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Beständeübersicht

Bestand

10741 Statistisches Landesamt

Datierung1800 - 1948
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)131,70
1. Behördengeschichte

 Mit der Staatsreform von 1831 hat die exakte amtliche Statistik in Sachsen ihren Anfang genommen. Seit dieser Zeit gehörte die Zusammenstellung und Auswertung statistischer Nachrichten zu den Aufgaben des Innenministeriums.

Bis 1831 dienten die "Vorläufer" der sächsischen "Statistik" vor allem praktischen Verwaltungszwecken, um  zum Beispiel mit Hilfe dieser Angaben die Wirtschafts- und Finanzkraft festzustellen. In den statistischen Verzeichnungen wurden durch die 1764 begründete königliche Commerzien-Deputation die Bevölkerung, die Landwirtschaft, die Fabriken und der Handel erfaßt.

1830 entschloß sich die sächsische Landesregierung, die Statistik anders zu verankern und gründete einen "Verein für vaterländische Staatskunde" mit Sitz in Dresden. Die sächsischen Gemeinden sollten auf vorbereiteten Mustertabellen über nahezu alle sozialökonomischen Bereiche, wie zum Beispiel über Bevölkerungszahlen, Wohn- und Fabrikgebäude, Geschlecht und Religion, Auskünfte erteilen.

Mit dem Übergang zum Verfassungsstaat 1831 wurde im Mai desselben Jahres eine statistische Landeszentrale, der sogenannte "Statistische Verein" errichtet. Dieses Datum steht für den Beginn der Amtlichen Statistik in Sachsen. Seine Aufgabe war es, die staatlichen Behörden durch "Sammeln, Zusammenstellen und Vergleichen statistischer Landesnachrichten" über den Zustand des Landes und seiner Bevölkerung zu informieren. Bis 1849 unterstützte das Ministerium des Innern den "Statistischen Verein", welcher gleichzeitig die Sächsischen Staatsbücher herausgab.

Mit der Zeit zeigte sich aber, daß die Vereinsform den gewachsenen Ansprüchen nicht mehr voll entsprechen konnte und so bewirkte der  Verein selbst die Anregung beim Ministerium zur Errichtung eines staatlichen statistischen Büros.

Im August 1850 ging die Bearbeitung der offiziellen Statistik dann auf ein unmittelbar der 3. Spezialabteilung des Ministeriums des Innern unterstelltes Büro über. Mit dem Statistischen Büro wurde eine staatliche statistische Landeszentrale errichtet. Seine Begründer und Leiter waren Dr. Engel und der Geheime Rath Dr. Weinlig. Beide drängten auf eine weitere Zentralisierung statistischer Erhebungen und Auswertungen und auf die Ausstattung mit geschultem Personal. Zu den wichtigsten Aufgaben der damaligen Statistik gehörte die Durchführung von Volkszählungen. 1855 begründete Dr. Engel die Zeitschrift des Statistischen Büros um eine kontinuierliche Veröffentlichung statistischer Erhebungen zu gewährleisten. Diese Zeitschrift blieb fast 90 Jahre lang das Standardwerk für die sächsische Statistik.

Zum Zeitpunkt der Gründung des Deutschen Reiches 1871 war das Statistische Büro immer mehr zum Hauptträger der gesamten staatlichen Statistik und zur Sammelstelle aller statistischen Nachweise des Landes geworden.

Von 1873 bis 1875 leitete der Geheime Regierungsrat Dr. Julius Ambrosius Hülße das Büro. Unter seiner Amtsführung wurde 1873 das erste Statistische Jahrbuch herausgegeben.

Mit dem 1875 eingesetzten neuen Direktor Viktor Böhmert widmete sich das Büro unter anderem verstärkt dem weiteren Ausbau der Bevölkerungsstatistik. In seine Amtsperiode fallen die 3 großen Volkszählungen von 1880, 1885 und 1890. Die in den Jahren 1895 und 1900 durchgeführten Volkszählungen führte sein Nachfolger Arthur Geißler durch.

1902 übernahm Eugen Würzburger, der vorherige Dirktor des städtischen Statistischen Amtes in Dresden, die Leitung des Statistischen Büros. Unter ihm wurden eine Reihe neuer statistischer Erhebungen, wie zum Beispiel die Wohnungszählungen und die Statistik der Stellenvermittlung und Arbeitsnachweise eingeführt. Außerdem setzte er die Volkszählungen für die Jahre 1905 und 1910 fort.

Die dadurch immer weiter erforderliche Zentralisierung schlug sich 1905 auch in dem Namenswechsel nieder. Das Statistische Büro des Ministeriums des Innern erhielt den Namen "Statistisches Landesamt".

1919 wurde das Statistische Landesamt den damals neubegründeten Wirtschaftsministerium unterstellt. Durch die neue Reichsfassung blieb der Bundesstaatscharakter Deutschlands generell erhalten und damit auch das System der föderalen Statistik.

Nach 1933 hatte die Sächsische Landesstatistik eine durchgreifende Unterbrechung von knapp sechzig Jahren hinnehmen müssen. Bis 1945 wurden die Statistischen Landesämter stark beschnitten und in der DDR Zeit wurden sie mit dem Wegfall der Länder 1952 aufgelöst und durch Bezirksstellen für Statistik ersetzt. Erst nach der Gründung des Freistaates Sachsen wird zum 1. Januar 1992 erneut ein Statistisches Landesamt für den Freistaat errichtet.

 

 

2. Bestandsgeschichte und Bearbeitungsgrundsätze

 

Der hier verzeichnete Bestand entstammt den Abgaben des Innenministeriums vom Jahre 1947 und umfaßt im Wesentlichen die Unterlagen des ehemaligen Statistischen Landesamtes bis 1939, soweit diese den Krieg überlebt hatten. Nur im Bereich der Gewerbestatistik reichen die Unterlagen bis in das Jahr 1948.

