Unterlagen. Dabei wurden Einzelstücke von den Mitgliedern der Geschichtskommission der Betriebsparteileitung der SED aus den Akteneinheiten herausgelöst. Die Benutzung erfolgte ohne Nachweis. Wahrscheinlich ist durch die Umlagerungen und die unkontrollierten Zugriffe Archivgut verloren gegangen.

3. Bestandsbearbeitung

1980 erfolgte durch die damalige Archivarin des VEB Verpackungsmaschinenbaus Dresden im Rahmen ihres Fernstudiums an der Fachschule für Archivwesen in Potsdam die Bestandsbildung und -abgrenzung. Diese Fachschulabschlussarbeit war als Grundlage für die Vorbereitung der Abgabe des Bestandes an das zuständige Endarchiv konzipiert. Bei der späteren praktischen Umsetzung wurden aber große Mängel bei der früheren Bearbeitung festgestellt. Das Ergebnis einer eingehenden Prüfung war die Aufgabe des alten Konzepts und der Beschluss einer völligen Neubearbeitung des Bestandes, welche dann im Verwaltungsarchiv des Betriebes 1987/88 durchgeführt wurde. Eine weitere Bearbeitung im Hauptstaatsarchiv Dresden fand nicht statt.

Die Verzeichnung der Akteneinheiten erfolgte im Verwaltungsarchiv ohne Berücksichtigung der vorhandenen Signaturen fortlaufend auf Karteikarten. Bei der Verzeichnung konnten keine Registratursignaturen bzw. aktenführenden Stellen nachgewiesen werden. Alle bei der ersten Bearbeitung zu allgemein gefassten Aktentitel wurden durch einen Enthält-Vermerk präzisiert (z.B. Steuerangelegenheiten, Versicherungsangelegenheiten) und die Angaben zur Datierung überprüft bzw. berichtigt. Die so entstandene Findkartei wurde 2004 im Hauptstaatsarchiv konvertiert und bildet somit die Grundlage dieses Findbuches.

Auf Grund des sehr geringen Umfangs der Überlieferung (76 Akten) wurde ein einstufiges Ordnungsmodell verwendet.

4. Bestandsinhalt

Die Unterlagen der Spezialmaschinenfabrik Ernst Bernstein sind ein wichtiger Bestandteil der Überlieferung zu Unternehmen des Verpackungsmaschinenbaus im Hauptstaatsarchiv Dresden. Über die bereichsspezifischen Aussagen hinaus lassen sich auch Aufgaben und Wirkungsweisen von kleinen Betrieben im gesamtwirtschaftlichen Gefüge ableiten.
Einen wichtigen Faktor für zukünftige Forschungen können auch die in den Unterlagen enthaltenen Informationen über die Einbindung der Betriebe in die Rüstungsproduktion im nationalsozialistischen Deutschland darstellen.

5. Hinweis auf Benutzungsbeschränkungen

Das Archivgut unterliegt z. T. personenbezogenen Schutzfristen gem. § 10 Abs. 1 Satz 3 f. SächsArchivG. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich. Die konkrete Prüfung erfolgt im Zusammenhang mit der Benutzung.

6. Verweis auf weitere Bestände im Hauptstaatsarchiv Dresden

11045 Amtsgericht Dresden, Nachtrag 2194
11384 Landesregierung Sachsen, Ministerium für Wirtschaft, Nr. 2946
11540 Hauptverwaltung landeseigener/volkseigener Betriebe Sachsen, Nr. 510

7. Literatur

Zur Geschichte des Dresdner Verpackungsmaschinenbaus. Hrg. Förderverein für Wissenschaftler, Ingenieure und Marketing Dresden e.V. Dresden, 2000

Der Verpackungsmaschinenbau in Sachsen. Hrg. Wissenschaftliche Gesellschaft für Fördertechnik und Verpackung e. V. Dresden. Dresden, 1997

Jürgen Japé: Gewachsen mit dem Sozialismus, Geschichte des VEB Verpackungsmaschinenbau Dresden, Stammbetrieb des Kombinates NAGEMA, 1871 – 1976. Dresden, 1979
Jürgen Japé: Gewachsen mit dem Sozialismus : Geschichte des VEB Verpackungsmaschinenbau Dresden, Stammbetrieb des Kombinates NAGEMA, 1871 - 1976. Dresden, 1979

Förderverein für Wissenschaftler, Ingenieure und Marketing Dresden e. V. (Hrsg.): Zur Geschichte des Dresdner Verpackungsmaschinenbaus. Dresden, 2000

Wissenschaftliche Gesellschaft für Fördertechnik und Verpackung e. V. Dresden (Hrsg.): Der Verpackungsmaschinenbau in Sachsen. Dresden, 1997
Handelsregisterauszüge.- Betriebsordnung.- Grundbücher.- Firmengeschichte.- Lohnkonten.- Kaderunterlagen.- Lehrverträge.- Ausländische Arbeitskräfte.- Hypotheken.- Finanzangelegenheiten.- Bilanzen.- Hauptbücher.- Journale.- Kassenbücher.- Rechnungsbücher.- Steuern.- Patenturkunden.- Inventuren.- Aufträge.
Die Spezialmaschinenfabrik Ernst Bernstein wurde 1920 als Handwerksbetrieb gegründet. Die Firma produzierte in geringer Stückzahl Maschinen für verschiedene Branchen, vor allem für die Textilindustrie. Erzeugnisse waren Sternwickelmaschinen, Druckautomaten für Zwirnsterne, Fadenpoliermaschinen und Trinkhalmeinhüllmaschinen. Ernst Bernstein erwarb im Jahr 1939 die ehemalige Dobritzer Brotfabrik auf der Pirnaer Landstraße. Während des Zweiten Weltkriegs belieferte Bernstein die Wehrmacht mit Geschosshülsenschneidemaschinen, Zünderstopf- und Infanteriegeschossrillenautomaten. Von 1943 bis 1945 galt die Firma als Versuchsanstalt der Technischen Hochschule Dresden. Auf der Grundlage des Volksentscheids vom 30.06.1946 wurde die Firma in Volkseigentum überführt. Der Betrieb firmierte dann als VEB Spezima Dresden.
  • 2005 | Findbuch / elektronisches Findmittel
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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