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Beständeübersicht

Bestand

11591 Kombinat VEB PENTACON Dresden

Datierung(1907 - 1945) 1946 - 1991
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)47,40

Bestand enthält auch 11 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular


1.Vorbemerkung

Es handelt sich hier um einen zusammengefassten Bestand, in dem Unterlagen von mehreren Betrieben der Kameraindustrie zusammengeführt wurden, als da sind:

VEB Zeiss Ikon Dresden
Waurich und Weber vorm. Welta-Kamera-Werke Freital
Wefo Werkstätten für Feinmechanik und Optik Dresden
Filmosto-Projektion Johannes Jost Dresden
Kamera-Werkstätten Charles A. Noble Niedersedlitz
Baldawerk, Max Baldeweg, Dresden
Ihagee Kamerawerk AG i.V. Dresden
VEB Welta Kamera-Werke Freital
VEB Aspecta Dresden
VEB Belca-Werk Dresden
VEB Kamera-Werke Niedersedlitz
VEB Altissa Camerawerk Dresden
VEB Kamera- und Kinowerke Dresden
VEB Pentacon Dresden
Kombinat VEB Pentacon Dresden
VEB Pentacon Dresden Kamera- und Kinowerke, Betrieb im Kombinat VEB Carl Zeiss Jena

An dieser Stelle kann und soll nicht auf die Entwicklung jedes einzelnen Betriebes eingegangen werden. Im Mittelpunkt der folgenden kurzen Darstellung der Firmengeschichte steht deshalb der VEB Pentacon Dresden. Der Name "Pentacon" geht auf das geführte Warenzeichen zurück und wurde 1964 zum Firmennamen erhoben. Da das Logo "Pentacon" weltweit ein Begriff ist und für die gesamte Kameraindustrie in der DDR steht, wurde entschieden, dem vorliegenden Bestand die Bezeichnung "Kombinat VEB Pentacon Dresden" zu geben.


2. Firmengeschichte

Die Wurzeln des zuletzt unter der Bezeichnung Pentacon Dresden GmbH i.L. firmierenden Unternehmens liegen in der Ernemann AG, welche in der Zeiss Ikon AG aufging. Mit der Demontage und Sequestrierung der Zeiss Ikon AG 1945 begann ein neuer Abschnitt in einer langen Firmentradition. Durch den Volksentscheid in Sachsen 1946 wurde die Zeiss Ikon AG in Volkseigentum überführt. Der VEB Zeiss Ikon war zunächst der Industrieverwaltung Feinmechanik und Optik, ab 1948 der VVB (Z) Mechanik Dresden und ab 1951 der VVB (Z) Optik Jena unterstellt.

Nachdem in den fünfziger Jahren bereits wiederholt kleinere Kamerabetriebe zusammengelegt worden waren, erfolgte 1959 die Gründung des VEB Kamera- und Kinowerke Dresden. Damit hatte die Konzentration der bis zu diesem Zeitpunkt zersplitterten Dresdner Kameraindustrie einen Höhepunkt erreicht.

Der Verzicht auf die Führung des Namens Zeiss Ikon ist nicht nur ein Ergebnis der Zusammenlegung, sondern muss v.a. als Folge der verlorenen Prozesse um die Namensrechte, die der Dresdner Betrieb gegen die Zeiss Ikon AG Stuttgart führte, gesehen werden. Bereits 1958 hatte sich deshalb die Firma "VEB Kinowerke Dresden" genannt. In der in der Betriebszeitung 1964 veröffentlichten Argumentation zur erneuten Namensänderung heißt es: "Die Änderung des Betriebsnamens machte sich notwendig weil:
- Mit dem Namen ‚Pentacon' viele Traditionen der Dresdner Kamera- und Kinoindustrie verbunden sind. [...]
- [...] ‚Pent' (griechisch: fünf) symbolisiert den Zusammenschluß der ehemaligen fünf selbständigen Kamerabetriebe zum sozialistischen Großbetrieb im Jahr 1959. [...]
- In vielen Ländern ist die Bezeichnung ‚Kamera- und Kinowerke Dresden' sprachlich schlecht wiederzugeben und stellt werbemäßig kaum einen Begriff dar. [...]"

1968 wurde der VEB Pentacon Dresden der Stammbetrieb für das neugebildete Kombinat. Das Kombinat war weiterhin der VVB Optik unterstellt. Dem Kombinat gehörten die Betriebe in Berlin und Görlitz an. Nach der Auflösung der VVB Optik 1979 wurde das Kombinat VEB Pentacon Dresden dem Ministerium für Elektrotechnik und Elektronik direkt unterstellt.

Die zweite Welle der Eingliederung von noch selbstständigen Firmen der Kameraindustrie in den Stammbetrieb bzw. in das Kombinat begann 1980 und endete 1984/85 mit der Aufteilung aller Produktionsstätten auf folgende drei Betriebe: VEB Feinoptisches Werk Görlitz, VEB Pentacon Dresden und VEB Kamerafabrik Freital. Zum 1.1.1985 ging das Kombinat VEB Pentacon Dresden mit diesen Betrieben im Kombinat Carl Zeiss Jena auf.

Die Treuhandanstalt Berlin übernahm am 01.07.1990 das Kombinat Carl Zeiss Jena. Es erfolgte eine Aufspaltung des überdimensionierten Unternehmens in 12 eigenständige Firmen. Der Betrieb VEB Pentacon Dresden mit 5000 Mitarbeitern darunter ca. 500 Vietnamesen, wandelte sich in die Pentacon Dresden GmbH um. Aber schon am 2.10.1990 musste die Liquidation und die Produktionsstilllegung bekanntgegeben werden. Die Pentacon Dresden GmbH i.L. bestand de jure noch bis zum 31.12.1997.

Mit der Liquidation ist dieser traditionsreiche Industriezweig aber nicht völlig aus Dresden verschwunden. Zwei Firmen führen die Pentacon-Traditionen weiter. Die Jos. Schneider Verwaltungsgesellschaft kaufte das Firmenlogo PENTACON und das Warenzeichen PRAKTIKA. Am 01.04.1991 nahm die Jos. Schneider Feinwerktechnik GmbH & Co. KG Dresden ihre Tätigkeit auf. Die zweite Nachfolgefirma ist die Kamera Werke Noble GmbH Dresden in Dresden-Niedersedlitz.

Zum Produktionsprofil des VEB Pentacon Dresden gehörte in den 50er Jahren die Contax als Spiegelreflex-Kamera. Die Contax E war die erste in der DDR entwickelte Kamera mit eingebautem Belichtungsmesser. Zum Produktionsprogramm bis 1957 gehörten auch die Schmalfilmaufnahmekameras AK 8 und AK 16, die Kinomaschinen D 1 und D 2 und die Kamera "Pentona". Der VEB Pentacon Dresden war in Europa der größte Produzent von Spiegelreflexkameras. In den 70er Jahren entwickelte er mit dem PENTAKTA-System eine komplette Mikrofilmgeräte-Reihe, zu der u.a. Aufnahme-, Lese-, Rückvergrößerungs- und Kopiergeräte gehörten.


3. Bestandsgeschichte

Der Registraturbildner VEB Pentacon Dresden war in der Nomenklatur der Staatlichen Archivverwaltung der DDR in die Wertkategorie 1 eingestuft. Trotz des vorhandenen "Verwaltungsarchivs" sowie dessen personeller Besetzung wurden vor 1990 keine Unterlagen des volkseigenen Betriebes an das damalige Staatsarchiv Dresden abgegeben. Leider stellt der vorliegende Bestand keine geschlossene Überlieferung dar. In Folge des gesellschaftlichen Umbruchs 1990 und während der Liquidation der Firma ging das Schriftgut ganzer Abteilungen verloren. 1991 übergab die Pentacon Dresden GmbH i.L. ca. 60 lfm Schriftgut, wahrscheinlich den nicht verlorengegangenen Rest, verschiedener Kamerafirmen an das Sächsische Hauptstaatsarchiv Dresden. Zu 90% enthielt die Überlieferung Unterlagen des VEB Zeiss Ikon Dresden, des VEB Kamera- und Kinowerke Dresden/VEB Pentacon Dresden, des Kombinat VEB Pentacon Dresden und der Ihagee Kamerawerk AG in Verwaltung. Darüber hinaus waren aber auch Unterlagen folgender Firmen übergeben worden:
• VEB Altissa Camerawerk Dresden
• VEB Aspecta Dresden
• VEB Belca-Werk Dresden
• VEB Welta Kamera-Werke Freital
• VEB Kamera-Werke Niedersedlitz

Die Überlieferung dokumentiert zum größten Teil die Forschungs- und Entwicklungsarbeit. Davon zeugen v.a. die Patent- und Lizenzunterlagen, die mehr als die Hälfte des Bestandsumfanges einnehmen.

Als Findmittel wurden eine Kartei bzw. ein Abgabeverzeichnis übergeben. Die Kartei erschloss nur einen Teil der abgegebenen Unterlagen und enthielt auch keine über das Abgabeverzeichnis hinausreichenden Informationen. Die übergebenen Findmittel konnten aufgrund ihrer unzureichenden Erschließungstiefe nur eine grobe Orientierung über den Inhalt der Unterlagen vermitteln.


4. Bestandsbearbeitung4.1. Bestandsbildung und –abgrenzung

Für die Abgrenzung zum Bestand Zeiss Ikon AG wurde das Jahr 1945/46 festgelegt. Der Befehl Nr.124 der SMAD über die Beschlagnahme des Betriebsvermögens vom 30.10.1945 und der Volksentscheid in Sachsen vom 30.06.1946 schufen die Grundlagen für die Entstehung des volkseigenen Sektors in der Industrie. Durch die neuen Eigentumsverhältnisse in der Industrie sowie den politischen Veränderungen begannen andere Führungs- und Organisationsstrukturen im Unternehmen zu wirken. Dieser Zeitschnitt gilt aber nur für das Hauptwerk, also für den Kernbereich, die Zeiss Ikon Werke selbst. Die Unterlagen der Betriebe, die später in den VEB Pentacon Dresden eingingen, wurden komplett und ohne Rücksicht auf die Datierung in den Bestand eingearbeitet. Damit sind die in der Bestandsübersicht ("Die Bestände des Sächsischen Hauptstaatsarchivs und seiner Außenstellen Bautzen, Chemnitz und Freiberg. Bd. 1, Leipzig 1994") noch als selbständig geführten Bestände
Kamera-Werkstätten Charles A. Noble, Niedersedlitz
Waurich u. Weber, vorm. Welta-Kamera-Werke, Freital
Belca-Werk Dresden
Filmosto-Projektion Johannes Jost, Dresden
jetzt Teile des Bestandes Kombinat VEB Pentacon Dresden.


4.2. Ordnung und Verzeichnung

An der Verzeichnung des Bestandes, die im November 1997 begann und im September 2000 abgeschlossen wurde, waren sieben Personen beteiligt. Das Erschließungsprojekt wurde von Bernd Scheperski betreut. Eine besondere Schwierigkeit bestand darin, die vielen am Projekt beteiligten Personen mit sehr unterschiedlichen Ausgangsvoraussetzungen (Studenten, ABM) so anzuleiten und in die laufenden Arbeiten einzubinden, dass das Ziel, ein homogenes Findmittel zu erstellen, erreicht werden konnte.

Die Neuverzeichnung des Bestandes erfolgte mit dem Erschließungsprogramm AUGIAS. Als Grundlage für die Bearbeitung konnte das im Verwaltungsarchiv angefertigte Abgabeverzeichnis genutzt werden. Die Kartei fand aufgrund ihrer Unvollständigkeit keine Berücksichtigung.

Die Neuordnung des Bestandes erfolgte nach organisationsstrukturellen und inhaltlich-sachlichen Gesichtspunkten. Die Klassifikation basiert auf drei Hauptgruppen. Der erste Teil umfasst die Bestände der Vorgängerfirmen, die bis zum Zeitpunkt der Gründung des VEB Kamera- und Kinowerke Dresden im Jahre 1959 in das Unternehmen eingegangen waren. Der zweite Teil enthält die Unterlagen der Ihagee Kamerawerk AG in Verwaltung Dresden, die erst 1970 dem Kombinat VEB Pentacon Dresden angegliedert wurde. Der dritte Teil enthält schließlich die Unterlagen, die seit der Gründung des Großbetriebes 1959 bis zur Liquidation entstanden sind. Die Patentunterlagen wurden ausschließlich nach chronologischen Gesichtspunkten geordnet.

Die überlieferte innere Ordnung der Akten konnte im Wesentlichen übernommen werden. Die technische Bearbeitung schloss sich an.

Die in großen Bündeln verpackten Zeichnungen wurden nach Produkten geordnet.


4.3.Kassation

Bei der Bearbeitung gelangten die Projektakten zu Kesselhäusern, Lagerhallen, Kläranlagen etc., Doppelstücke (z.B. Betriebszeitung) und Unterlagen der Finanzbuchhaltung wie Belege, Rechnungen und Quittungen zur Kassation. Von den ursprünglich 53 Paketen und Rollen mit Zeichnungen wurden nur 37 als archivwürdig eingestuft. Die Zeichnungen der modifizierten Produkte, d.h. von Produkten die keine reinen Neuentwicklungen darstellen, sondern auf den vorhandenen Grundmodellen basieren, und die Doppelstücke wurden ebenfalls kassiert.
Nach der erfolgten Bearbeitung und Kartonierung umfasst der Bestand jetzt 36 lfm.


