Beständeübersicht
Bestand
11164 Stiftung Carpzov
Datierung | 1615 - 1920 |
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Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 0,80 |
Der bekannte Jurist Benedict Carpzov, Geheimer Rat, Appellationsgerichtsrat, Senior des Leipziger Schöppenstuhls und Professor an der Universität Leipzig (1595-1666), begründete in seinem Testament vom 13. Februar 1664 unter anderem mit einem Kapital von 2000 Talern zwei Stipendien von je 50 Talern jährlich für die studierenden Söhne seiner Brüder Johann Benedict (Professor und Archidiakon in Leipzig, 1607-1657) und August (Kanzler in Coburg, 1612-1683). Für den Fall einer Vakanz sollte das Stipendium ferner an die Söhne seines anderen Bruders Konrad (Kanzler in Halle, 1593-1658), danach an Nachkommen seiner Schwester Christine Elisabeth (1614-1693, verehelicht mit Dr. med. Wecker), sonst an nicht verwandte bedürftige Studenten fallen, unter denen die Söhne der Leipziger Schöffen den Vorzug haben sollten. Die Aufsicht über die Stiftung oblag dem Leipziger Schöppenstuhl, der bei strittigen Bewerbungen entscheiden sollte. Später ging dieses Aufsichtsrecht an das Appellationsgericht, danach an das Landgericht Leipzig über.
Da mit der wachsenden Nachkommenschaft der Brüder des Testators die Zahl der durch Verwandtschaft berechtigten Bewerber zunahm, wurde bereits seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Verteilung durch zwei Senioren vorgenommen, von denen der eine der Leipziger Linie (Nachkommen Johann Benedicts) und der andere der Coburger Linie (Nachkommen Augusts) angehörte. In der letzteren Linie wurde das Seniorat bis 1814 von Nachkommen im Mannesstamm verwaltet, zuletzt von Wilhelm August Carpzov, Amtsverwalter zu Bachra und Ostermonra (gestorben 1814). Mit ihm starb die Coburger Linie im Mannesstamm aus. Danach waren Nachfahren weiblicher Linien Inhaber des Seniorats, und zwar bis 1841 der Advokat Gottlob August Schmidt, Schwestersohn des letzten Seniors, bis 1853 dessen Sohn August. In diesem Jahr übernahm das Seniorat der Professor Karl Friedrich August Nobbe, Rektor der Nikolaischule in Leipzig, der Abkömmling einer Enkelin des Gründers der Coburger Linie. 1871 löst ihn sein Sohn ab, der Pfarrer Dr. Heinrich Friedrich August Nobbe (später Superintendent in Leisnig), dessen Schwiegersohn Stadtdirektor Nake in Dresden seit 1920 als letzter Senior amtierte. Seine Witwe hat die Senioratsakten 1958 dem Sächsischen Landeshauptarchiv überlassen. Das Kapital der Stiftung, das auf zwei alten Leipziger Bürgerhäusern stand (Hohmanns Hof, Stieglitz-Hof), dürfte in der Inflationszeit entwertet worden sein. Jedenfalls sind seit dieser Zeit keine Stipendien mehr ausgezahlt worden. Der Rest wurde bis 1945 vom Landgericht Leipzig verwaltet und betrug zuletzt 2125,91 Mark (10736 Ministerium des Innern, Nr. 13305).
Der vorliegende Bestand umfasst zum größeren Teil die Senioratsakten der Coburger Linie über die Verwaltung der Carpzov-Stiftung und einige andere Stipendien, aber auch Aktenbände, die andere Angelegenheiten der Familie Carpzov und ihres Koburger Zweiges betreffen (Benedict Carpzov, Kanzler der Kurfürstinwitwe Sophie, 1565-1624; dessen Söhne Benedict und August; des letzteren Sohn August, 1662-1719, sowie dessen Söhne Christoph August, Wilhelm August und Carl August; Leichenpredigten und Hochzeitsgedichte über verschiedene Angehörige; vgl. Nr. 2-4, 6-9, 11-17, 67). Mehrfach wurden bei Senioratswechsel die übernommenen Akten des "Coburgischen Lineal-Archivs" oder des "Familien-Archivs" verzeichnet, woraus auch einige Verluste zu ersehen sind (vgl. Nr. 24, 31, 40, 43, 65). Die Masse der Senioratsakten enthält den Briefwechsel der Senioren untereinander, die Bewerbungsgesuche (mit Zeugnissen, Taufscheinen, Abstammungsnachweis und anderen Anlagen) sowie die Antworten des Coburger Seniors. Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Bestand in eine chronologische Ordnung gebracht und mit laufenden Nummern versehen, an welche die folgenden Aktenbände des 19. Jahrhunderts angeschlossen wurden. Diese Ordnung wurde im Wesentlichen beibehalten. Am Schluss des Findbuchs erschließt ein Register die vorkommenden Familiennamen, soweit es sich um Carpzovische Deszendenten handelt. Eine Stammtafel verdeutlicht die Abstammung der Senioren der Coburger Linie. Ein bei dem Bestand befindlicher, aber erst 1922 erworbener Kupferstich des Testators ist zur Bildsammlung des Landeshauptarchivs gegeben worden.
