Beständeübersicht
Bestand
20202 Leipziger Messeamt (I)
Datierung | (1729 - 1817) 1835 - 1961 |
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Benutzung im | Staatsarchiv Leipzig |
Umfang (nur lfm) | 71,11 |
Zur Geschichte des Leipziger Messeamtes
Seit Ende des 19. Jh. organisierte der "Messeausschuss der Handelskammer" zusammen mit dem Rat der Stadt Leipzig die Leipziger Messen. Strukturelle Veränderungen waren insbesondere nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und dem Erstarken der großen Wirtschaftsverbände nötig, die sich 1915 in der "Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Mustermessen e. V." zusammenschlossen. Schließlich wurde das "Messamt für die Mustermesse in Leipzig" entsprechend seiner Satzung vom 23. Juni 1916 in Form eines eingetragenen Vereins von den drei Trägern (Stadt, Handelskammer Leipzig und Zentralstelle) gegründet. Die Verleihung der Rechtsfähigkeit durch das Sächsische Ministerium des Innern erfolgte am 18. August 1916. Das Messeamt nahm nach der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats am 26. Januar 1917 seine Tätigkeit am 8. Februar 1917 auf. Hauptaufgaben waren die Pflege und Förderung der alljährlich zweimal in Leipzig stattfindenden Messen. 1921 wurde das Messamt in eine Körperschaft öffentlichen Rechts umgewandelt, im März 1926 erfolgte die Namensänderung in "Leipziger Messeamt".
Im August 1934 erfolgte die Unterstellung unter das "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda", 1940 die Umbenennung in Reichsmesseamt. Nachdem im Herbst 1941 kriegsbedingt die letzte Mustermesse stattgefunden hatte, nahm das Leipziger Messeamt im August 1945 die Arbeit wieder auf. Die erste Nachkriegsmesse fand im Mai 1946 statt. Im November 1950 wurde das Leipziger Messeamt – Körperschaft des öffentlichen Rechts – in einen volkseigenen Betrieb als Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt.
Die Leitung des Messeamts oblag dem Verwaltungsrat, dem Arbeitsausschuss (später: Kleiner Ausschuss) und dem Direktorium. An die Spitze des Messeamts wurde 1917 der aus Meißen stammende Raimund Köhler, seit 1916 Geschäftsführer der "Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Mustermessen", als Präsident berufen. Die Umsetzung zahlreicher Gesetze und Vorschriften des NS-Staats, insbesondere das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", bewirkten ab 1933 zahlreiche personelle Verwerfungen. Leitende Mitarbeiter wurden versetzt, entlassen oder schieden aus unterschiedlichen Gründen aus. Der bisherige Präsident Raimund Köhler erhielt im Sept. 1937 auf Betreiben von Gauleiter Martin Mutschmann die Kündigung, Anlass war eine geplante Auslandsreise mit dem früheren Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler.[01] Köhler wurde von seinem Vizepräsidenten Ludwig Fichte abgelöst. Während des kriegsbedingten Niedergangs organisierte insbesondere der Leiter der Rechtsabteilung, Walther Niedenführ, wichtige Schritte zu Neuorganisation der Messe. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Kurt Pröpper, der bisherige Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung, dem Messeamt vor.
Die Organisation des inneren Dienstbetriebes des Messeamtes entwickelte sich schrittweise und war in den Folgejahren ständigen Erweiterungen und vielfältigen Änderungen unterworfen. Strukturiert war das Messeamt seit seiner Gründung in Abteilungen, die zeitweise als selbständige Unternehmen ausgegliedert waren: ab 1917 bestanden die Kaufmännische Abteilung und die Literarische Abteilung (später mit Pressedienst, Bibliothek und Archiv, Werbung). 1919 kam die Technische Abteilung hinzu (ab 1923 Leipziger Messe- und Ausstellungs-AG, 1951 wieder im Messeamt). Die Rechtsabteilung und die Verlagsabteilung (ab 1923 Verlagsanstalt des Leipziger Messeamts GmbH) wurden 1921 eingerichtet. Im Jahr 1934 übernahm das Messeamt die selbständige Werbedienst GmbH.
Übersicht über die Abteilungen/Tochtergesellschaften mit interner Nummerierung
Die zeitweilig existierenden Tochtergesellschaften waren eng mit dem Messeamt verwoben und wurden intern durchgängig als Abteilungen (mit den Nummern) geführt.[02] Die Querschnittsbereiche wie Personal- oder Rechtsabteilung nahmen unverändert auch Aufgaben für die einzelnen Messegesellschaften wahr. Neben den Abteilungen bestanden zeitweilig Ausschüsse und Kommissionen für Einzelangelegenheiten.
Als "Außenorganisation" richtete das Messeamt sukzessive Geschäftsstellen mit Vertrauensleuten und ehrenamtlichen Vertretern in vielen deutschen Städten, in Europa und allen anderen Kontinenten ein. Die Berliner Geschäftsstelle wurde nach der Unterstellung unter das Reichspropagandaministerium zu einem wichtigen Bindeglied zu den Ministerien und obersten Militärdienststellen.
Kriegsbedingt kam die Arbeit der Vertrauensleute, ab 1943 auch der Abteilungen des Messeamts zum Erliegen. 1944 wurden große Abteilungen zusammengelegt und mit dem verbliebenen Personal der Fokus auf eine Neuausrichtung der Messe in der Nachkriegszeit gelegt.[03]
Zur Geschichte der Fotosammlung und Literarischen Abteilung
Von Beginn an nahm die Werbe- und Öffentlichkeitsarbeit einen Hauptteil in der Tätigkeit des Messeamtes ein. Werbung beinhaltete dabei Mitteilungen in Wort, Schrift und Bild. Um das Messeamt bei der publizistischen Arbeit zu unterstützen wurde bereits 1917 ein Ausschuss für Presseangelegenheiten geschaffen, der auf seiner ersten Sitzung beschloss, verstärkt freie Schriftsteller zur Berichterstattung heranzuziehen. Auch die bildliche Darstellung sollte durch Gewinnung namhafter Zeichner und Fotografen verbessert werden.
