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Beständeübersicht

Bestand

20775 Maschinenbau-AG Golzern-Grimma

Datierung1850 - 1949
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)23,71


Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion der maschinenschriftlichen Findkartei aus dem Jahr 1980 zu diesem Bestand. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank AUGIAS-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben ohne inhaltliche Veränderung in die digitale Form überführt, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht korrigiert. Außerdem erfolgte im Interesse der Verbesserung der Übersichtlichkeit des Findbuches eine teilweise Überarbeitung der Systematik des Bestandes. Das vorliegende Findbuch ist also nur sehr begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung, es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1980 wider.

Geschichte der Maschinenbau-AG Golzern-Grimma

Die AG wurde durch Gesellschaftsvertrag vom 11. Dezember 1872 als "Maschinenbauanstalt Golzern vormals Gottschald & Nötzli" in Golzern gegründet und 1873 in das Handelsregister eingetragen.[01] Sie geht zurück auf die 1847 von Schlossermeister Hammer neben der Golzern-Mühle (Getreide- und Ölmühle sowie auch Papiermühle) gegründeten Nagelfabrik, die Romilo Otto Gottschald 1848 kaufte und als "Maschinenfabrik und Eisengießerei Golzern" zu einer führenden Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen ausbaute. 1862 gründete er die offene Handelsgesellschaft "Gottschald, Nötzli et Steiner" für die er den Ingenieur Jean Nötzli gewinnen konnte, der im Auftrag seiner Züricher Firma eine Papiermaschine für die Golzener Papiermühle aufstellte. Sie produzierten jetzt auch für Mühlen- und Papierfabrikeinrichtungen, v. a. Dampfmaschinen, Papiermaschinen und Turbinen. Mit dem Ausscheiden von Rudolph Steiner firmierte das Unternehmen seit 1866 als Gottschald & Nötzli. Nach Gottschalds Tod 1871 verkaufte Nötzli es 1872 an eine Aktiengesellschaft, die dann als "Maschinenbauanstalt Golzern vormals Gottschald & Nötzli" firmierte. Nötzli führte das Unternehmen als Vorstand bis 1886.
1899 kaufte die Gesellschaft die Maschinenfabrik, Eisengießerei, Kupfer- und Kesselschmiede "Otto Hentschel" in Grimma und firmierte im Folgenden "Maschinenbau-AG Golzern-Grimma", bestehend aus dem Stammwerk in Golzern und dem Werk in Grimma. "Otto Hentschel" ging zurück auf die Gründung der Schlosserwerkstatt "Hentschel & Selchow" in Grimma 1867, die sich schnell zu einem Fabrikbetrieb ausweitete. Seit 1874 als "Otto Hentschel" warb sie mit der Anlage von Tonwarenfabriken und Ziegeleien, später mit Anlagen von Spiritus- und Branntweinbrennereien sowie Presshefefabriken. Die "Maschinenbauanstalt Golzern vormals Gottschald & Nötzli" in Golzern belieferte sie, z. B. mit Dampfkesseln sowie liegenden und stehenden Kochern aus der Kupferschmiede. Otto Hentschel schied 1899 aus der Firma aus


[02]
1913 wurde das Stammwerk Golzern verkauft, die Firmierung "Maschinenbau-AG Golzern-Grimma" änderte sich aber nicht. Durch beide Weltkriege stiegen die Auftragszahlen, denn zu den Nischenprodukten der Firma gehörten auch Pulverpressen und sonstige Einrichtungen für Munitionsfabriken. Im Zweiten Weltkrieg produzierte das Unternehmen v. a. für die chemische Industrie und die Sprengstoffindustrie. Nach Kriegsende erhielt es Aufträge zur Wiederingangsetzung der Braunkohlenindustrie, bis die SMAD es im Dezember 1945 beschlagnahmte und Reparationsaufträge ausgeführt wurden.[03] Seit 1. Juli 1948 war der Betrieb rechtswirksam verstaatlicht in die NAGEMA Vereinigung Volkseigener Betriebe des Maschinenbaus für Nahrungs- und Genussmittel-, Kälte- und chemische Industrie Dresden eingegliedert. 1952 erhielt er als VEB Maschinen- und Apparatebau Grimma seine juristische Selbständigkeit zurück.

Bestandsgeschichte und –bearbeitung

Der Bestand wurde 1979 bis 1980 im Verwaltungsarchiv des VEB Chemieanlagenbaukombinats in Leipzig nach den "Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätzen der Staatlichen Archivverwaltung der DDR" erschlossen. Daher erfolgte die Bestandstrennung zwischen AG und VEB zum Kriegsende 1945, obwohl der VEB Maschinen- und Apparatebau Grimma erst zum 1. Juli 1948 gebildet wurde. Die Akten, deren Laufzeiten erst später im Jahre 1945 oder 1946-1948 enden, sind also dem Bestand 20776 VEB Maschinen- und Apparatebau Grimma zugeordnet worden.
Im Ergebnis lag eine maschinenschriftliche Findkartei vor, die 2012 retrokonvertiert wurde. Die Korrekturarbeiten, 2012 begonnen, dann aufgrund fehlender Kapazitäten abgebrochen, konnten erst 2019 wieder aufgenommen und zum Abschluss geführt werden. Dabei wurden auch im Bestand vorhandene Kataloge und Prospekte genauer erfasst.

