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Beständeübersicht

Bestand

20845 Metallwarenfabrik H. A. Köhlers Söhne GmbH, Altenburg

Datierung1817, 1860 - 1959
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,51

Bestand enthält auch 3 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Vorbemerkung

Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis einer Konversion der zu diesem Bestand vorhandenen maschinenschriftlichen Kartei aus dem Jahr 1980. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank Augias-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine Überarbeitung erfolgte nur teilweise, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht korrigiert. Außerdem erfolgte im Interesse der Übersichtlichkeit des Findbuches eine innere Gliederung des Bestandes. Trotz der o. g. Maßnahmen ist das vorliegende Findbuch letztendlich nur begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1980 wider.

Geschichte der Metallwarenfabrik H. A. Köhlers Söhne GmbH, Altenburg

Im Jahr 1802 eröffnete Michael Köhler in Unterpauritz bei Altenburg ein Gürtlergeschäft, das 1834 an Hermann Albert Köhler überging. Die Firma produzierte und vertrieb zunächst Beschläge für Pferdegeschirre und Wagen. 1868 übergab Hermann Albert Köhler den Betrieb seinen beiden Söhnen Max und Hugo Köhler, die der Firma den Namen gaben.[01] Der Betrieb siedelte 1870 in die neuerbaute Fabrik Ecke Leipziger und Wettiner Straße in Altenburg.[02]
Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs nach 1871 blühte die Firma zu einem Großunternehmen auf. Mit 540 Beschäftigten stand sie nun an der Spitze der Altenburger Metallwarenindustrie. Das umfangreiche Produktionsprogramm wurde um Armaturen und Metallgussprodukte erweitert. In den Jahren 1897/1899 wurden Fahrradlaternen für Öl, Petroleum und Acetylen sowie Temperguss für die Herstellung von Zahnrädern ins Produktionssortiment aufgenommen.
Hugo Köhler starb 1900 und an seine Stelle trat sein Schwiegersohn, der Hauptmann von Vittorelli. 1905 starb auch Max Köhler und Hans Richard Köhler wurde der neue Mitinhaber.
Ab 1901 wurden Autobeschläge für die Fahrzeugindustrie gefertigt. Um 1909 wurden erstmalig elektrische Geräte hergestellt, zum Beispiel ein patentiertes Handbügeleisen, elektrische Wasserkocher, Öfen, Teekessel und Brotröster. Dadurch waren elektrische Geräte zur Hauptproduktion des renommierten Betriebes geworden. Der Erste Weltkrieg brachte auch für das Unternehmen eine Umstellung auf Rüstungsaufträge. Insbesondere wurden Beschläge für Kriegsfahrzeuge, Teile für Flugzeuge und sogar für Unterseeboote gefertigt. In erster Linie aber wurden Zünder für Granaten und Bomben gefertigt.
Bereits 1918 war Köhlers Betrieb in der Lage einen neuen Maschinenpark mit neuester Technik zu installieren, der von der gekauften Metallwarenfabrik Gürtler & Rößler aus Altenburg umgesetzt wurde. Im Jahre 1920 begann die Firma, elektrische Fahrrad- und Motorradbeleuchtungen herzustellen. Schon im Jahre 1908 hatte die Firma die elsässische Firma Omega mit dem weitbekannten Firmenzeichen übernommen. 1920 kam der erste elektrische Staubsauger "OMEGA" auf den Markt, dessen Produktion der Hauptzweig blieb.[03]
1928 wurde Hans Richard Köhler der alleinige Inhaber der Firma. Er errichtete im Jahr 1928 die Hans-Richard-Köhler-Stiftung. Es gibt Hinweise, dass die Firma 1930 als GmbH in das Handelsregister des Amtsgerichtes Altenburg eingetragen wurde.[04] In welcher Verbindung die Firma mit der Firma Mollenhauer & Kemper, Fabrik Elektrischer Apparate Potsdam – Babelsberg, stand, von der sich ebenfalls Akten im Bestand befinden, konnte bisher nicht ermittelt werden.
Alleinerbe des im Jahr 1946 verstorbenen Hans Richard Köhler wurde die Stadt Altenburg; im Weg eines Vermächtnisses erhielt die Friedrich-Schiller-Universität Jena die Firma.[05] Mit Abtretungsvertrag vom 7. März 1950 erfolgte ihre Überführung in Volkseigentum; sie führte nun die Bezeichnung VEB Elektrowärme Altenburg.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der Bestand wurde im Jahre 1980 vom VEB Elektrowärme Altenburg an das Staatsarchiv Leipzig übergeben. Die Übergabe erfolgte mit der Findkartei zu den Signaturen 1 – 93. Im Staatsarchiv wurde im Dezember 1980 eine Eingangsrevision vorgenommen. Dabei ergab sich für die H. A. Köhlers Söhne GmbH, Altenburg, ein Umfang von 1,76 lfm. Bei der Revision wurde festgestellt, dass die Inhaltsangabe auf der Findkartei oft nicht mit der Akte übereinstimmte; es gab zudem zwei Fehlsignaturen (Nr. 19 und Nr. 90).
Eine abschließende Bearbeitung des Bestandes erfolgte 2017 durch A. Reißmann. Eine Neuverzeichnung sämtlicher Akten war nicht durchführbar, jedoch wurden um die 75 Akten am Bestand überprüft, die Aktentitel sachlich überarbeitet bzw. korrigiert und der Inhalt erweitert verzeichnet. Für das Findbuch wurde eine innere Ordnung eingeführt. Die Fehlsignaturen Nr. 19 und Nr. 90 wurden neu belegt und diese Änderungen vermerkt. Eine Akte wurde kassiert (Nr. 7, wurde neu belegt mit der vormaligen Nr. 34/Teil 2). Vereinzelt wurden Duplikate ausgesondert. Die Bestandstrennung zum Nachfolgebetrieb war bereits im Betriebsarchiv des VEB Elektrowärme Altenburg vorgenommen worden. Der zeitliche Umfang der Überlieferung reicht von 1817, 1860 bis 1950, vereinzelt bis 1959. Der Bestand umfasst nun die fortlaufenden Nummern 1 – 91.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferungsdichte innerhalb des Bestandes ist unterschiedlich. In den Quellen spiegeln sich Betriebsleitung, Produktionsprofil und Arbeitskräfteentwicklung wider.
Kaufverträge, ein Gesellschaftsvertrag (1906) und eine Gesellschafter-Vereinbarung (1929) geben Auskunft über die Vermögensverhältnisse in den Jahren 1869 – 1939. Eines der ältesten Dokumente ist eine Bescheinigung für Max Albert Köhler über seine Lehre im Colonialwaren-Geschäft von Ernst Böhmig in Chemnitz aus dem Jahr 1860. Mit 15 Akten sind im Bestand Unterlagen der Firma Mollenhauer & Kemper, Fabrik Elektrischer Apparate, Potsdam – Babelsberg, für die Jahre 1937 – 1951 überliefert.
In geringem Umfang sind Unterlagen zur Beschäftigung von Fremdarbeitern in der Firma H. A. Köhlers Söhne GmbH (Nr. 67) sowie zur Beschäftigung von Fremdarbeitern 1943 in der Firma Mollenhauer & Kemper, Fabrik Elektrischer Apparate Potsdam – Babelsberg vorhanden (Nr. 56). Zwei Aktenbände dokumentieren die Nachlassverwaltung des am 28. September 1946 verstorbenen Hans Richard Köhler durch den Prokuristen und Betriebsleiter Paul Schnabel (Nr. 61 und 62). Die umfangreiche betriebsgeschichtliche Sammlung enthält neben persönlichen Dokumenten, Zeitungsausschnitte und Texte zur Betriebsgeschichte.

