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Beständeübersicht

Bestand

21773 Deutscher Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig

Datierung1894 - 1944
Benutzung im Staatsarchiv Leipzig
Umfang (nur lfm)0,41
Geschichte des Deutschen Patriotenbundes zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig

Der Verein "Deutscher Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig" konstituierte sich 1894 mit dem Ziel, ein National-Denkmal zur Völkerschlacht bis zu deren 100-Jahrfeier 1913 zu errichten und die dafür erforderlichen Mittel zu beschaffen. Er wurde am 6. November 1894 unter der Nummer 292 in das Genossenschaftsregister der Stadt Leipzig eingetragen.[01] An der Spitze des Bundes stand die Hauptversammlung der Mitglieder, die jährlich am 18. Oktober stattfand. Die Leitung der Geschäfte und die Vertretung des Bundes nach innen und außen erfolgten durch einen neun Personen umfassenden Vorstand. Den ersten geschäftsführenden Vorstand leiteten der Architekt Clemens Thieme als erster Vorsitzender und der Vorsitzende der Leipziger Schützengesellschaft Dr. Gustav Adolph Barth als zweiter Vorsitzender.[02] Weitere Mitglieder des Vorstands waren u. a. O. Saski, Vorsitzender des Vereins der Leipziger Presse, Prof. Dr. Carl Justus Lion, königlich-sächsischer Seminar-Turninspektor und Schuldirektor Bernhard Friedrich Richter, Vorsitzender des Leipziger Lehrergesangvereins. Der geschäftsführende Vorstand wurde außerdem durch zahlreiche Ehrenförderer unterstützt.
Der Verein verbreitete seine Ideen durch die seit November 1894 von ihm monatlich herausgegebene Zeitung "Der Patriot". Er richtete außerdem jährlich Oktober-Feiern aus und warb intensiv um die Unterstützung anderer Vereine, so dass er bald über einen ausgesprochen großen Unterstützerkreis verfügte. Im Dezember 1894, gehörten dem Bund bereits 32984 Mitglieder an.[03] Auf dieser Grundlage initiierte der Vorstand eine Sammeltätigkeit, die bis zur Pfennigsammlung in den Schulen ging.[04] Auch die kleinste Spende wurde namentlich in der Zeitung des Vereins aufgeführt. Von den insgesamt benötigten 6 Millionen Mark erbrachten die Sammlungen etwa 1,5 Millionen Mark. Der weitaus größte Teil des Geldes kam jedoch aus Spenden von Städten, Fürsten und Fabrikanten sowie aus den Erlösen der vom Verein veranstalteten Lotterien.[05]
Von den zwei Preisausschreiben zur architektonischen Gestaltung des Denkmals in den Jahren 1895 und 1896 erfuhr vor allem das zweite eine große Resonanz.[06] Es wurden insgesamt über hundert Entwürfe eingereicht, von denen jedoch keiner die volle Zustimmung des Vereins fand. So beauftragte dieser schließlich den vierten Preisträger, den Architekten Bruno Schmitz aus Charlottenburg (1858-1916) mit der Erarbeitung eines neuen Entwurfs. Weitere beteiligte Künstler waren unter der Leitung von Clemens Thieme (1861-1945) Prof. Christian Behrens, Vorsteher des Meisterateliers für Bildhauerei in Breslau (1852-1905), und Franz Metzner, Professor an der Kunstgewerbeschule in Wien (Bildhauer, 1870-1919). Während Bruno Schmitz beauftragt wurde, einen Entwurf zu schaffen und später nach Ideen Thiemes die Bauzeichnungen anfertigte, schufen Behrens und nach seinem Tod Metzner die Modelle für die Skulpturen und den bauplastischen Schmuck. Die Bauarbeiten führte zum größten Teil das Zementbaugeschäft Rudolf Wolle Leipzig aus. Am 13. Mai 1912 wurde der Schlussstein gesetzt und am 18. Oktober 1913 erfolgte die festliche Einweihung des Völkerschlachtdenkmals.[07]
Einige Jahre nach der Fertigstellung des Denkmalbaus reduzierte der Patriotenbund seine Mitgliederzahlen drastisch. In der 1930 geänderten Satzung wurde die Zahl der Mitglieder auf 100 beschränkt. Als Zweck des Vereins wurde die Erhaltung des Denkmals, die Erweiterung seiner Anlagen, die Verschönerung seiner Umgebung und die Beschaffung der dafür notwendigen Mittel angegeben.[08] Zwischenzeitlich strebte Thieme auch die Errichtung einer Kampfbahn beim Denkmal an.[09]
In den Geschäftsbetrieb des Patriotenbundes fielen die Genehmigung und Organisation von Besichtigungen, Andenkenverkauf und sonntäglichen Konzerten. Seit 1939 führte der Verein den Namen "Deutscher Patriotenbund zur Erhaltung des Völkerschlachtdenkmals". Die Zahl der Mitglieder wurde nicht mehr begrenzt. Die Vertretung des Vereins oblag jetzt allein dem Vorsitzenden Clemens Thieme als "Vereinsführer", der von der Mitgliederversammlung gewählt wurde. Der Vorstand war abgeschafft, stattdessen berief der Vorsitzende einen Beirat.[10] Im April 1946 wurde die Auflösung des Patriotenbundes angeordnet. Der Verein bestand formal-juristisch noch bis zu Beginn 1949, als die Löschung sämtlicher noch bestehender Vereine in Sachsen erfolgte.[11]