Überlieferungsschwerpunkte

Der Bestand beginnt 1850 mit einem Aufsatz der Illustrierten Zeitung zur Deutschen Industrieausstellung in Leipzig. Er enthält zahlreiche Akten und Geschäftsbücher der Vorgängerfirmen in Golzern und Grimma. Die Überlieferungsdichte ist aber auch für andere Jahre bis 1945 gegeben. Die Unternehmensleitung ist sehr gut dokumentiert mit Geschäftsberichten, Korrespondenz und Protokollen des Aufsichtsrates fast für den gesamten Zeitraum, Zusammenarbeit mit dem Verband Sächsischer Industrieller 1920-1935, dem Verein Deutscher Maschinenbauanstalten 1926-1934, der Wirtschaftsgruppe Maschinenbau 1934-1945, aber auch der weltweiten Handelskorrespondenz (Gliederungspunkt 7.1).
Hervorzuheben sind zahlreiche Akten zur Zusammenarbeit mit der IG Farben und der Luranil-Baugesellschaft m.B.H. aus dem Zeitraum 1942 bis 1945, speziell mit Blick auf das Werk Auschwitz der I.G. Farben, sowie eine Aktenreihe aus den Jahren 1921-1945 (Fortsetzung im Bestand 20776 VEB Maschinen- und Apparatebau Grimma) mit Bekanntmachungen und Aushängen aller Art aus dem Betrieb (Gliederungspunkt 1.5). Überformatige Plakate sind diesen Akten im Verwaltungsarchiv entnommen, separat gelagert (plangelegt), einzeln signiert und verzeichnet worden. Die Akten enthalten Übersichten über die entnommenen Plakate.

Hinweise für die Benutzung

Der Bestand enthält einzelne Akten aus dem Bereich Personal, die nach § 10 Abs. 1 Satz 3 des Sächsischen Archivgesetzes erst zehn Jahre nach dem Tod bzw. einhundert Jahre nach der Geburt der betroffenen Person benutzt werden dürfen. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach gesonderter Prüfung im Wege des Antragsverfahrens zur Schutzfristenverkürzung möglich.

Verweise auf korrespondierende Bestände

20776 VEB Maschinen- und Apparatebau Grimma (ab 1945)
20122 Amtsgericht Grimma, Nr. 1230-Nr. 1235 und Nr. 1237-1238 (Handelsregisterakten von 1877-1931, die beiden letzten Bände für die Jahre 1932-1948 sind noch im Amtsgericht Grimma) und Nr. 197 (Vereinsakte des Unterstützungsvereins von 1942-1949)

Dolores Herrmann

Juli 2019


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20122 Amtsgericht Grimma, Nr. 1230-Nr. 1235 und Nr. 1237-1238.
[02] Gedenkschrift der Maschinenbau-AG Golzern-Grimma aus Anlass ihres 50jährigen Bestehens, Berlin 1922, in: 20775 Maschinenbau-AG Golzern-Grimma, Nr. 305.
[03] Ebenda, Nr. 142.
Leitung und Organisation.- Rechtsstellung.- Betriebsgeschichtliche Sammlung.- Plakate und Flugblätter.- Geschäftsberichte und Bilanzen.- Soziale Betreuung der Arbeiter und Angestellten einschließlich Fremdarbeiter und Zwangsarbeiter.
Die 1847 als Nagelfabrik gegründete Firma wurde zum 11. Dezember 1872 in eine Aktiengesellschaft unter der Bezeichnung Maschinenbauanstalt Golzern vormals Gottschald & Nötzli umgebildet. 1900 wurde die Maschinenfabrik Otto Hentschel in Grimma käuflich erworben und das Unternehmen firmierte seitdem als Maschinenbau-AG Golzern-Grimma. Hergestellt wurden vor allem Maschinen und Apparate für die Papierindustrie, Gummiwaren-, Sprengstoff- sowie Brennerei- und Presshefenfabriken. 1913 erfolgte der Verkauf des Werkes in Golzern. Im Dezember 1945 wurde das Unternehmen sequestriert. Die im Juli 1948 rechtswirksam verstaatlichte Firma wurde in die NAGEMA Vereinigung Volkseigener Betriebe des Maschinenbaus für Nahrungs- und Genußmittel-, Kälte- und chemische Industrie Dresden eingegliedert. Der Bestand enthält Unterlagen der Firmen Otto Hentschel in Grimma und Gottschald & Nötzli in Golzern.
  • 2019 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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