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Beständeübersicht

Bestand

20827 VEB Mikrosa Leipzig

Datierung1930 - 2008
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,84
Geschichte des VEB Mikrosa Leipzig und Kurzbiografie von Konrad Feine

Die Zusammenlegung der beiden Firmen Werkzeugmaschinenfabrik Arno Krebs (1901 gegründet, seit 1948 VEB Werkzeugmaschinenfabrik Leipzig-Mockau) und der Müller & Montag GmbH (1906 gegründet, seit 1946 Leipziger Fräsmaschinenfabrik) zum VEB Fräsmaschinenwerk Leipzig im Jahr 1952 bildete den Grundstein für die weitere Entwicklung des Betriebs Mikrosa. Mit der Übernahme des VEB Werkzeugmaschinen- und Vorrichtungsbau und Bildung des VEB Fräs- und Schleifmaschinenwerk Leipzig erfolgte auch die Übernahme des Produktionsprogramms von spitzenlosen Außenrundschleifmaschinen, die 1949 erstmals hergestellt worden waren und 1951 in die Serienproduktion gingen. 1952 wurde das "Mikrosa"-Warenzeichen eingeführt, welches 1964 namensgebend für die Umbenennung des Betriebes in VEB MIKROSA Leipzig sein sollte. Mit der Entwicklung und Einführung des Baukastensystems sowie der Auslagerung der Fräsmaschinenproduktion spezialisierte sich das Schleifmaschinenwerk immer mehr auf die Herstellung spitzenloser Außenrundschleifmaschinen, sodass ab 1965 ausschließlich die SASL-Baureihe angefertigt wurde.
Im Zuge der Kombinatsbildung 1970 wurden der VEB Mitteldeutscher Holzbearbeitungsmaschinenbau (MIHOMA, Nachfolge-Betrieb der 1878 gegründeten Kirchner & Co. AG) und der VEB Werkzeugmaschinenfabrik Naumburg (hervorgegangen aus der 1938 gegründeten Firma Gehring) in den VEB MIKROSA Leipzig eingegliedert, welcher nun im VEB Werkzeugmaschinenkombinat "7.Oktober" Berlin (WMW) aufging und mit der Löschung des Eintrags in der Handelsregisterakte 1970 seine juristische Selbständigkeit verlor.[01] Gleichzeitig fand ab 1971 eine verstärkte Ausrichtung der Produktion von Maschinensystemen und Fertigungslinien statt, sodass nicht zuletzt aufgrund des hohen Bedarfs der Fahrzeugindustrie der UdSSR die SASL-Baureihe kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Der Einsatz von CNC-Technik ab 1976 verhalf zu einer weiteren Produktionssteigerung, die den VEB MIKROSA Leipzig mit einer Jahresproduktion von ca. 400 Maschinen zum weltweit größten Hersteller von spitzenlosen Außenrundschleifmaschinen werden ließen.
Nach der Auflösung des VEB Werkzeugmaschinenkombinats "7. Oktober" Berlin im Jahr 1990 ging der Betrieb in die Treuhandanstalt Berlin über, es folgten Stellenabbau und der Verkauf von Großteilen des Werkgeländes, u. a. an ehemalige Vorbesitzer. Nach der Privatisierung zur MIKROSA Werkzeugmaschinenfabrik GmbH Leipzig wurde der Betrieb 1993 von der Hamburger Körber AG aufgekauft und in die Schleifring Maschinenbau GmbH integriert. 1994 übernahm MIKROSA die Herminghausen Werke GmbH sowie das MULTIMAT-Programm der Firma Koenig & Bauer, ein Jahr später fiel die Entscheidung zur Entwicklung der KRONOS-Baureihe. Mit der Fusion der Studer Mikrosa GmbH und der Studer Schaudt GmbH 2009 zur Schaudt Mikrosa GmbH lag der Hauptsitz zunächst in Stuttgart, 2010 wurden der Firmensitz und sämtliche Produktionsstätten dann nach Leipzig verlegt, wo bereits 2007 das Werkgelände umgebaut und neugestaltet worden war.
Konrad Feine wurde 1935 in Zwickau geboren.[02] Nach dem Grundschulbesuch von 1942 bis 1950 absolvierte er eine Maschinenschlosserlehre beim Energiebezirk Ost in Zwickau und in der Maschinenschlosserei W. u. A. Dietz in Crossen bei Zwickau. Ab 1953 war er als Maschinenschlosser und Kontrolleur bei der Mechanischen Abteilung des Automobilwerkes Zwickau-Audi. Von 1954 an besuchte er drei Jahre lang die Ingenieurschule für Landmaschinenbau in Leipzig, im Anschluss wurde er ab 1957 im VEB Mikrosa Leipzig tätig. Dort war er vor allem für die Leitung von verschiedenen Aufgaben im Bereich Forschung und Entwicklung zuständig, insbesondere für den Aufbau der technisch-wissenschaftlichen Information/Dokumentation sowie für die Patentarbeit auf der Grundlage sich methodisch entwickelnder schöpferischer Arbeit des Personals. 1970 schloss er ein postgraduales Studium zum Patentingenieur ab, 1990 folgte dann der Eintrag in das Register der Patentassessoren mit Vertretungsbefugnis vor dem Patentamt.
Konrad Feine war zudem von 1964 bis 1992 Vorsitzender und Sekretär der Betriebssektion der Kammer der Technik (KdT).

