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Beständeübersicht

Bestand

12464 FDGB-Landesvorstand Sachsen

Datierung1945 - 1952
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)10,60
Geschichte des FDGB-Landesvorstandes Sachsen

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) wurde als erste gesellschaftliche Organisation durch die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) bereits am 10. Juni 1945 zugelassen.[1] Dieser SMAD-Befehl Nr. 2 legte die Grundlage für den Gründungsaufruf des "Vorbereitenden Gewerkschaftsausschusses für Groß-Berlin" vom 15. Juni 1945. In der Folge konstituierten sich fünf Gewerkschaftsbünde[2], als erster der "Vorbereitende Ausschuss für den Aufbau neuer freier Gewerkschaften für Dresden und das Land Sachsen". Er trat am 8. Juli 1945 mit seinem Gründungsaufruf an die Öffentlichkeit.[3] Ihm gehörten Bruno Siegel, Wilhelm Gericke, Heinrich Picker, Karl Meisner, Frida Krummreich, Carl Camp, Max Leitritz und Fritz Apelt an[4]. Den Vorsitz führte Otto Seiffert. Bis zur Wahl des Landesvorstandes agierte dieser Ausschuss unter der Bezeichnung "FDGB-Landesausschuss Sachsen". Die Wahl des Landesvorstandes erfolgte auf der ersten Landeskonferenz in Dresden am 27. Januar 1946. Den Vorsitz übernahm nun Paul Gruner (KPD). Ihm standen Rudolf Eckert (SPD) als 2. Vorsitzender und Grete Groh-Kummerlöw (SPD) als 3. Vorsitzende zur Seite.[5] Im Februar 1946 fand die erste FDGB-Zonendelegiertenkonferenz in Berlin statt. Die Delegierten beschlossen die programmatischen Grundsätze und eine provisorische Satzung. "Auf der ersten Sitzung des neugewählten FDGB- Vorstandes nach dem Kongress wurde aus seiner Mitte ein Geschäftsführender Vorstand mit Vertretern der 11 Landesverbände gebildet, der mit einem Sekretariat des Vorstandes, gegliedert in 11 Hauptabteilungen, die praktische Verbandsarbeit leitete."[6] Eine analoge Struktur existierte bei den Landesvorständen.[7] Das bedeutete 1946 eine Gliederung in die Hauptabteilungen:

- Organisation,
- Wirtschaft,
- Sozialpolitik,
- Selbsthilfe,
- Löhne und Tarifwesen,
- Arbeitsrecht,
- Betriebsrätefragen,
- Schulung und Bildung,
- Frauenfragen,
- Jugendfragen,
- Presse und Rundfunk.[8]

Abgesehen von der späteren Umbenennung der Hauptabteilungen in Abteilungen ließen sich keine wesentlichen Strukturveränderungen nachweisen, können aber nicht ausgeschlossen werden. Unterhalb des Landesvorstandes bildeten FDGB-Kreis- und Ortsvorstände die kleineren Organisationseinheiten.[9] Sie wurden durch den Landesvorstand angeleitet und unterlagen seiner Kontrolle. Eine endgültige Satzung beschloss erst der 2. FDGB-Kongress im April 1947.[10]

Vom 31. März bis 1. April 1947 tagte die 2. FDGB-Landesdelegiertenkonferenz in Chemnitz. Die damit verbundenen Neuwahlen brachten keine Veränderungen im personellen Vorsitz des FDGB-Landesvorstandes. Nach dem Tod Paul Gruners im April 1947 wurde der bis dahin als 2. Vorsitzender tätige Rudolf Eckert zum 1. Vorsitzenden gewählt. Sein Amt als 2. Vorsitzender übernahm Kurt Kühn (SED). Bereits ein Jahr später löste er Rudolf Eckert als 1. Vorsitzenden ab, zum 2. Vorsitzenden wurde daraufhin Fritz Danke (SED) ernannt.[11] Auf der im Juli 1950 in Zwickau stattfindenden 3. FDGB-Landesdelegiertenkonferenz übernahm Arthur Baumann den 1. Vorsitz.[12] Er behielt dieses Amt bis zur Bildung der drei FDGB-Bezirksorganisationskommissionen im Land Sachsen 1952.

