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Beständeübersicht

Bestand

10504 Grundherrschaft Reichstädt

Datierung1528 - 1855
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)1,80

Bestand enthält auch 2 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular

Bestandsgeschichte und Verzeichnung
Der Bestand Grundherrschaft Reichstädt bestand aus zwei Teilen. Ein Teil gelangte wahrscheinlich im Zuge der Bodenreform vor Juli 1950 in das damalige Landeshauptarchiv Aus diesen Akten wurde der Bestand Gutsarchiv Reichstädt gebildet und über eine Findkartei erschlossen. Inhaltlich handelt es sich vor allem Unterlagen zur Gutswirtschaft und zu Rechtsverhältnissen der Grundherrschaft. Diese Akten (Nr. 1-66, 117-118, 122-132) wurden im Jahr 2009 an den Familienverband von Schönberg restituiert. Der zweite Teil, bestehend aus Unterlagen der Patrimonialgerichtsbarkeit, existierte nur in Form einer Findkartei. Die dazugehörigen Akten befanden sich in der so genannten Lagerungsgemeinschaft "Lokale Verwaltungs- und Justizbehörden bis 1856", die vor allem Ämterakten, aber auch Überlieferung der Grundherrschaften, Stadtgerichte, Landgerichte bis 1856, Königlichen Gerichte und verschiedene andere Bestandssplitter enthielt.
Diese Lagerungsgemeinschaft entstand durch die Aktenabgaben der Amtsgerichte an das Hauptstaatsarchiv seit etwa 1900, in denen sich auch die Akten ihrer Vorgängerinstitutionen befanden, also vor allem die der Ämter und Grundherrschaften. Diese Ablieferungen wurden nach dem jeweils abgebenden Amtsgericht gelagert und verzeichnet. Die Herauslösung und provenienzgerechte Lagerung der Akten der eigentlichen Amtsgerichte ist seit 1986 abgeschlossen. Die Akten der Ämter, Grundherrschaften, Stadtgerichte, Königlichen Gerichte usw. verblieben hingegen in der Lagerungsgemeinschaft. Die Trennung der unterschiedlichen Provenienzen erfolgte nur in den Findkarteien.
Ziel war es, nun auch diesen Komplex aufzulösen und die Akten nach ihrer Provenienz zu lagern. Dazu wurden die Akten des Bestandes Grundherrschaft Reichstädt zunächst nach der vorhandenen Findkartei aus der Lagerungsgemeinschaft herausgelöst. Bei dem vorliegenden Findbuch handelt es sich allerdings nicht um eine Neuerschließung, sondern um eine Erschließungsverbesserung durch Konversion der vorhandenen Findkartei einschließlich Revision und ggf. Ergänzung/Korrektur der Aktentitel.
Die Gerichtsbücher der Grundherrschaften befinden sich zusammen mit den Gerichtsbüchern anderer Provenienzen in einer weiteren Lagerungsgemeinschaft, deren Entstehung ebenfalls auf die Ablieferungen der Amtsgerichte zurückzuführen ist. Die gesonderte Lagerung kam durch das von den Akten abweichende Format der Gerichtsbücher zustande. Diese Lagerung soll erhalten bleiben, da die Benutzung jahrzehntelang nach den bestehenden Signaturen erfolgte und die vorhandenen Mikrofilme der Gerichtsbücher auch nach diesen Signaturen zu bestellen sind. Außerdem sprechen die genannten lagerungstechnischen Gründe weiterhin für die Erhaltung des jetzigen Zustandes. Verzeichnet sind die Gerichtsbücher im Bestand 12613 Gerichtsbücher. Dieser enthält auch diejenigen der Proveniez Grundherrschaft Reichstädt. Im Hauptstaatsarchiv Dresden sind sie aus Bestandserhaltungsgründen nur über Mikrofilme benutzbar.


Literatur
Blaschke, Karlheinz: Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsgeschichte. In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Bd. 82, 1965. [Ka 88] [01]

Blaschke, Karlheinz (Hrsg.): Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen (Neuausgabe), bearbeitet von Susanne Baudisch und Karlheinz Blaschke. Bd. 2, Leipzig 2006, S. 615. [R 201b]

Eichler, Ernst (Hrsg.); Hellfritzsch, Volkmar (Hrsg.); Walther, Hans (Hrsg.); Weber, Erika (Hrsg.): Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen. Berlin, 2001, Bd. 2, S. 271. [R 215]

Flügel, Axel: Bürgerliche Rittergüter. Sozialer Wandel und politische Reform in Kursachsen (1680 - 1844). Göttingen, 2000. [X 1956 c]