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand gelangte in zwei Ablieferungen in das Staatsarchiv Leipzig: 1979 erfolgte eine erste Übergabe von 0,22 lfm mit Findmittel aus dem Zeitraum von 1945 bis 1954 durch den VEB Mikrosa. Dieser Teil wurde 2009 retrokonvertiert; zugänglich war er dann durch einen Datenbank-Ausdruck, ein Findbuch existierte nicht. Im Zuge der jetzigen Bestandsbearbeitung erfolgte die Prüfung der Provenienzen und die Zuordnung von 0,11 lfm zum Bestand 20779 Arno Krebs, Werkzeugmaschinenfabrik, Leipzig. Da es zu den anderen Provenienzen keine Bestände gibt, sind diese Akten unter dem Gliederungspunkt 1 Vorgängerfirmen im Bestand 20827 VEB Mikrosa Leipzig verblieben (jetzige lfd. Nrn. 1 bis 4, ursprünglich insgesamt zehn Verzeichnungseinheiten).
2009 gelangten im Rahmen einer Schenkung von Herrn Konrad Feine weitere 1 lfm in den Besitz des Staatsarchivs Leipzig. Dieser zweite Teil war bis zu seiner Bearbeitung 2019 unerschlossen und durch kein Findmittel zugänglich, es lag lediglich ein Überblick über die übergebenen Unterlagen durch den Schenkungsvertrag vor. Eine Sichtung und Ordnung sowie eine geringfügige Kassation von Doppelexemplaren wurden im April 2019 vorgenommen. Im Anschluss daran wurde die erweiterte Erschließung des noch unerschlossenen Teils durchgeführt (jetzige lfd. Nrn. 5 bis 66) sowie eine Klassifikation und ein Findbuch erstellt. Dabei wurde die vorgefundene Ordnung in den Mappen so weit wie möglich beibehalten. Es handelt sich um einen zusammengefassten Bestand, die Aktenführung bis 2008 machte eine Bestands-trennung 1990 unmöglich. Infolge der Provenienzbereinigung und einer Umverpackung ergab sich nunmehr ein Bestandsumfang von ca. 1,32 lfm bzw. 66 Verzeichnungseinheiten. Zur Erfassung wurde die Archivsoftware AUGIAS 9.1 verwendet.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferungsdichte des Bestandes fällt mit einem Umfang von nur 1,32 lfm relativ gering aus. Die von Konrad Feine 2009 übergebenen Unterlagen stammen größtenteils aus seiner eigenen beruflichen Tätigkeit im VEB Mikrosa Leipzig, sodass en gros keine komplette Abbildung des Betriebes vorliegt. Leitungsschriftgut fehlt komplett, der Großteil wurde dem Bereich Wissenschaft und Technik zugeordnet, darunter eine Vielzahl von Produktkatalogen. Des Weiteren sind die Brigadetagebücher der Brigade "Jenny Marx" (Bereich Rechnungsführung und Statistik) aus der Zeit von 1970 bis 1987 vollständig überliefert, darüber hinaus Materialsammlungen für eine 1996 entstandene Kurzchronik zum Unternehmen Mikrosa sowie biographische Dokumente zum ehemaligen Oberingenieur und technischen Direktor Johannes Bohmann. Die beiden Publikationen "Johannes Bohmann – Forscher, Erfinder und Ingenieur im Werkzeugmaschinenbau" (2006) und "Mikrosa – Werkzeugmaschinenbau in Leipzig" (2008), beide in der Reihe "Mensch und Werk – Schriftenreihe zur Entwicklung der Industrie in der Stadt Leipzig 1945 bis 1990" erschienen, sind ebenfalls im Bestand enthalten.