5. Literaturhinweise zur Kameraindustrie in Dresden

Goellner, Peter
Ernemann-Cameras. Die Geschichte des Dresdener Photo-Kino-Werks. Wittig 1995.

Zur technisch-industriellen Entwicklung Dresdens. Dresden: Kammer der Technik 1956.

Kombinate. Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus d. neuen Ländern. Hrsg.: Wochenzeitung. Die Wirtschaft. Berlin, München 1993.

Die Mitte. Jahrbuch für Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte des mitteldeutschen Raumes. Hrsg. vom Mitteldeutschen Kulturrat in Bonn. Hamburg 1966.

Halbertsma, E.H.
Johann Steenbergen. Industrieller und Diplomat 1886-1967. Steenbergen Stiftung 1998.

75 Jahre Photo- und Kinotechnik. Festschrift. Zeiss Ikon AG 1937.


6. Verweise auf korrespondierende Bestände

Zeiss Ikon AG Dresden (zusammengefasster Bestand)
Altbanken Dresden Nr. 554, 680, 827, 973, 1065, 1192, 1193, 1358, 1519, 2136, 4729, 5956-5968, 6509 (Zeiss Ikon)
Altbanken Dresden Nr. 500 (Balda-Werke Dresden)
LRS, Ministerium für Wirtschaft Nr. 2479, 2423 (Balda-Werke Dresden)
LRS, Ministerium für Wirtschaft Nr. 2487, 3021 (Ihagee)
LRS, Ministerium für Wirtschaft Nr. 3023 (Filmosto)
LRS, Ministerium für Wirtschaft Nr. 3109 (Zeiss Ikon Dresden)
VVB (Z) Mechanik Dresden Nr. 6719, 6720, 6721 (Zeiss Ikon)
Staatsbank der DDR, Bezirksdirektion Dresden, Ibf Maschinenbau/Elektrotechnik Karton 36
Staatsbank der DDR, Bezirksdirektion Dresden, Nachtrag, Nr. N-3 (Ihagee)
Deutsche Investitionsbank Dresden Teil I Nr. 14, 1311-1316; 1647


Als Anlage sind dem Findbuch zwei Übersichten über die gesamte Kamera- und Kino-Industrie im Dresdner Raum sowie eine Darstellung der Kombinatsentwicklung ab 1968 beigefügt.


Dresden, März 1998

Claudia Richert
Jehmlich, Gerhard: Der VEB Pentacon Dresden: Geschichte der Dresdner Kamera- und Kinoindustrie nach 1945. Dresden, 2009

Blumtritt, Herbert: Die Geschichte der Dresdner Fotoindustrie. Stuttgart, 2000

Goellner, Peter: Ernemann-Cameras: Die Geschichte des Dresdener Photo-Kino-Werks. Wittig, 1995

Wochenzeitung (Hrsg.): Kombinate: Was aus ihnen geworden ist: Reportagen aus den neuen Ländern. Berlin, 1993
Bilanzen der Vorgängerbetriebe im Raum Dresden.- Wiederaufnahme der Produktion.- Rechtssachen.- Geschäftsberichte.- Planunterlagen.- Produktionsangaben.- Prognosen.- Betriebspläne.- Kontrollausschuss.- Zeichnungen.- Erfindungen und Entwicklungen.- Patente.- Warenzeichen.- Lizenzen.- Gebrauchsmuster.- Messebeteiligungen.- Gewerkschaftsarbeit.- Arbeitsunfälle und Wegeunfälle.- Vergütungsvorgänge.- Bauunterlagen und Grundstücksunterlagen.
Das Kombinat VEB PENTACON Dresden wurde 1968 gebildet und bestand anfangs aus dem Stammbetrieb VEB PENTACON DRESDEN, VEB Feinoptisches Werk Görlitz und Ihagee Kamerawerk AG i. V. Im Kombinat wurden unter anderem Spiegelreflexkameras der Praktica-Baureihe, Kinoprojektoren, Kinotechnik, Diaprojektoren, Mikrofilmgeräte, Spiegelreflexkameras für wissenschaftliche Fotografie und Sucherkameras hergestellt. 1972 ging der Berliner VEB Fototechnik an das Kombinat über. 1980 wurden zwölf weitere Kleinbetriebe angegliedert. 1985 übernahm Carl Zeiss Jena das Kombinat VEB PENTACON DRESDEN.

Weitere Angaben siehe 9. Wirtschaft
  • 2000 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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