Verweis auf korrespondierende Bestände

20739 VEB Elektrowärme Altenburg

Antje Reißmann

Mai 2017


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20845 Metallwarenfabrik H. A. Köhlers Söhne GmbH, Altenburg, Nr. 2.
[02] StA-L, 20845 Metallwarenfabrik H. A. Köhlers Söhne GmbH, Altenburg, Nr. 27.
[03] Karl Czischka, zitiert nach URL http://geo.viaregia.org/testbed/pool/editmain/T1_103_Gesch.Fa.Koehler.html.
[04] StA-L, 20845 Metallwarenfabrik H. A. Köhlers Söhne GmbH, Altenburg, Nr. 20. Die Handelsregisterakten sind im StA-Leipzig nicht überliefert, siehe Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Altenburg.
[05] StA-L, 20845 Metallwarenfabrik H. A. Köhlers Söhne GmbH, Altenburg, Nr. 62, beglaubigte Abschrift des Erbscheins vom 12. April 1947, danach war die Stadt Altenburg alleinige Erbin des Nachlasses des am 28. September 1946 verstorbenen Hans Richard Köhler; Abschrift der Urkundenrolle Nr. 237 für 1949, danach trat die Stadt Altenburg der Universität Jena die Geschäftsanteile des Hans Richard Köhler bei der Firma ab, 2. Ausfertigung vom 24. Juni 1949.
Gesellschaftsverträge.- Grundstücke.- Versicherungen.- Arbeitsordnungen.- Personal.- Ausbildung.- Export.- Preise.- Kriegsproduktion.- Zeitschriften.
Im Jahr 1802 eröffnete Michael Köhler in Unterpauritz bei Altenburg ein Gürtlergeschäft, das 1834 an Hermann Albert Köhler überging. Hans Richard Köhler errichtete als alleiniger Inhaber der Firma H. A. Köhlers Söhne GmbH im Jahr 1928 die Hans-Richard-Köhler-Stiftung. Alleinerbe des im Jahr 1946 verstorbenen Hans Richard Köhler wurde die Stadt Altenburg; im Weg eines Vermächtnisses erhielt die Friedrich-Schiller-Universität Jena die Firma. Mit Abtretungsvertrag vom 7. März 1950 erfolgte ihre Überführung in Volkseigentum; sie führte nun die Bezeichnung VEB Elektrowärme Altenburg. Die Firma produzierte und vertrieb zunächst Beschläge für Pferdegeschirre und Wagen. Später kamen Scharniere, Fahrrad- und Fahrzeugbeleuchtungen sowie elektrische Haushaltgeräte dazu.
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