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Beständeübersicht

Bestand

10002 Urkunden aus der Finanzverwaltung

Datierung1249 - 1944
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)148,55

Bestand enthält auch 202 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Der Bestand umfasst Urkunden, andere Einzeldokumente sowie vereinzelt auch meist nicht sehr umfangreiche Akten aus sächsischen Finanzbehörden. Vertreten sind u. a. das Kammerkollegium, das Geheimen Finanzkollegium und am umfangreichsten das Finanzministerium. Überwiegend stammen die Stücke aus der Zeit von 1500 bis 1944. Trotz der umfangreichen, die meisten Urkunden vor 1500 betreffenden, Abgaben von 1834/35 an die damalige 1. Abteilung des Hauptstaatsarchivs, den heutigen Bestand 10001 Ältere Urkunden des Hauptstaatsarchivs Dresden, sind jedoch auch einige mittelalterliche Stücke im Bestand verblieben. Die älteste Urkundenausfertigung, die sich heute im Bestand befindet ist eine Urkunde König Wenzels I. von Böhmen von 1249 (Nr. 07247). Einige von der angegebenen Datierung her noch ältere Stücker sind Fälschungen bzw. Abschriften. Es gibt auch einige Nachträge aus der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Das späteste genau datierbare Stück stammt von 1947.
Bis zur Retrokonversion des größten Teils dieses Bestandes war eine siebenbändige Findbuchreihe das wesentliche Findmittel, die in grob chronologischer Reihung im 19. Jh. begonnen wurde und bis zum 28. August 1939 fortlaufend mit Neuzugängen ergänzt wurde. Spätere Neuzugänge wurden nur noch in einer bereits vor 1939 begonnenen nach Orten und Sachbetreffen geordneten Kartei eingetragen, bei Bedarf auch mehrfach.
2020/21 wurde die siebenbändige Findbuchreihe von Mathias Ullmann im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts retrokonvertiert. Gleichzeitig erfolgte die Retrokonversion der Kartei durch Sabine Engler und Gunter Biele, wobei mehrfach verzeichnete Stücke nur einmal in das elektronische Findmittel übernommen wurden. Aus eine Klassifikation des Bestands wurde in Anbetracht des dafür zu erwartenden sehr erheblichen Zusatzaufwands zunächst verzichtet.
Der Überlieferungsschwerpunkt des Bestandes liegt eindeutig im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Diesem Zeitraum sind etwa 95 Prozent der hier enthaltenen Dokumente zuzuordnen. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Masse der Dokumente Käufe und Verkäufe des Staatsfiskus und vergleichbare Angelegenheiten betrifft. Es gibt aber auch zahleiche Dokumente, die wichtige Aufschlüsse zu anderen Themen liefern. Dis soll nachfolgend an einigen Beispielen verdeutlicht werden.
Bergbau und Hüttenwesen der frühen Neuzeit, z. B.:
Nr. 01146, Privileg über das Zinnbergwerk "Zum Gottesberg" [bei Tannenbergsthal], so Herzog Moritz Wilhelm [von Sachsen-Zeitz] dem Rittmeister Hans Heinrich Edlen von der Planitz erteilt, 12. Oktober 1686
Nr. 06995, Kaufsverschreibung über die an den Oberhauptmann zu Joachimsthal (heute Jáchymov/Tschechien), Christoph von Carlowitz auf Rothenhaus (heute ?ervený Hrádek/Tschechien) und zu Hermsdorf von Heinrich Uttmann auf der Saigerhütte zu Grünthal, Hans Uttmann, seinem Bruder, auch Hans Biener, Münzmeister zu Dresden, seinem Schwager, für Holz und Kohlen wieder aufs Neue an ihn vorausbezahlten 800 Gulden, 1563

Frühneuzeitliche Manufakturen, z. B.:
Nr. 00511, Originalprivilegium, welches dem Kommissionsrat Thielemann unter dem 16. Februar 1750 zur Anlegung einer Tabaksfabrik in Hosterwitz erteilt worden, im gleichen Originalprivilegium von des Premierministers, Herrn Grafen von Brühl, Exzellenz über die per Zesison erlangte Thielemannsche Tabaksmanufaktur, ausgefertigt den 22. Oktober 1751.
Nr. 00560, Originalkonzession, so Wolfgang Friedrich Schröter, Kaufmann in Dresden, zur Errichtung einer Gold- und Silberfabrik erteilt worden, 7. August 1751.

