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Beständeübersicht

Bestand

10857 Kommission für die europäische Gradmessung in Sachsen

Datierung1858 - 1890
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)5,40

Behördengeschichte

Die "Kommission für die Europäische Gradmessung im Königreich Sachsen" wurde durch die Verordnung des sächsischen Finanzministeriums vom 28. Mai 1862 begründet. Sie verdankt ihr Entstehen der Teilnahme Sachsens an den Arbeiten zur "Mitteleuropäischen Gradmessung", die der preußische General Baeyer 1861 den in Frage kommenden Staaten vorgeschlagen hatte. In die Kommission wurden die Professoren Nagel in Dresden, Weisbach in Freiberg und Bruhns in Leipzig berufen. Die Arbeiten waren in folgender Weise aufgeteilt. Messung des Basis: Professor Nagel und Professor Bruhns gemeinsam, Ausarbeitung des trigonometrischen Netzes für Sachsen: Professor Nagel, astronomische Untersuchungen: Professor Bruhns, Landesnivellement: Professor Weisbach. Nach dem Tode von Professor Weisbach ( 24. 2. 1871 ) und dem Tod von Professor Bruhns ( 25. 7. 1881 ) übernahm Professor Nagel die Fortführung bzw. Vollendung der laufenden Arbeiten. Er leitete auch den Schriftverkehr der Kommission nach dem Ableben der vorgenannten Mitglieder der Kommission. Die Tätigkeit der Kommission endete mit dem Jahr 1890. Als Ergebnis der Arbeit liegen vier Veröffentlichungen vor, die im Literaturnachweis im Einzelnen genannt sind.



Bestandsgeschichte

1871 übernahm Professor Nagel die von Professor Weisbach hinterlassenen Unterlagen in Angelegenheiten der Kommission und 1881 die bei Professor Bruhns dieserhalb ergangenen Schriftsätze und Aufzeichnungen. Eine systematische Aktenordnung ist während der Tätigkeit der Kommission nicht feststellbar. Registraturzeichen, die bei einigen Aktenbänden nachzuweisen sind, stammen aus den Jahren nach 1920. Nachdem die Kommission ihre Tätigkeit eingestellt hatte, wurde ihr Schriftgut an das Finanzministerium abgegeben und von der Steuervermessung verwaltet. Nach 1920 gelangte es in das Landesvermessungsamt und 1953 an die Fachschule für Vermessungswesen in Dresden. Letztere gab es 1963 an das Staatsarchiv Dresden ab. Der Bestand wurde 1968 verzeichnet und geordnet und 1969 durch ein Findbuch von Günter Meinert erschlossen. Arbeitsmaterialien der Abteilung für Nivellement (ab Signatur 111 des Findbuches), die während der Triangulation in Gebrauch waren, gelangten bereits 1894 aus dem Zentralbüro für Steuervermessung in das Hauptstaatsarchiv[01] . Die 14 Tafeln Schrank B, F 002, Nr. 001 A – L stammen aus einer Abgabe durch Prof. Nagel von 1896[02] . Sie wurden im Findbuch von 1969 als Anhang geführt. Im Rahmen seiner Ausbildung im Jahre 2006 verzeichnete der Referendar Dr. Tobias Crabus diese Unterlagen und fügte sie dem Bestand bei.



Bestandsanalyse

Der Bestand gibt über die Tätigkeit der Kommission erschöpfend Auskunft. Die Unterlagen über die Triangulation im erzgebirgischen Kohlenbecken und im Elbtal verdienen im besonderen Beachtung. Hervorzuheben sind auch die verschiedenen Serien von Beobachtungsbüchern, die Berechnungen und die Serie mit den Resultaten. Das Unternehmen diente dem Anschluss des sächsischen Höhennivellements an andere Netze, besonders das preußische, über welches die Verbindung zum auf den Nullpunkt des Amsterdamer Pegels bezogenen Normalnull-Horizont (NN) hergestellt wurde. Das sächsische Nivellement gilt als das erste in Deutschland begonnene Gradmessungsnivellement. Seine Ergebnisse fanden in den seit 1900 neu bearbeiteten Messtischblättern Berücksichtigung, nicht mehr jedoch in der zeitgleich (1870-1885) vom Topographischen Büro des sächsischen Generalstabs erstellten Äquidistantenkarte. Der Bestand erhellt und veranschaulicht einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte der Vermessung des Landes Sachsen.