Innerhalb des FDGB waren die Gewerkschaftsmitglieder entsprechend ihres Industriezweiges in Industriegewerkschaften (IG) oder Gewerkschaften organisiert. "Die [...] Einzelgewerkschaften [...] bildeten nur unselbständige Untergliederungen des Dachverbandes. Die Mitgliedschaft wurde beim Bund, nicht bei einer Einzelgewerkschaft erworben. Auch die Beitragshoheit lag beim FDGB."[13] Zunächst existierten 18 Einzelgewerkschaften:

Industriegewerkschaft...
1 Bau
2 Bekleidung
3 Bergbau
4 Chemie
5 Graphisches Gewerbe
6 Holz
7 Eisenbahn
8 Post und Fernmeldewesen
9 Handel und Transport
10 Land- und Forstwirtschaft
11 Leder
12 Metall
13 Textil
14 Nahrung und Genuss
15 Öffentliche Betriebe und Verwaltungen
16 Gewerkschaft der Angestellten
17 Gewerkschaft der Kunst, Schrifttum und freie Berufe
18 Gewerkschaft der Lehrer und Erzieher.

Diese Abgrenzung der Einzelgewerkschaften erfuhr jedoch einige Veränderungen. Die IG Chemie (4) benannte sich auf ihrer 2. Zentraldelegiertenkonferenz 1946 um in IG Chemie, Papier und Keramik, ab 1949 reduzierte sich die Bezeichnung wiederum auf IG Chemie. Eine erste grundlegende Veränderung brachte der Beschluss des FDGB-Bundesvorstandes vom 7. April 1948 über die Organisierung der Angestellten in der Chemie- und Metallindustrie, im Bergbau und in öffentlichen Betrieben in den zuständigen Industriegewerkschaften. Die Gewerkschaft der Angestellten (16) wurde daraufhin aufgelöst.

Die IG Handel und Transport (9) wurde 1949 aufgegliedert in jeweils eigene Industriegewerkschaften Handel (ab 1950 Gewerkschaft) und Transport. Eine Aufgliederung erfuhr ebenfalls 1949 die IG Öffentliche Betriebe und Verwaltungen (15). Ihre Mitglieder traten der Gewerkschaft Verwaltungen, Banken, Versicherungen, der Gewerkschaft Gesundheitswesen sowie der IG Energie bei.

Aus der Gewerkschaft Kunst, Schrifttum und freie Berufe (17), die seit 1946 den Namen Kunst und Schrifttum trug, löste sich 1949 die Gewerkschaft Bühne, Artistik, Film, Musik heraus. Entsprechend einer Vereinbarung des Zentralvorstandes der Gewerkschaft Kunst und Schrifttum, des FDGB-Bundesvorstandes und des Kulturbundes wurden der Schutzverband bildender Künstler und der Schutzverband Deutscher Autoren ab März 1950 in den Deutschen Kulturbund überführt und die Gewerkschaft Kunst und Schrifttum aufgelöst. Im selben Jahr benannte sich die Gewerkschaft Bühne, Film, Musik, Artistik um in Gewerkschaft Bühne, Film, Funk, Musik, Artistik und 1951 in Gewerkschaft Kunst.

Größere Veränderungen in der Struktur der Einzelgewerkschaften fielen in das Jahr 1950. Dabei wurden die IG Bau (1) mit der IG Holz (6) zur IG Bau-Holz sowie die IG Bekleidung (2), die IG Textil (13) und die IG Leder (11) zur IG Textil, Bekleidung, Leder zusammengeschlossen. Die IG Graphisches Gewerbe und Papierverarbeitung (5) erhielt die Bezeichnung IG Druck und Papier. Umbenannt wurde auch die IG Land- und Forstwirtschaft (10); sie trug fortan die Bezeichnung IG Land und Forst. Durch Herauslösung der Reviergruppe Wismut aus der IG Bergbau (3) entstand mit der IG Wismut eine neue Einzelgewerkschaft.

Letzte Veränderung für den hier behandelten Zeitraum bis 1952 sind im Jahr 1951 zu verzeichnen. Die Gewerkschaft Lehrer und Erzieher (18) änderte ihren Namen in Gewerkschaft Unterricht und Erziehung. Auch für die IG Nahrung und Genuss (14) entschied eine Außerordentliche Delegiertenkonferenz eine Namensergänzung in IG Nahrung, Genuss und Gaststätten. Aus der IG Bergbau (3) wurden der Erzbergbau und aus der IG Metall (12) die Beschäftigten der Schwerindustrie herausgelöst und in die neue IG Metallurgie aufgenommen.[14]

Auch die Einzelgewerkschaften hatten organisatorische Untergliederungen. Hier allerdings differierten die Bezeichnungen und Organisationseinheiten zwischen Gebiets-, Kreis- und Ortsvorständen. Die kleinste und unterste Organisationseinheit bildete die Betriebsgruppe einer Einzelgewerkschaft.[15]

Wichtige Aufgabenfelder des FDGB waren die Sozialpolitik und die Tarifpolitik. In der Sozialpolitik war der FDGB v. a. um die Versorgung der arbeitenden Bevölkerung und die Senkung der Arbeitslosigkeit bemüht, wirkte aber auch an anderen Aufgaben mit (z. B. Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten). Im Jahre 1947 wurde der FDGB-Feriendienst ins Leben gerufen. Auf dem Gebiet der Tarifpolitik waren dem FDGB dagegen engere Beschränkungen gesetzt, er stieß hier v. a. auf alliierte Vorgaben.[16] Als die SMAD den Befehl Nr. 234 zur "Steigerung der Arbeitsproduktivität und Verbesserung der materiellen Lage [...]" herausgab, war der FDGB maßgeblich an der Durchsetzung und Propagierung des Befehls beteiligt.[17] Ab 1948 initiierte er die Wettbewerbs- und Aktivistenbewegung.

Ein breites Betätigungsfeld erwuchs dem FDGB aus der gewerkschaftlichen Schulung. Der sächsische Landesvorstand begann als erster mit der Schulung der Betriebsräte. Hier entstand auch die erste FDGB-Landesschule in Grillenburg.

Als größte gesellschaftliche Massenorganisation und Mitglied im Block der antifaschistischdemokratischen Parteien und Massenorganisationen war er an vielen politischen Entscheidungen und Prozessen beteiligt (Enteignungen, Bodenreform, usw.). Dabei kann das Land Sachsen als "organisatorisches Zentrum der Gewerkschaftsbewegung"[18] gelten. Sachsen bildete mit 1,7 Millionen Mitgliedern mit Abstand den größten Landesverband.[19]

Infolge des "Gesetzes über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR" und desselben Gesetzes für das Land Sachsen vom Juli 1952 wurden der Staatsaufbau der DDR verändert, die Länder de facto aufgelöst und mehrere Kreise zu Bezirken zusammengefasst. Dieser Gliederung wurden auch die gesellschaftlichen Organisationen angepasst. Nunmehr existierten im ehemaligen Land Sachsen drei FDGB-Bezirksvorstände (Dresden, Leipzig und Karl-Marx-Stadt). Im Bezirk Dresden agierte zwischen 1952 und 1953 lediglich eine Bezirksorganisationskommission.[20]

Die Geschichte des FDGB bis 1952 scheint ein noch wenig erforschtes Gebiet darzustellen.[21] Zum FDGB speziell im Land Sachsen existiert immerhin eine Dissertation von Hans Eckart.[22] Das spätere Archiv des FDGB-Bezirksvorstandes Dresden bemühte sich im Rahmen seiner Zuständigkeit für das Archivgut des Landesvorstandes Sachsen auch um eine Erforschung und Dokumentierung der FDGB-Geschichte im Land Sachsen. Diese Bemühungen haben einen (leider nur geringen) Niederschlag in den Sammlungen des Archivs gefunden.[23]

