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Beständeübersicht

Bestand

10484 Grundherrschaft Polenz bei Neustadt

Datierung1564 - 1857
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)5,20
Geschichte des Rittergutes Polenz
Polenz liegt in der Nähe von Neustadt und Stolpen am Polenzbach. Der Ort und mit ihm das Rittergut gehören zu den ältesten Siedlungen des Kreises Pirna.
Unter dem sorbischen Namen "Poliza", was soviel wie "am Feldbach" heißt, wurde es 1241 erwähnt. Der Rittergutssitz Polenz wurde erstmals 1262 genannt. Er lag unmittelbar an der alten belebten Salz- und Glasstraße von Halle nach Prag. Das Salz wurde nach Prag befördert und böhmische Glaswaren in umgekehrter Richtung. In Kriegszeiten war diese Straße ein wichtiger Einfalls- und Ausfallsweg der Heere aus Böhmen nach Sachsen und umgekehrt. Deshalb haben die anliegenden Güter seit dem 30jährigen Krieg eine bewegte Geschichte. Durch Truppendurchmärsche, Einquartierungen, Brandschatzungen, Plünderungen usw. hatten sie viel zu erdulden.

Ältester Besitzer von Polenz ist der Bischof Albrecht II. von Meißen (1262). Die südliche Seite des Dorfes gehörte nach Hohnstein und war böhmischer Besitz. Die nördliche Seite Richtung Stolpen hingegen war Besitz des Bischofs von Meißen.

Hanns Keseling von Herm[ann]sdorf, Vasall des Hincke von Duba auf Hohnstein, wird 1412 als Besitzer von Polenz genannt. Der Besitz wurde durch die von Hermsdorf verpfändet. Nickel von Hermsdorf erhielt 1482 Polenz zum Lehen. In den folgenden 150 Jahren gehörte Polenz der Familie von Hermsdorf. Stark verschuldet starb Günther von Hermsdorf (ca. 1615). Seine beiden Söhne Günther der Jüngere und Georg Adolph kauften von den Gläubigern das verschuldete Gut zurück. Auf dem Heimritt von Neustadt wurde Günther von Hermsdorf der Jüngere allerdings 1625 erschossen. Seinen Bruder Georg Adolph überführte man bald darauf der Anstiftung zu diesem Mord. Am 27.01.1626 wurde er deshalb auf dem Schloss Hohnstein hingerichtet und auf das Rad geflochten.

Zuvor hatte er noch am 05.10.1625 Polenz an Hans Georg Wehse auf Burkersdorf und Berthelsdorf verkauft. Nach Wehses Tod 1628 kam Polenz an seine Tochter Agnes von Poenickau. Später erscheint ihr Ehemann, Johannes von Poenickau, als Besitzer. Am 06.11.1632 brannten Kroaten das Rittergut Polenz, wo sie im Quartier gelegen hatten, beim Abmarsch gänzlich nieder. Ein weiterer schwerer Brand vernichtete 1805 sämtliche Wirtschaftsgebäude des Gutes.
Nach von Poenickaus Tod kam Polenz an seinen Schwiegersohn, den Obersteuereinnehmer Hanns Christoph von Reibold. Polenz blieb in den Händen der Familie von Reibold bis 1865.

Am 01.06.1865 verkauften es Major August von Reibold, Agnes, verehelichte von Mangold und Hedwig Auguste, verehelichte von Tschirschky, beide geborene von Reibold, an den bisherigen Pächter des Rittergutes Polenz, August Heinrich Scheunert, von dessen Erben es 1886 Dr. jur. Wilhelm Julius Heino Trinks erwarb, der als letzter Besitzer in den Akten genannt wird.

Das Rittergut Polenz erlangte 1687 die Schriftsässigkeit. Polenz besaß keine eigene Kirche. Es gehörte zu Neustadt. 1879 wurde ein neues Schulhaus in Polenz eingeweiht. Der Richter zu Polenz wurde 1453 zum ersten Mal erwähnt.

Bestandsgeschichte

Der Bestand Polenz kam durch die Bodenreform nach 1945 ins Sächsische Landeshauptarchiv Dresden. Im August 1947 wurden die vom ehrenamtlichen Archivpfleger Thomas im November 1946 auf Schloss Polenz vorgefundenen Akten geborgen und durch Mitarbeiter des Hauptstaatsarchivs gesichert.
Übernommen wurden seiner Zeit nur 160 Verzeichnungseinheiten. Der Bestand befand sich in einem vollkommen ungeordneten Zustand und umfasste nur noch Reste. Nur auf wenigen Akteneinheiten waren Aktenzeichen vorhanden, die aber bei der Ordnung nicht verwendet werden konnten. 1962 wurde der Bestand verzeichnet und im Zuge der Bearbeitung in den Jahren 1962/1963 durch von den Amtsgerichten übernommene Akten ergänzt. Fremdprovinienzen (Akten des Amtes Hohenstein) wurden zwischenzeitlich herausgelöst (Nr. 44, 196 und 198). Insgesamt besteht der Bestand jetzt aus 412 Akteneinheiten.
(Akten, die das durch Johannes von Poenickau bekleidete Reichspfennigmeisteramt betreffen, wurden 2005 aus dem Bestand herausgelöst und als eigener Bestand [13480 - Johannes von Poenickau] hinterlegt. In Folge dessen wurde eine Überarbeitung der Signaturen vorgenommen.)



Literaturangaben

Häntzschel, Emil: Die zur Parochie Neustadt in Sachsen gehörigen Rittergüter und ihre Besitzer: Ein Kulturbild. Aus den Akten des Kgl. Lehnhofs, Archiven, Bibliotheken u. privaten Aufzeichnungen zusammengetragen. Neustadt / Sachsen 1915
1262-1962. 700 Jahre Polenz : Festtage vom 27. August bis 2. September 1962. Polenz, 1962
Meiche, Alfred: Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna. Mit Unterstützung der Sächsischen Kommission für Geschichte. Dresden 1927
Walther, Emil: Frühdeutsche Wasserburgen im sächsischen Elbgebirge. Sebnitz, o. J.
Meiche, A.: Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna. Dresden, 1927. S. 260 - 262
Belehnungen.- Gerichtsprotokolle.- Prozesse.- Gutswirtschaft.
Für Polenz, westlich von Neustadt in Sachsen an der alten Fernhandelsstraße Leipzig-Prag gelegen, wurde erstmals 1451 ein Vorwerk und 1547 ein Rittergut erwähnt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus. Seit 1687 war Polenz (alt-)schriftsässig.

Nachweislich zählte Polenz 1464 zur Pflege Hohnstein und seit 1547 zum Amt Hohnstein. Ab 1856 unterstand der Ort dem Gerichtsamt Neustadt und seit 1875 der Amtshauptmannschaft Pirna.

Polenz wurde 1262 als bischöflich-meißnisches Lehen erstmalig erwähnt. Später hinzugezogene Besitzungen standen unter böhmischer Lehnshoheit. Besitzer waren die Familien von Hermsdorf (bis 1625), von Ponickau, von Reibald (bis 1865) und Trinks.

Weitere Angaben siehe 6. Herrschaften.
  • 2005 | Findbuch / elektronisches Findmittel
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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