Beständeübersicht
Bestand
11394 Landesregierung Sachsen, Ministerium für Land- und Forstwirtschaft
Datierung | (1914 - 1944) 1945 - 1952 |
---|---|
Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 62,40 |
Einleitung
Aufbau und Aufgaben des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft
Innerhalb der im Juli 1945 gebildeten Landesverwaltung Sachsen wurde die Landwirtschaft einschließlich der Forstwirtschaft als zweite Abteilung dem Ressort Ernährung und Landwirtschaft unterstellt. Leiter des Ressorts war bis September 1945 Vizepräsident Dr. Lenhard. In Zusammenhang mit der am 17. September 1945 eingeleiteten Neugestaltung der Landesverwaltung wurde die Landwirtschaft in das Ressort Landwirtschaft, Handel und Versorgung, Verkehr unter Leitung von Vizepräsident Gäbler übernommen. Mit dem ersten vollständigen Geschäftsverteilungsplan der Landesverwaltung Sachsen vom 1. Dezember 1945 gliederte sich die Abteilung Landwirtschaft in 12 Referate, deren Aufgabenbereiche sich auf alle Bereiche der volkswirtschaftlichen Neugestaltung auf dem Lande sowie in der Forst- und Wasserwirtschaft erstreckten. Im Dezember wurde auch die Abteilung Verkehr aus dem Ressort ausgegliedert und als eigenständige Abteilung dem Präsidenten unterstellt. Durch den Befehl 286 der SMAS vom 7. Oktober 1946 teilte sich das nunmehrige Ressort Landwirtschaft, Handel und Versorgung in die beiden selbständigen Bereiche Land- und Forstwirtschaft sowie Handel und Versorgung. Mit der Bildung der Landesregierung Sachsen entstand im Oktober 1946 schließlich das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, welches durch das gleichnamige Ressort gebildet wurde. Das Ministeramt wurde im Dezember 1946 Dr. Reinhard Uhle (LDP), der bereits vom Juli 1945 an als Vizepräsident dem Ressort Justiz vorgestanden hatte, übertragen. Nach seinem Rücktritt im März 1950 und der kurzzeitigen kommissarischen Übernahme der Amtsgeschäfte durch Felix Kaden (SED) amtierte ab Juni 1950 bis Juli 1952 Fritz Weißhaupt (DBD) als Minister.
Die Aufgabengebiete des Ministeriums blieben im Vergleich zu anderen Ressorts verhältnismäßig beständig. Bei seiner Errichtung im Herbst 1946 gliederte sich das Ministerium in folgende Abteilungen: VIII 1. Allgemeine Abteilung; VIII 2. Landwirtschaft; VIII 3. Forstwirtschaft. Entsprechend einem Beschluss des Gesamtministeriums vom Dezember 1946 wurden dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft folgende Aufgaben zugesprochen: Landwirtschaft und Bodenreform, Kataster- und Vermessungswesen, Landeskultur, Veterinärwesen, Forstwirtschaft. Bis 1948 gehörten die Durchführung der Bodenreform und die Festigung der rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Neubauern zu den wesentlichen Schwerpunkten. Im Zuge der einheitlichen Benennung und Gliederung der Ministerien der Länder der DDR 1950 wurde das Ministerium neu gegliedert, wobei sich Aufgabenbereiche verengten und sich der verwaltungsmäßige Aufbau der Behörde straffte. Die Gesamtstruktur des Ministeriums blieb jedoch durch die beiden Hauptabteilungen Landwirtschaft und Forstwirtschaft bestehen. Lediglich die zunächst zur Landwirtschaft gehörende Wasserwirtschaftsverwaltung, deren Tätigkeitsgebiet sich nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern darüber hinaus auf weitere Gebiete der kommunalen und gewerblichen Gesamtwirtschaft sowie auf den Ge-bieten der Energiewirtschaft und des Verkehrswesens erstreckte, wurde von 1949 bis 1951 als selbständige Hauptabteilung geführt.
Im Unterschied zur Gesamtstruktur des Ministeriums, die sich insgesamt nur gering wandelte, gab es innerhalb der Abteilungen und Referate wesentlich umfassendere Veränderungen. Anhand der überlieferten Unterlagen sind bisher Strukturpläne aus folgenden Zeiträumen nachweisbar: Juli 1945, September 1945, Dezember 1945, 1946, Oktober 1947, November 1948/August 1949, November 1950, August 1951, 1951/1952.
Vor allem innerhalb des Bereichs Landwirtschaft kam es regelmäßig zu Strukturerweiterungen aufgrund der Schaffung neuer Referate sowie zu Zusammenlegungen sachbezogener Referate und Abteilungen. Aber auch zwischen Ministerien der Landesregierung Sachsen gab es Verschiebungen von Strukturen. Bereits im Juli 1946 war die Abteilung Veterinärwesen vom Ressort Justiz und Gesundheitswesen übernommen worden. Das Referat Oberbauleitung Befehl 209 wurde zwischen 01. September und 15. Oktober 1949 an die Hauptabteilung Bauwesen im Ministerium für Industrie und Verkehr abgegeben. Im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft verblieb ein Referat Ländliches Bauwesen für die allgemeinen politischen Fragen des landwirtschaftlichen Bauens. 1951 erfolgte die Auflösung der Abteilung Forschung und Berufsausbildung, deren Aufgaben der Hauptabteilung Berufsausbildung im Ministerium für Wirtschaft übergeben wurde. Weiterhin übernahm das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft 1951 die Abteilung Fischwirtschaft vom Ministerium für Handel und Versorgung.
Die Hauptaufgabe der Landwirtschaftsverwaltung lag in der langfristigen Sicherung der Ernährungslage der Bevölkerung. Die Landwirtschaft in Sachsen war durch die Kriegseinwirkungen stark zerstört, zahlreiche Felder und Gehöfte waren verwüstet, der Viehbestand stark reduziert, es fehlte an Maschinen, Saatgut, Dünger, Tierfutter und nicht zuletzt an Arbeitskräften. Nachdem im Jahre 1945 die Sicherstellung der Ernte vordringlich der Abwendung einer möglichen Hungersnot diente, war der gezielte Aufbau der Landwirtschaft auf die maximale Ausweitung der Anbauflächen durch Urbarmachung von Neuland, Rodungen oder Trockenlegung von Sümpfen, einhergehend mit der langfristigen Beschaffung und Bereitstellung von Saatgut, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie dem Einsatz von Be- und Entwässerungsanlagen gerichtet. Mittels einer bewussten Anbauplanung wurde versucht, alle natürlichen und wirtschaftlichen Potentiale auszunutzen. Die rechtzeitige Durchführung der jährlichen Frühjahrs- und Herbstbestellungen sowie die Sicherung der Ernteerträge waren dabei wichtigstes Kriterium der landwirtschaftlichen Produktionsplanung.
