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Beständeübersicht

Bestand

11725 Radio H. Mende & Co., Dresden

Datierung1922 - 1951
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)4,45

Bestand enthält auch 1 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

1. Geschichte der Firma

Die am 1. November 1923 gegründete Offene Handelsgesellschaft (OHG) H. Mende & Co, Fabrik von elektrischen Maschinen und Apparaten, nahm ihren Firmensitz in der ehemaligen Munitionsfabrik an der Planitzstraße im Industriegelände. Die Eintragung in das Handelsregister des Amtsgerichts Dresden erfolgte am 17. Februar 1925. Die OHG wurde mit Wirkung vom 31. Januar 1938 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Die Geschäftsführer waren Rudolf Müller und der ehemalige Prokurist der Firma Ellinger & Geissler in Dorfhain Hermann Mende. Hermann Mende schied 1938 und Rudolf Müller 1942 aus der Kommanditgesellschaft aus. Gegenstand des Unternehmens war die Fabrikation von Radioapparaten sowie Radiozubehör und Isoliermaterial. Ein Großabnehmer für Isoliermaterial war 1927 die Osram GmbH in Berlin. Zu dieser Zeit verbuchte die Firma einen monatlichen Umsatz von 100 000 Reichsmark. Mende und Müller gründeten unter der gleichen Firmenadresse 1926 die Magnaphon Radio-GmbH. Diese Firma beschäftigte sich mit der Herstellung, den Einkauf und den gewerbsmäßigen Vertrieb von Röhrenapparaten, Detektoren und sonstigen artverwandten Artikeln. Die Gesellschafterversammlung vom 20. April 1937 beschloss die Umwandlung der Gesellschaft in eine OHG unter der Bezeichnung "Magnaphon" Mende, Müller & Günther mit Sitz in Dresden. Im August 1938 verschmolz die Magnaphon mit der Kommanditgesellschaft Radio H. Mende & Co.

Auf der Dresdner Funkausstellung von 1926 stellte die Firma Mende den 2-Röhren-Reflexempfänger E 35 vor. 1929/30 folgte das sehr erfolgreiche Schrägpult-Radio E 38 N. Mende war in den 1930er Jahren in der Lage, sämtliche Marktbereiche vom einfachsten Modell bis zum Luxusgerät abzudecken. Das Mende-Radio Typ 148 von 1932 verkörperte die damals beliebte Form des Wohnstubenradios mit zwei Schirmgitterröhren. Den Erfolg hatte die Firma v.a. seinem hervorragenden Radio-Ingenieur Ulrich Günther zu verdanken.

Geringer Auftragseingang und hohe Lagerbestände führten 1935/36 zu Entlassungen und Kurzarbeit. Daraufhin stellte man nahezu die gesamte Produktion auf Heeresbedarf um (Nachrichtengeräte, Fernschreib- und Fernschaltapparate, elektrische Zünder). Mende erhielt seit 1936 u.a. Aufträge vom Oberkommando des Heeres (OKH) in Berlin, der Marinewerft in Wilhelmshaven und dem Marine-Arsenal-Verwaltungsamt in Kiel. 1939 bescheinigte die Wehrwirtschaftstelle Dresden, dass die Firma als Wirtschaftbetrieb mit der Erfüllung wichtiger Wehrmachtsaufgaben betraut ist. Sämtliche Arbeitsgänge, vom Pressen der Kunststoffgehäuse im eigenen Presswerk bis zum Zusammenbau der Einzelteile am Fließband, wurden in den Werkhallen im Industriegelände ausgeführt. 1939 waren bei Radio-Mende 2150 Beschäftigte tätig. Der sächsische Gauleiter Martin Mutschmann besuchte das Werk 1943.

Die Auslagerung ganzer Produktionsbereiche u.a nach Bodenbach, Olbernhau, Eibau und Rochlitz begann 1943.

Obwohl in den Betrieben des Industriegeländes kaum Kriegsschäden zu verzeichnen waren, kam es nach dem Mai 1945 zu einem weitgehenden Ausfall der Produktion. Der Grund waren Demontagen seitens der sowjetischen Besatzungsmacht, die in vielen Unternehmen fast alle Maschinen, Anlagen und Rohstoffe abtransportieren ließ. Besonders betroffen war der Betrieb Radio-Mende, da er zu den wichtigsten Rüstungsunternehmen des Industriegeländes (Funkgeräte, elektrische Zünder) gehörte und eng mit dem NS-Regime verbunden war.

Auf der Grundlage des Volksentscheids in Sachsen vom 30. Juni 1946 wurde die Firma Radio H. Mende & Co enteignet und firmierte dann als VEB Funkwerk Dresden.


2. Bestandsgeschichte, -bearbeitung und -inhalt

Die Unterlagen wurden 1978 vom Betriebsarchiv des VEB Meßelektronik Dresden an das damalige Staatsarchiv Dresden übergeben. Der Registraturbildner VEB Meßelektronik Dresden war in der Nomenklatur der Staatlichen Archivverwaltung der DDR in die Wertkategorie 1 eingestuft.

