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Beständeübersicht

Bestand

20985 Messehaus Drei Könige Leipzig

Datierung1896 - 1980
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)1,50
Geschichte des Messehauses Drei Könige

Dr. Max Richard August Kuhn, geb. 09. Oktober 1874 in Chemnitz, erwarb 1909 von Max Hilmar Zieger das Grundstück Petersstraße 27 in Leipzig mit dem darauf befindlichen Gebäude, damals bekannt als "Drei Rosen". Bereits 1911 veräußerte er dieses an den Kaufmann Theodor Althoff aus Münster, der zusammen mit dem Düsseldorfer Industriellen Paul Schöndorff auf einer Vielzahl von Grundstücken zwischen Neumarkt und Petersstraße von 1912 bis 1915 das Althoffsche Warenhaus nach Abbruch der alten Gebäude errichtete. [01] Kuhn kaufte nun die beiden gegenüberliegenden Grundstücke Petersstraße 32 (Fam. Weise) und 34 (Weinhandlung Ernst Wilhelm Zimmermann), um dort ein Messehaus zu bauen. [02] Auf dem letztgenannten Grundstück befand sich ein abbruchreifes Gebäude, das 1498 als Gasthaus "Die heiligen drei Könige" erstmalig erwähnt wurde.
1915 wurde mit dem Neubau durch die Leipziger Firma Röthig und Hedel begonnen. [03] Mit der Planung und Bauleitung war der ebenfalls in Leipzig ansässige Architekt Joh. Gustav Pflaume beauftragt [04] , während die Fassade und das im Erdgeschoss eingerichtete Kaffeehaus von Julius Nebel aus München entworfen wurden. Für den in Muschelkalkstein ausgeführten Erker sowie die restlichen Schmuckelemente der Fassade zeichnete Prof. Albertshoffer, ebenfalls aus München, verantwortlich. [05] Am 1. April 1917 erfolgte die Einweihung des Kaffeehauses, und mit der Frühjahrsmesse wurden auch die oberen Stockwerke ihrer Bestimmung übergeben. Allerdings erfolgte der Eintrag ins Handelsregister der Stadt Leipzig erst im Dezember 1919. [06] Zunächst stellten hier Firmen der Musikinstrumenten- und Spielwarenindustrie ihre Waren aus.
1932 wurde der Besitzer Dr. Kuhn durch die allgemeine wirtschaftliche Lage und den Umzug der Spielwarenmesse in den größeren Petershof gezwungen, die Gastronomie in die erste Etage zu verlegen, um das Erdgeschoss als Geschäftsfläche vermieten zu können. Danach zog in die verbliebenen drei Etagen die Sportmesse ein.
Den Luftangriff auf Leipzig im Dezember 1943 überstand das Gebäude mit geringen Schäden. Allerdings mussten die Messeräume an ausgebombte Firmen vermietet werden. So waren unter anderem auch Teile des Verlages Brockhaus in den "Drei Königen" untergebracht.
Das zwischen 1917 und 1943 durch Kuhn selbst betriebene Kaffeehaus wurde ab 1944 an Willy Mielke verpachtet, der es unter dem Namen "Eden" weiterbetrieb. [07] Auch nach Übernahme durch die Handelsorganisation (HO) 1954 wurde dieser Name beibehalten. [08]
Nach dem Tod des Besitzers am 7. Februar 1947 übernahm seine Ehefrau Luise Kuhn die Verwaltung des Messehauses.
Als nach Kriegsende der Messebetrieb in Leipzig wieder aufgenommen wurde, verlegte man die Sportmesse in das Messehaus "Stenzels Hof". In der Petersstraße 32/34 wurde nun die Messe für Schuhwaren durchgeführt.
Um weitere Platzkapazitäten zu gewinnen, wurde 1954 das Dachgeschoss als fünfte Etage ausgebaut und im Vordergebäude eine sechste Etage für die Verwaltung aufgestockt. [09]
Nach dem Tod von Luise Kuhn am 20. Juni 1962 wird ihr Neffe Hatto Kuhn als Besitzer genannt, der, in der Bundesrepublik lebend, das Gebäude durch einen Leipziger Rechtsanwalt verwalten ließ. Nähere Angaben über die Rechtsverhältnisse vor allem hinsichtlich der Messevermietung sind aus den Akten nicht ersichtlich. Das Handelsregister des Amtsgerichtes könnte hierüber eventuell Auskunft geben.

