Hauptinhalt

Beständeübersicht

Bestand

10732 Sächsische Gesandtschaft für Sachsen-Weimar, Weimar

Datierung1852 - 1918
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)4,80
1. Geschichte des Registraturbildners
Mit der Verwaltungsreform von 1831 wurden die Zuständigkeiten und Aufgaben des bisher bestehenden Behördenapparates auf sechs neugegründete Fachministerien [01] verteilt. Das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten übernahm die Aufgaben des vorherigen Departements für Auswärtiges im Geheimen Kabinett, so auch die Betreuung der Gesandtschaften.
Unter Außenminister von Beust (1849-1866) erfuhr das Gesandtschaftswesen einen Aufschwung, die Zahl der ständigen Sächsischen Vertretungen im Um- und Ausland stieg. Auch die Königliche Gesandtschaft zu Weimar wurde in dieser Zeit errichtet. Seit 1852 weilte ein Gesandter in Weimar "um die verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen dem albertinischen Zweig und den ernestinischen Zweigen des Hauses Wettin zu pflegen." [02] Der Posten des Gesandten war zunächst ein reiner Courtoisie-Posten. So bestand noch bis 1909 keine Verpflichtung für den jeweiligen Gesandten, sich dauerhaft in Weimar aufzuhalten. Der Aufenthalt in Weimar wurde lediglich für die Wintermonate vorgeschrieben. Mit der Beglaubigung des Gesandten an allen thüringischen Staaten (Sachsen-Weimar-Eisenach, Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Meiningen, Reuß älterer Linie, Reuß jüngerer Linie, Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen) wuchs auch der Arbeitsaufwand im Laufe der Zeit, sodass die Gesandten sich mit ihren Familien bis auf Abwesenheiten zu Urlaubs- und Dienstreisen ständig in Weimar aufhielten.
Unter dem Gesandten Werner Christof Freiherr von Reitzenstein vollzog sich der Wandel von einer reinen Repräsentationsgesandtschaft zu einer Geschäftsgesandtschaft. So war von Reitzenstein für die organisatorische Einrichtung einer planmäßigen gesandtschaftlichen Tätigkeit verantwortlich, dies umfasste die Anlegung von Registranden und Archiv sowie die Einführung einer systematischen Berichterstattung. [03] Diese Veränderungen rechtfertigten auch die Einstellung von zusätzlichem Büropersonal. Eine ausreichende Bezahlung wurde von Seiten der Gesandten mehrfach bemängelt. Eine Etatisierung des Gesandtenpostens in Weimar konnte bis zur Auflösung der Gesandtschaft 1918 nicht durchgesetzt werden. Jedoch ist in den Akten belegt, dass die Gesandten Dienstaufwandsentschädigungen und gelegentliche Sonderzahlungen erhielten. [04]
Auf Anordnung des Ministers wurde die Gesandtschaft nach einem Beschluss des Gesamtministeriums am 22. November 1918 aufgelöst. [05]

Außerordentliche Gesandte für die Königlich Sächsische Gesandtschaft in Sachsen-Weimar:

1852 - 1879 Ernst Maximilian von Carlowitz

1879 - 1897 Max von Minckwitz

1898 - 1913 Werner Christof Freiherr von Reitzenstein

1913 - 1914 Robert von Stieglitz

1914 - 1918 Heinrich von Leipzig



2. Geschichte des Bestands
Eine erste Ablieferung erfolgte im Februar 1872 durch das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und umfasste die Geschäftskorrespondenzen der Jahrgänge 1852 bis 1869. [06] Im August 1879 folgte eine zweite Ablieferung durch das Sächsische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, dabei handelte es sich um Gesandtschaftsakten von 1870 bis 1879, die im Nachlass des Gesandten Ernst Maximilian von Carlowitz gefunden wurden. [07] Das Archivgut der Jahre 1880 - 1918 traf zusammen mit den Möbeln aus der Gesandtschaft Sachsen-Weimar am 30.01.1923 per Zug in Leipzig ein. Die Möbel wurden als Büroausstattung an das Landeskriminalamt weitergegeben, die Akten wurden vorläufig in einem Kammerraum des Trainwagenhauses I bei der Standortsverwaltung gelagert. [08] Eine Restablieferung der Bestände des ehemaligen Ministeriums der äußeren Angelegenheiten erfolgte im August 1936. [09] Archivdirektor Hans Beschoner schildert in einem Schreiben von 1937 an die Sächsische Staatskanzlei, dass zu diesen späten Ablieferungen der Gesandtschaftsbestände keine oder nur unzureichende Abgabeverzeichnisse geführt wurden. [10] Da sich am 15./16. April 1937 nachweislich bereits alle Akten der Gesandtschaft Sachsen-Weimar im Archiv befanden, kann davon ausgegangen werden, dass die letzten Akten im August 1936 in das Archiv gelangt sind. [11]

Der Bestand wurde im Jahr 1939 zusammen mit den übrigen Gesandtschaftsbeständen durch Horst Schlechte erschlossen. Die analogen Erschließungsdaten wurden 2007 in elektronische Form konvertiert und in die Archivsoftware Augias überführt. Diese Arbeiten bilden die Grundlage für die erweiterte Verzeichnung des Jahres 2021.



