18.10.2019

14. IADA Kongress in Warschau

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Tagungs- und Gedenkort: Museum der Geschichte der polnischen Juden (Polin) (rechts) und das Denkmal der Helden des Ghettos (links), Foto: Barbara Kunze 
© Sächsisches Staatsarchiv

In der Woche vom 23. bis zum 27. September fand der 14. IADA Kongress im Polin Museum, dem Museum der Geschichte der polnischen Juden, in Warschau statt. Über 400 Teilnehmende aus 39 Ländern, darunter auch eine Vertreterin des Sächsischen Staatsarchivs, waren der Einladung der internationalen Arbeitsgemeinschaft der Archiv-, Bibliotheks- und Grafikrestauratoren (IADA) gefolgt.

Geboten wurde ein breites Programm von Vorträgen, Firmenständen, Workshops und Führungen. Das Themenspektrum erstreckte sich von den Ergebnissen naturwissenschaftlicher Materialanalysen über die Vorstellung neuer restauratorischer Verfahren bis zu den Strategien im Umgang mit den sammlungsübergreifenden Herausforderungen der Erhaltung. Sind die dargebrachten Kenntnisse und Erfahrungen rund um den vielseitigen Informationsträger Papier für sich bereits ein gewinnbringender Fundus für die Erhaltungsfragen im Sächsischen Staatsarchiv, so ermöglichte deren Zusammenschau im Rahmen der Tagung weiterhin fachliche Querverbindungen zu erkennen und institutionelle und menschliche Kontakte zu knüpfen und zu nutzen.

Unter dem Titel »Looking for Authenticity« wurde der Umgang mit den überlieferten Gegenständen des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz vorgestellt und dabei auf die Relevanz von Behandlungsentscheidungen für die Erhaltung der Geschichte dieser Objekte verwiesen. Die Spuren der (Ab-)Nutzung sind für die Aussagekraft des Häftlingskoffers entscheidend. Für den in einem Schuh versteckten und dort wiederentdeckten Notizzettel ist es gerade dieser Fundort, der den unscheinbaren Gegenstand zu uns sprechen lässt. Die konservatorische Behandlung zielte folglich darauf, diese Überlieferungszusammenhänge erfahrbar zu erhalten. Der  während einer früheren restauratorischen Maßnahme aufgebrachte Lacküberzug wurde daher von den Oberflächen des Koffers wieder entfernt, das kleine Schriftstück wurde zwar entfaltet aber weiterhin zusammen mit dem Schuh aufbewahrt.

Nonverbale Informationen sind in jeder historischen Quelle enthalten, das zeigten noch weitere Vorträge im Rahmen der Tagung. Die bewusste Auseinandersetzung damit kann auch die Auswertung der im Sächsischen Staatsarchiv verwahrten schriftlichen Überlieferung bereichern und ist gerade angesichts der zunehmenden digitalen Nutzungsangebote eine wesentliche Vermittlungsaufgabe. Auf diese Weise kann einer Entfremdung vom originalen Quellenmaterial vorgebeugt und Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit archivischer Quellenforschung können dargestellt und befördert werden.

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