Infrastrukturprojekte des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, z. B.:
Nr. 05524, Urkunde über die käufliche Erwerbung der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn von der betreffenden Eisenbahngesellschaft. Leipzig, 1. April 1847.
Nr. 16552, Revers, laut welchem sich die Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung zu Annaberg verpflichtet, alle infolge der bestehenden Gasleitung und zur weiteren Ausdehnung derselben künftig nötigen Bauveränderungen und sonstigen Arbeiten an den von der Gasleitung berührten Chausseen in und bei Annaberg auf ihre eigenen Kosten auszuführen, auch die entstehenden Schäden zu tragen, 2. August 1878.
Nr. 21717, Vertrag des königlich sächsischen Staatsfiskus mit der Automobil-Aktiengesellschaft Mittweida-Burgstädt-Limbach, die Gewährung einer einmaligen unverzinslichen Staatsbeihilfe von 30000 Mark zum Betrieb der Automobil-Omnibuslinie Mittweida-Burgstädt-Limbach-Oberfrohna; 12. Februar 1908 und 5. März 1908.
Nr. 23751, Vertrag mit dem Gemeindeverband für das Elektrizitätswerk Niederlößnitz über die Lieferung elektrischer Arbeit für die elektrische Lößnitztalbahn, Linie Mickten-Kötzschenbroda-Zitzschewig, einschließlich der Strecke Straßenbahnhof Mickten-Oschatzer Straße, sowie für die am Arsenal beginnende elektrische Straßenbahn nach Klotzsche/Hellerau; 11. Juni 1924 und 21. Juni 1924, hierzu ein Nachtrag vom 26. Oktober 1925 und 30. November 1925.
Nr. 24443, Erbbauvertrag zwischen dem sächsischen Staatsfiskus und der Sächsischen Flughafenbetriebs GmbH Dresden über einen 61,14 ha großen Teil vom Revierteil A "das Hauptrevier des Klotzscher Staatsforstreviers"; hierzu eine Zeichnung; 27. März 1928.

Aufkommen des Tourismus, z. B.:
Nr. 22137a, Vertrag mit der Drahtseilbahn Augustusburg Aktiengesellschaft wegen Gewährung eines unverzinslichen Darlehens an dieselbe zum Bau einer Drahtseilbahn vom Bahnhof Erdmannsdorf-Augustusburg nach der Stadt Augustusburg betreffend, 4. August 1910.
Nr. 23531, Vertrag zwischen dem sächsischen Staatsfiskus und dem Erzgebirgsverein, betreffend die Einräumung eines Erbbaurechts auf den Kuppen des Fichtelbergs, Revier Unterwiesenthal, des Auersbergs, Revier Auersberg, und des Spiegelwaldes, Revier Grünhain, gegen Zahlung eines jährlichen Erbpachtzinses; 3. Februar 1920, hierzu zwei Grundbuchakten-Abschriften, zwei Eintragsbekanntmachungen, zwei Lagepläne, ein Nachtragsvertrag vom 8. April 1924 mit drei Grundbuchmitteilungen, zweiter Nachtrag vom 8. Oktober 1925 mit zwei Eintragsbenachrichtigungen und dritter Nachtrag vom 28. Oktober 1925 mit Abschrift aus den Grundakten, Umbezirkung des Grundstücks Nr. 945, Flur mit dem Albertturm, zu Grünhain und eine Eintragsbekanntmachung, 3. Febr. 1920 - 28. Okt. 1925.


Staatsverträge Sachsens mit finanzpolitischen Hintergrund, z. B.:
Nr. 02906, Postvertrag zwischen der königlich sächsischen und königlich bayrischen Regierung, abgeschlossen unter dem 16. Februar 1835, sächsischerseits ratifiziert unter dem 13. April 1835 und vom königlich bayrischen Staatsministerium unter dem 20. April 1835 ratifiziert.
Nr. 05089a, Salzlieferungsvertrag zwischen Sachsen und Preußen, Berlin, 14. Mai 1845.
Nr. 23551, Staatsvertrag, betreffend den Übergang der Wasserstraßen von den Ländern auf das Reich, 31. März 1921.