Dabei ging es zum einen um die Bereitstellung von Artikeln und Bildmaterial für die messeeigene Zeitung "Die Leipziger Mustermesse" (1923 Umbenennung in "Messamtliche Wirtschafts- und Exportzeitung"), zum anderen und das hauptsächlich, um die Versorgung der allgemeinen Presse mit Informationen und Mitteilungen. Im Frühjahr 1918 waren es rund 350 Tageszeitungen und Fachzeitschriften, die per Presseverteiler über das Messegeschehen und die Tätigkeit des Messeamtes informiert wurden. Der steigenden Nachfrage der Illustrierten nach Bilddokumenten wurde mit einem verstärkten Angebot an Fotografien entsprochen. Zahlreiche Fotografen fanden dadurch den Weg nach Leipzig und stellten sich in den Dienst des Messeamtes.
Die Literarische Abteilung hatte ihren Sitz im Hotel "Palmbaum" in der Gerberstr. 3, bevor sie 1922 in die "Alte Waage" am Markt einzog. Ihr erster Leiter war Hermann Behrmann. Die Hauptaufgabe dieser Abteilung bildete die Öffentlichkeitsarbeit. Zu ihren Aufgaben zählten die Schriftleitung und die Herausgabe der Messezeitung, die Ausgestaltung der Werbedrucksachen und die Zusammenarbeit mit der Presse. Zur Erfüllung dieser Aufgaben waren der Abteilung das Archiv (Zeitungsausschnitte, Fotografien, Diapositive, Bilder) und die Bibliothek sowie der Bereich Statistik zugeteilt. Im Zuge einer Umstrukturierung im Jahre 1920 wurde in der Literarischen Abteilung der Pressedienst eingerichtet. Neuer Leiter der Abteilung wurde Prof. Dr. Heinrich Hubert Houben, der als Schriftleiter auch für die Messezeitungen und Messadressbücher verantwortlich zeichnete. Am 1. Juli 1921 übernahm Paul Voss die Leitung der Literarischen Abteilung, der diese Funktion bis 1933 innehatte. Später standen der Abteilung Ludwig Fichte und Dr. Arnold Brauer vor. Strukturelle Änderung in der Organisation bewirkten 1928 eine Neueinteilung der Literarischen Abteilung unter gleichzeitiger Neufestsetzung und Erweiterung der Arbeitsgebiete. So war die Abteilung jetzt auch für die Werbung in Form von Inseraten im In- und Ausland, die Gestaltung von Broschüren, Plakaten, Filmen, Lichtbildern und Lichtreklame wie auch für die Veranstaltung von Tagungen, Kongressen und Vorträgen zuständig.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Leipziger Messeamt wurden verschiedene Registraturen geführt. Die Hauptregistratur mit den Geschäftsakten unterstand der Geschäftsleitung und damit unmittelbar dem Direktor des Messeamtes. Daneben gab es noch spezielle Registraturen in den Abteilungen, die man ebenfalls als "Archiv" bezeichnete. So existierten ein "Zeitungsarchiv", ein "Artikelarchiv", ein "Archiv fremde Messen" sowie das "Fotoarchiv". Das Fotoarchiv war der Literarischen Abteilung zugeordnet. Hauptaufgabe war der Erwerb, die Ordnung und Verzeichnung der Fotos sowie die Bereitstellung geeigneter Aufnahmen für Werbe- und Öffentlichkeitszwecke. 1929 umfasste das Fotoarchiv 6410 Originalaufnahmen, die für Presseveröffentlichungen und zur Herstellung von Diapositiven für Lichtbildervorträge genutzt wurden.
Während des 2. Weltkrieges war das Fotoarchiv in die Ausweichstelle des Leipziger Messeamtes nach Geithain ausgelagert. Dort sind ca. 4000 Aufnahmen abhandengekommen.[04]
Nach 1945 wurde im Messeamt ein Zentralarchiv gebildet, in welchem alle erhalten gebliebenen Registraturteile zusammengefasst worden sind. 1956 entstand ein "Werbe- und Wirtschaftsarchiv", dem neben den umfangreichen Zeitungsausschnitt-, Druckschriften- und Fotosammlungen auch die Bibliothek und das neu errichtete Betriebsarchiv unterstellt wurden. Mit der Bereitstellung neuer Räumlichkeiten 1965/1966 erfolgte die Zuordnung der Bestände des "Werbe- und Wirtschaftsarchivs" zum Betriebsarchiv.
Die Unterlagen des Leipziger Messeamtes bis zum Jahre 1945, bestehend aus Geschäftsakten, Druckschriften und Fotos, wurden vom Verwaltungsarchiv des Messeamtes zwischen 1977 und 1980 an das Staatsarchiv Leipzig mit den vorliegenden Findkarteien übergeben. Die handschriftlichen und maschinenschriftlichen Karteien bildeten über viele Jahre die gültigen Findmittel für den Archivbestand. Aus den Übergaben großer Komplexe resultieren noch die heutigen Zusätze zu den Archivsignaturen einzelner Archivaliengattungen: D (für Druckschriften), F (für Fotos), P (für Plakate). Zahlreiche Filme sind 1978 an das Staatliche Filmarchiv (heute Bundesarchiv) zur Sicherung abgegeben worden. Die Akten und Druckschriften des Bestands wurden im Staatsarchiv Leipzig in den Jahren 1999 - 2001 verfilmt.
2008 wurde der Teilbestand Fotos durch Retrokonversion elektronisch nutzbar gemacht. Die im Vorfeld der Bearbeitung durchgeführte Überprüfung ergab, dass die auf Pappe aufgezogenen Fotos z. T. umfangreichere Informationen enthielten als die Kartei, so dass im Zuge der PC-Eingabe vielfach auf das Original-Foto zurück gegriffen worden ist. Als eine Besonderheit bei diesem Teilbestand ist die Datierung anzusehen: So wurde die überlieferte Datumsangabe "FM" für Frühjahrsmesse zuzüglich Jahresangabe bzw. "HM" für Herbstmesse zuzüglich Jahresangabe übernommen. Die Verzeichnungsangabe des Fotografen (Hersteller, Lieferer) zeigt, dass das Messeamt hauptsächlich mit von Privatfotografen gefertigten Fotos versorgt wurde. Nur ein geringer Teil trägt den Stempel von Presse- bzw. Bilderdiensten bzw. von Firmen oder vom Messeamt selbst. Die überlieferte, historische Klassifikation wurde für diesen Teil fast ausnahmslos beibehalten.