Bestandsgeschichte, -bearbeitung und –analyse

Der Bestand "Messehaus ,Drei Könige` Leipzig" wurde im April 2001 durch das Sächsische Staatsarchiv nach Information durch das Stadtarchiv Leipzig von der Hausverwaltung, Firma Honeywell, übernommen.
Die Unterlagen befanden sich in einem trockenen und warmen Raum im Keller des Hauses Petersstraße 32/34. Sie waren dort in einem verschlossenen Holzschrank sowohl in Ordnern, als auch in Heftern und vereinzelt auch gebunden abgelegt. Es handelte sich um ca. 7 lfm Akten. Das Schriftgut wies außer Staub und geringen mechanischen Schäden keine Beeinträchtigungen auf. Der zeitliche Umfang umfasst 1896 bis 1980.
Der Bestand "Messehaus Drei Könige" beinhaltet in erster Linie umfangreiche Unterlagen zu Bau und Verwaltung des Gebäudes, aber auch zu Messe- und Kaffeehausbetrieb sind Schriftstücke vorhanden.
Je eine Akte der Rechtsanwälte Langbein und Theile in Leipzig sowie der Firma Max Pommer Leipzig wurden im Bestand belassen. Die Rechtsanwälte und Max Pommer unterstützten Dr. Max Kuhn beim Grundstückskauf und dessen Finanzierung. Später wurden die Unterlagen vermutlich an Kuhn ausgehändigt.
Kontoauszüge, Rechnungen, Kassenbücher sowie Zeitungsausschnitte und Vordrucke, insgesamt ca. 1,5 lfm, waren nicht archivwürdig und wurden vernichtet. Bei den Akten "Schriftwechsel mit Ausstellern", "Posteingang" und "Postausgang" wurde eine Einzelblattbewertung durchgeführt, bei welcher vor allem Rechnungen, Unterlagen zur Organisation des Messebetriebes und Warenbestellungen mit einem Umfang von 4 lfm aussortiert wurden.
Die Akten zu Personalangelegenheiten können nach Ablauf der Fristen für Rentenberechnung vernichtet werden, da diese für die Forschung inhaltlich nicht relevant sind.
Die Ordnung erfolgte in Anlehnung an das Magdeburger Ordnungsmodell für Betriebe vor 1945.
Von Interesse für die Forschung dürften neben den Angaben über die Messeaussteller nach 1949 vor allem die Unterlagen über Erwerb, Finanzierung und Bau des Messehauses "Drei Könige" sein. Der gut überlieferte Schriftwechsel gibt u. a. Aufschluss über Bombenschäden am Haus oder kriegsbedingte Zweckentfremdung von Messeräumen. Weiterhin sind Briefe von ehemaligen Mitarbeitern des Dr. Max Kuhn aus der Kriegsgefangenschaft (ab 1945) oder von deren Angehörigen erhalten. Sie berichten über die Verhältnisse in Gefangenenlagern in den USA und Frankreich.

Korrespondierende Bestände im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig sind unter anderem "Leipziger Messeamt", "Leipziger Messe- und Ausstellungs- AG" sowie "Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof".

R. Lämmel, Y. Andrä

März/August 2002

[01] Vgl. SächsStAL, Drei Könige Nr. 29
[02] Vgl. SächsStAL, Drei Könige Nr. 01
[03] Vgl. SächsStAL, Drei Könige Nr. 11
[04] Vgl. Hocquél, Wolfgang: Leipzig. Baumeister und Bauten. Von der Romantik bis zur Gegenwart, Berlin / Leipzig 1990, S. 131.
[05] Vgl. Starke, Werner: Die Leipziger Messehäuser. Gestalt und Geschichte, Leipzig 1962, S.73.
[06] Vgl. SächsSAL, Amtsgericht Leipzig, HR 18412 (Bd. 180).
[07] Vgl. SächsStAL, Drei Könige Nr. 09
[08] Vgl. SächsStAL, Drei Könige Nr. 10
[09] Vgl. SächsStAL, Drei Könige Nr. 21
Geschäftspost.- Messebetrieb.- Bilanzen und Abschlüsse.- Grundstücksangelegenheiten.
Das Messehaus mit dem dazugehörigen Kaffeehaus wurde 1917 seiner Bestimmung übergeben. Inhaber war Dr. Max Kuhn. Zunächst stellten hier Firmen der Musikinstrumenten- und Spielwarenindustrie ihre Waren aus. In den 30er Jahren beherbergte das Gebäude die Sportmesse. Nach Kriegsende wurde hier die Schuhmesse durchgeführt.
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