20. August 1958
Harald Schieckel
Da mit der wachsenden Nachkommenschaft der Brüder des Testators die Zahl der durch Verwandtschaft berechtigten Bewerber zunahm, wurde bereits seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Verteilung durch zwei Senioren vorgenommen, von denen der eine der Leipziger Linie (Nachkommen Johann Benedicts) und der andere der Coburger Linie (Nachkommen Augusts) angehörte. In der letzteren Linie wurde das Seniorat bis 1814 von Nachkommen im Mannesstamm verwaltet, zuletzt von Wilhelm August Carpzov, Amtsverwalter zu Bachra und Ostermonra (gestorben 1814). Mit ihm starb die Coburger Linie im Mannesstamm aus. Danach waren Nachfahren weiblicher Linien Inhaber des Seniorats, und zwar bis 1841 der Advokat Gottlob August Schmidt, Schwestersohn des letzten Seniors, bis 1853 dessen Sohn August. In diesem Jahr übernahm das Seniorat der Professor Karl Friedrich August Nobbe, Rektor der Nikolaischule in Leipzig, der Abkömmling einer Enkelin des Gründers der Coburger Linie. 1871 löst ihn sein Sohn ab, der Pfarrer Dr. Heinrich Friedrich August Nobbe (später Superintendent in Leisnig), dessen Schwiegersohn Stadtdirektor Nake in Dresden seit 1920 als letzter Senior amtierte. Seine Witwe hat die Senioratsakten 1958 dem Sächsischen Landeshauptarchiv überlassen. Das Kapital der Stiftung, das auf zwei alten Leipziger Bürgerhäusern stand (Hohmanns Hof, Stieglitz-Hof), dürfte in der Inflationszeit entwertet worden sein. Jedenfalls sind seit dieser Zeit keine Stipendien mehr ausgezahlt worden. Der Rest wurde bis 1945 vom Landgericht Leipzig verwaltet und betrug zuletzt 2125,91 Mark (10736 Ministerium des Innern, Nr. 13305).
Der vorliegende Bestand umfasst zum größeren Teil die Senioratsakten der Coburger Linie über die Verwaltung der Carpzov-Stiftung und einige andere Stipendien, aber auch Aktenbände, die andere Angelegenheiten der Familie Carpzov und ihres Koburger Zweiges betreffen (Benedict Carpzov, Kanzler der Kurfürstinwitwe Sophie, 1565-1624; dessen Söhne Benedict und August; des letzteren Sohn August, 1662-1719, sowie dessen Söhne Christoph August, Wilhelm August und Carl August; Leichenpredigten und Hochzeitsgedichte über verschiedene Angehörige; vgl. Nr. 2-4, 6-9, 11-17, 67). Mehrfach wurden bei Senioratswechsel die übernommenen Akten des "Coburgischen Lineal-Archivs" oder des "Familien-Archivs" verzeichnet, woraus auch einige Verluste zu ersehen sind (vgl. Nr. 24, 31, 40, 43, 65). Die Masse der Senioratsakten enthält den Briefwechsel der Senioren untereinander, die Bewerbungsgesuche (mit Zeugnissen, Taufscheinen, Abstammungsnachweis und anderen Anlagen) sowie die Antworten des Coburger Seniors. Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Bestand in eine chronologische Ordnung gebracht und mit laufenden Nummern versehen, an welche die folgenden Aktenbände des 19. Jahrhunderts angeschlossen wurden. Diese Ordnung wurde im Wesentlichen beibehalten. Am Schluss des Findbuchs erschließt ein Register die vorkommenden Familiennamen, soweit es sich um Carpzovische Deszendenten handelt. Eine Stammtafel verdeutlicht die Abstammung der Senioren der Coburger Linie. Ein bei dem Bestand befindlicher, aber erst 1922 erworbener Kupferstich des Testators ist zur Bildsammlung des Landeshauptarchivs gegeben worden.
20. August 1958
Harald Schieckel
Schieckel, Harald: Die Familienstiftung Carpzov und ihr Senioratsarchiv. In: Archivalische Zeitschrift. 56. 1960, S. 106 - 115
Verwaltung der Stiftung.- Familie Carpzov.
Der Leipziger Jurist und Universitätsprofessor Benedict Carpzov begründete in seinem Testament vom 13. Februar 1664 eine Stiftung zur Unterstützung bedürftiger Studenten vornehmlich seiner Familie, die bis etwa 1920 praktisch wirksam war. Der Bestand enthält auch genealogische Nachrichten zur Familie und ihren Verzweigungen.
- 1958 | Findbuch / Datenbank
- 2025-02-25 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5