Beständeübersicht
Bestand
10016 Landeshauptdeputation
Datierung | 1756 - 1762 |
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Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 4,60 |
1. Geschichte des Bestandsbildners
Nach dem Einmarsch der preußischen Armee im August 1756 wurde Kursachsen unter Militärverwaltung gestellt. Im September 1756 rief das preußische Feldkriegskommissariat sächsische landständische Abgeordnete in Dresden zusammen und beauftragte sie mit der Organisation der Proviant- und Futterlieferungen an die preußischen Truppen, der Stellung von Rekruten und der Erfüllung weiterer Forderungen. Aus dem Kreis dieser Landstände wurde im Mai 1758 die Landeshauptdeputation gebildet. Sie setzte sich aus adligen Deputierten aller sieben Kreise und der übrigen Landesteile sowie aus Abgeordneten der Städte zusammen und unterhielt engen Kontakt zur preußischen, später zeitweilig auch kaiserlich-königlichen (österreichischen) Militärverwaltung.
Die Geschäftsordnung der Landeshauptdeputation sah vor, dass die Deputierten täglich (außer sonntags) zu Besprechungen zusammenkommen sollten, wobei der Kurkreis den Vorsitz innehatte. Die Angelegenheiten der einzelnen Kreise oder Landesteile wurden grundsätzlich durch ihren jeweiligen Deputierten bearbeitet. Wichtige Entscheidungen fielen im Plenum. Die sogenannten Extraordinaria (Eingänge aus dem Geheimen Konsilium, den kursächsischen Landesbehörden, den Stiftern, dem Fürstentum Querfurt, der Ober- und Niederlausitz, den preußischen Militärbehörden und von anderen Stellen) besorgten einzelne Deputierte wöchentlich nach der Reihe. Zur Erledigung der Aufgaben waren der Landeshauptdeputation mehrere Sachbearbeiter, Kalkulatoren und Kopisten zugeordnet.
Im Auftrag der ausländischen Militärverwaltungen entfaltete die Landeshauptdeputation eine intensive Tätigkeit und korrespondierte mit verschiedenen Stellen und Personen im ganzen Land, vor allem mit dem preußischen General-Feld-Kriegs-Direktorium sowie den ständischen Deputierten in den Kreisen und übrigen Landesteilen. Sie musste u. a. den Eingang der von Preußen geforderten Kontributionen und Steuern überwachen, die Versorgung preußischer sowie kaiserlich-königlicher und Reichstruppen mit Futter und Proviant sowie die Stellung von Rekruten und Schanzarbeitern organisieren. Durch Beschwerden oder Bittschriften bei preußischen Stellen versuchte sie, die Höhe der Forderungen und die Härte ihrer Umsetzung zu mildern, meist ohne Erfolg. Die Tätigkeit der Landeshauptdeputation währte insgesamt vier Jahre. Im Mai 1762, einige Monate nachdem Kurprinz Friedrich Christian mit seiner Frau nach Dresden zurückgekehrt war und einen Teil der Regierungsgeschäfte übernahm, wurde sie aufgelöst.
2. Geschichte und Inhalt des Bestands
Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges wurden die Akten der Landeshauptdeputation zunächst im landständischen Archiv aufbewahrt und dort 1782 vom Obersteuerarchivar Andreas Gotthelf Finke verzeichnet. Wohl zusammen mit dem Obersteuerarchiv gelangte der Aktenbestand nach 1831 in das sogenannte Finanzarchiv, das verschiedene ältere und neuere Behördenarchive aus der Finanzverwaltung in sich vereinigte. Dort erfolgte 1844 eine neue Verzeichnung des Bestands. 1873 wurde das Finanzarchiv der Leitung des Hauptstaatsarchivs unterstellt, womit auch der Bestand der Landeshauptdeputation in dessen Zuständigkeit überging. Seine tatsächliche Übernahme und Einlagerung im Magazin des Hauptstaatsarchivs erfolgte 1886. 1970 wurde der Aktenbestand der Landeshauptdeputation aus dem archivischen Mischbestand "Finanzarchiv" herausgelöst und als eigener Bestand formiert, im Januar/Februar 2019 neu verzeichnet, gegliedert und mit einer Einleitung versehen.
