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Beständeübersicht

Bestand

21705 Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Bezirksorganisation Leipzig

Datierung1952 - 1990
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,70
Zur Geschichte der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Bezirksorganisation Leipzig

Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) ging am 2. Juli 1949 aus der im Juni 1947 gegründeten "Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion" (Gesellschaft) hervor.[01] Sie war eine Massenorganisation und die größte "Freundschaftsgesellschaft" der DDR. Der Zentralvorstand hatte seinen Sitz im Zentralen Haus der DSF in Berlin. In jeder Bezirksstadt gab es ein Haus der DSF. Die DSF gliederte sich in Grundeinheiten, Kreis- und Bezirksorganisationen (entsprechend dem Territorial- und Produktionsprinzip). Die Wahl des Zentralvorstandes, der Vorstände der Bezirks- und Kreisorganisationen erfolgt in offener Abstimmung. Das höchste Organ war der in der Regel aller 5 Jahre zusammentretende Kongress; zwischen den Kongressen trat jährlich mindestens 2mal der Zentralvorstand. Auszeichnungen der DSF waren u.a. die Ehrennadel der DSF, die jeweils in der Woche der deutsch-sowjetische Freundschaft an die Mitglieder verliehen wurden. Arbeitskollektiven konnte der Ehrenname Brigade "Deutsch-Sowjetische Freundschaft" verliehen werden.
In Leipzig wurde zugleich mit der Landesorganisation in Sachsen die "Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion" am 17. Juni 1947 im Gewandhaussaal des Rathauskellers gegründet.[02] Der Leitung, einem vorläufigen Arbeitsausschuss, gehörten an: Prof. Dr. Erich Zeigner (OBM Leipzig), Prof. Dr. Gademer (Rektor der Universität Leipzig), Prof. Dr. Frings (Präsident der Sächsischen Akademie), Prof. Günther Ramin (Thomaskantor) und andere. Zum Vorsitzenden wurde Prof. Dr. Erich Zeigner gewählt. Der Gesellschaft traten in Leipzig 103 Personen als Mitglieder bei.
Die erste konstituierende Sitzung des vorläufigen Arbeitsausschusses in Leipzig fand am 3. Juli 1947 statt. Im Oktober 1947 erhielt die Gesellschaft das "Haus der Kultur der Sowjetunion" in der Karl-Tauchnitz-Straße 25 in Leipzig. Die feierliche Eröffnung erfolgte durch OBM Prof. Erich Zeigner und war mit einer Ausstellung "800 Jahre Moskau" verbunden. Prof. Erich Zeigner berichtete über den Gründungskongress. Am 25. März 1948 wurde auf der Mitgliederversammlung Prof. Walter Markov als Vorsitzender gewählt. Nach seinem Rücktritt am 25. Oktober 1949 wurde OBM Max Opitz Vorsitzender. 1949 bestanden 203 Betriebsgruppen im Leipziger Gebiet.
Die Übergabe des Hauses am Dittrichring 21 in Leipzig fand am 10. Mai 1952 in Anwesenheit des OBM Erich Uhlich und Oberstleutnant Dirda statt. Damit konnte die Organisation der DSF in Leipzig ihre Institutionen vereinen. Am 6. Juli 1952 fand die Kreisdelegiertenkonferenz des Kreisverbandes Leipzig im Haus "Auensee" statt. Als Vorsitzender des Kreisverbandes wurde Karl Adolphs, Intendant der Mitteldeutschen Rundfunks, gewählt. Nach der Bildung der Bezirke im Juli 1952 fand die 1. Bezirksdelegiertenkonferenz vom 1. bis 2. November 1952 statt. Die 900 Delegierten wählten zum Vorsitzenden der DSF-Bezirksorganisation Leipzig Karl Adolphs. Der Mitgliederstand entwickelte sich seit der Gründung der DSF im Jahr 1947 wie folgt[03] :

1. Kreisverband Leipzig im Land Sachsen

1947: 106 Mitglieder
1948: 3.522 Mitglieder
1949: 32.000 Mitglieder
1950: 99.150 Mitglieder
1951/1952: 175.000 Mitglieder

2. Bezirksorganisation Leipzig

1952/1953: 210.911 Mitglieder
1966: 184.361 Mitglieder
1980: 444.579 Mitglieder

Zum Zeitpunkt der 11. Bezirksdelegiertenkonferenz 1980 bestanden im Bezirk Leipzig 2.582 Grundeinheiten der DSF. Die Zahl der Funktionäre (Vorstandsmitglieder in den Grundeinheiten, Abteilungsgruppen, Kreisvorständen, Bezirksvorständen) betrug 46.976. Im Bezirk Leipzig bestanden 1980 91 Kabinette der Freundschaft, 261 Zirkel zur Auswertung sowjetischer Erfahrungen, 18 Referenten-Kollektive und 7.412 Kollektive der DSF.