Die Teile Akten, Druckschriften, Plakate und Karten wurden 2014 elektronisch nutzbar gemacht. Der überwiegende Teil der Unterlagen wurde auf Grundlage der vorliegenden Verzeichnungsangaben retrokonvertiert, weitere Teile (v. a. Aktengruppen zu Organisations- und Rechtsfragen, die Zeitungsausschnittsammlung mit Presseinformationen und Manuskripten) wurden vertieft erschlossen, da die bisherige Verzeichnung nicht aussagekräftig war. Für einen großen Teil der Unterlagen konnte eine Verbesserung des Erschließungszustands, einschließlich der Erfassung der Druckschriften, Fotos, Plakate, Pläne und Bilder, erreicht werden.
Die bisherige Ordnung des Bestands, der bis dato aus den Hauptgruppen Geschäftsakten, Druckschriften, Fotos und Plakate bestand, wurde grundlegend überarbeitet. Die Neugliederung spiegelt im Wesentlichen die Struktur des Messeamts ab 1923 wider. Die Hauptgruppen 1 – 10 entsprechen den großen Abteilungen, Ausschüssen und Kommissionen. Ihnen wurden sowohl Akten als auch Druckschriften entsprechend Provenienz und Aufgaben der Strukturteile zugeordnet. Lediglich die Zeitungsausschnitte (unter 9.), die Plakate und Fotos blieben als besondere Komplexe zusammen. Schließlich wurden noch die Akten Nr. 1603 – 1608 aus dem Bestand 21000 Leipziger Messeamt (II) wegen ihrer Laufzeit zugeordnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung des Bestands deckt den Zeitraum 1835 – 1964 ab. Während für das 19. Jh. nur Druckschriften (v. a. Messadressbücher) überliefert sind, setzt mit der Gründung des Messeamts 1917 die Aktenüberlieferung ein. Diese endet im Wesentlichen im Frühjahr 1945, die Nachkriegs- und DDR-Zeit ist im Bestand 21000 Leipziger Messeamt (II) überliefert. Einige Druckschriften und Personalakten enden nach 1945; auf eine nachträgliche Bestandstrennung wurde mit Rücksicht auf die Verfilmung des Bestands verzichtet.
Den mengenmäßigen Schwerpunkt des Bestands machen Fotografien aus. Die Fotosammlung des Leipziger Messeamtes umfasst 17295 Fotos (Nr. F 1 – F 13213) aus dem Zeitraum 1910-1964. Der größte Teil der Fotos sind Abzüge/Positive im Format 13 x 18 cm und 18 x 24 cm. Daneben existieren Kontaktabzüge und wenige Negative. Es sind Fotografien namhafter Künstler der ersten Hälfte des 20. Jh. überliefert, dafür stehen u. a. Namen wie Paul Faulstich, Eduard Krömer, Ernst Hoenisch, Hermann Walter, Ferdinand Bimpage und Emil Tiedemann.
Die überlieferten Fotos dokumentieren das Messegeschehen im Bild und sind daher als eine Primärquelle zur Geschichte des Messewesens ab 1917 zu betrachten. Daneben liefern die Fotografien Informationen zur Handels-, Wirtschafts-, Industrie- und Technikgeschichte, zur Entwicklung der internationalen Wirtschaftspolitik einschließlich des Innen- und Außenhandels sowie zur Leipziger Stadtgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jh.
Die Hauptgruppe der Allgemeinen Aufnahmen beinhaltet eine große Anzahl Porträts und Gruppenaufnahmen. Dabei handelt es sich um Mitglieder des Aufsichts- bzw. Verwaltungsrates sowie des Vorstandes des Messeamtes, um Persönlichkeiten des Rates der Stadt Leipzig sowie ehrenamtliche Vertreter des Messeamtes im In- und Ausland. Die Gruppenaufnahmen halten u. a. Besuche von in- und ausländischen Staatsoberhäuptern, Regierungsmitgliedern und Ehrengästen wie auch Empfänge des Messeamtes und nationale Treffen ausländischer Aussteller mit ihren Geschäftspartnern fest.
In größerem Umfang finden sich Reproduktionen historischer Dokumente zum Messegeschehen in der Sammlung: Stadtbriefe, Messeprivilegien, Urkunden, Zeichnungen, Grafiken und Gemälde.
In der Gruppe der Stadtansichten sind neben den Aufnahmen aller bedeutenden Messehäuser der Innenstadt auch Hotels, Vereinshäuser und öffentliche Einrichtungen, die zeitweise Ausstellungsfunktionen erfüllten sowie andere Sehenswürdigkeiten von Leipzig festgehalten.
Breiten Raum in der fotografischen Überlieferung nehmen die Bemühungen des Messeamtes zur Messewerbung und -reklame im In- und Ausland ein. Zugeschnitten auf einzelne Fachmessen finden sich dabei v. a. Ansichten von Standaufbauten und zur Reklamegestaltung in den unterschiedlichsten Formen.
Die Hauptgruppe der Mustermesse dokumentiert das Straßengeschehen und das Leben in den Messehäusern während der Leipziger Messe. Hier werden der Bau und die Einrichtung von Messehäusern belegt, aber auch deren Zerstörung im 2. Weltkrieg. Ebenso lässt sich die Herausbildung von Kollektivausstellungen sowie von Fachmessen und Sonderausstellungen nachvollziehen.
Eine weitere umfangreiche Hauptgruppe umfasst die Fotografien der Technischen Messe einschließlich der Baumesse. Angefangen von Luftbildern über Aufnahmen vom neu gestalteten Gelände der Technischen Messe, welches 1920 in Betrieb genommen wurde, finden sich Motive zum Bau der Messehallen, zur Standgestaltung, zu Reklameaufbauten, zu speziellen Auslandsausstellungen sowie zu den einzelnen Ausstellern mit ihren Messengütern der verschiedenen Branchen. Besonders zur Baumesse, die bis zu ihrer Übersiedlung auf das Areal der Technischen Messe in Barthels Hof ansässig war, existiert eine Vielzahl von Fotos.