Wie diese Aufzählung zeigt, ist der Bestand also auch wirtschaftsgeschichtlich von erheblichem Interesse. Insbesondere enthält er umfangreiches Material zu Infrastrukturprojekte des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Zur Erleichterung der Recherche sei in diesem Zusammenhang auf zwei zeittypische, heute kaum mehr gebräuchliche, Bezeichnungen hingewiesen, die bei entsprechenden Suchanfragen berücksichtigt werden sollten. Für Busse, aber auch für andere Kraftfahrzeuge wird hier häufig der Begriff "Kraftwagen" verwendet. Radwege erscheinen konsequent unter dem Begriff "Radfahrweg".
Daneben sei auch auf die häufig belegten Flurnamen und auf die hier nicht selten enthaltenen Flurkarten hingewiesen, die diesen Bestand als eine interessante Quellenbasis die Flurnamenforschung ausweisen. Nicht zuletzt werden im Zusammenhang mit Grundstückskäufen zahlreiche sonst selten belegte Personen erwähnt. Dies ist für genealogische Forschungen von erheblichem Interesse. Angehörige bestimmter Berufsgruppen, beispielsweise Bergleute und Forstarbeiter, werden hier besonders häufig namentlich genannt.

Eckhart Leisering, 16. Juli 2021
Übersicht über die Bestände des Sächsischen Landeshauptarchivs und seiner Landesarchive. Leipzig, 1955, S. 37 - 46 (H. Schieckel) (Schriftenreihe des Sächsischen Landeshauptarchivs Dresden. Bd. 1)

Lippert, Woldemar: Das Sächsische Hauptstaatsarchiv : Sein Wesen und Werden. Dresden, 1930, S. 58 - 61

Schieckel, Harald: Methoden, Probleme und Ergebnisse der Inventarisation der Urkunden des Sächsischen Landeshauptarchivs zu Dresden. In: Forschungen aus mitteldeutschen Archiven. Berlin, 1953, S. 66 - 79

Schieckel, Harald: Pertinenz und Provenienz in dem alten Ordnungssystem mitteldeutscher Stifts- und Klosterarchive. In: Archivar und Historiker. Berlin, 1956, S. 89 - 106

Leisering, Eckhart: Die Entstehung der Zettelregesten für die Urkunden des Sächsischen Hauptstaatsarchivs Dresden. In: Archivmitteilungen. 1991, S. 67 - 70
Lehnssachen.- Vererbungen.- Schuldverschreibungen.- Jagdnutzungen und Fischereinutzungen.- Grundstücksankäufe und Grundstücksverkäufe durch den Staatsfiskus.- Grundstückserwerb durch den Staatsfiskus für Straßenbauten.- Arealtausch zwischen Staatsfiskus und Privatpersonen.- Finanzangelegenheiten der Gemeinden.- Ablösungen und Gemeinheitsteilungsrezesse.
Den Grundstock der Überlieferung bilden die Urkunden, die im bis 1873 existierenden Finanzarchiv aufbewahrt wurden. Durch hier eingearbeitete Abgaben des Finanzministeriums erhielt der ursprüngliche Bestand Zuwächse, die bis ins Jahr 1944 reichen. Die Überlieferung von mittelalterlichen Urkunden im Bestand ist heute gering, denn schon 1834/35 wurde der größte Teil der zahlreichen im Finanzarchiv überlieferten Urkunden über Klöster, Stifte und Deutschordenshäuser an das Hauptstaatsarchiv abgegeben und dort in die I. Abteilung (heute Bestand 1001 Ältere Urkunden) eingearbeitet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts folgten weitere ähnliche Abgaben. Diese Urkunden geistlicher Institutionen gehören heute ebenfalls zum Bestand 10001 Ältere Urkunden.

Der Bestand enthält Urkunden verschiedener Behörden der Finanzverwaltung, u. a. des Kammerkollegiums, des Geheimen Finanzkollegiums und des Finanzministeriums.

Weitere Angaben siehe 1. Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum / Königreich Sachsen bis 1831
  • 19./20. Jh. | Findbuch
  • 2021 | Elektronisches Findmittel
  • 2024-10-29 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
  • o. D. | Register für Orte und Sachbetreffe
  • o. D. | Zettelregesten für Mehrzahl der Urkunden bis 1806
  • o. D. | Findkartei für Urkunden des 20. Jh.
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