Bestandsgeschichte und -inhalt

Umso erfreulicher ist es, dass mit diesem Findbuch das Archivgut des FDGB-Landesvorstandes Sachsen in detaillierter Verzeichnungsform der Forschung zugänglich gemacht wird. Durch das umfangreiche Register am Ende des Findbuches kann ein schneller Überblick über bestimmte Bereiche gewonnen und auf unvermutete Schriftstücke in den einzelnen Klassifikationsgruppen aufmerksam gemacht werden. Das gewinnt v. a. aufgrund der besonderen Bestandsgeschichte an Bedeutung.

Über den Umgang mit dem Schriftgut beim FDGB-Landesvorstand sind keine Angaben überliefert. Eine Ausnahme bildet die Unterhaltung eines gemeinsamen "Arbeiterarchivs" mit der SED und dem Konsum[24] und der Vorschlag zur Einrichtung eines Archivs von 1952[25]. Ebenso wie das Archivgut der Parteien gehörte auch das des FDGB nicht zum "staatlichen Archivfonds" der DDR.[26] Dennoch begann der FDGB erst 1958 mit dem Aufbau seines Archivwesens und einer eigenen Archivorganisation. Damals wurde per Beschluss eine Zentrale Archivleitung beim Bundesvorstand des FDGB eingerichtet, der "das Archiv der 15 Zentralvorstände der Industriegewerkschaften und Gewerkschaften sowie die 15 Archive der Bezirksvorstände des FDGB fachlich" unterstanden[27]. Im selben Jahr begann auch der FDGB-Bezirksvorstand Dresden mit der Einrichtung eines Archivs. Einen großen Rückschlag und unwiederbringliche Verluste brachte eine Überschwemmung in den Archivräumen im Juli 1958. Dabei wurde v. a. Archivgut des FDGB-Landesvorstandes und der IG / Gewerkschaften seit 1945 beschädigt und vernichtet. Als 1959 ein Neuaufbau des Archivs in Angriff genommen wurde, erwies sich die vorher anderweitige Unterbringung des Archivgutes verschiedener Einzelgewerkschaften als glücklicher Umstand. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei diesem Archivgut v. a. um das der Gewerkschaft Lehrer und Erzieher bzw. Unterricht und Erziehung handelte.

Die Zuständigkeit des FDGB-Bezirksarchivs Dresden für das Archivgut des Landesvorstandes fand seine Grundlage im Beschluss des Sekretariats des FDGB-Bundesvorstandes über "Die Verantwortung der gewerkschaftlichen Vorstände und Leitungen für das organisationseigene Archivgut" von 1977[28]. Das überlieferte Archivgut des FDGB-Landesvorstandes und der Landesvorstände der IG / Gewerkschaften wurde im FDGB-Bezirksarchiv durch eine Kartei erschlossen. Dieses Archivgut bildete einen gemeinsamen Bestand[29] mit einem Umfang von ca. 9 lfm (319 Akteneinheiten). Die Findkartei war nicht strukturiert, sondern lediglich nach den Signaturen aufsteigend gereiht. Bedingt durch das Fehlen archivarischer Fachkräfte[30] entsprach sie nicht den Anforderungen und Regelungen der allgemein angewandten Ordnungs- und Verzeichnungsgrundsätze der DDR. Auffallend waren v. a. inhaltliche Unzulänglichkeiten und falsche Bestimmungen hinsichtlich der Provenienz und Laufzeit der Akten.

Im Zuge der gesellschaftlichen Wende 1989 beschloss der Gewerkschaftskongress im September 1990 die Auflösung des FDGB. "Das Archiv des Bundesvorstandes des FDGB" wurde "in eine Stiftung verwandelt, die zwei Tage vor dem Ende der DDR, also am 1. Oktober 1990, als Johannes-Sassenbach-Stiftung ins Stiftungsregister eingetragen wurde - gerade noch rechtzeitig, um nach dem Einigungsvertrag eine Bestandsgarantie zu genießen."[31] Entsprechend verschiedener Durchführungsbestimmungen des Einigungsvertrages sollten "die Archive sämtlicher Parteien und Massenorganisationen der ehemaligen DDR in einem Verbund (Verband) unselbständiger Stiftungen unter formaler Aufsicht des Bundesarchivs" zusammengefasst werden.[32] Wenn dies auch nicht durchgängig realisiert wurde, so bildet doch das Archiv des FDGB-Bundesvorstandes heute einen Bestandteil der "Stiftung der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv".[33]

Die FDGB-Bezirksarchive (einschließlich des Archivgutes der FDGB-Landesarchive) gelangten in die zuständigen Staatsarchive. Das FDGB-Bezirksarchiv Dresden wurde im Dezember 1992 an das Staatsarchiv Dresden abgegeben.[34] Insgesamt handelte es sich dabei um ca. 250 lfm Archivgut des FDGB-Landesvorstandes Sachsen und der Landesvorstände der IG / Gewerkschaften (1945 - 1952), des FDGB-Bezirksvorstandes Dresden und der Bezirksvorstände der IG / Gewerkschaften (1952 - 1990) sowie der FDGB-Kreisvorstände und Kreisvorstände der IG / Gewerkschaften (1946/1952 - 1990). Es war größtenteils durch eine Kartei (mit den bereits erwähnten Mängeln) erschlossen, ca. 11 lfm waren unverzeichnet. Der überwiegende Teil des Bestandes wurde 1993 durch Bernd Scheperski in eine benutzbare Form gebracht, den unverzeichneten Rest bearbeitete Angela Grunert 1994 - 1995. Dabei wurde auch noch Archivgut der Provenienzen FDGB-Landesvorstand und Landesvorstände der IG / Gewerkschaften aufgefunden. Der Teilbestand FDGB-Landesvorstand Sachsen (einschl. Landesvorstände der IG / Gewerkschaften) wurde 1995 als Provenienzbestand aus dem zusammengefassten Bestand FDGB-Bezirksarchiv Dresden herausgelöst und durch Angela Grunert einer EDV-gestützten Neuverzeichnung unterzogen. In Anbetracht des Wertes kam dabei die erweiterte Verzeichnung zur Anwendung. Nunmehr umfasst der Bestand 9,5 lfm (617 Verzeichnungseinheiten)[35].

Die Zunahme der Verzeichnungseinheiten resultiert v. a. aus den unterschiedlichen Aktenstärken. Im FDGB-Bezirksarchiv wurden Akten bis zu einer Stärke von 15 cm unter Verwendung der Prix-Heftung gebildet.[36] Im Zuge der Bearbeitung im SächsHStA erfolgte eine Reduzierung des Umfangs der einzelnen Akteneinheiten überwiegend durch die Bildung von Bänden.

Aufgrund der Überschwemmung im FDGB-Bezirksarchiv 1958 ist der Bestand in seiner Erhaltung stark beeinflusst worden. Ein großer Teil weist starke Wasser- und Rostschäden sowie Verschmutzung durch getrocknetes Schmutzwasser auf. Einzelne Akten leiden offensichtlich an Bakterien- oder Pilzbefall.[37]

Nicht zuletzt aber bedeutete die Überschwemmung auch eine Reduzierung der mengenmäßigen Überlieferung und damit der Aussagekraft. Dennoch sind viele Ereignisse (Landesdelegiertenkonferenzen, Volksentscheid 1946, Bodenreform, SMAD-Befehl Nr. 234) dokumentiert. Lücken machen sich bei Gewerkschaftswahlen sowie bei Orts- und Kreisdelegiertenkonferenzen bemerkbar. Auch das Archivgut der Einzelgewerkschaften ist meist nur teilweise erhalten. Eine Musterüberlieferung findet sich allerdings bei der Gewerkschaft Lehrer und Erzieher bzw. Unterricht und Erziehung.

Mit Ausnahme des Feriendienstes lassen sich die Aufgaben und die Tätigkeit des FDGB im Land Sachsen gut belegen. Die mengenmäßig umfangreichste Ordnungsgruppe bilden die Akten über die Einsprüche gegen Enteignungen gemäß dem Volksentscheid über die Enteignung von Nazi- und Kriegsverbrechern 1946 im Land Sachsen.

Benutzbarkeit des Bestandes

Aufgrund des Erhaltungszustandes sind zahlreiche Akten für die Benutzung gesperrt.



Angela Grunert



[1] Vgl. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB). Geschichte und Organisation. Die DDR Realitäten Argumente. Hrsg. von der Friedrich-Ebert-Stifllng. Bonn 1988. S. 12
[2] Vgl. SBZ-Handbuch: staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945 - 1949. Hrsg. von Manfred Broszat und Hermann Weber. München [u. a.] 1993. S. 629 - 630.- Vgl. auch SächsHStA, FDGB-LV, Nr. 10
[3] Vgl. SBZ-Handbuch (wie Anm. 2), S. 650
[4] Vgl. ebd., S. 631
[5] Vgl. ebd., S. 651
[6] ebd., S. 635
[7] Vgl. SächsHStA, 12464 FDGB-LV Sachsen, Nr. 11 sowie Nr. 65
[8] Vgl. ebd., Nr. 11
[9] Vgl. ebd. Nr. 66
[10] Vgl. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (wie Anm. 1), S. 18
[11] Vgl. SBZ-Handbuch (wie Anm. 2), S. 651
[12] Vgl. SächsHStA, 12464 FDGB-LV Sachsen, Nr. 8
[13] SBZ-Handbuch (wie Anm. 2), S. 635
[14] Vgl. Entwicklung der Industriegewerkschaften und Gewerkschaften seit 1946. Zusammengestellt vom Zentralen Gewerkschaftsarchiv in der Zentralbibliothek der Gewerkschaften. [Maschinenschriftliche Vervielfältigung]. Berlin 1979.
[15] Zur genaueren Darstellung der Strukturen des FDGB in der SBZ vgl. SBZ-Handbuch (wie Anm. 2), S. 635
[16] Vgl. SBZ-Handbuch (wie Anm. 2), S. 637
[17] Vgl. SächsHStA, 12464 FDGB-LV Sachsen, v. a. Nrn. 103 - 104
[18] SBZ-Handbuch (wie Anm. 2), S. 639
[19] Vgl. ebd.
[20] Vgl. hierzu auch: SächsHStA, 12465 FDGB-BV Dresden, Nr. 1656
[21] Vgl. SBZ-Handbuch (wie Anm. 2), S. 645 - 646 mit den dortigen Literaturhinweisen
[22] Hans Eckart. Zum Anteil des FDGB im Lande Sachsen an der Herausbildung und Entwicklung eines neuen Inhalts der Arbeiterbewegung in den Jahren 1945 - 1950. Diss. A. Leipzig 1975.
[23] Vgl. SächsHStA, Bestand 12465 FDGB-Bezirksvorstand Dresden.- Vgl. auch Archivordnung des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Hrsg. durch den Freien Deutschen Gewerkschaftsbund, Bundesvorstand, Zentralbibliothek der Gewerkschaften. Berlin 1964. S. 26 - 27
[24] Vgl. SächsHStA, 12464 FDGB-LV Sachsen, Nr. 454
[25] Vgl. ebd., Nr. 69
[26] Vgl. Georg Reitsch. Das Archivwesen des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. In: Archivmitteilungen 1 (1964), S. 25 - 27.- Zum Archivwesen des FDGB vgl. auch: Karlheinz Kuba, Karin Rother. Das Archivwesen des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Stand und Entwicklung. In: Archivmitteilung 25 (1978), S. 82- 86.- Karlheinz Kuba. Neue Aufgaben und Voraussetzungen für die Sicherung des gewerkschaftlichen Archivgutes. In: Archivmitteilungen 28 (1981), S. 54 - 56
[27] Georg Reitsch (wie Anm. 29), S. 25
[28] SächsHStA, FDGB-Bezirksarchiv Dresden, Nr. 1742
[29] Ab 1986 war das FDBG-Bezirksarchiv in drei "Abteilungen" gegliedert:
I. FDGB-Landesvorstand und Landesvorstände der IG/Gew.,
II. FDGB-Bezirksvorstand und Bezirksvorstände der IG/Gew.,
III. FDGB-Kreisvorstände und Kreisvorstände der IG/Gew.
Vgl. ebd., Nr. 1690
[30] Vgl. ebd.
[31] Stefan Wolle. Im Labyrinth der Akten: Die archivalische Hinterlassenschaft des SED-Staates. In: Werner Weidenfeld, Hrsg. Deutschland. Eine Nation - doppelte Geschichte. Materialien zum deutschen Selbstverständnis (=Bd. 5 der Arbeitsergebnisse der Studiengruppe Deutschlandforschung). S. 249 - 262, hier S. 257.- vgl. hierzu auch: Geheime Papiere heute öffentlich. Johannes-Sassenbach-Stiftung bewahrt FDGB-Archivgut auf. In: Berliner Wochenblatt vom 3.6.1992.
[32] Ulrich Geyer. Zur Entwicklung und zur Situation einiger wichtiger ostdeutscher Archive. In: hochschule ost, Juli 1993. S. 7.- Die Rechtsgrundlage hierfür bildet das Änderungsgesetz zum Bundesarchivgesetz vom 13. März 1992, BGBI I 1992, S. 506, § 2a Abs. 3
[33] Die zentrale Überlieferung des FDGB in dieser Stiftung um fasst den Zeitraum 1945 - 1990 und hat einen Umfang von 1700 lfm.
[34] Übergabeprotokoll vom 09.12.1992, Geschäftsakten des SächsHStA, Az.: 2923/93.
[35] Vgl. Konkordanz am Ende des Findbuchs
[36] Vgl. Archivordnung des FDGB (wie Anm. 26), S. 19
[37] Vgl. Schadensliste zum Bestand 12464 FDGB-Landesvorstand Sachsen
Angaben siehe 12465 FDGB-Bezirksvorstand Dresden
Delegiertenkonferenzen.- Landesvorstandssitzungen.- Sekretariatssitzungen.-
Volksentscheid 1946.- Kommunalwahlen 1946.- Bodenreform.- Volkskongressbewegung.- Schrifverkehr mit der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD).- Korrespondenz mit der SED.- Entnazifizierung.- Betriebsrätewahlen.- Maiveranstaltungen.- Kunst und Kultur.- Aktivistenbewegung.- Neuererbewegung.- Bestarbeiterkonferenzen.- Sozialversicherung.- Feriendienst.
Mit dem Gründungsaufruf des Vorbereitenden Ausschusses für den Aufbau neuer Gewerkschaften für Dresden und das Land Sachsen am 08.07.1945 nahm der FDGB im Land Sachsen seine Arbeit auf. Bis zur Wahl des ersten Landesvorstandes im Januar 1946 agierte er unter der Bezeichnung FDGB-Landesausschuss Sachsen. Der FDGB bildete das Dach für die unselbständigen Einzelgewerkschaften. Unterhalb des Landesvorstandes bestanden Kreis- und Ortsvorstände des FDGB. Die wichtigsten Aufgabenfelder des FDGB lagen in der Sozial- und Tarifpolitik. Der FDGB gehörte zum Block der Nationalen Front. Sachsen bildete mit 1,7 Mio. Mitgliedern den mit Abstand größten FDGB-Landesverband. In Folge der Verwaltungsreform von 1952 wurde der Landesvorstand durch drei FDGB-Bezirksvorstände ersetzt.
  • | ohne 0,10 lfm
  • 1995, Nachtrag 2013 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-10-29 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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