In einer weiteren Systematikgruppe sind die Sonderausstellengen zusammen gefasst. Hier präsentiert sich insbesondere die Erfindermesse.
Die mehr als 2700 Akten und selbständigen Druckschriften geben Auskunft über die Gründung, Organisation und Tätigkeit des Messeamts. Die Unterlagen spiegeln das ständige Ringen der Leipziger Messe um eine solide Finanzierung sowie um die Vormachtstellung als Messeplatz im Deutschen Reich wider. Die Tätigkeit des Messeamts schloss eine genaue Beobachtung der wirtschaftlichen und konjunkturellen Entwicklung ein. Insofern sind neben den Aspekten Messestatistik, Einbindung neuer Industriezweige oder Ausstellerwerbung auch zahlreiche Informationen zur Binnenwirtschaft, zum Außenhandel sowie politische Einschätzungen vorhanden. Relativ vollständig überliefert sind die jährlichen Tätigkeitsberichte, Sitzungsprotokolle verschiedener Gremien und Ausschüsse sowie Drucksachen und Nachschlagewerke des Messeamts. Auch die Zusammenarbeit mit den Vertrauensleuten kann gut dokumentiert werden. Die Bandreihe der internen Umläufe (Punkt 2.1) vermittelt einen guten Überblick über die Anpassung der Körperschaft an die Bedürfnisse des NS-Staats. Aus der Tätigkeit der einzelnen Abteilungen sind Unterlagen in unterschiedlicher Dichte überliefert. Allerdings lassen Registraturvermerke aus dem Messeamt auf die nachträgliche Umordnung und Formierung von Akten schließen. Einzelne Mehrfachüberlieferungen interner Schreiben oder Protokolle bei verschiedenen Strukturteilen liegen vor.
Infolge der Bombenangriffe 1943 und 1944, von denen das Messeamt im Leipziger Zentrum betroffen war, ist mit zahlreichen Aktenverlusten zu rechnen.
Hinweise für die Benutzung
Bei der Benutzung der Fotografien sind die Bestimmungen des Urheberrechts zu beachten.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21000 Leipziger Messeamt (II)
20203 Messeausschuss der Handelskammer Leipzig
20982 Leipziger Messe- und Ausstellungs-AG
20983 Leipziger Textilmessehäuser Gesellschaften
20985 Messehaus Drei Könige Leipzig
20986 Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof, Leipzig
22369 Verlagsanstalt des Leipziger Messeamtes GmbH
Weitere umfangreiche Quellen zur Messegeschichte (einschließlich Fotos) befinden sich im Stadtarchiv Leipzig sowie im Unternehmensarchiv der Leipziger Messe GmbH.
Literatur (Auswahl)
Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig, Sonderband: die Leipziger Messe, bearb. von Edith Rothe, (Schriften der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig), Weimar 1957.
800 Jahre Leipziger Messe 1165-1965. Festschrift des Leipziger Messeamtes zur Jubiläumsmesse 1965 - Leipzig, 1965.
Helmut Glienicke, Das Betriebsarchiv des Leipziger Messeamtes. In: Arbeitsberichte zur Geschichte der Stadt Leipzig. Hg. Stadtarchiv Leipzig, 1969, Nr. 16, S. 54 ff.
Christa Fritzsche und Evelyn Kretzschmar, Das Leipziger Messeamt. Bestandsanalyse der Überlieferung bis 1945. In: Archivmitteilungen: Zeitschrift für Theorie und Praxis des Archivwesens. Hg Staatliche Archivverwaltung der DDR, Potsdam, 32.Jg. 1982, Heft 4, S. 136 ff.
Hartmut Zwahr, Thomas Topfstedt, Günter Bentele (Hg): Leipzigs Messen 1497 - 1997. Teilband 1 und 2. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien, 1999.
M. Bähr, Januar 2009
B. Richter, Dez. 2014
[01] 20202 Leipziger Messeamt, Nr. 1545.- Vgl. auch Markus Kaufhold, Handlungsspielräume im Nationalsozialismus. Die Rolle der Leipziger Oberbürgermeister im Verwaltungsrat der Leipziger Messe während des "Dritten Reiches", in: Leipzigs Wirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart. Akteure Handlungsspielräume, Wirkungen (1400-2011), hg. von Susanne Schötz, Leipzig 2012, S. 285 ff.
[02] 20202 Leipziger Messeamt, Nr. D 1077.
[03] 20202 Leipziger Messeamt (I), Nr. D 685; Nr. 1603 – 1604.
[04] Helmut Glienicke: Das Betriebsarchiv des Leipziger Messeamtes. In: Arbeitsberichte zur Geschichte der Stadt Leipzig. Hg. Stadtarchiv Leipzig, 1969, Nr. 16, S. 54 ff.
Seit Ende des 19. Jh. organisierte der "Messeausschuss der Handelskammer" zusammen mit dem Rat der Stadt Leipzig die Leipziger Messen. Strukturelle Veränderungen waren insbesondere nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs und dem Erstarken der großen Wirtschaftsverbände nötig, die sich 1915 in der "Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Mustermessen e. V." zusammenschlossen. Schließlich wurde das "Messamt für die Mustermesse in Leipzig" entsprechend seiner Satzung vom 23. Juni 1916 in Form eines eingetragenen Vereins von den drei Trägern (Stadt, Handelskammer Leipzig und Zentralstelle) gegründet. Die Verleihung der Rechtsfähigkeit durch das Sächsische Ministerium des Innern erfolgte am 18. August 1916. Das Messeamt nahm nach der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsrats am 26. Januar 1917 seine Tätigkeit am 8. Februar 1917 auf. Hauptaufgaben waren die Pflege und Förderung der alljährlich zweimal in Leipzig stattfindenden Messen. 1921 wurde das Messamt in eine Körperschaft öffentlichen Rechts umgewandelt, im März 1926 erfolgte die Namensänderung in "Leipziger Messeamt".