Groß, Reiner: Die bürgerliche Agrarreform in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Untersuchung zum Problem des Übergangs vom Feudalismus zum Kapitalismus in der Landwirtschaft. Weimar, 1968 (Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden, Bd. 8). [U 365 dI]

Groß, Reiner; Wilde, Manfred (Mitarbeit); Blaschke, Karlheinz (ein Beitrag): Herrschaftliche Güter bis zur bürgerlichen Agrarreform. Dresden, 2004 (Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, Beiheft zur Karte B II 1). [R 959]

Hofmann, H. L.: Die Rittergüter des Königreichs Sachsen. Ein Abriss ihrer Geschichte und rechtlichen Stellung nebst topographischen und statistischen Nachrichten über sämtliche Rittergüter. Dresden, 1901. [X 1955]

Samuel, J. (Hrsg.); Haenel, Oswald (Hrsg.); Adam, C. Bruno (Hrsg.); Gurlitt, Cornelius (Hrsg.): Sächsische Herrensitze und Schlösser. Dargestellt in Ansichten, Grundrissen, Situationsplänen und einem erläuternden Text. Dresden, 1885. [Vk 631]

Schwineköper, Berent; Staatliche Archivverwaltung im Staatssekretariat für Innere Angelegenheiten (Hrsg.): Das "Gutsarchiv" als Archivtypus. In: Archivar und Historiker. Studien zur Archiv- und Geschichtswissenschaft. Zum 65. Geburtstag von Heinrich Otto Meisner. Berlin, 1956 (Schriftenreihe der staatlichen Archivverwaltung, Nr. 7). [La 183]

Schumann, August: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen, Zwickau 1822, Bd. 9, S. 57-61. [R 200]

Wilde, Manfred; Andrian-Werburg, Klaus, Freiherr v. (Hrsg. im Auftrag der Stiftung Deutsches Adelsarchiv): Die Ritter- und Freigüter in Nordsachsen. Ihre verfassungsrechtliche Stellung, ihre Siedlungsgeschichte und ihre Inhaber. Limburg, 1997 (Aus dem Deutschen Adelsarchiv, Bd. 12). [X 1956]




[01] Bei den in eckigen Klammern stehenden Angaben handelt es sich um die Bibliothekssignaturen im Hauptstaatsarchiv Dresden.

Gerichtsbücher.- Prozesse.- Gutswirtschaft.- Kauf und Pacht.- Ablösungen.
Für Reichstädt, südwestlich von Dippoldiswalde gelegen, wurde erstmals 1336 ein Herrensitz und 1696 ein altschriftsässiges Rittergut erwähnt. Die Herrschaft übte Erb- und Obergerichtsbarkeit aus.

Nachweislich zählte Reichstädt 1378 zum castrum Freiberg und 1445 zur Pflege Freiberg. Im Zuständigkeitsbereich des Amtes Freiberg lag es 1548. Seit 1569 wurde es als zum Amt Dippoldiswalde gehörig ausgewiesen. Ab 1856 unterstand der Ort dem Gerichtsamt Dippoldiswalde und seit 1875 der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde.

In Reichstädt war bereits im 13. und 14. Jahrhundert ein Geschlecht von Reichenstadt angesiedelt. Im Anschluss herrschte die Familie von Bisitz, bis der Besitz 1503 von Siegmund von Maltitz gekauft wurde. Er machte bedeutende technische Neuerungen auf dem Gebiet des Silberbergbaus und kam damit zu Wohlstand. Dies ermöglichte ihm den Umbau des Rittergutes im Jahr 1535. Im Jahr 1569 kaufte der sächsische Kurfürst August das Anwesen, dem es als Jagdschloss diente. Im Jahr 1632 wurden Schloss und Rittergut teilweise zerstört und ab 1639 unter der Familie von Taube neu errichtet. Im Jahr 1682 wurde der Besitz schließlich an die Familie von Nostitz verkauft. Gottlob von Nostitz veräußerte das Rittergut an seine Schwester Charlotte Christiane von Nostitz, die mit Caspar Abraham von Schönberg, verheiratet war. Auf diese Weise gelangte das Schloss im Jahr 1717 in den Besitz der Familie von Schönberg, in dem es sich, mit Unterbrechung in den Jahren 1945 bis 1998, bis heute befindet.
Unter dem Generalpostmeister Adam Rudolph von Schönberg wurde das Schloss 1765 neu angelegt und die bislang einzelnen Gebäude der Schlossanlage zu einem Komplex vereinigt.

Weitere Angaben siehe 6. Herrschaften.
  • 2012 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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