Verweise auf korrespondierende Bestände

20791 Müller & Montag GmbH, Maschinenfabrik, Leipzig
20779 Arno Krebs, Werkzeugmaschinenfabrik, Leipzig

Quellen und Literatur

Kurzchronik des Unternehmens Mikrosa, 1996: 20827 VEB Mikrosa Leipzig, Nr. 49.
Handelsregisterakte des VEB Mikrosa Leipzig: 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig, Nr. 3462.
Dillner, Wolfgang / Feine, Konrad / Schnabel, Hubert: Johannes Bohmann. Forscher, Erfinder und Ingenieur im Werkzeugmaschinenbau, in: Mensch und Werk. Schriftenreihe zur Entwicklung der Industrie in der Stadt Leipzig 1945 bis 1990 (Bd. 2), Leipzig 2006.
Schnabel, Hubert u. a.: Mikrosa. Werkzeugmaschinenbau in Leipzig, hrsg. von Schnabel, Hubert, in: Mensch und Werk. Schriftenreihe zur Entwicklung der Industrie in der Stadt Leipzig 1945 bis 1990 (Bd. 3), Leipzig 2008.

Falk Wangemann

Mai 2019

Abkürzungsverzeichnis

BRD
Bundesrepublik Deutschland
BVW
Betriebliches Vorschlagswesen
BWF
Berliner Werkzeugmaschinenfabrik
DDR
Deutsche Demokratische Republik
KdT
Kammer der Technik
SED
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
VEB
Volkseigener Betrieb
VVB
Vereinigung Volkseigener Betriebe
WMW
Werkzeugmaschinen und Werkzeuge





[01] Vgl. Handelsregisterakte des VEB Mikrosa Leipzig: 20256 Bezirksvertragsgericht Leipzig, Nr. 3462.
[02] Der biografische Abriss basiert auf den veröffentlichten Angaben in den im Literaturverzeichnis angeführten Publikationen von 2006 und 2008.
"Fünfzehn Kollegen sprechen für Dich" zur Entwicklung des VEB Mikrosa Leipzig Schleifmaschinenwerk. Leipzig 1964. (SED SamBG Nr. 16)
Produktprospekte.- Brigadebücher.- Kammer der Technik.- Ausländische Fremdarbeiter und Zwangsarbeiter.- Reparationen.- Betriebsrat.- Betriebsgeschichtliche Sammlung.
Die Werkzeugmaschinenfabrik Leipzig-Mockau - VEB, früher Firma Arno Krebs, wurde 1952 mit der Leipziger Fräsmaschinen - VEB, früher Müller & Montag GmbH, zusammengelegt und firmierte als VEB Fräsmaschinenwerk Leipzig. Der Betrieb stellte Fräsmaschinen für die Metallbearbeitung und dazugehörende Apparate her. Zum 1. Juli 1958 wurde der VEB Werkzeugmaschinen- und Verdichtungsbau Leipzig, früher Leipziger Werkzeug- und Gerätefabrik GmbH, eingegliedert und der Betrieb in VEB Fräs- und Schleifmaschinenwerk Leipzig umbenannt. Ab 1964 firmierte er als VEB Mikrosa Leipzig. 1970 wurde der VEB Mihoma Holzbearbeitungsmaschinen Leipzig eingegliedert. Seit 1.1.1970 bestand der VEB Mikrosa als juristisch unselbständiger Betrieb des VEB Werkzeugmaschinenkombinats „7. Oktober“ Berlin. 1990 wurde er privatisiert und in Mikrosa Werkzeugmaschinen GmbH umbenannt, 1993 von der Hamburger Körber AG aufgekauft und in die Schleifring Maschinenbau GmbH integriert. Seit 2010 hat die heutige Schaudt Mikrosa GmbH ihren Firmensitz und sämtliche Produktionsstätten in Leipzig.
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