Im August 1934 erfolgte die Unterstellung unter das "Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda", 1940 die Umbenennung in Reichsmesseamt. Nachdem im Herbst 1941 kriegsbedingt die letzte Mustermesse stattgefunden hatte, nahm das Leipziger Messeamt im August 1945 die Arbeit wieder auf. Die erste Nachkriegsmesse fand im Mai 1946 statt. Im November 1950 wurde das Leipziger Messeamt – Körperschaft des öffentlichen Rechts – in einen volkseigenen Betrieb als Anstalt öffentlichen Rechts umgewandelt.
Die Leitung des Messeamts oblag dem Verwaltungsrat, dem Arbeitsausschuss (später: Kleiner Ausschuss) und dem Direktorium. An die Spitze des Messeamts wurde 1917 der aus Meißen stammende Raimund Köhler, seit 1916 Geschäftsführer der "Zentralstelle für Interessenten der Leipziger Mustermessen", als Präsident berufen. Die Umsetzung zahlreicher Gesetze und Vorschriften des NS-Staats, insbesondere das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", bewirkten ab 1933 zahlreiche personelle Verwerfungen. Leitende Mitarbeiter wurden versetzt, entlassen oder schieden aus unterschiedlichen Gründen aus. Der bisherige Präsident Raimund Köhler erhielt im Sept. 1937 auf Betreiben von Gauleiter Martin Mutschmann die Kündigung, Anlass war eine geplante Auslandsreise mit dem früheren Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler.[01] Köhler wurde von seinem Vizepräsidenten Ludwig Fichte abgelöst. Während des kriegsbedingten Niedergangs organisierte insbesondere der Leiter der Rechtsabteilung, Walther Niedenführ, wichtige Schritte zu Neuorganisation der Messe. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand Kurt Pröpper, der bisherige Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung, dem Messeamt vor.
Die Organisation des inneren Dienstbetriebes des Messeamtes entwickelte sich schrittweise und war in den Folgejahren ständigen Erweiterungen und vielfältigen Änderungen unterworfen. Strukturiert war das Messeamt seit seiner Gründung in Abteilungen, die zeitweise als selbständige Unternehmen ausgegliedert waren: ab 1917 bestanden die Kaufmännische Abteilung und die Literarische Abteilung (später mit Pressedienst, Bibliothek und Archiv, Werbung). 1919 kam die Technische Abteilung hinzu (ab 1923 Leipziger Messe- und Ausstellungs-AG, 1951 wieder im Messeamt). Die Rechtsabteilung und die Verlagsabteilung (ab 1923 Verlagsanstalt des Leipziger Messeamts GmbH) wurden 1921 eingerichtet. Im Jahr 1934 übernahm das Messeamt die selbständige Werbedienst GmbH.
Übersicht über die Abteilungen/Tochtergesellschaften mit interner Nummerierung
Die zeitweilig existierenden Tochtergesellschaften waren eng mit dem Messeamt verwoben und wurden intern durchgängig als Abteilungen (mit den Nummern) geführt.[02] Die Querschnittsbereiche wie Personal- oder Rechtsabteilung nahmen unverändert auch Aufgaben für die einzelnen Messegesellschaften wahr. Neben den Abteilungen bestanden zeitweilig Ausschüsse und Kommissionen für Einzelangelegenheiten.
Als "Außenorganisation" richtete das Messeamt sukzessive Geschäftsstellen mit Vertrauensleuten und ehrenamtlichen Vertretern in vielen deutschen Städten, in Europa und allen anderen Kontinenten ein. Die Berliner Geschäftsstelle wurde nach der Unterstellung unter das Reichspropagandaministerium zu einem wichtigen Bindeglied zu den Ministerien und obersten Militärdienststellen.
Kriegsbedingt kam die Arbeit der Vertrauensleute, ab 1943 auch der Abteilungen des Messeamts zum Erliegen. 1944 wurden große Abteilungen zusammengelegt und mit dem verbliebenen Personal der Fokus auf eine Neuausrichtung der Messe in der Nachkriegszeit gelegt.[03]
Zur Geschichte der Fotosammlung und Literarischen Abteilung
Von Beginn an nahm die Werbe- und Öffentlichkeitsarbeit einen Hauptteil in der Tätigkeit des Messeamtes ein. Werbung beinhaltete dabei Mitteilungen in Wort, Schrift und Bild. Um das Messeamt bei der publizistischen Arbeit zu unterstützen wurde bereits 1917 ein Ausschuss für Presseangelegenheiten geschaffen, der auf seiner ersten Sitzung beschloss, verstärkt freie Schriftsteller zur Berichterstattung heranzuziehen. Auch die bildliche Darstellung sollte durch Gewinnung namhafter Zeichner und Fotografen verbessert werden.
Dabei ging es zum einen um die Bereitstellung von Artikeln und Bildmaterial für die messeeigene Zeitung "Die Leipziger Mustermesse" (1923 Umbenennung in "Messamtliche Wirtschafts- und Exportzeitung"), zum anderen und das hauptsächlich, um die Versorgung der allgemeinen Presse mit Informationen und Mitteilungen. Im Frühjahr 1918 waren es rund 350 Tageszeitungen und Fachzeitschriften, die per Presseverteiler über das Messegeschehen und die Tätigkeit des Messeamtes informiert wurden. Der steigenden Nachfrage der Illustrierten nach Bilddokumenten wurde mit einem verstärkten Angebot an Fotografien entsprochen. Zahlreiche Fotografen fanden dadurch den Weg nach Leipzig und stellten sich in den Dienst des Messeamtes.