Bestandsgeschichte und -bearbeitung

Der vorliegende Bestand beinhaltete zunächst eine 1987 erfolgte Schenkung aus Privathand an das Staatsarchiv Leipzig, bestehend aus 50 Bauplänen und –zeichnungen sowie acht Akteneinheiten (Signaturen 1 – 8). Das im selben Jahr erstellte maschinenschriftliche Findbuch wurde 2013 in die AUGIAS-Datenbank übertragen und die Einleitung überarbeitet. Kassationen erfolgten nicht. Die Baupläne, -zeichnungen und -skizzen wurden verficht und sind seitdem über Makrofiche zu benutzen. 2013 konnten aus Privathand weitere 82 Baupläne und –zeichnungen sowie sechs Akteneinheiten (Signaturen 9 – 14) angekauft werden. Beide Überlieferungen stammen ursprünglich aus der Registratur des Patriotenbundes. Deshalb wurde die vorige Sammelverzeichnung der Baupläne nach Gebäudeteilen aufgelöst und die gesamte Überlieferung ineinander geordnet, schließlich die neue Gliederung des Findbuches festgelegt.

Überlieferungsschwerpunkte

Hervorzuheben sind vor allem die vielen Einzelblätter des Bauplanes des Denkmals. Diese sind jeweils mit dem gleichen Stempel versehen, in den der Architekt Bruno Schmitz handschriftlich eingetragen hat: Titel des Blattes, Maßstab, Blattnummer, Ort und Datum, seine Unterschrift. Auf der Zeile Blattnummer steht außerdem "Eingetragen:", manchmal mit einer Nummer, manchmal nicht. Die bisher schon vorhandenen 29 Blatt sind nun durch weitere 18 ergänzt worden.

Verweise auf korrespondierende Bestände

Staatsarchiv Leipzig

20028 Amtshauptmannschaft Leipzig

20024 Kreishauptmannschaft Leipzig

20031 Polizeipräsidium Leipzig

20124 Amtsgericht Leipzig

Weitere Unterlagen und Fotografien zur Geschichte des Deutschen Patriotenbundes und zur Entstehung des Völkerschlachtdenkmals werden im Stadtarchiv Leipzig und im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig verwahrt.

Dolores Herrmann

August 2016


[01] Sächsisches Staatsarchiv, Staatsarchiv Leipzig (StA-L), 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 16688 (Registerakte des Genossenschaftsregisters für den Verein).
[02] Poser, Steffen, Der deutsche Patriotenbund. In: Rodekamp, Volker (Hrsg.), Völkerschlachtdenkmal, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, 3. überarbeitete Auflage, 2009, S. 119 f.
[03] StA-L 21773 Deutscher Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig, Nr. 3, Mitteilungen des Deutschen Patriotenbundes, Nr. 3, Januar 1895.
[04] StA-L 21773 Deutscher Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig, Nr. 9; StA-L 20615 Stadt Mutzschen, Nr. 406.
[05] Poser, Steffen, Der Bau des Völkerschlachtdenkmals. In: Rodekamp, Volker (Hrsg.), Völkerschlachtdenkmal, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, 3. überarbeitete Auflage, 2009, S. 64.
[06] Topfstedt, Thomas, Das Leipziger Völkerschlachtdenkmal als Gesamtkunstwerk. In: Rodekamp, Volker (Hrsg.), Völkerschlachtdenkmal, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, 3. überarbeitete Auflage, 2009, S. 14 f.
[07] StA-L, 20024 Kreishauptmannschaft Leipzig, Nrn. 164, 165; 20028 Amtshauptmannschaft Leipzig Nr. 1704.
[08] StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 16688, 2. Satzung des Vereins,1930, Bl. 87b.
[09] StA-L, 20031 Polizeipräsidium Leipzig, Nr. PP-V 852.
[10] , StA-L, 20124 Amtsgericht Leipzig, Nr. 16688, 3. Satzung des Vereins, 1939, Bl. 104 f.
[11] Ebenda, Bl. 120.
Verträge.- Weiheschrift.- Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, Pläne, Bauzeichnungen und Skizzen.
Die Völkerschlacht bei Leipzig gilt als erste Massenschlacht in der Menschheitsgeschichte mit über einer halben Million Soldaten. Sie war zugleich die Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege (16.- 18. Oktober 1813) und endete mit einer Niederlage Napoleons gegenüber Russland, Preußen, Österreich und Schweden. Am 26. April 1894 wurde unter Leitung des Leipziger Architekten Clemens Thieme der "Deutsche Patriotenbund zur Errichtung eines Völkerschlachtdenkmals bei Leipzig" gegründet. Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit standen die Einwerbung der Finanzmittel und die Vorbereitung für den Bau eines Denkmals. Es gelang dem Patriotenbund, zur 100-Jahr-Feier der Völkerschlacht bei Leipzig 1913 das monumentale Bauwerk fertigzustellen, welches in Anwesenheit des Kaisers feierlich eingeweiht wurde und heute als höchstes Denkmal Europas gilt. Nach 1913 wurde der Verein in "Deutscher Patriotenbund zur Erhaltung des Völkerschlachtdenkmals" umbenannt und organisierte fortan Besichtigungen, den Andenkenverkauf und Gedenkkonzerte. 1946/49 erlosch der Verein.
Ein Teil des Vereinsarchivs befindet sich im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig/Völkerschlachtdenkmal.
  • 2021 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-13 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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