Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

12460 Volksbund für das Deutschtum im Ausland, Landesverband Sachsen

Datierung1934 - 1942
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)4,36
1. Zur Geschichte des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland, Landesverband Sachsen


Die Ursprünge des Volksbundes liegen in dem 1880 in Wien gegründeten "Deutschen Schulverein". [01] Aus einer Ortsgruppe des Schulvereins wurde 1881 in Berlin der "Allgemeine Deutsche Schulverein" gegründet, dessen Umbenennung in "Verein für das Deutschtum im Ausland" (VDA) 1908 erfolgte. Das damalige Ziel war die Pflege des kulturellen und sozialen Lebens der "Auslands- und Volksdeutschen"; Kindergärten, Schulen und Bibliotheken wurden eingerichtet und unterhalten. Der Verein war der völkischen Bewegung zuzurechnen.

Ab 1933 führte der VDA den Namen "Volksbund für das Deutschtum im Ausland". In den Jahren bis 1937 verfünffachten sich die Mitgliederzahlen. Als eine der wenigen Organisationen wurde der Volksbund nach 1933 nicht verboten oder offiziell gleichgeschaltet, sondern direkt in das NS-Herrschaftssystem integriert. Der offizielle Etat des Volksbundes betrug beispielsweise 1935 über 6 Mio. Reichsmark.

Während des zweiten Weltkrieges nahm der Einfluss der SS im VDA schnell zu. In den letzten Kriegsjahren war der Führer der Volksdeutschen Mittelstelle in Personalunion Präsident an der Spitze des VDA. [02] Die Verbreitung von NS-Gedankengut unter Auslandsdeutschen gehörte zweifellos zu den Aufgaben des Volksbundes in dieser Zeit. Die Rolle des Bundes und seiner Landesverbände in der NS-Zeit ist in der neueren geschichtswissenschaftlichen Literatur allerdings bisher kaum erforscht.

Durch die Beschlüsse der Alliierten wurden nach Kriegsende die NS-Organisationen verboten. Mit dem Befehl Nr. 126 der SMAD vom 31.Oktober 1945 wurde das Eigentum nazistischer Organisationen in der sowjetischen Besatzungszone beschlagnahmt und enteignet, darunter fiel auch der Volksbund mit seinen Landesverbänden.

Aus der vorliegenden fragmentarischen Überlieferung des Bestandes können nur wenige Informationen zur Tätigkeit des Landesverbandes Sachsen ermittelt werden. Folgende Informationen basieren auf der Selbstdarstellung zur Geschichte des Verbandes auf der Website des Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e. V. (VDA). [03] Demnach konstituierte sich die erste Ortsgruppe des "Allgemeinen Deutschen Schulvereins" im Königreich Sachsen am 29. Dezember 1881 in Dresden. Es kam in rascher Folge zu weiteren lokalen Gründungen. Am 23. September 1883 trafen sich auf einer Tagung in Döbeln Vertreter von acht Ortsgruppen, um einen sächsischen Landesverband zu gründen. In der Weimarer Republik hatte das "VDA-Wirtschaftsunternehmen" seinen Sitz in Sachsen, an der Spitze des sächsischen Landesverbandes stand der liberale Politiker Wilhelm Külz (1875 – 1948), der 1931 zum Dresdner Oberbürgermeister gewählt wurde. Der Landesverband hatte seinen Sitz 1936 in Dresden, Wiener Str. 9; 1944 ist er in der Mosczinskystraße Nr. 21 nachweisbar.


2. Bestandsgeschichte und –inhalt

Zur Übernahme des Bestandes konnten in den Geschäftsakten des Hauptstaatsarchivs keine Nachweise ermittelt werden. Der Bestand wurde bisher im Hauptstaatsarchiv nicht bearbeitet, es lagen auch keine Findmittel vor.

Die Unterlagen stellen lediglich eine fragmentarische Überlieferung dar und dokumentieren deshalb sowohl in inhaltlicher als auch in zeitlicher Sicht nur einen Teil der Arbeit des Landesverbandes Dresden des Volksbundes. Der Bestand ist einer der wenigen Bestände nichtstaatlicher Provenienz aus der NS-Zeit, die überhaupt im Hauptstaatsarchiv überliefert sind.

Die nach Ländern oder geographisch-politischen Regionen formierten Akten enthalten meist Abschriften von Briefen an den Landesverband aus dem Zeitraum von 1934-1942. Die Briefe stammen von im Ausland lebenden Menschen deutscher Herkunft, überwiegend ehemaligen Sachsen. Diese Auswanderer hatten in der Mehrheit Deutschland in Zeiten wirtschaftlicher Not verlassen. Offenbar wurden sie vom Landesverband gezielt angeschrieben, ihnen wurde Propagandamaterial wie die "Sächsischen Heimatbriefe", Bücher u.a. übersandt, um das Heimatgefühl zu wecken oder zu beleben. Damit wurde NS-Propaganda im Ausland verbreitet und gleichzeitig versucht, beispielsweise über Fragebögen, Briefe und Fotos weitere Informationen, darunter auch weitere Adressen, zu erhalten.