Das vom 9. Kongress 1970 beschlossene Statut bezeichnete die politisch-ideologische Tätigkeit als Hauptaufgabe der DSF. Die Führung der DSF war bestrebt, dass sich die Mitglieder zur führenden Rolle der SED bekannten. Bestand der Eintritt in die DSF in einer "gezwungenen Freiwilligkeit" änderte sich dies Mitte der 1980er Jahre. Im Zuge der Politik von Glasnost und Perestroika in der UdSSR traten viele Bürger nunmehr freiwillig in die DSF ein, einerseits als Zeichen der Unterstützung, andererseits aber auch in der Hoffnung, an Informationen über den politischen Umbruch in der Sowjetunion zu gelangen um eine Diskussion über die politische Lage im eigenen Land anzuregen. Da die Partei- und Staatsführung der DDR indes die neue sowjetische Politik eindeutig ablehnte, erfüllten sich die Erwartungen der DDR-Bürger nicht. Nach dem Rücktritt des Präsidiums im November 1989 stellte die DSF ihre Tätigkeit ein.

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Die Übernahme der Unterlagen der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Bezirksorganisation Leipzig fand zwischen 1990 und 1995 statt, aus dem Bundesarchiv Berlin wurde ein Nachtrag übergeben. Das genaue Datum der Übernahmen ist nicht bekannt. Vom Bundesarchiv war für 16 Verzeichnungseinheiten eine Findkartei mit übergeben worden. Der Ausgangsumfang der Überlieferung umfasste 1,2 lfm, davon waren 0,5 lfm unerschlossen. Die Bewertung des unerschlossenen Schriftgutes, die erweitere Erschließung und Eingabe in das Erschließungsprogramm AUGIAS-Archiv 8.3. für Windows und Erarbeitung der Einleitung erfolgte im Februar 2015 durch Frau Reißmann. Der Endumfang des Bestands beträgt 0,7 lfm.

Überlieferungsschwerpunkte

Die Überlieferung der DSF-Bezirksorganisation muss als Splitterüberlieferung bezeichnet werden. Vor allem sind Akten überliefert, die den Delegationsaustausch mit dem Partnergebiet in Kiew dokumentieren sowie Dokumente der DSF-Kreisorganisation Karl-Marx-Universität (KMU) Leipzig. Einige wenige Unterlagen der Bezirksorganisation sind überliefert (Bezirksdelegiertenkonferenzen 1952 und 1988, auch diese nur unvollständig). Interessant ist das Gästebuch des Hauses der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (1952-1963) und eine Fotosammlung der DSF-Kreisorganisation KMU Leipzig (Leipziger Studentenclub Moritzbastei mit Tafel "Hier bauen Studenten der KMU ihren Zentralen FDJ-Studentenclub"). Zahlreiche Fotos sind ebenso erhalten in einer Mappe mit Abrechnung der Leistungen der Bezirksorganisation Leipzig zum XI. Parteitag der SED in farbig gestalteten Blättern (1986).

Hinweise für die Benutzung

Urheberrechte der Fotografen sind bei folgenden Fotos im Bestand zu beachten: 21705 Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Bezirksorganisation Leipzig Nr. 27 und Nr. 29

Quellen und Literatur

DDR Handbuch, herausgegeben vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Bonn, 1985.

Chronik der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft im Bezirk Leipzig 1945-1980, herausgegeben von der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft, Bezirksvorstand Leipzig, 1983. (Bestellsignatur im Staatsarchiv Leipzig: 21691 SED, Sammlung Darstellungen und Dokumente, Nr. 288)

Verweise auf korrespondierende Bestände

• 21756 Kulturbund der DDR, Bezirksleitung Leipzig
• 21757 Kulturbund der DDR, Stadtleitung Leipzig
• 22186 Kulturbund der DDR, Kreisleitung Leipzig-Land
• 20237 Bezirkstag und Rat des Bezirkes Leipzig
• 21123 SED-Bezirksleitung Leipzig

Antje Reißmann
April 2015


[01] Handbuch der DDR.
[02] Chronik der DSF Bezirksorganisation.
[03] Chronik der DSF Bezirksorganisation. Die Mitgliederzahl im Jahr 1947 wird unterschiedlich angegeben.
Bezirksdelegiertenkonferenzen.- Informationen.- Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Kiew.- Berichte über die Arbeit in den Kreisorganisationen.- Kreisvorstand der DSF-Kreisorganisation KMU Leipzig.
Die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF) ging aus der Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion, die am 30. Juli 1947 gegründet worden war, hervor. Sie gliederte sich in Bezirks-, Kreis- und Grundorganisationen und hatte zum Ziel, der Bevölkerung Kenntnisse über die sowjetische Gesellschaft und Kultur zu vermitteln, die Erfahrungen der Sowjetunion beim Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft nutzbar zu machen und als politische Massenorganisation das enge Bündnis mit der Sowjetunion zu propagieren. Zentrum der Arbeit war das Haus der DSF. Hier wurden Buchbesprechungen, Filmvorträge oder Kulturveranstaltungen angeboten. Nach dem Rücktritt des Präsidiums im November 1989 stellte die Gesellschaft ihre Tätigkeit ein.
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