Das statistische Büro, ab 1905 Statistisches Landesamt bildete infolge der Besonderheit der ihm obliegenden Aufgaben stets eine selbständige Behörde. Seine Bestände sind daher auch als eigener Archivkörper aufgestellt worden. Sie gliederten sich in der Registratur wie folgt:

I.|-----||-----|Sachsen, Allgemeines

II.|-----||-----|Volkszählungen

III.|-----||-----|Bodenerhebungen (Bodenstatistik)

IV.|-----||-----|Ortsfaszikel der Städte

V.|-----||-----|Ortsfaszikel der Gemeinde

VI.|-----||-----|Gewerbliche Betriebszählungen

 

Diese Gliederung wurde auch bei der Neuerfassung im wesentlichen übernommen und nur sprachlich modernisiert. In sämtlichen Abschnitten, besonders im Abschnitt 2 und 5, sind beträchtliche Lücken festzustellen. Schon vor der Abgabe an das Hauptstaatsarchiv befanden sich in die Akten in bruchstückhaftem Zustand, der auf die Folgen kriegsbedingter Auslagerungen zurückzuführen ist.

 

In Abschnitt 4 mit den sog. "Ortsfaszikel der Städte" sind Unterlagen für nahezu sämtliche sächsische Städte vereinigt. Sie gliedern sich in "Ortsfaszikel" und "allgemeine Notizen".

Die Ortsfaszikel im engeren Sinne, meist längere Bandreihen, enthalten die Ergebnisse statistischer Erhebungen und Rundfragen aller Art, für die größeren Städte seit etwa 1830 (oder früher) bis 1939, für mittlere und kleinere Städte seit 1847 bis 1939.

Unter der Bezeichnung "allgemeine Notizen" liegen für die meisten Städte außerdem Notizen und Zeitungsausschnitte zur Stadtgeschichte vor, die sich überwiegend auf die Zeit bis 1872 beziehen.

Der Abschnitt 5 enthält korrespondierend die "Ortsfaszikel der Gemeinden", leider mit einigen Lücken. Er umfaßt die Ergebnisse statistischer Erhebungen bei den Gemeinden, überwiegend aus den Jahren 1849-1939. Die alphabetische Reihenfolge geht, ebenso wie im Abschnitt 4, auf die ursprüngliche Ordnung im Behördenarchiv des Statistischen Büros zurück. Die übliche Schreibweise der Ortsnamen aus dem 19. Jahrhundert wurde aufgehoben und durch die heutige Schreibweise ersetzt. Die Ortsfaszikel der Gemeinden enthalten unter anderem die Unterlagen über die Ernteerträge seit 1873, darüber hinaus zu einer Vielzahl von historischen, geographischen, volkskundlichen und anderen Sachverhalten. Zur leichteren verwaltungsmäßigen Zuordnung wurden die Angabe des Gerichtsamtes – Behörden der gemeinsamen Innen- und Justizverwaltung, die bis 1874 bestanden – beibehalten.

 

Der Bestand wurde unter Zugrundelegung des 1951 von Horst Schlechte erarbeiteten Findmittels von Maren Neidhardt M.A. und Dr. Nils Brübach überarbeitet und für die Online-Präsentation aufbereitet.



Durch eine Aktenabgabe im Dezember 2019 wurde die Klassifikation um den Punkt "07 Erhebungen zu Saatenstand und Ernte" ergänzt.

 

Korrespondierende Bestände:

 

10036 Finanzarchiv,

10078 Landes-Ökonomie-, Manufaktur- und Kommerziendeputation

10736 Ministerium des Innern

11376 Landesregierung Sachsen, Ministerpräsident

 

Zitiervorschrift:

 

Bei Bestellungen im Hauptstaatsarchiv Dresden:

 

10741 Statistisches Landesamt, Nr.1

 

Außerhalb des Hauptstaatsarchives:

 

HStA Dresden, Bestand, 10741 Statistisches Landesamt, Nr.1



Direktion des Statistischen Büros (Hrsg.): Das Statistische Büro für das Königreich Sachsen in den ersten 50 Jahren seines Bestehens : Festschrift. Leipzig, 1881

Pfütze, A.: Die Entwicklung der amtl. Landesstatistik in Sachsen : Zum 100jährigen Bestehen der statistischen Landeszentrale Sachsens 1831 - 1931. Dresden, 1931
Notizen und Zeitungsausschnitte.- Volkszählungen in Sachsen 1852 - 1905.- Erhebungen zur Landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Bodennutzung 1843, 1883, 1913.- Statistische Unterlagen zur industriellen und gewerblichen Entwicklung der Städte.- Statistische Unterlagen zur industriellen, gewerblichen und landwirtschaftlichen Entwicklung der Gemeinden, u. a. Ernteerträge seit 1873.
Die Sammlung und Auswertung statistischen Materials gehörte seit dem 18. Jahrhundert zu den Aufgaben der inneren Verwaltung, aber erst im August 1850 wurde mit der Einrichtung des Statistischen Büros eine eigene Behörde für die Landesstatistik gegründet. Bis dahin bediente man sich der Hilfe des 1831 gegründeten Statistischen Vereins für das Königreich Sachsen. Das Statistische Büro war dem Ministerium des Innern unterstellt. 1919 wurde es als Statistisches Landesamt dem neu gegründeten Ministerium für Wirtschaft nachgeordnet.

Weitere Angaben siehe 2. Königreich und Freistaat Sachsen 1831 - 1945
  • 2004, Nachtrag 2020 | Findbuch / elektronisches Findmittel
  • 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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