Die Bodenreform, die nicht zuletzt zu einer umfassenden Strukturänderung in der Landwirtschaft führte, gehörte zu den einschneidendsten Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft. Auf dem Gebiete der Bodenkultur wurde durch den SMAD-Befehl Nr. 349/1946 der Ackerlandgewinnung aus Ödland, Wiesen, Weiden und Waldbeständen besonderes Hauptaugenmerk verliehen. Die Landesregierung unterstützte die Umsiedler und Neubauern bei der Sesshaftmachung und der Errichtung von Neubauernhöfen gemäß SMAD-Befehl Nr. 209/1947, der die Erstellung von umfangreichen Neubauerngehöften für das Land Sachsen vorsah. We-sentlicher Handlungsbedarf des Ministeriums lag darüber hinaus auch in dem Auf- und Ausbau der MAS sowie der Versorgung der VVG und VEG.
Dem Bereich Landwirtschaft oblagen bis 1952 vordergründig folgende Aufgaben und Maß-nahmen:
- Steigerung der Ernteerträge;
- Steigerung der Bodenuntersuchung anhand von Bodenbearbeitung, Bereitstellung von Qualitätssaatgut, Pflanzenschutz, Zwischenfruchtanbau;
- Förderung des Gartenbaus;
- Entwicklung der Viehwirtschaft;
- Veterinärmedizinische Erstellung und Einhaltung des Viehhalteplanes;
- Technisierung der Landwirtschaft;
- Wiederaufbau des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens;
- Bodenreform-Bauprogramm und landwirtschaftliches Bauwesen;
- Einführung von Dorfwirtschaftsplänen.
Mit der Organisation der Forstverwaltung durch den SMAD-Befehl Nr. 97/1945 und einer von der Deutschen Verwaltung für Land- und Forstwirtschaft erlassenen Verordnung war der gesamte Waldbestand ohne Rücksicht auf Eigentumsverhältnisse zu einer Verwaltungsgemeinschaft unter Führung der staatlichen Forstämter und deren Landesforstämter zusammengeschlossen worden. Nachdem der Waldbestand bereits aufgrund der jahrelangen Rüstungsindustrie und der Kriegsauswirkungen größte Einschnitte aufwies, kam es auch in den Nachkriegsjahren zu Rohholzentnahmen ohne waldbauliche Rücksichtnahme - teils, um den Be-darf der anlaufenden Wirtschaft zu decken, teils durch Demontage der Besatzungsmacht für Reparationen und Export und nicht zuletzt zur Deckung des Brennholzbedarfs für fehlende Kohle. Aufgrund des erheblichen Holzmangels lag die größte Verantwortung der Hauptabteilung Forstwirtschaft in der forstwirtschaftlichen Holzerzeugungs- und Holverbrauchsplanung, um den starken Anstieg des Holzbedarfs im Bezug zur Erzeugungsfähigkeit der einheimischen Wälder bestmöglich abzustimmen und eine weitere Übernutzung bzw. einen andauernden folgenschweren Waldabbau zu verhindern. Die Sonderstellung bäuerlichen Privatwaldes unter 5 ha Größe und des Neubauernwaldes erschwerten die planende Forsteinrichtung ebenso wie der Mangel sowohl an ausgebildeten Fachkräften als auch an Saatgut und Pflanzen. Aufgrund der langen Produktionszeiträume in der Forstwirtschaft lagen die Aufgabenschwerpunkte hinsichtlich der Sicherung der künftigen forstlichen Erzeugung v.a. bei der Planung und Durchführung der Hiebmaßnahmen, der Aufforstung der Kahlflächen sowie der Pflege des vorhandenen Waldbestandes.
Insgesamt umfasste die Tätigkeit der Hauptabteilung Forstwirtschaft neben der forstwirtschaftliche Planung anhand von Rohholz- und Holzeinschlagsplänen v.a. folgende Aufgaben und Maßnahmen der Forstproduktion und Forstnutzung:
- Waldbau, Aufforstung, Wege- und Wasserbau;
- Forstschutz, Schädlings- und Waldbrandbekämpfung, Naturschutz;
- Forstliches Versuchswesen;
- Forsteinrichtung und Forstvermessung;
- Durchführung der plan- und sortenmäßigen Holzaufbringung und Holzverwertung, Hart- und Gerbrindengewinnung.
Die Wasserwirtschaftsverwaltung lenkte und überwachte jegliche Inanspruchnahme des gesamten Wasserschatzes des Landes Sachsen in rechtlicher und technischer Hinsicht. Besondere Bedeutung lag in der Versorgung der Landwirtschaft, der Industrie und der Gemeinden mit Trink- und Brauchwasser, aber auch Fragen der Entwässerung, Abwasserreinigung und Krafterzeugung sowie das Schifffahrtswesen waren wesentliche Aspekte. Alle Hoheitsaufgaben, die sowohl der Gestaltung des Wasserrechtes sowie des Rechts der Wasser- und Bodenverbände als auch der wasserpolizeilichen Überwachung aller wasserwirtschaftlichen Baumaßnahmen und Anlagen dienten, als auch sämtliche Bauaufgaben, die auf die Unterhaltung der wasserwirtschaftlichen Anlagen gerichtet waren, wurden im Interesse der Landwirtschaft, der kommunalen und gewerblichen Wirtschaft, der Energie- und Verkehrswirtschaft wie folgt durchgeführt:
- Entwässerung durch Flussregulierung, Gräben, Dränungen etc.;
- Bewässerung und Beregnung durch Reinwasser und städtisches bzw. gewerbliches Abwasser;
- Hochwasserschutz und Beseitigung von Hochwasserschäden;
- Bewirtschaftung des Grundwassers;
- Bereitstellung von gewerblichem Brauchwasser;
- Behandlung von städtischem und gewerblichem Abwasser in Kläranlagen und durch Speicherbecken;
- Bewirtschaftung von Wasserkraftanlagen (Talsperren, Speicherbecken, Wehre, Wehrkanäle etc.);
- Übernahme gewässerkundlicher Aufgaben wie Wasserstandsbeobachtungen, Wassermengenmessungen, Hochwasser- und Katastrophendienst.
Vordringlicher Handlungsbedarf im Wasserwirtschaftsbereich bis 1952 lag jedoch vor allem in der Erschließung und Sicherung der benötigten Kapazität an Trink- und Brauchwasser. Wichtige Industriebetriebe mussten an das Versorgungsnetz angeschlossen werden, in den Erzbergbau- und Braunkohleabbaugebieten lagen hinsichtlich der Wasserversorgung von Gemeinden teilweise unzumutbare Zustände vor. Ebenso galt es, die Wasserversorgung der Neubauern sowie die Be- und Entwässerung bei gleichzeitiger Verwertung städtischer und industrieller Abwässer landwirtschaftlicher Flächen sicherzustellen, um notwendige Ertragssteigerungen zu gewährleisten. In Gebieten mit starker Industriestruktur bekam die Durchführung von Kanalisationsmaßnahmen zunehmend Bedeutung.
Hinsichtlich der Reorganisation der Landesverwaltung im Jahre 1952 erließ das Amt für Wasserwirtschaft der DDR eine gesonderte Direktive für die Durchführung der Verwaltungsreform auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft.
Zu den nachgeordneten Dienststellen des Ministeriums im Zeitraum 1948 bis 1952 gehörten:
Bereich Landwirtschaft
Staatliche Landwirtschaftliche Versuchs- und Kontrollstation, Forschungsanstalt für Pflanzenbau, Tierernährung und Bodenkunde in Leipzig-Möckern;
Staatliche Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau und Höhere Gartenbauschule in Pillnitz;
Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Landarbeit Gundorf;
Spezialschule für Ackerbauberater in Zittau;
Spezialschule für Viehwirtschaftsberater in Oberlosa;
Staatliche Versuchs- und Forschungsanstalt für bäuerliche Werkarbeit in Pommritz;
Forschungsstelle für Bodenbearbeitung in Pillnitz;
Weinbau-Versuchs- und Lehranstalt Hoflößnitz in Radebeul;
Obstbau-Lehrgarten in Wurzen;
Samenprüfstelle in Dresden;
Pflanzenschutzamt in Dresden;
Bezirksstellen für Kartoffelkäferabwehrdienst in Dresden, Grimma, Bautzen und Zwickau;
Landesstelle zur Bekämpfung der Bisamratte;
Tierzuchtämter in Döbeln, Dresden, Leipzig, Annaberg, Bautzen, Chemnitz, Löbau und Plauen;
Köramt in Dresden;
Landstallamt in Moritzburg;
Fohlenaufzuchtstation in Oberrennersdorf bei Herrnhut;
Viehhaltungsschulen in Pillnitz, Pommritz und Preuschwitz;
Kreistierärzte (29, je am Sitz des Kreises);
Schlachttier- und Tierseuchen-Entschädigungsamt in Dresden;
Veterinärmedizinische Untersuchungsanstalt in Dresden;
Fachschule für Landwirtschaft in Meißen;
Fischereischule für Teichwirtschaft und Fischzucht in Königswartha;
Landwirtschaftsschulen in Annaberg, Aue, Auerbach, Bad Lausick, Bautzen, Bernstedt, Chemnitz, Reinhardtsgrimma, Döbeln, Schloss Nöthnitz, Frauenstein, Freiberg, Görlitz, Großenhain, Hainichen, Kamenz, Lützschena, Meißen, Oelsnitz, Pegau, Pirna, Löbau, Riesa, Rochlitz, Thurm, Werdau, Wurzen, Zittau und Zwickau;
Landfrauenschule "Arvedshof" in Elbisbach und Bad Lausick;
Staatsgüter;
Kreisvermessungsämter;
Landeswetterwarte in Radebeul
Bereich Forstwirtschaft
Holzwirtschaftsstelle in Dresden;
Forstliche Versuchsanstalt mit Pappel- und Großpflanzengarten in Graupa;
Fachschule für Forstwirtschaft in Tharandt;
Forstfacharbeiterschule in Wermsdorf;
Forsthauptkasse in Dresden;
Forstämter (75);
Revierförstereien;
Sägewerke in Krauschwitz-Keula und Weißwasser;
Vogelwarte in Moritzburg
Bereich Wasserwirtschaft
Wasserkraftanlage Wurzen und Wasserkraftwerke in Klosterbuch, Waldenburg und Aue;
Talsperrenverwaltungen in Kriebstein, Muldenberg, Weiterswiese, Malter, Lehnmühle und Klingenberg;
Baudienststellen in Radeburg, Muldenberg und Cranzahl;
Kanalverwaltung in Wurzen;
Wasserbauhöfe in Bautzen, Pirna, Döbeln und Zwickau;
Wasserbauämter in Annaberg, Bautzen, Chemnitz, Döbeln, Dresden, Freiberg, Görlitz, Leipzig, Meißen, Pirna, Plauen, Schwarzenberg, Zittau und Zwickau;
Sächsische Landesdirektion für Wasserwesen.
Mit der Auflösung der Landesregierung Sachsen im Juli 1952 gingen die Aufgaben des Ministeriums auf die Abteilungen Land- und Forstwirtschaft der Bezirke Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt sowie auf die volkseigenen Wasserwirtschaftsbetriebe Obere Elbe und Mulde über.
Bestandsgeschichte
Der größte Teil des Schriftguts des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft einschließlich der Vorgängerbehörden gelangte unmittelbar nach der Verwaltungsreform in den Jahren 1952/53 in das damalige Landeshauptarchiv. 1967/68 erfolgte die Bearbeitung des Bestandes durch Dr. Anna Miksch und Gudrun Lemke in Zusammenarbeit mit den Archivaren Schauer und Klemm. Anfang der 1980er Jahre wurde der Bestand anhand einer Findkartei vorläufig geordnet.
Bereits in den Jahren 1962/63 waren die Unterlagen der Landesbodenkommission Sachsen, die als erste Zentralstelle des Landes die unmittelbare Arbeit der Bodenreform leitete und über eingereichte Anträge in Bodenreformsachen endgültig entschied, als selbständiger Bestand herausgelöst worden. Das Schriftgut der Landesbodenkommission Sachsen, welches überwiegend nach Kreisen gegliederte Vorgänge über Eingaben und Beschwerden von Bodenempfängern an das Sekretariat der Landesbodenkommission Sachsen enthält, ist dem Aktenbestand der Landesregierung Sachsen, Ministerium des Innern, zugeordnet worden.
1996/1997 wurde die Bestandserschließung vorläufig abgeschlossen. Steffen Schütze überarbeitete die vorhandene Findkartei und erstellte ein Findbuch mit Hilfe der vorangegangenen EDV-gestützten Verzeichnung. Ute Bottin übernahm neben allen weiteren abschließenden Arbeiten die Überarbeitung der Klassifikation. Das anhand der Findkartei vorgefundene Ordnungssystem ist dabei zugunsten einer an die ursprüngliche Struktur des Ministeriums angelehnten Gliederung aufgehoben worden. Grundlage für das nunmehr vorliegende Ordnungsschema waren die Strukturpläne vom 20. November 1948 und vom 01. Januar 1951 sowie ein Organisationsschema der Hauptabteilung Forstwirtschaft vom 27. Oktober 1950 .
Literaturhinweise
Bauerkämpfer, Arnd, Von der Bodenreform zur Kollektivierung. Zum Wandel der ländlichen Gesellschaft in der Sowjetischen Besatzungszone und DDR 1945 - 1952. In: Sozialgeschichte der DDR, Stuttgart, 1994.
Blanckmeister, Johannes, Die Forstwirtschaft des Bundeslandes Sachsen. Dresden, 1949.
Boissier, Doris, Organisation, Aufgaben und Entwicklung der zentralen staatlichen Organe der Land- und Forstwirtschaft 1945 - 1990. In: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Heft 2/3, Koblenz, 2000.
Döring, Heinz, Von der Bodenreform zu den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Erläuterungen und Kommentierung des neuen Agrarrechts. Berlin, 1953.
Klemm, Volker, Agrargeschichte. Von der bürgerlichen Agrarreform zur sozialistischen Landwirtschaft in der DDR. Berlin, 1985.
Kluge, Reinhard, Materialsammlung zur Behördengeschichte der Landesregierung Sachsen 1945-1952. Maschinenschrift. Dresden, 1960.
Kluge, Ulrich, Agrarstruktureller Wandel und Kollektivierung in Ostdeutschland. Zum Problem der sowjetischen "Sowjetisierung" 1949-1954. St. Katharinen, 1997.
Kluge, Ulrich, Die Bodenreform ist in erster Linie eine politische Angelegenheit. Agrarstruktureller Wandel in Sachsen 1945/46. In: "Junkerland in Bauernhand?", Wiesbaden, 1996.
Krebs, Christian, Entwicklungstendenzen in der DDR-Landwirtschaft. Betriebsformen, Eigentumsformen, Lenkungsmethoden. Berlin, 1974.
Kuntsche, Siegfried, Die Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse und der Produktionsstruktur in der Landwirtschaft. In: Aussichten zur Geschichte der DDR, Bonn; Berlin, 1993.
Luft, Hans, Agrargenossenschaften gestern, heute und morgen. Zur Geschichte der Landwirtschaft der DDR und ihre Perspektiven im vereinten Deutschland, Berlin, 1998.
Thüsing, Andreas, Landesverwaltung und Landesregierung in Sachsen 1945-1952. Dargestellt am Beispiel ausgewählter Ressorts. Frankfurt a.M., 2000.
Zimmermann, Peter, Landwirtschaft und Agrarpolitik in Sachsen 1945-1949. Untersuchung zur Frage einer angeblichen Sowjetisierung in der ostdeutschen Landwirtschaft. Maschinen-schrift. Dresden, 1999.
Zundel, Rolf und Ekkehard Schwartz, 50 Jahre Forstpolitik in Deutschland 1945 bis 1994. Münster-Hiltrup, 2001.
Verweis auf andere Bestände im eigenen Archiv und in fremden Archiven
Hauptstaatsarchiv Dresden
11514 Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB), Landesverband Sachsen und Bezirksvorstand Dresden (1877-1944) 1945-1976)
11395 Amt für Gewässerkunde (1945-1948)
11396 Vereinigung Volkseigener Güter des Landes Sachsen (1949-1953)
11397 Sortenamt für Nutzpflanzen (inkl. Reichssortenregisterstelle beim Reichsnährstand sowie Zentralstelle für Sortenwesen) (1931-1959)
Bundesarchiv
DK1 Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft ((1945-1972) 1972-1990)
DK2 Zentrale für Landtechnik ((1945-1949) 1949 - 1951)
DK3 Staatssekretariat für Erfassung und Aufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse ((1948-1950) 1950-1961)
DK4 Amt für Wasserwirtschaft ((1945-1951) 1952-1971)
DK5 Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft ((1952-1971) 1972-1989 (1990))
Aufbau und Aufgaben des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft
Innerhalb der im Juli 1945 gebildeten Landesverwaltung Sachsen wurde die Landwirtschaft einschließlich der Forstwirtschaft als zweite Abteilung dem Ressort Ernährung und Landwirtschaft unterstellt. Leiter des Ressorts war bis September 1945 Vizepräsident Dr. Lenhard. In Zusammenhang mit der am 17. September 1945 eingeleiteten Neugestaltung der Landesverwaltung wurde die Landwirtschaft in das Ressort Landwirtschaft, Handel und Versorgung, Verkehr unter Leitung von Vizepräsident Gäbler übernommen. Mit dem ersten vollständigen Geschäftsverteilungsplan der Landesverwaltung Sachsen vom 1. Dezember 1945 gliederte sich die Abteilung Landwirtschaft in 12 Referate, deren Aufgabenbereiche sich auf alle Bereiche der volkswirtschaftlichen Neugestaltung auf dem Lande sowie in der Forst- und Wasserwirtschaft erstreckten. Im Dezember wurde auch die Abteilung Verkehr aus dem Ressort ausgegliedert und als eigenständige Abteilung dem Präsidenten unterstellt. Durch den Befehl 286 der SMAS vom 7. Oktober 1946 teilte sich das nunmehrige Ressort Landwirtschaft, Handel und Versorgung in die beiden selbständigen Bereiche Land- und Forstwirtschaft sowie Handel und Versorgung. Mit der Bildung der Landesregierung Sachsen entstand im Oktober 1946 schließlich das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, welches durch das gleichnamige Ressort gebildet wurde. Das Ministeramt wurde im Dezember 1946 Dr. Reinhard Uhle (LDP), der bereits vom Juli 1945 an als Vizepräsident dem Ressort Justiz vorgestanden hatte, übertragen. Nach seinem Rücktritt im März 1950 und der kurzzeitigen kommissarischen Übernahme der Amtsgeschäfte durch Felix Kaden (SED) amtierte ab Juni 1950 bis Juli 1952 Fritz Weißhaupt (DBD) als Minister.
Die Aufgabengebiete des Ministeriums blieben im Vergleich zu anderen Ressorts verhältnismäßig beständig. Bei seiner Errichtung im Herbst 1946 gliederte sich das Ministerium in folgende Abteilungen: VIII 1. Allgemeine Abteilung; VIII 2. Landwirtschaft; VIII 3. Forstwirtschaft. Entsprechend einem Beschluss des Gesamtministeriums vom Dezember 1946 wurden dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft folgende Aufgaben zugesprochen: Landwirtschaft und Bodenreform, Kataster- und Vermessungswesen, Landeskultur, Veterinärwesen, Forstwirtschaft. Bis 1948 gehörten die Durchführung der Bodenreform und die Festigung der rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Neubauern zu den wesentlichen Schwerpunkten. Im Zuge der einheitlichen Benennung und Gliederung der Ministerien der Länder der DDR 1950 wurde das Ministerium neu gegliedert, wobei sich Aufgabenbereiche verengten und sich der verwaltungsmäßige Aufbau der Behörde straffte. Die Gesamtstruktur des Ministeriums blieb jedoch durch die beiden Hauptabteilungen Landwirtschaft und Forstwirtschaft bestehen. Lediglich die zunächst zur Landwirtschaft gehörende Wasserwirtschaftsverwaltung, deren Tätigkeitsgebiet sich nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern darüber hinaus auf weitere Gebiete der kommunalen und gewerblichen Gesamtwirtschaft sowie auf den Ge-bieten der Energiewirtschaft und des Verkehrswesens erstreckte, wurde von 1949 bis 1951 als selbständige Hauptabteilung geführt.
Im Unterschied zur Gesamtstruktur des Ministeriums, die sich insgesamt nur gering wandelte, gab es innerhalb der Abteilungen und Referate wesentlich umfassendere Veränderungen. Anhand der überlieferten Unterlagen sind bisher Strukturpläne aus folgenden Zeiträumen nachweisbar: Juli 1945, September 1945, Dezember 1945, 1946, Oktober 1947, November 1948/August 1949, November 1950, August 1951, 1951/1952.
Vor allem innerhalb des Bereichs Landwirtschaft kam es regelmäßig zu Strukturerweiterungen aufgrund der Schaffung neuer Referate sowie zu Zusammenlegungen sachbezogener Referate und Abteilungen. Aber auch zwischen Ministerien der Landesregierung Sachsen gab es Verschiebungen von Strukturen. Bereits im Juli 1946 war die Abteilung Veterinärwesen vom Ressort Justiz und Gesundheitswesen übernommen worden. Das Referat Oberbauleitung Befehl 209 wurde zwischen 01. September und 15. Oktober 1949 an die Hauptabteilung Bauwesen im Ministerium für Industrie und Verkehr abgegeben. Im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft verblieb ein Referat Ländliches Bauwesen für die allgemeinen politischen Fragen des landwirtschaftlichen Bauens. 1951 erfolgte die Auflösung der Abteilung Forschung und Berufsausbildung, deren Aufgaben der Hauptabteilung Berufsausbildung im Ministerium für Wirtschaft übergeben wurde. Weiterhin übernahm das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft 1951 die Abteilung Fischwirtschaft vom Ministerium für Handel und Versorgung.
Die Hauptaufgabe der Landwirtschaftsverwaltung lag in der langfristigen Sicherung der Ernährungslage der Bevölkerung. Die Landwirtschaft in Sachsen war durch die Kriegseinwirkungen stark zerstört, zahlreiche Felder und Gehöfte waren verwüstet, der Viehbestand stark reduziert, es fehlte an Maschinen, Saatgut, Dünger, Tierfutter und nicht zuletzt an Arbeitskräften. Nachdem im Jahre 1945 die Sicherstellung der Ernte vordringlich der Abwendung einer möglichen Hungersnot diente, war der gezielte Aufbau der Landwirtschaft auf die maximale Ausweitung der Anbauflächen durch Urbarmachung von Neuland, Rodungen oder Trockenlegung von Sümpfen, einhergehend mit der langfristigen Beschaffung und Bereitstellung von Saatgut, Dünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln sowie dem Einsatz von Be- und Entwässerungsanlagen gerichtet. Mittels einer bewussten Anbauplanung wurde versucht, alle natürlichen und wirtschaftlichen Potentiale auszunutzen. Die rechtzeitige Durchführung der jährlichen Frühjahrs- und Herbstbestellungen sowie die Sicherung der Ernteerträge waren dabei wichtigstes Kriterium der landwirtschaftlichen Produktionsplanung.
Die Bodenreform, die nicht zuletzt zu einer umfassenden Strukturänderung in der Landwirtschaft führte, gehörte zu den einschneidendsten Maßnahmen im Bereich der Landwirtschaft. Auf dem Gebiete der Bodenkultur wurde durch den SMAD-Befehl Nr. 349/1946 der Ackerlandgewinnung aus Ödland, Wiesen, Weiden und Waldbeständen besonderes Hauptaugenmerk verliehen. Die Landesregierung unterstützte die Umsiedler und Neubauern bei der Sesshaftmachung und der Errichtung von Neubauernhöfen gemäß SMAD-Befehl Nr. 209/1947, der die Erstellung von umfangreichen Neubauerngehöften für das Land Sachsen vorsah. We-sentlicher Handlungsbedarf des Ministeriums lag darüber hinaus auch in dem Auf- und Ausbau der MAS sowie der Versorgung der VVG und VEG.