Die Literarische Abteilung hatte ihren Sitz im Hotel "Palmbaum" in der Gerberstr. 3, bevor sie 1922 in die "Alte Waage" am Markt einzog. Ihr erster Leiter war Hermann Behrmann. Die Hauptaufgabe dieser Abteilung bildete die Öffentlichkeitsarbeit. Zu ihren Aufgaben zählten die Schriftleitung und die Herausgabe der Messezeitung, die Ausgestaltung der Werbedrucksachen und die Zusammenarbeit mit der Presse. Zur Erfüllung dieser Aufgaben waren der Abteilung das Archiv (Zeitungsausschnitte, Fotografien, Diapositive, Bilder) und die Bibliothek sowie der Bereich Statistik zugeteilt. Im Zuge einer Umstrukturierung im Jahre 1920 wurde in der Literarischen Abteilung der Pressedienst eingerichtet. Neuer Leiter der Abteilung wurde Prof. Dr. Heinrich Hubert Houben, der als Schriftleiter auch für die Messezeitungen und Messadressbücher verantwortlich zeichnete. Am 1. Juli 1921 übernahm Paul Voss die Leitung der Literarischen Abteilung, der diese Funktion bis 1933 innehatte. Später standen der Abteilung Ludwig Fichte und Dr. Arnold Brauer vor. Strukturelle Änderung in der Organisation bewirkten 1928 eine Neueinteilung der Literarischen Abteilung unter gleichzeitiger Neufestsetzung und Erweiterung der Arbeitsgebiete. So war die Abteilung jetzt auch für die Werbung in Form von Inseraten im In- und Ausland, die Gestaltung von Broschüren, Plakaten, Filmen, Lichtbildern und Lichtreklame wie auch für die Veranstaltung von Tagungen, Kongressen und Vorträgen zuständig.
Bestandsgeschichte und -bearbeitung
Im Leipziger Messeamt wurden verschiedene Registraturen geführt. Die Hauptregistratur mit den Geschäftsakten unterstand der Geschäftsleitung und damit unmittelbar dem Direktor des Messeamtes. Daneben gab es noch spezielle Registraturen in den Abteilungen, die man ebenfalls als "Archiv" bezeichnete. So existierten ein "Zeitungsarchiv", ein "Artikelarchiv", ein "Archiv fremde Messen" sowie das "Fotoarchiv". Das Fotoarchiv war der Literarischen Abteilung zugeordnet. Hauptaufgabe war der Erwerb, die Ordnung und Verzeichnung der Fotos sowie die Bereitstellung geeigneter Aufnahmen für Werbe- und Öffentlichkeitszwecke. 1929 umfasste das Fotoarchiv 6410 Originalaufnahmen, die für Presseveröffentlichungen und zur Herstellung von Diapositiven für Lichtbildervorträge genutzt wurden.
Während des 2. Weltkrieges war das Fotoarchiv in die Ausweichstelle des Leipziger Messeamtes nach Geithain ausgelagert. Dort sind ca. 4000 Aufnahmen abhandengekommen.[04]
Nach 1945 wurde im Messeamt ein Zentralarchiv gebildet, in welchem alle erhalten gebliebenen Registraturteile zusammengefasst worden sind. 1956 entstand ein "Werbe- und Wirtschaftsarchiv", dem neben den umfangreichen Zeitungsausschnitt-, Druckschriften- und Fotosammlungen auch die Bibliothek und das neu errichtete Betriebsarchiv unterstellt wurden. Mit der Bereitstellung neuer Räumlichkeiten 1965/1966 erfolgte die Zuordnung der Bestände des "Werbe- und Wirtschaftsarchivs" zum Betriebsarchiv.
Die Unterlagen des Leipziger Messeamtes bis zum Jahre 1945, bestehend aus Geschäftsakten, Druckschriften und Fotos, wurden vom Verwaltungsarchiv des Messeamtes zwischen 1977 und 1980 an das Staatsarchiv Leipzig mit den vorliegenden Findkarteien übergeben. Die handschriftlichen und maschinenschriftlichen Karteien bildeten über viele Jahre die gültigen Findmittel für den Archivbestand. Aus den Übergaben großer Komplexe resultieren noch die heutigen Zusätze zu den Archivsignaturen einzelner Archivaliengattungen: D (für Druckschriften), F (für Fotos), P (für Plakate). Zahlreiche Filme sind 1978 an das Staatliche Filmarchiv (heute Bundesarchiv) zur Sicherung abgegeben worden. Die Akten und Druckschriften des Bestands wurden im Staatsarchiv Leipzig in den Jahren 1999 - 2001 verfilmt.
2008 wurde der Teilbestand Fotos durch Retrokonversion elektronisch nutzbar gemacht. Die im Vorfeld der Bearbeitung durchgeführte Überprüfung ergab, dass die auf Pappe aufgezogenen Fotos z. T. umfangreichere Informationen enthielten als die Kartei, so dass im Zuge der PC-Eingabe vielfach auf das Original-Foto zurück gegriffen worden ist. Als eine Besonderheit bei diesem Teilbestand ist die Datierung anzusehen: So wurde die überlieferte Datumsangabe "FM" für Frühjahrsmesse zuzüglich Jahresangabe bzw. "HM" für Herbstmesse zuzüglich Jahresangabe übernommen. Die Verzeichnungsangabe des Fotografen (Hersteller, Lieferer) zeigt, dass das Messeamt hauptsächlich mit von Privatfotografen gefertigten Fotos versorgt wurde. Nur ein geringer Teil trägt den Stempel von Presse- bzw. Bilderdiensten bzw. von Firmen oder vom Messeamt selbst. Die überlieferte, historische Klassifikation wurde für diesen Teil fast ausnahmslos beibehalten.
Die Teile Akten, Druckschriften, Plakate und Karten wurden 2014 elektronisch nutzbar gemacht. Der überwiegende Teil der Unterlagen wurde auf Grundlage der vorliegenden Verzeichnungsangaben retrokonvertiert, weitere Teile (v. a. Aktengruppen zu Organisations- und Rechtsfragen, die Zeitungsausschnittsammlung mit Presseinformationen und Manuskripten) wurden vertieft erschlossen, da die bisherige Verzeichnung nicht aussagekräftig war. Für einen großen Teil der Unterlagen konnte eine Verbesserung des Erschließungszustands, einschließlich der Erfassung der Druckschriften, Fotos, Plakate, Pläne und Bilder, erreicht werden.