Aus den Briefen gehen persönliche Lebensumstände der Absender hervor, mitunter ganze Schicksale sowie politische Haltungen. Die Briefe sind oft angereichert mit zahlreichen Fotos, Zeitungsausschnitten und Postkarten, die entweder politische Ereignisse, Land und Leute, oder auch private Lebenssituationen abbilden. Wenige Briefe enthalten deutliche Absagen an den Volksbund oder Meinungsäußerungen gegen die deutsche Politik.

Die Landesverbände des Volksbundes haben offensichtlich eng zusammengearbeitet, Adressen aus Briefen von Nicht-Sachsen wurden an die entsprechenden Landesverbände weitergeleitet.

Die Unterlagen wurden erweitert verzeichnet, die vorgefundene Ordnung und römische Bezifferung der einzelnen Akten nach Ländern oder geographisch-politischen Regionen wurde beibehalten. Ebenso blieb die innere Ordnung der Akten unverändert. Kassationen wurden nicht vorgenommen.


3. Literaturhinweise

Kurt Poßekel: Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA). In: Lexikon zur Parteiengeschichte 1789-1945, hrsg. von Dieter Fricke, Leipzig 1986, Bd. 4, S. 292 f.

Gerhard Weidenfeller: VDA. Verein für das Deutschtum im Ausland. Allgemeiner Deutscher Schulverein (1881-1918). Ein Beitrag zur Geschichte des Nationalismus und Imperialismus im Kaiserreich. Bern/Frankfurt a.M. 1976


4. Verweise auf andere Bestände in fremden Archiven

Bundesarchiv R 8056 Volksbund/Verein für das Deutschtum im Ausland 1914-1918 0,1lfm

Bundesarchiv R 8043 Deutsche Stiftung 1912-1943, 83 lfm

Hauptstaatsarchiv Stuttgart Bestand E 130 b Staatsministerium, Nr. 3547 Bund der Auslandsdeutschen, Verein bzw. (ab 1933) (V.D.A.) 1919-1939

Hauptstaatsarchiv Düsseldorf: VDA- Gauverband Aachen 1937-1942 1 Bd.;

VDA- Kreisverband Aachen-Land 1935-1943 5 Bde.2



[01] Zum Folgenden s.a. "Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA)" in: IDGR – Lexikon Rechtsextremismus, s. http://lexikon.idgr.de/v/v_e/verein-fuer-das-deutschtum-im-ausland/vda.php, Stand: Juni 2005.
[02] Kurt Poßekel: Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA). In: Lexikon zur Parteiengeschichte 1789-1945, hrsg. von Dieter Fricke, Leipzig 1986, Bd. 4, S. 292 f.
[03] Folgende Angaben beruhen auf der Darstellung zur Geschichte des Verbandes auf der Website des Verein für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e. V. (VDA), s. http://www.vda-sachsen.de/, Stand: Juni 2005.
Kurt Poßekel: Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA). In: Fricke, Dieter (Hrsg.): Lexikon zur Parteiengeschichte 1789 - 1945. Leipzig, 1986, Bd. 4, S. 292 f.

Gerhard Weidenfeller: VDA : Verein für das Deutschtum im Ausland : Allgemeiner Deutscher Schulverein (1881 - 1918) : Ein Beitrag zur Geschichte des Nationalismus und Imperialismus im Kaiserreich. Bern, 1976
Briefe von Auslandsdeutschen (Originale und Abschriften).
Die Ursprünge des Volksbundes liegen in dem 1880 in Wien gegründeten Deutschen Schulverein. 1908 erfolgte dessen Umbenennung in Verein für das Deutschtum im Ausland (VDA). Das damalige Ziel war die Pflege des kulturellen und sozialen Lebens der Auslands- und Volksdeutschen. Als eine der wenigen Organisationen wurde der Volksbund nach 1933 nicht verboten oder offiziell gleichgeschaltet, sondern direkt in das NS-Herrschaftssystem integriert. Der Volksbund diente u. a. der NS-Auslandspropaganda. Während des Zweiten Weltkrieges nahm der Einfluss der SS im VDA schnell zu. In den letzten Kriegsjahren war der Führer der Volksdeutschen Mittelstelle in Personalunion Präsident an der Spitze des VDA. Durch die Beschlüsse der Alliierten wurde nach Kriegsende auch der Volksbund verboten, durch Befehl Nr. 126 der SMAD vom 31.10.1945 wurde das Eigentum dieser Organisation in der Sowjetischen Besatzungszone beschlagnahmt und enteignet.
  • 2011 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang