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Beständeübersicht

Bestand

11802 Sächsische Flughäfen Betriebs-Gesellschaft mbH

Datierung1911 - 1941
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)9,50
Vorwort



I. Bestandsgeschichte



Zum Abschluss der Liquidation der Sächsischen Flughäfen Betriebs GmbH (SFBG) und der Mitteldeutschen Luftverkehrs AG (MIDEULA) übergab das Sächsische Finanzministerium dem Staatsarchiv Dresden 1941 die auf dem Flughafen Dresden Klotzsche sich befindenden Akten (15,3 lfm) mit der Auflage, sie nach Ablauf der zehnjährigen Aufbewahrungsfrist zu kassieren. Aus dieser Zeit stammen mehrere Ablieferungsverzeichnisse. Wann die bis zur 1995 vorgenommenen Verzeichnung gültige Ordnung (Kisten 1, 2, 3 und 4, Bestände K, L, P und H) entstanden ist, ließ sich bei der Bearbeitung nicht mehr feststellen. Unklar blieb ebenfalls, welche Bedeutung die Litera K, L, P und H hatten. Eine Gliederung nach Inhalt oder nach Provenienz lag nicht vor.



In den sechziger Jahren wurde Einsicht in einzelne Akten genommen. Auch wurde im Auftrag des Dokumentationszentrums der Staatlichen Archivverwaltung der DDR eine Durchsicht von Teilen des Bestandes auf Namen und Funktionen vorgenommen. Besonders Akten aus den Beständen K, L, P und H wurden dazu herangezogen und vorläufig nummeriert. Eine weitergehende Auswertung fand jedoch nicht statt.



In den frühen neunziger Jahren wurden die Akten in Jurismappen umgebettet und in Kartons abgelegt. Größere Akteneinheiten wurden bereits zu diesem Zeitpunkt auseinander genommen. Bei dieser Gelegenheit wurde eine Grobrevision der Akten vorgenommen. Diese orientierte sich an der Ablieferung in den vier Kisten und den Beständen H, K, L, P.



Da die Anordnung der Akten nach Kisten und Beständen weder nach inhaltlichen Gesichtspunkten noch nach den unterschiedlichen Provenienzen erfolgt war, wurde diese willkürliche Ordnung bei der Bearbeitung aufgegeben. Dabei wurde festgestellt, dass neben den beiden großen Provenienzen (SFBG und MIDEULA) noch Reste von drei weiteren Beständen überliefert waren: Deutsche Verkehrsflug AG, Luftamt Dresden und Luftkreisobmann der Deutschen Arbeitsfront.



Besonders in der Phase der Liquidierung scheint man bei der Aktenführung auf bisher eingehaltene Grundsätze verzichtet zu haben. Offensichtlich sind zudem beim Transport oder durch die Entnahme aus den Ordnern Akten willkürlich zusammengefügt worden. In Fällen, in denen unterschiedliche Betreffe mit deutlichen Lücken in der Laufzeit auftraten, wurden diese Akten getrennt.



Durch die Personalunion in der Leitung der Gesellschaften kam es mehrfach dazu, dass Vorgänge von einer Institution zu einer anderen wechselten. Die Einordnung geschah hier nach der Institution, in der die Akten den letzten Zuwachs erfuhren. Die ursprünglichen aktenbildenden Institutionen werden im Findbuch als Provenienzen angezeigt.



Spätestens bei der Revision zu Beginn der neunziger Jahre ging ein Teil der alten Aktendeckel verloren. Mit den wenigen überkommenen Aktendeckeln und mit Hilfe der aufgefundenen Aktenpläne konnte die ursprüngliche Registratur nicht rekonstruiert werden. Die für die SFBG verwendete Klassifikation orientiert sich an den Überresten der ursprünglichen Ordnung.

Bei der Bearbeitung wurden 112 Akteneinheiten kassiert. Es handelt sich dabei vorwiegend um Buchungsbelege der SFBG. Die Buchungsbelege der SFBG aus den Jahren 1926, 1931 und 1936 wurden als Stichprobe aufbewahrt. In Einzelfällen wurden im Rahmen einer Feinkassation Doppelstücke von Drucksachen aus den Akten entnommen. Insgesamt wurden 2,5 lfm kassiert.