3. Inhalt des Bestands
Der Bestand beinhaltet überwiegend Korrespondenz der Gesandten. Hauptadressat ist der Außenminister, aber auch mit Gesandten aus anderen Staaten und Monarchen wird reger Schriftverkehr geführt. Neben Familienangelegenheiten an deutschen Höfen (Hochzeiten, Geburten, Todesfälle) und der Verleihung und Rückgabe von Verdienstorden wurde die Gesandtschaft auch über die Innen- und Außenpolitik informiert. Außerdem gehört auch das Gesundheitswesen, Kultur, Personalangelegenheiten sowohl in der Gesandtschaft selbst, als auch an Höfen und in der Politik sowie Angelegenheiten des Landtages zu den Tätigkeitsbereichen des Gesandten. Aus dem privaten Bereich sind vor allem Urlaubsanträge und -rückkehrschreiben sowie Meldeunterlagen der Familienangehörigen und Hausangestellten sowie einige private Schriftwechsel überliefert.



4. Zitierempfehlung und Bestellvorschrift
Der Bestand ist wie folgt zu bestellen und zitieren:

Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden (nachfolgend SächsStA-D), 10732 Gesandtschaft für das Großherzogtum Sachsen-Weimar, Nr. 1.



5. Literatur

Kretzschmar, Hellmut: Zur Geschichte der sächsischen Diplomatie: Über die Entstehung der ständigen Gesandtschaften und die diplomatischen Vertretungen Sachsens. In: Amt und Volk. Jg. 6. 1932, H. 3, S. 36 - 39.

Ludwig, Jörg: Sächsische Außenpolitik 1871-1918: Institutionen und Archivbestände. In: Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich, Hgg.: Berwinkel, Holger / Kröger, Martin. München 2014, S. 57 - 78.

Matzke, Judith: Gesandtschaftswesen und diplomatischer Dienst Sachsens 1694-1763. (Schriften zur Sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 36). Leipzig 2011.

Schreckenbach, Hans-Joachim: Innerdeutsche Gesandtschaften 1867 - 1945. In: Archivar und Historiker. Studien zur Archiv- und Geschichtswissenschaft: Zum 65. Geburtstag von H. O. Meisner. Berlin 1965, S. 404 - 428.


Andrea Langner
August 2021



[01] Justizministerium, Finanzministerium, Innenministerium, Kriegsministerium, Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht sowie das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten.
[02] Sächsisches Staatsarchiv, Hauptstaatsarchiv Dresden (nachfolgend SächsStA-D), 10717 Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, Nr. 3366: Schreiben des Gesandten von Reitzenstein vom 30.09.1909 an Graf Vitzthum von Eckstädt.
[03] Vgl. SächsStA-D, 10717 Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, Nr. 3367, Fol. 3-4.
[04] Vgl. SächsStA-D, 10717 Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, Nr. 3366.
[05] Vgl. SächsStA-D, 10717 Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, Nr. 3367.
[06] Vgl. SächsStA-D, 10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Nr. 3836: Registrande, Eintrag Nr. 4417.
[07] Vgl. SächsStA-D, 10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Nr. 3837, Registrande, Eintrag Nr. 9090.
[08] Vgl. SächsStA-D, 10717 Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Nr. 3367.
[09] Vgl. SächsStA-D, 10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Nr. 3867, Registrande 1936, Eintrag 699.
[10] Vgl. SächsStA-D, 10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Nr. 5381, Fol. 251b.
[11] Vgl. SächsStA-D, 10707 Sächsisches Hauptstaatsarchiv, Nr. 5381, Fol. 251c.
Kretzschmar, Hellmut: Zur Geschichte der sächsischen Diplomatie: Über die Entstehung der ständigen Gesandtschaften und die diplomatischen Vertretungen Sachsens. In: Amt und Volk. Jg. 6. 1932, H. 3, S. 36 - 39.

Ludwig, Jörg: Sächsische Außenpolitik 1871-1918: Institutionen und Archivbestände. In: Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich, Hgg.: Berwinkel, Holger / Kröger, Martin. München 2014, S. 57 - 78.

Matzke, Judith: Gesandtschaftswesen und diplomatischer Dienst Sachsens 1694-1763. (Schriften zur Sächsischen Geschichte und Volkskunde, Bd. 36). Leipzig 2011.

Schreckenbach, Hans-Joachim: Innerdeutsche Gesandtschaften 1867 - 1945. In: Archivar und Historiker. Studien zur Archiv- und Geschichtswissenschaft: Zum 65. Geburtstag von H. O. Meisner. Berlin 1965, S. 404 - 428.
Registranden.- Geschäftskorrespondenz.- Burg Wettin.- Einzelstaaten des Großherzogtums Sachsen-Weimar.
Angaben siehe 2.3.2 Auswärtige Angelegenheiten
  • 1939, Retrokonversion 2007 | Findbuch / elektronisches Findmittel
  • 2024-10-29 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
Sitemap-XML zurück zum Seitenanfang