Dem Bereich Landwirtschaft oblagen bis 1952 vordergründig folgende Aufgaben und Maß-nahmen:
- Steigerung der Ernteerträge;
- Steigerung der Bodenuntersuchung anhand von Bodenbearbeitung, Bereitstellung von Qualitätssaatgut, Pflanzenschutz, Zwischenfruchtanbau;
- Förderung des Gartenbaus;
- Entwicklung der Viehwirtschaft;
- Veterinärmedizinische Erstellung und Einhaltung des Viehhalteplanes;
- Technisierung der Landwirtschaft;
- Wiederaufbau des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens;
- Bodenreform-Bauprogramm und landwirtschaftliches Bauwesen;
- Einführung von Dorfwirtschaftsplänen.
Mit der Organisation der Forstverwaltung durch den SMAD-Befehl Nr. 97/1945 und einer von der Deutschen Verwaltung für Land- und Forstwirtschaft erlassenen Verordnung war der gesamte Waldbestand ohne Rücksicht auf Eigentumsverhältnisse zu einer Verwaltungsgemeinschaft unter Führung der staatlichen Forstämter und deren Landesforstämter zusammengeschlossen worden. Nachdem der Waldbestand bereits aufgrund der jahrelangen Rüstungsindustrie und der Kriegsauswirkungen größte Einschnitte aufwies, kam es auch in den Nachkriegsjahren zu Rohholzentnahmen ohne waldbauliche Rücksichtnahme - teils, um den Be-darf der anlaufenden Wirtschaft zu decken, teils durch Demontage der Besatzungsmacht für Reparationen und Export und nicht zuletzt zur Deckung des Brennholzbedarfs für fehlende Kohle. Aufgrund des erheblichen Holzmangels lag die größte Verantwortung der Hauptabteilung Forstwirtschaft in der forstwirtschaftlichen Holzerzeugungs- und Holverbrauchsplanung, um den starken Anstieg des Holzbedarfs im Bezug zur Erzeugungsfähigkeit der einheimischen Wälder bestmöglich abzustimmen und eine weitere Übernutzung bzw. einen andauernden folgenschweren Waldabbau zu verhindern. Die Sonderstellung bäuerlichen Privatwaldes unter 5 ha Größe und des Neubauernwaldes erschwerten die planende Forsteinrichtung ebenso wie der Mangel sowohl an ausgebildeten Fachkräften als auch an Saatgut und Pflanzen. Aufgrund der langen Produktionszeiträume in der Forstwirtschaft lagen die Aufgabenschwerpunkte hinsichtlich der Sicherung der künftigen forstlichen Erzeugung v.a. bei der Planung und Durchführung der Hiebmaßnahmen, der Aufforstung der Kahlflächen sowie der Pflege des vorhandenen Waldbestandes.
Insgesamt umfasste die Tätigkeit der Hauptabteilung Forstwirtschaft neben der forstwirtschaftliche Planung anhand von Rohholz- und Holzeinschlagsplänen v.a. folgende Aufgaben und Maßnahmen der Forstproduktion und Forstnutzung:
- Waldbau, Aufforstung, Wege- und Wasserbau;
- Forstschutz, Schädlings- und Waldbrandbekämpfung, Naturschutz;
- Forstliches Versuchswesen;
- Forsteinrichtung und Forstvermessung;
- Durchführung der plan- und sortenmäßigen Holzaufbringung und Holzverwertung, Hart- und Gerbrindengewinnung.
Die Wasserwirtschaftsverwaltung lenkte und überwachte jegliche Inanspruchnahme des gesamten Wasserschatzes des Landes Sachsen in rechtlicher und technischer Hinsicht. Besondere Bedeutung lag in der Versorgung der Landwirtschaft, der Industrie und der Gemeinden mit Trink- und Brauchwasser, aber auch Fragen der Entwässerung, Abwasserreinigung und Krafterzeugung sowie das Schifffahrtswesen waren wesentliche Aspekte. Alle Hoheitsaufgaben, die sowohl der Gestaltung des Wasserrechtes sowie des Rechts der Wasser- und Bodenverbände als auch der wasserpolizeilichen Überwachung aller wasserwirtschaftlichen Baumaßnahmen und Anlagen dienten, als auch sämtliche Bauaufgaben, die auf die Unterhaltung der wasserwirtschaftlichen Anlagen gerichtet waren, wurden im Interesse der Landwirtschaft, der kommunalen und gewerblichen Wirtschaft, der Energie- und Verkehrswirtschaft wie folgt durchgeführt:
- Entwässerung durch Flussregulierung, Gräben, Dränungen etc.;
- Bewässerung und Beregnung durch Reinwasser und städtisches bzw. gewerbliches Abwasser;
- Hochwasserschutz und Beseitigung von Hochwasserschäden;
- Bewirtschaftung des Grundwassers;
- Bereitstellung von gewerblichem Brauchwasser;
- Behandlung von städtischem und gewerblichem Abwasser in Kläranlagen und durch Speicherbecken;
- Bewirtschaftung von Wasserkraftanlagen (Talsperren, Speicherbecken, Wehre, Wehrkanäle etc.);
- Übernahme gewässerkundlicher Aufgaben wie Wasserstandsbeobachtungen, Wassermengenmessungen, Hochwasser- und Katastrophendienst.
Vordringlicher Handlungsbedarf im Wasserwirtschaftsbereich bis 1952 lag jedoch vor allem in der Erschließung und Sicherung der benötigten Kapazität an Trink- und Brauchwasser. Wichtige Industriebetriebe mussten an das Versorgungsnetz angeschlossen werden, in den Erzbergbau- und Braunkohleabbaugebieten lagen hinsichtlich der Wasserversorgung von Gemeinden teilweise unzumutbare Zustände vor. Ebenso galt es, die Wasserversorgung der Neubauern sowie die Be- und Entwässerung bei gleichzeitiger Verwertung städtischer und industrieller Abwässer landwirtschaftlicher Flächen sicherzustellen, um notwendige Ertragssteigerungen zu gewährleisten. In Gebieten mit starker Industriestruktur bekam die Durchführung von Kanalisationsmaßnahmen zunehmend Bedeutung.
Hinsichtlich der Reorganisation der Landesverwaltung im Jahre 1952 erließ das Amt für Wasserwirtschaft der DDR eine gesonderte Direktive für die Durchführung der Verwaltungsreform auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft.
Zu den nachgeordneten Dienststellen des Ministeriums im Zeitraum 1948 bis 1952 gehörten:
Bereich Landwirtschaft
Staatliche Landwirtschaftliche Versuchs- und Kontrollstation, Forschungsanstalt für Pflanzenbau, Tierernährung und Bodenkunde in Leipzig-Möckern;
Staatliche Versuchs- und Forschungsanstalt für Gartenbau und Höhere Gartenbauschule in Pillnitz;
Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Landarbeit Gundorf;
Spezialschule für Ackerbauberater in Zittau;
Spezialschule für Viehwirtschaftsberater in Oberlosa;
Staatliche Versuchs- und Forschungsanstalt für bäuerliche Werkarbeit in Pommritz;
Forschungsstelle für Bodenbearbeitung in Pillnitz;
Weinbau-Versuchs- und Lehranstalt Hoflößnitz in Radebeul;
Obstbau-Lehrgarten in Wurzen;
Samenprüfstelle in Dresden;
Pflanzenschutzamt in Dresden;
Bezirksstellen für Kartoffelkäferabwehrdienst in Dresden, Grimma, Bautzen und Zwickau;
Landesstelle zur Bekämpfung der Bisamratte;
Tierzuchtämter in Döbeln, Dresden, Leipzig, Annaberg, Bautzen, Chemnitz, Löbau und Plauen;
Köramt in Dresden;
Landstallamt in Moritzburg;
Fohlenaufzuchtstation in Oberrennersdorf bei Herrnhut;
Viehhaltungsschulen in Pillnitz, Pommritz und Preuschwitz;
Kreistierärzte (29, je am Sitz des Kreises);
Schlachttier- und Tierseuchen-Entschädigungsamt in Dresden;
Veterinärmedizinische Untersuchungsanstalt in Dresden;
Fachschule für Landwirtschaft in Meißen;
Fischereischule für Teichwirtschaft und Fischzucht in Königswartha;
Landwirtschaftsschulen in Annaberg, Aue, Auerbach, Bad Lausick, Bautzen, Bernstedt, Chemnitz, Reinhardtsgrimma, Döbeln, Schloss Nöthnitz, Frauenstein, Freiberg, Görlitz, Großenhain, Hainichen, Kamenz, Lützschena, Meißen, Oelsnitz, Pegau, Pirna, Löbau, Riesa, Rochlitz, Thurm, Werdau, Wurzen, Zittau und Zwickau;
Landfrauenschule "Arvedshof" in Elbisbach und Bad Lausick;
Staatsgüter;
Kreisvermessungsämter;
Landeswetterwarte in Radebeul
Bereich Forstwirtschaft
Holzwirtschaftsstelle in Dresden;
Forstliche Versuchsanstalt mit Pappel- und Großpflanzengarten in Graupa;
Fachschule für Forstwirtschaft in Tharandt;
Forstfacharbeiterschule in Wermsdorf;
Forsthauptkasse in Dresden;
Forstämter (75);
Revierförstereien;
Sägewerke in Krauschwitz-Keula und Weißwasser;
Vogelwarte in Moritzburg
Bereich Wasserwirtschaft
Wasserkraftanlage Wurzen und Wasserkraftwerke in Klosterbuch, Waldenburg und Aue;
Talsperrenverwaltungen in Kriebstein, Muldenberg, Weiterswiese, Malter, Lehnmühle und Klingenberg;
Baudienststellen in Radeburg, Muldenberg und Cranzahl;
Kanalverwaltung in Wurzen;
Wasserbauhöfe in Bautzen, Pirna, Döbeln und Zwickau;
Wasserbauämter in Annaberg, Bautzen, Chemnitz, Döbeln, Dresden, Freiberg, Görlitz, Leipzig, Meißen, Pirna, Plauen, Schwarzenberg, Zittau und Zwickau;
Sächsische Landesdirektion für Wasserwesen.
Mit der Auflösung der Landesregierung Sachsen im Juli 1952 gingen die Aufgaben des Ministeriums auf die Abteilungen Land- und Forstwirtschaft der Bezirke Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt sowie auf die volkseigenen Wasserwirtschaftsbetriebe Obere Elbe und Mulde über.
Bestandsgeschichte
Der größte Teil des Schriftguts des Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft einschließlich der Vorgängerbehörden gelangte unmittelbar nach der Verwaltungsreform in den Jahren 1952/53 in das damalige Landeshauptarchiv. 1967/68 erfolgte die Bearbeitung des Bestandes durch Dr. Anna Miksch und Gudrun Lemke in Zusammenarbeit mit den Archivaren Schauer und Klemm. Anfang der 1980er Jahre wurde der Bestand anhand einer Findkartei vorläufig geordnet.
Bereits in den Jahren 1962/63 waren die Unterlagen der Landesbodenkommission Sachsen, die als erste Zentralstelle des Landes die unmittelbare Arbeit der Bodenreform leitete und über eingereichte Anträge in Bodenreformsachen endgültig entschied, als selbständiger Bestand herausgelöst worden. Das Schriftgut der Landesbodenkommission Sachsen, welches überwiegend nach Kreisen gegliederte Vorgänge über Eingaben und Beschwerden von Bodenempfängern an das Sekretariat der Landesbodenkommission Sachsen enthält, ist dem Aktenbestand der Landesregierung Sachsen, Ministerium des Innern, zugeordnet worden.
1996/1997 wurde die Bestandserschließung vorläufig abgeschlossen. Steffen Schütze überarbeitete die vorhandene Findkartei und erstellte ein Findbuch mit Hilfe der vorangegangenen EDV-gestützten Verzeichnung. Ute Bottin übernahm neben allen weiteren abschließenden Arbeiten die Überarbeitung der Klassifikation. Das anhand der Findkartei vorgefundene Ordnungssystem ist dabei zugunsten einer an die ursprüngliche Struktur des Ministeriums angelehnten Gliederung aufgehoben worden. Grundlage für das nunmehr vorliegende Ordnungsschema waren die Strukturpläne vom 20. November 1948 und vom 01. Januar 1951 sowie ein Organisationsschema der Hauptabteilung Forstwirtschaft vom 27. Oktober 1950 .