Die Bedeutung des Bestands ergibt sich aus der landesweiten Tätigkeit der Landeshauptdeputation während des Siebenjährigen Krieges. Aus ihren Akten werden die Forderungen der ausländischen Militärverwaltungen, die Not der Zivilbevölkerung und viele andere Aspekte des Kriegsalltags deutlich. Es fehlt nicht an eindrücklichen Beschreibungen von brutalen Gewaltakten preußischer, in geringerem Umfang auch kaiserlich-königlicher Besatzungstruppen. Darüber hinaus enthält der Bestand u. a. Informationen über die Desertion der in preußische Regimenter gepressten sächsischen Untertanen, über die Notlage der Universitäten und Landesschulen, von Armen- und Waisenhäusern sowie Hospitälern, über Unwetter- und Brandschäden in der Kriegszeit, aber auch über Personen wie Heinrich Carl von Schimmelmann, die sich durch Lieferungen und andere Dienstleistungen für die preußische bzw. österreichische Militärverwaltung finanzielle Vorteile verschafften.
Jörg Ludwig
Februar 2019
Nach dem Einmarsch der preußischen Armee im August 1756 wurde Kursachsen unter Militärverwaltung gestellt. Im September 1756 rief das preußische Feldkriegskommissariat sächsische landständische Abgeordnete in Dresden zusammen und beauftragte sie mit der Organisation der Proviant- und Futterlieferungen an die preußischen Truppen, der Stellung von Rekruten und der Erfüllung weiterer Forderungen. Aus dem Kreis dieser Landstände wurde im Mai 1758 die Landeshauptdeputation gebildet. Sie setzte sich aus adligen Deputierten aller sieben Kreise und der übrigen Landesteile sowie aus Abgeordneten der Städte zusammen und unterhielt engen Kontakt zur preußischen, später zeitweilig auch kaiserlich-königlichen (österreichischen) Militärverwaltung.
Die Geschäftsordnung der Landeshauptdeputation sah vor, dass die Deputierten täglich (außer sonntags) zu Besprechungen zusammenkommen sollten, wobei der Kurkreis den Vorsitz innehatte. Die Angelegenheiten der einzelnen Kreise oder Landesteile wurden grundsätzlich durch ihren jeweiligen Deputierten bearbeitet. Wichtige Entscheidungen fielen im Plenum. Die sogenannten Extraordinaria (Eingänge aus dem Geheimen Konsilium, den kursächsischen Landesbehörden, den Stiftern, dem Fürstentum Querfurt, der Ober- und Niederlausitz, den preußischen Militärbehörden und von anderen Stellen) besorgten einzelne Deputierte wöchentlich nach der Reihe. Zur Erledigung der Aufgaben waren der Landeshauptdeputation mehrere Sachbearbeiter, Kalkulatoren und Kopisten zugeordnet.
Im Auftrag der ausländischen Militärverwaltungen entfaltete die Landeshauptdeputation eine intensive Tätigkeit und korrespondierte mit verschiedenen Stellen und Personen im ganzen Land, vor allem mit dem preußischen General-Feld-Kriegs-Direktorium sowie den ständischen Deputierten in den Kreisen und übrigen Landesteilen. Sie musste u. a. den Eingang der von Preußen geforderten Kontributionen und Steuern überwachen, die Versorgung preußischer sowie kaiserlich-königlicher und Reichstruppen mit Futter und Proviant sowie die Stellung von Rekruten und Schanzarbeitern organisieren. Durch Beschwerden oder Bittschriften bei preußischen Stellen versuchte sie, die Höhe der Forderungen und die Härte ihrer Umsetzung zu mildern, meist ohne Erfolg. Die Tätigkeit der Landeshauptdeputation währte insgesamt vier Jahre. Im Mai 1762, einige Monate nachdem Kurprinz Friedrich Christian mit seiner Frau nach Dresden zurückgekehrt war und einen Teil der Regierungsgeschäfte übernahm, wurde sie aufgelöst.