Die bisherige Ordnung des Bestands, der bis dato aus den Hauptgruppen Geschäftsakten, Druckschriften, Fotos und Plakate bestand, wurde grundlegend überarbeitet. Die Neugliederung spiegelt im Wesentlichen die Struktur des Messeamts ab 1923 wider. Die Hauptgruppen 1 – 10 entsprechen den großen Abteilungen, Ausschüssen und Kommissionen. Ihnen wurden sowohl Akten als auch Druckschriften entsprechend Provenienz und Aufgaben der Strukturteile zugeordnet. Lediglich die Zeitungsausschnitte (unter 9.), die Plakate und Fotos blieben als besondere Komplexe zusammen. Schließlich wurden noch die Akten Nr. 1603 – 1608 aus dem Bestand 21000 Leipziger Messeamt (II) wegen ihrer Laufzeit zugeordnet.
Überlieferungsschwerpunkte
Die Überlieferung des Bestands deckt den Zeitraum 1835 – 1964 ab. Während für das 19. Jh. nur Druckschriften (v. a. Messadressbücher) überliefert sind, setzt mit der Gründung des Messeamts 1917 die Aktenüberlieferung ein. Diese endet im Wesentlichen im Frühjahr 1945, die Nachkriegs- und DDR-Zeit ist im Bestand 21000 Leipziger Messeamt (II) überliefert. Einige Druckschriften und Personalakten enden nach 1945; auf eine nachträgliche Bestandstrennung wurde mit Rücksicht auf die Verfilmung des Bestands verzichtet.
Den mengenmäßigen Schwerpunkt des Bestands machen Fotografien aus. Die Fotosammlung des Leipziger Messeamtes umfasst 17295 Fotos (Nr. F 1 – F 13213) aus dem Zeitraum 1910-1964. Der größte Teil der Fotos sind Abzüge/Positive im Format 13 x 18 cm und 18 x 24 cm. Daneben existieren Kontaktabzüge und wenige Negative. Es sind Fotografien namhafter Künstler der ersten Hälfte des 20. Jh. überliefert, dafür stehen u. a. Namen wie Paul Faulstich, Eduard Krömer, Ernst Hoenisch, Hermann Walter, Ferdinand Bimpage und Emil Tiedemann.
Die überlieferten Fotos dokumentieren das Messegeschehen im Bild und sind daher als eine Primärquelle zur Geschichte des Messewesens ab 1917 zu betrachten. Daneben liefern die Fotografien Informationen zur Handels-, Wirtschafts-, Industrie- und Technikgeschichte, zur Entwicklung der internationalen Wirtschaftspolitik einschließlich des Innen- und Außenhandels sowie zur Leipziger Stadtgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jh.
Die Hauptgruppe der Allgemeinen Aufnahmen beinhaltet eine große Anzahl Porträts und Gruppenaufnahmen. Dabei handelt es sich um Mitglieder des Aufsichts- bzw. Verwaltungsrates sowie des Vorstandes des Messeamtes, um Persönlichkeiten des Rates der Stadt Leipzig sowie ehrenamtliche Vertreter des Messeamtes im In- und Ausland. Die Gruppenaufnahmen halten u. a. Besuche von in- und ausländischen Staatsoberhäuptern, Regierungsmitgliedern und Ehrengästen wie auch Empfänge des Messeamtes und nationale Treffen ausländischer Aussteller mit ihren Geschäftspartnern fest.
In größerem Umfang finden sich Reproduktionen historischer Dokumente zum Messegeschehen in der Sammlung: Stadtbriefe, Messeprivilegien, Urkunden, Zeichnungen, Grafiken und Gemälde.
In der Gruppe der Stadtansichten sind neben den Aufnahmen aller bedeutenden Messehäuser der Innenstadt auch Hotels, Vereinshäuser und öffentliche Einrichtungen, die zeitweise Ausstellungsfunktionen erfüllten sowie andere Sehenswürdigkeiten von Leipzig festgehalten.
Breiten Raum in der fotografischen Überlieferung nehmen die Bemühungen des Messeamtes zur Messewerbung und -reklame im In- und Ausland ein. Zugeschnitten auf einzelne Fachmessen finden sich dabei v. a. Ansichten von Standaufbauten und zur Reklamegestaltung in den unterschiedlichsten Formen.
Die Hauptgruppe der Mustermesse dokumentiert das Straßengeschehen und das Leben in den Messehäusern während der Leipziger Messe. Hier werden der Bau und die Einrichtung von Messehäusern belegt, aber auch deren Zerstörung im 2. Weltkrieg. Ebenso lässt sich die Herausbildung von Kollektivausstellungen sowie von Fachmessen und Sonderausstellungen nachvollziehen.
Eine weitere umfangreiche Hauptgruppe umfasst die Fotografien der Technischen Messe einschließlich der Baumesse. Angefangen von Luftbildern über Aufnahmen vom neu gestalteten Gelände der Technischen Messe, welches 1920 in Betrieb genommen wurde, finden sich Motive zum Bau der Messehallen, zur Standgestaltung, zu Reklameaufbauten, zu speziellen Auslandsausstellungen sowie zu den einzelnen Ausstellern mit ihren Messengütern der verschiedenen Branchen. Besonders zur Baumesse, die bis zu ihrer Übersiedlung auf das Areal der Technischen Messe in Barthels Hof ansässig war, existiert eine Vielzahl von Fotos.
In einer weiteren Systematikgruppe sind die Sonderausstellengen zusammen gefasst. Hier präsentiert sich insbesondere die Erfindermesse.
Die mehr als 2700 Akten und selbständigen Druckschriften geben Auskunft über die Gründung, Organisation und Tätigkeit des Messeamts. Die Unterlagen spiegeln das ständige Ringen der Leipziger Messe um eine solide Finanzierung sowie um die Vormachtstellung als Messeplatz im Deutschen Reich wider. Die Tätigkeit des Messeamts schloss eine genaue Beobachtung der wirtschaftlichen und konjunkturellen Entwicklung ein. Insofern sind neben den Aspekten Messestatistik, Einbindung neuer Industriezweige oder Ausstellerwerbung auch zahlreiche Informationen zur Binnenwirtschaft, zum Außenhandel sowie politische Einschätzungen vorhanden. Relativ vollständig überliefert sind die jährlichen Tätigkeitsberichte, Sitzungsprotokolle verschiedener Gremien und Ausschüsse sowie Drucksachen und Nachschlagewerke des Messeamts. Auch die Zusammenarbeit mit den Vertrauensleuten kann gut dokumentiert werden. Die Bandreihe der internen Umläufe (Punkt 2.1) vermittelt einen guten Überblick über die Anpassung der Körperschaft an die Bedürfnisse des NS-Staats. Aus der Tätigkeit der einzelnen Abteilungen sind Unterlagen in unterschiedlicher Dichte überliefert. Allerdings lassen Registraturvermerke aus dem Messeamt auf die nachträgliche Umordnung und Formierung von Akten schließen. Einzelne Mehrfachüberlieferungen interner Schreiben oder Protokolle bei verschiedenen Strukturteilen liegen vor.
