Das vorliegende Findbuch ist das Ergebnis der Konversion der bereits zu diesem Bestand vorhandenen Findkarteien aus dem Jahr 1979. Ziel der Konversion war die Verbesserung der Recherchemöglichkeiten durch die Eingabe in die Erschließungsdatenbank AUGIAS-Archiv. Dabei wurden die maschinenschriftlich vorliegenden Angaben in die digitale Form überführt. Eine systematische Überarbeitung erfolgte nicht, lediglich missverständliche oder offenkundig falsche Verzeichnungsangaben wurden nach Akteneinsicht ergänzt bzw. korrigiert. Das vorliegende Findbuch ist somit nur begrenzt Resultat einer neuen Bearbeitung; es spiegelt im Wesentlichen den Bearbeitungstand von 1979 wider.

Geschichte der Firma Schumann & Co, Leipzig

Zum 1. Juni 1891 gründeten die beiden Leipziger Kaufleute Heinrich Reinhard Friedrich Wilhelm Oscar Schumann und Albert Carl Iseler die Firma "Schumann & Co", eine Maschinen- und Dampfkessel-Armaturen-Fabrik in Leipzig, Mittelstr. 7. Schumann schied bereits 1892 aus dem Unternehmen aus, wofür der Leipziger Ingenieur Peter Leo Schily eintrat. Im Juli 1893 verlegte das aufsteigende Unternehmen seinen Sitz nach Leipzig-Plagwitz (Eingemeindung nach Leipzig 1891) in die Karl-Heine-Straße 89 – 93 (heute Westwerk). Alleininhaber war seitdem Albert Carl Iseler. Ein Fabrikationszweig produzierte Armaturen wie Wasserstandsanzeiger, Ventile, Pumpen und Kolbenringe. Ein zweiter war der Apparatebau, in dem Iseler z. B. automatische Wasserreinigungs-Apparate oder Apparate zur automatischen Rückführung von Kondenswasser herstellte. Auch "Simplex", ein Schrauben-Flaschenzug, wurde hier produziert. Zum 1. Okt. 1906 erweiterte Iseler sein Unternehmen um eine Metallgießerei als Zweigniederlassung in Leutzsch "Schumann & Co Gießerei-Abteilung Leutzsch", von 1908 - 1910 auch um eine weitere Fabrik als Zweigniederlassung in Düsseldorf. Seit 1. Okt. 1918 war die Gießerei in Leutzsch ebenfalls eine Hauptniederlassung und firmierte bis zur Enteignung 1946 als "Schumann & Co. Gießerei Leutzsch" (Eisenbahnstr. 15, später Franz-Flemming-Str. 5-7). Beide Firmen in Leipzig-Plagwitz und in Leutzsch wurden seitdem jeweils als Kommanditgesellschaft weitergeführt, mit Albert Carl Iseler und seinem älteren Sohn Albert Georg Wilhelm als persönlich haftende Gesellschafter und seinem jüngsten Sohn Hermann Paul Kurt Iseler (verstorben 1925) als Kommanditist. Seit 1. Okt. 1928 waren seine drei verehelichten Töchter Kommanditistinnen in beiden Unternehmen. Albert Carl Iseler starb am 5. Dez. 1929.
Die Enteignung beider Unternehmen erfolgte durch den Volksentscheid 1946. Danach wurden sie zunächst ins Eigentum des Landes Sachsen überführt.^[01] Rückwirkend ab 1946 bestand, ebenfalls für beide Firmen, die SAG Schumann & Co im Eigentum der UdSSR.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Den Bestand hat das Staatsarchiv Leipzig 1979 (Signaturen 1-127) und 1981 (Signaturen 128 – 147) aus dem VEB Industriearmaturen und Apparatebau Leipzig (IAL) übernommen, wo er im Betriebsarchiv auch in Form einer maschinenschriftlichen Kartei verzeichnet worden war. Eine weitere Übernahme erfolgte 1997 von der IAL Verwertungsgesellschaft mbH in Liquidation (Signaturen 148-287) einschließlich einer handschriftlichen Kartei. 2021 wurden die Verzeichnungsangaben der Findkarteien in die Archivdatenbank übertragen. Im Vorfeld der Onlinestellung des Findbuches wurde eine neue Klassifikation erstellt und nicht aussagefähige Aktentitel erweitert bzw. neu verzeichnet, v. a. auch die Provenienzen festgestellt und kenntlich gemacht. Für die nicht neu verzeichneten Akten ist eine Vermischung mit Akten der Firma Schumann & Co Gießerei Leutzsch nicht auszuschließen.

Überlieferungsschwerpunkte

Albert und Wilhelm Iseler besaßen verschiedene Firmen, die zum Teil im Bestand enthalten sind, insbesondere betrifft das die Unterlagen der 1918 gebildeten Firma Schumann & Co. Gießerei in Leutzsch. Der Bestand enthält zahlreiche Baupläne und Baugenehmigungen für den Bau von Fabrikanlagen (siehe Klassifikationspunkt 3.6 Grundstücke, Anlagen und Gebäude) Ebenso ist die Reihe der Jahresbilanzen einschließlich eines ausführlichen Textteils zum Abschluss der Geschäftsjahre hervorzuheben. Eine Besonderheit stellt die Überlieferung von Medaillen und Orden der Firma dar.

Hinweise für die Benutzung

Die Akten sind frei benutzbar. Lediglich vereinzelte Unterlagen aus dem Bereich Personal und Löhne müssen vor der Benutzung datenschutzrechtlich geprüft werden. Hier ist eine eventuelle Sperrung möglich. Für wissenschaftliche Arbeiten kann ein Antrag auf Benutzung von besonders geschütztem Archivgut gestellt werden.

Verweise auf korrespondierende Bestände

Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig:
20870 SAG Schumann & Co., Armaturen- und Apparatebau, Leipzig
20878 VEB Industriearmaturen Leipzig

Dolores Herrmann

Dezember 2021


^[01] Die Firmengeschichte wurde anhand der Handelsregisterakten erstellt: Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 27664 (Handelsregister Schumann & Co. Gießerei Leutzsch, HR 13079, umgeschrieben nach HRA 2263) und Nr. 28007 (Handelsregister Schumann & Co., HR 7919 umgeschrieben nach HRA 1342).

Jahresbilanzen.- Grundbuch- und Bauunterlagen.- Medaillen.

Schumann & Co. als Maschinen- und Dampfkessel-Armaturen-Fabrik zum 1. Juni 1891 in das Handelsregister Leipzig eingetragen, hatte seit 1893 ihren Sitz in Leipzig-Plagwitz. Alleininhaber war seitdem Albert Iseler. Neben Armaturen produzierte er Apparate und erweiterte das Unternehmen 1906 um eine Metallgießerei in Leipzig-Leutzsch, die 1918 eine eigene Firma wurde. Beide Firmen fielen unter die Enteignung durch den Volksentscheid 1946 und wurden als Sowjetische Aktiengesellschaft SAG Schumann & Co. in sowjetisches Eigentum überführt.
Der Bestand ist ein zusammengesetzter Bestand und enthält auch Unterlagen der Firmen Schumann & Co. Gießerei Leutzsch und Armaturenwerk Leipzig GmbH.