Literaturhinweise
Bauerkämpfer, Arnd, Von der Bodenreform zur Kollektivierung. Zum Wandel der ländlichen Gesellschaft in der Sowjetischen Besatzungszone und DDR 1945 - 1952. In: Sozialgeschichte der DDR, Stuttgart, 1994.
Blanckmeister, Johannes, Die Forstwirtschaft des Bundeslandes Sachsen. Dresden, 1949.
Boissier, Doris, Organisation, Aufgaben und Entwicklung der zentralen staatlichen Organe der Land- und Forstwirtschaft 1945 - 1990. In: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Heft 2/3, Koblenz, 2000.
Döring, Heinz, Von der Bodenreform zu den landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Erläuterungen und Kommentierung des neuen Agrarrechts. Berlin, 1953.
Klemm, Volker, Agrargeschichte. Von der bürgerlichen Agrarreform zur sozialistischen Landwirtschaft in der DDR. Berlin, 1985.
Kluge, Reinhard, Materialsammlung zur Behördengeschichte der Landesregierung Sachsen 1945-1952. Maschinenschrift. Dresden, 1960.
Kluge, Ulrich, Agrarstruktureller Wandel und Kollektivierung in Ostdeutschland. Zum Problem der sowjetischen "Sowjetisierung" 1949-1954. St. Katharinen, 1997.
Kluge, Ulrich, Die Bodenreform ist in erster Linie eine politische Angelegenheit. Agrarstruktureller Wandel in Sachsen 1945/46. In: "Junkerland in Bauernhand?", Wiesbaden, 1996.
Krebs, Christian, Entwicklungstendenzen in der DDR-Landwirtschaft. Betriebsformen, Eigentumsformen, Lenkungsmethoden. Berlin, 1974.
Kuntsche, Siegfried, Die Umgestaltung der Eigentumsverhältnisse und der Produktionsstruktur in der Landwirtschaft. In: Aussichten zur Geschichte der DDR, Bonn; Berlin, 1993.
Luft, Hans, Agrargenossenschaften gestern, heute und morgen. Zur Geschichte der Landwirtschaft der DDR und ihre Perspektiven im vereinten Deutschland, Berlin, 1998.
Thüsing, Andreas, Landesverwaltung und Landesregierung in Sachsen 1945-1952. Dargestellt am Beispiel ausgewählter Ressorts. Frankfurt a.M., 2000.
Zimmermann, Peter, Landwirtschaft und Agrarpolitik in Sachsen 1945-1949. Untersuchung zur Frage einer angeblichen Sowjetisierung in der ostdeutschen Landwirtschaft. Maschinen-schrift. Dresden, 1999.
Zundel, Rolf und Ekkehard Schwartz, 50 Jahre Forstpolitik in Deutschland 1945 bis 1994. Münster-Hiltrup, 2001.
Verweis auf andere Bestände im eigenen Archiv und in fremden Archiven
Hauptstaatsarchiv Dresden
11514 Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe (VdgB), Landesverband Sachsen und Bezirksvorstand Dresden (1877-1944) 1945-1976)
11395 Amt für Gewässerkunde (1945-1948)
11396 Vereinigung Volkseigener Güter des Landes Sachsen (1949-1953)
11397 Sortenamt für Nutzpflanzen (inkl. Reichssortenregisterstelle beim Reichsnährstand sowie Zentralstelle für Sortenwesen) (1931-1959)
Bundesarchiv
DK1 Ministerium für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft ((1945-1972) 1972-1990)
DK2 Zentrale für Landtechnik ((1945-1949) 1949 - 1951)
DK3 Staatssekretariat für Erfassung und Aufkauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse ((1948-1950) 1950-1961)
DK4 Amt für Wasserwirtschaft ((1945-1951) 1952-1971)
DK5 Ministerium für Umweltschutz und Wasserwirtschaft ((1952-1971) 1972-1989 (1990))
Weitzmann, Fritz: Die Landesregierung Sachsen 1945 - 1952. Dresden, 1953, S. 216 ff. - Maschinenschriftlich
Weisbach, Christine.: Erschließung und ökonomische Auswertung des Dokumentationsgutes des sächsischen Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Hauptabteilung Wasserwirtschaft, Strukturteil Wasser- und Bodenverbände. Dresden, 1972. - Abschlussarbeit an der Fachschule für Archivwesen Potsdam
Weisbach, Christine.: Erschließung und ökonomische Auswertung des Dokumentationsgutes des sächsischen Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Hauptabteilung Wasserwirtschaft, Strukturteil Wasser- und Bodenverbände. Dresden, 1972. - Abschlussarbeit an der Fachschule für Archivwesen Potsdam
Geschäftsverkehr.- Organisation und Planung.- Neubauernhilfe.- Bodenreformbauprogramm.- Ortslagepläne.- Bergbauschäden.- Neulandgewinnung.- Landesvermessung.- Versuchswesen und Forschungswesen.- Freier Markt.- Landschaftsgestaltung.- Kleingartenwesen.- Gartenbauausstellung.- Landwirtschaftliches Genossenschaftswesen.- Viehzucht.- Veterinärwesen.- Forstrentämter und Kreisforstämter.- Kirchenwald und Privatwald.- Staatliche Forstwirtschaft.- Forstwirtschaftliche Bodenreform.- Reparationen.- Wasserversorgung.- Wasserversorgungsverbände.- Muldenwassergenossenschaften.- Meliorationen.- Wasserkraftanlagen.- Fischwirtschaft.
Im Juli 1945 erfolgte die Bildung des Ressorts Ernährung und Landwirtschaft, Landesernährungsamt. Noch im Dezember des gleichen Jahres wurde es zum Ressort Landwirtschaft, Handel und Versorgung umgebildet. Im Dezember 1946 richtete man neben dem Ministerium für Handel und Versorgung ein eigenes Ministerium für Land- und Forstwirtschaft ein, das im August 1952 aufgelöst wurde.
Weitere Angaben siehe 3. Land Sachsen 1945 - 1952
Weitere Angaben siehe 3. Land Sachsen 1945 - 1952
- 2022 | Elektronisches Findmittel
- 2024-10-29 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5