Die Bearbeitung erfolgte im Rahmen eines Archivreferendariats im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden.



II. Abriss der Institutionsgeschichte



Die Sächsische Flughäfen Betriebs GmbH (SFBG) wurde am 21. Oktober 1922 gegründet (Datum des Gesellschaftervertrags) und am 6. Januar 1923 unter der Registernummer 17717 (später: Amtsgericht Dresden, Handelsregister B Nr. 765) beim Amtsgericht Dresden eingetragen.



Das Stammkapital der Gesellschaft betrug 500.000 Mark, die der Freistaat Sachsen, die Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Bautzen und Zittau, die Kraftverkehrsgesellschaft "Freistaat Sachsen" mbH sowie Kommerzienrat Gottlieb Paul Leonhardt, Dresden, aufbrachten.



Das Stammkapital wurde nach der Währungsstabilisierung im August 1925 auf 433.600,- RM festgelegt und in den folgenden Jahren auf zwei Millionen RM erhöht. Mit der Verreichlichung des Flugwesens durch Reichsminister Göring wurde der Aufgabenkreis der Gesellschaft eingeschränkt, es folgten dementsprechend mehrere Kapitalherabsetzungen bis zur Liquidation der SFBG zum Jahresende 1937.



Gegenstand des Unternehmens war laut Eintrag in das Handelsregister "die Einrichtung und der Betrieb von Flug- und Nebenlandeplätzen in Sachsen, die Einrichtung von Luftverkehrslinien, wie überhaupt die Betätigung aller Geschäfte, die mit dem Luftverkehrswesen in Zusammenhang stehen, sowie endlich die Beteiligung an Unternehmungen, die gleichartige und ähnliche Zwecke verfolgen."



Die erste Gesellschafterversammlung bestellte Direktor Paul Weidner, vormals in der Direktion der Staatlichen Elektrizitätswerke tätig, zum Geschäftsführer. Im August 1933 legte er die Geschäftsführung nieder. Die Geschäfte wurden ehrenamtlich durch Direktor Werner Wagener und Regierungsrat Dr. Ernst Hugo Richter übernommen. Wagener legte sein Amt zum Februar 1936 nieder, er wurde in das Offizierskorps der Luftwaffe übernommen. Auf Richter folgte zum 14. März 1936 der bisherige Prokurist Karl Louis Hermann Schmidt, der die Ende 1936 beschlossene Liquidation der Gesellschaft durchführte.



Der Gesellschaftervertrag vom 21. Oktober 1922 sah bereits als wesentliche Aufgabe der Sächsischen Flughäfen Betriebs GmbH "die Beteiligung an Unternehmungen, die gleichartige und ähnliche Zwecke verfolgen" vor. Diesem Ziel diente die Beteiligung an der Sächsischen Luftverkehrs AG (später Mitteldeutsche Luftverkehrs AG) und an Flughafengesellschaften in Chemnitz, Leipzig, Plauen und Zwickau. Eine weitere Aufgabe bestand im direkten Betrieb des Dresdner Flughafens in Dresden-Heller. Der Umbau der dortigen Anlagen und die Verlegung des Flughafens nach Klotzsche bei Dresden finden einen umfangreichen Niederschlag im überlieferten Aktenbestand.



Dieser enthält darüber hinaus umfangreiches Material zum Vorstand der Gesellschaft, zum Aufsichtsrat und zur Gesellschafterversammlung. Neben den Beteiligungen an den Flughafengesellschaften in Chemnitz, Leipzig, Plauen und Zwickau und an der Mitteldeutschen Luftverkehrs AG finden sich auch Nachrichten über die Tätigkeit des Verbandes deutscher Flughäfen.