Als Findmittel existierte bis zur Neuverzeichnung im Jahr 2008 eine Abgabeliste mit Aktentitel und Laufzeiten, welches im Betriebsarchiv des VEB Meßelektronik Dresden erarbeitet wurde.

Die Neuverzeichnung erfolgte durch Bernd Scheperski. Dabei wurden sämtliche Verzeichnungsangaben revidiert sowie korrigiert. In der Regel mussten die Aktentitel einschließlich der Enthält-Vermerke vollständig neu gebildet werden.

Die Klassifizierung orientiert sich am vom damaligen Staatsarchiv Magdeburg erarbeiteten Ordnungsmodell für so genannte "kapitalistische Industriebetriebe". Dieses Ordnungsmodell musste für den konkreten Bestand modifiziert werden.

Im Jahr 1978 wurden ebenfalls 6 Lauffilme übergeben, die aber laut einem Vermerk auf Grund des Erhaltungszustandes vernichtet wurden. Eine weitere Kassation von Unterlagen ist nicht nachweisbar.

Nach der Bearbeitung umfasst der Bestand 128 Akteneinheiten.

Die Überlieferung dokumentiert im Wesentlichen folgende Schwerpunkte aus der Zeit von 1922 bis 1951: Beschäftigung von Fremd- und Zwangsarbeitern, Personalunterlagen, Unterstützungskasse, Maschinen- und Inventarschätzungen, Rüstungsproduktion, Bilanzen, Versicherungen, Steuern, Gesellschafterversammlungen, Fotos, Tonbandmitschnitt der Befragung eines "SED-Parteiveteranen", Werbung und Unterlagen der Magnaphon Radio-GmbH.


3. Hinweis auf Benutzungsbeschränkungen

Das Archivgut unterliegt z. T. personenbezogenen Schutzfristen gem. § 10 Abs. 1 Satz 3 f. SächsArchivG. Die Vorlage dieser Archivalien ist nur nach Verkürzung der Schutzfristen möglich. Die konkrete Prüfung erfolgt im Zusammenhang mit der Benutzung.


4. Verweis auf weitere Bestände bzw. Akten im Hauptstaatsarchiv Dresden die Informationen zur Firma Radio H. Mende & Co enthalten

11045 Amtsgericht Dresden Nachtrag 333

11045 Amtsgericht Dresden Nr. 1365 Bl. 19353

11045 Amtsgericht Dresden Nr. 1369 Bl. 20159

11045 Amtsgericht Dresden Nr. 1377 Bl. 21748

11045 Amtsgericht Dresden Nr. 1389 Bl. 23957

11384 Landesregierung Sachsen, Ministerium für Wirtschaft Nr. 3046 und 3049

11798 Löser Bauunternehmung KG Dresden Nr. ZM 155

11802 Sächsische Flughäfen-Betriebs-Gesellschaft mbH Nr. 303

13131 Deutsche Bank, Dresden Nr. 261


5. Literatur

Holger Starke: Vom Werkstättenareal zum Industriegelände (1873-1952), In: Dresdner Geschichtsbuch Bd. 5, Hrsg: Stadtmuseum Dresden, Altenburg 1999
www.antik-radio.de/radio/mende.htm
Beschäftigung von Fremd- und Zwangsarbeitern.- Personal.- Unterstützungskasse.- Maschinen- und Inventarschätzungen.- Rüstungsproduktion.- Bilanzen.- Steuern und Versicherungen.- Gesellschaftsversammlungen.- Fotos.- Werbung.- Magnaphon Radio-GmbH.
Die am 01.11.1923 gegründete Offene Handelsgesellschaft (OHG) H. Mende & Co hatte ihren Firmensitz im Industriegelände Dresden-Nord. Die OHG wurde mit Wirkung vom 31.01.1938 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Die Geschäftsführer waren Rudolf Müller und Hermann Mende. Gegenstand des Unternehmens war die Fabrikation von Radioapparaten sowie Radiozubehör und Isoliermaterial. Mende und Müller gründeten unter der gleichen Firmenadresse 1926 die Magnaphon Radio-GmbH. Im August 1938 verschmolz die Magnaphon mit der Kommanditgesellschaft Radio H. Mende & Co. Mende konnte in den 1930er Jahren sämtliche Marktbereiche vom einfachsten Radiomodell bis zum Luxusgerät abdecken. 1936 stellte man nahezu die gesamte Produktion auf Heeresbedarf um (Nachrichtengeräte, Fernschreib- und Fernschaltapparate, elektrische Zünder). Da Radio-Mende zu den wichtigsten Rüstungsunternehmen des Industriegeländes gehörte und eng mit dem NS-Regime verbunden war, wurde der Betrieb nach dem Krieg zu 100 % demontiert. Auf der Grundlage des Volksentscheids in Sachsen vom 30.06.1946 wurde die Firma Radio H. Mende & Co enteignet und firmierte dann als VEB Funkwerk Dresden.
  • 2008 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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