Literaturhinweise
Veröffentlichungen der Kommission für die Europäische Gradmessung:

I. Abteilung, Die Großenhainer Grundlinie, bearbeitet von C. Bruhns und A. Nagel, Berlin 1882
II. Abteilung, Das trigonometrische Netz I. Ordnung, bearbeitet von A. Nagel, Berlin 1890
III. Abteilung,Die astronomischen Arbeiten, ausgeführt von C. Bruhns und veröffentlicht von T. Albrecht, 1885
IV. Abteilung,Das Landesnivellement, begonnen von J. Weisbach und vollendet von A. Nagel, 1886

Nagel, A., Die Vermessungen im Königreich Sachsen. Eine Denkschrift mit Vorschlägen für eine auf die europäische Gradmessung zu gründende rationelle Landesvermessung, Dresden 1876, S. 73 ff



Pattenhausen, B., Die Landesaufnahmen Sachsens, in: Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Dresden, Band 3, 1921



H. G., Der Abschluss der astronomisch - geodätischen Arbeiten für die Europäische Gradmessung im Königreich Sachsen, in: Wissenschaftliche Beilage der Leipziger Zeitung, Nr. 63 vom 27. 5. 1890



Stams, Marianne undWerner, Die große topographische Landesaufnahme von Sachsen 1780 bis 1811 und ihre Folgekarten, in: Sächsische Heimatblätter 27 ( 1981 ), S. 197 – 212



Die Vermessung Sachsens. 200 Jahre Vermessungsverwaltung, Hrsg. Landesvermessungsamt Sachsen. Red. Gunter Hentschel, 1. Aufl., Chemnitz 2006


[01] Vgl. Registrande des Hauptstaatsarchivs 1894, Nr. 267 und Kap. VIII.4, Vol. III, Bl. 232
[02] Vgl. Registrande des Hauptstaatsarchivs 1896, Nr. 581 und Kap. VIII.5, Vol. I, Bl. 247
Nagel, August: Die Vermessungen im Königreich Sachsen. Dresden, 1876, S. 73 ff.

Abendroth, William: Darstellung und Kritik der ältesten Gradmessungen. Dresden, 1866

Choulant, Oskar: Die Hauptergebnisse der mit der europäischen Gradmessung verbundenen Höhenbestimmungen im Königreich Sachsen. Freiberg, 1870 - 1874

Stams, Werner ; Stams, Marianne: Die große topographische Landesaufnahme von Sachsen 1780 - 1811 und ihre Folgen. In: Sächsische Heimatblätter. Jg. 27. 1981, S. 197 - 212
Triangulation und Vermessung des Erzgebirgischen Kohlebeckens.- Triangulation im Elbtal.- Beobachtungen.- Berechnungen.- Publikationen.- Arbeitsberichte.- Arbeitsmaterialien.- Korrespondenzen.- Geschäftstagebücher.
Die Kommission für die europäische Gradmessung im Königreich Sachsen wurde durch Verordnung des sächsischen Finanzministeriums vom 28.05.1862 begründet und beruhte auf der Teilnahme Sachsens an der Mitteleuropäischen Gradmessung, die der preußische General Baeyer 1861 den in Frage kommenden Staaten vorgeschlagen hatte. Ihre Tätigkeit endete 1890.

Weitere Angaben siehe 2. Königreich und Freistaat Sachsen 1831 - 1945
  • 1969, Nachtrag 2006 | Findbuch
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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