Infolge der Bombenangriffe 1943 und 1944, von denen das Messeamt im Leipziger Zentrum betroffen war, ist mit zahlreichen Aktenverlusten zu rechnen.
Hinweise für die Benutzung
Bei der Benutzung der Fotografien sind die Bestimmungen des Urheberrechts zu beachten.
Verweise auf korrespondierende Bestände
21000 Leipziger Messeamt (II)
20203 Messeausschuss der Handelskammer Leipzig
20982 Leipziger Messe- und Ausstellungs-AG
20983 Leipziger Textilmessehäuser Gesellschaften
20985 Messehaus Drei Könige Leipzig
20986 Messepalast Handelsstätte Dresdner Hof, Leipzig
22369 Verlagsanstalt des Leipziger Messeamtes GmbH
Weitere umfangreiche Quellen zur Messegeschichte (einschließlich Fotos) befinden sich im Stadtarchiv Leipzig sowie im Unternehmensarchiv der Leipziger Messe GmbH.
Literatur (Auswahl)
Bibliographie zur Geschichte der Stadt Leipzig, Sonderband: die Leipziger Messe, bearb. von Edith Rothe, (Schriften der Historischen Kommission der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig), Weimar 1957.
800 Jahre Leipziger Messe 1165-1965. Festschrift des Leipziger Messeamtes zur Jubiläumsmesse 1965 - Leipzig, 1965.
Helmut Glienicke, Das Betriebsarchiv des Leipziger Messeamtes. In: Arbeitsberichte zur Geschichte der Stadt Leipzig. Hg. Stadtarchiv Leipzig, 1969, Nr. 16, S. 54 ff.
Christa Fritzsche und Evelyn Kretzschmar, Das Leipziger Messeamt. Bestandsanalyse der Überlieferung bis 1945. In: Archivmitteilungen: Zeitschrift für Theorie und Praxis des Archivwesens. Hg Staatliche Archivverwaltung der DDR, Potsdam, 32.Jg. 1982, Heft 4, S. 136 ff.
Hartmut Zwahr, Thomas Topfstedt, Günter Bentele (Hg): Leipzigs Messen 1497 - 1997. Teilband 1 und 2. Böhlau Verlag Köln Weimar Wien, 1999.
M. Bähr, Januar 2009
B. Richter, Dez. 2014
[01] 20202 Leipziger Messeamt, Nr. 1545.- Vgl. auch Markus Kaufhold, Handlungsspielräume im Nationalsozialismus. Die Rolle der Leipziger Oberbürgermeister im Verwaltungsrat der Leipziger Messe während des "Dritten Reiches", in: Leipzigs Wirtschaft in Vergangenheit und Gegenwart. Akteure Handlungsspielräume, Wirkungen (1400-2011), hg. von Susanne Schötz, Leipzig 2012, S. 285 ff.
[02] 20202 Leipziger Messeamt, Nr. D 1077.
[03] 20202 Leipziger Messeamt (I), Nr. D 685; Nr. 1603 – 1604.
[04] Helmut Glienicke: Das Betriebsarchiv des Leipziger Messeamtes. In: Arbeitsberichte zur Geschichte der Stadt Leipzig. Hg. Stadtarchiv Leipzig, 1969, Nr. 16, S. 54 ff.
Die Hilfe der Sowjet-Union beim Wiederaufbau der Leipziger Messe nach 1945. Hrsg.: Leipziger Messeamt. Leipzig 1952. - 800 Jahre Leipziger Messe. Festschrift des Leipziger Messeamtes zur Jubiläumsmesse 1965. Leipzig 1965 (2 Ex.). - Zitate - Fakten - Zahlen. Eine Dokumentation über die Leipziger Messe zum 30. Jahrestag der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik. Msl. Ms., 1978. (SEDSamBG Nr. 14)
Satzungen und Gesellschaftverträge.- Tätigkeitsberichte.- Sitzungsprotokolle.- Innere Organisation.- Personal.- Rechtsfragen.- Finanzen, Vermögen.- Messehäuser und Grundstücke.- Geschäftsstellen und Vertretungen.- Messen und Fachausstellungen.- Fotos.- Werbung, Berichte und Statistiken.- Nachschlagewerke, Messeadressbücher (1849-1941).- Abschriften von Messrelationen.
Im August 1916 wurde das "Meßamt für Musterwaren in Leipzig" als Verein zur Förderung, Vertretung und Schutz der Leipziger Messe gegründet und nahm im Februar 1917 seine Arbeit auf. 1921 erfolgte die Umwandlung in eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit den Hauptaufgaben Werbung, Interessenvertretung im In- und Ausland, Organisation der Mustermessen, Erteilung von Auskünften, Gutachten und Berichten sowie Überwachung der Preise und die Umbenennung in Leipziger Messeamt. Vor allem in den 1920er Jahren konnte die Messe ein Ansteigen der Besucher- und Ausstellerzahlen verzeichnen. 1933 erfolgte die Unterstellung unter das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, 1940 die Umbenennung in Reichsmesseamt. Nachdem im Herbst 1941 kriegsbedingt die letzte Mustermesse stattgefunden hatte, nahm das Leipziger Messeamt im August 1945 die Arbeit wieder auf.
Die Überlieferung ab 1945 befindet sich im Bestand 21000 Leipziger Messeamt (II).
Die Überlieferung ab 1945 befindet sich im Bestand 21000 Leipziger Messeamt (II).
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