III. Auswahlliteratur zur Entwicklung des Luftverkehrs im Deutschen Reich



Appel, Bernd-Marian: Entwicklungsbedingungen für Luftverkehrsunternehmen in Deutschland 1919-1926 (= Europäische Hochschulschriften, Reihe III, Bd. 565), Diss. Bonn 1992, Frankfurt am Main u.a. 1993.

Bittner, Werner: Die Geschichte der Lufthansa als Grundlage von Unternehmenskultur und Öffentlichkeitsarbeit, in: Verkehrshistorischer Workshop 17. 18. Oktober 1991 in Münster (= Schriftenreihe der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft e.V. DVWG, Reihe B, Seminar Bd. B 148), Bergisch Gladbach 1992 S. 139-153.

Braunburg, Rudolf: Die Geschichte der Lufthansa, vom Doppeldecker zum Airbus, Hamburg 1991.

Cordts, Georg: Junge Adler, vom Luftsport zum Flugdienst 1920 1945, Esslingen, München 1988.

Eyll, Klara van: Berufsständische Selbstverwaltung und Verbände, in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 4, hg. von Kurt G.A. Jeserich, Hans Pohl und Georg-Christoph von Unruh, Stuttgart 1985, S. 682-695.

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Fischer von Potorzyn: Luft Hansa Luftpolitische Möglichkeiten, Leipzig 1925.

Fritzsche, Peter: A Nation of Fliers, German Aviation an the Popular Imagination, Cambridge/Mass., London 1992.

Hanusch, Josef: Der deutsche Linienflugverkehr (= Beiträge zur Verkehrswissenschaft, Heft 1) Frankfurt am Main 1938.

Kieselbach, Andreas: Staatliche Regulierung und Monopolisierung im Luftverkehr Deutschlands und anderer imperialistischer Hauptstaaten, untersucht für den Konstituierungszeitraum des neuen Verkehrszweiges unter besonderer Berücksichtigung der Luftpost 1918 1929, Diss. maschr. Dresden 1988.

Salzwedel, Jürgen: Das Verkehrswesen und seine Verwaltung, in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, Bd. 4, hg. von Kurt G.A. Jeserich, Hans Pohl und Georg-Christoph von Unruh, Stuttgart 1985, S. 911-923.

Ulderup, Jürgen: Der Stand des Weltluftverkehrs und seine Probleme insbesondere in Deutschland (= Neue Deutsche Forschungen, Abt. Betriebswirtschaftlehre, Band 17), Berlin 1935.

Ziegler, Joseph: Die Bedeutung des Luft Linienverkehrs im neuzeitlichen Transportsystem. Ein Beitrag zur Ökonomik des deutschen Luftverkehrs, Diss. Leipzig 1938.
Brehmer, Lothar (Hrsg.): Luftfahrt in Sachsen : Ein historischer Abriss. Leipzig, 1998

Entwicklung des sächsischen Luftverkehrs 1926 - 1930. Leipzig, 1930

Hesse, W. u. a.: 70 Jahre Flughafen Leipzig-Halle. Leipzig, 1997

Neutzner, Matthias (Red.) ; Flughafen Dresden GmbH (Hrsg.): Flughafen Dresden : Geschichte und Gegenwart der Dresdner Luftfahrt. Dresden, 2000
Betrieb der Dresdner Flughäfen in Kaditz, auf dem Heller und in Klotzsche.- Beteiligung an Flughafengesellschaften.- Tätigkeit des Verbandes deutscher Flughäfen.
Das Unternehmen, dessen Gesellschafter u. a. der Freistaat Sachsen sowie die Städte Bautzen, Chemnitz, Dresden, Leipzig und Zittau waren, wurde 1922 gegründet. Es errichtete und betrieb Flug- und Nebenlandeplätze in Sachsen. Dazu zählten auch der Flughafen Klotzsche und der Flughafen Dresden-Heller. Zudem richtete das Unternehmen Luftverkehrslinien ein. Weiter beteiligte es sich an der Sächsischen Luftverkehr GmbH AG und an den Flughafengesellschaften in Chemnitz, Leipzig, Plauen und Zwickau. 1937 wurde die Gesellschaft liquidiert.
  • 1995 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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