2. Geschichte und Inhalt des Bestands
Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges wurden die Akten der Landeshauptdeputation zunächst im landständischen Archiv aufbewahrt und dort 1782 vom Obersteuerarchivar Andreas Gotthelf Finke verzeichnet. Wohl zusammen mit dem Obersteuerarchiv gelangte der Aktenbestand nach 1831 in das sogenannte Finanzarchiv, das verschiedene ältere und neuere Behördenarchive aus der Finanzverwaltung in sich vereinigte. Dort erfolgte 1844 eine neue Verzeichnung des Bestands. 1873 wurde das Finanzarchiv der Leitung des Hauptstaatsarchivs unterstellt, womit auch der Bestand der Landeshauptdeputation in dessen Zuständigkeit überging. Seine tatsächliche Übernahme und Einlagerung im Magazin des Hauptstaatsarchivs erfolgte 1886. 1970 wurde der Aktenbestand der Landeshauptdeputation aus dem archivischen Mischbestand "Finanzarchiv" herausgelöst und als eigener Bestand formiert, im Januar/Februar 2019 neu verzeichnet, gegliedert und mit einer Einleitung versehen.
Die Bedeutung des Bestands ergibt sich aus der landesweiten Tätigkeit der Landeshauptdeputation während des Siebenjährigen Krieges. Aus ihren Akten werden die Forderungen der ausländischen Militärverwaltungen, die Not der Zivilbevölkerung und viele andere Aspekte des Kriegsalltags deutlich. Es fehlt nicht an eindrücklichen Beschreibungen von brutalen Gewaltakten preußischer, in geringerem Umfang auch kaiserlich-königlicher Besatzungstruppen. Darüber hinaus enthält der Bestand u. a. Informationen über die Desertion der in preußische Regimenter gepressten sächsischen Untertanen, über die Notlage der Universitäten und Landesschulen, von Armen- und Waisenhäusern sowie Hospitälern, über Unwetter- und Brandschäden in der Kriegszeit, aber auch über Personen wie Heinrich Carl von Schimmelmann, die sich durch Lieferungen und andere Dienstleistungen für die preußische bzw. österreichische Militärverwaltung finanzielle Vorteile verschafften.
Jörg Ludwig
Februar 2019
Organisation und Geschäftsführung.- Erhebung von Steuern und Kontributionen.- Fouragelieferungen.- Stellung von Rekruten.- Kassen und Rechnungswesen.- Registranden und Repertorien.
Nach dem Einmarsch der preußischen Armee im August 1756 wurde Kursachsen unter preußische Militärverwaltung gestellt. Im September 1756 rief das preußische Feldkriegskommissariat sächsische landständische Abgeordnete in Dresden zusammen und beauftragte sie mit der Organisation der Proviant- und Futterlieferungen an die preußischen Truppen sowie der Stellung von Rekruten. Aus dem Kreis dieser Landstände wurde im Mai 1758 die Landeshauptdeputation gebildet. Sie setzte sich aus adligen Abgeordneten aller sieben Kreise und der anderen Landesteile sowie aus Abgeordneten der Städte zusammen und unterhielt engen Kontakt zur preußischen, später auch österreichischen Militärverwaltung. Im Mai 1762 wurde die Landeshauptdeputation aufgelöst.
Weitere Angaben siehe 1. Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum / Königreich Sachsen bis 1831
Weitere Angaben siehe 1. Markgrafschaft Meißen, Albertinisches Herzogtum und Kurfürstentum / Königreich Sachsen bis 1831
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