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Beständeübersicht

Bestand

12465 FDGB-Bezirksvorstand Dresden

Datierung1952 - 1990
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)72,30

1. Geschichte des Registraturbildners

Infolge des "Gesetzes über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der staatlichen Organe in den Ländern der DDR" vom 23.07.1952 und des nachfolgenden Gesetzes für das Land Sachsen vom Juli 1952 wurden der Staatsaufbau der DDR verändert, die Länder de facto aufgelöst und mehrere Kreise zu Bezirken zusammengefasst. Dieser Gliederung wurden auch die gesellschaftlichen Organisationen angepasst. Nunmehr existierten im ehemaligen Land Sachsen drei FDGB-Bezirksvorstände (Dresden, Leipzig und Chemnitz). Im Bezirk Dresden agierte bis zur 1. Bezirksdelegiertenkonferenz am 10.05.1953 lediglich eine Bezirksorganisationskommission[01] . Auf dieser Konferenz wurde Max Tschirner zum Vorsitzenden des FDGB-Bezirksvorstands Dresden bestimmt.

Die Vorsitzenden des FDGB-Bezirksvorstands Dresden waren:[02]
Name, Vornamevonbis
Tschirner, Max

15.09.1952

26.03.1954

Boden, Manfred

13.04.1954

25.08.1963

Heilemann, Werner

25.08.1963

24.03.1968

Springer, Rudolph

24.03.1968

19.01.1973

Gruhl, Gerhard

26.04.1973

29.09.1988

Krusch, Hans-Joachim

29.09.1988

12.03.1990



Unter dem "Dach" des FDGB-Bezirksvorstands bestanden auch unselbständige Bezirksvorstände der Einzelgewerkschaften, welche zusammengefasst den Bestand Nr. 12466 des Hauptstaatsarchivs Dresden bilden. Dem FDGB-Bezirksvorstand unterstanden selbstverständlich auch die FDGB-Kreisvorstände, die ebenfalls als getrennte Bestände (Nrn. 12467 ff.) verwaltet werden. Sonstige Gliederungen (Betriebsgewerkschaftsorganisationen bzw. -leitungen (BGOs, BGLs)) sind nicht getrennt überliefert.

Dresden agierte mit zuletzt mehr als 1 Million Mitgliedern als ein Schwergewicht unter den 15 Bezirksvorständen (einschl. Berlin) unter der Führung des FDGB-Bundesvorstands. Seine Geschichte ist eng mit der des Letzteren verknüpft.[03] Der FDGB seinerseits (und damit der Bezirksvorstand Dresden) definierte sich selbst und seinen geschichtlichen Wert über seine Funktion als Schule des Sozialismus, als Motor des sozialistischen Wettbewerbes und als Interessenvertreter der Arbeiter und Werktätigen – allerdings stets "als treuer Kampfgefährte der Partei und unter ihrer Führung".[04] Der FDGB als wahre "Massen"-Organisation diente der Partei nicht nur als "Ohr an der Masse", sondern auch beschwichtigend, puffernd und formend als "Hand".[05]

Die Abteilungen und Kommissionen des FDGB-Bezirksvorstands Dresden, welche der Gliederung zu entnehmen sind, spiegeln diese beanspruchten Rollen wider. Dabei nicht selbstverständlich zu vermuten, doch vom Umfang und Überlieferung her beträchtlich, bestand fast vom Anfang an beim FDGB-Bezirksvorstand Dresden die (Bezirks-)Verwaltung der Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten.[06]

Besondere Höhepunkte der Geschichte des FDGB-Bezirksvorstands bilden u. a. die 9. und 16. Arbeiterfestspiele in Dresden (1967, 1976). Auch die Ereignisse des 17. Juni 1953 (Nrn. 454, 461, 463, 464, 2108) und sogar zum Mauerbau in Berlin (Nrn. 577-579) finden im Bestand ihren Niederschlag.

Nach den Ereignissen im Herbst 1989 und der Auflösung des FDGB-Bezirksvorstands am 12.03.1990 trat an dessen Stelle die Bezirksgeschäftsstelle Dresden des Gewerkschaftlichen Dachverbands FDGB. Die Auflösung des FDGB wurde Mitte September 1990 beschlossen, seine Mitglieder ab Oktober 1990 von den DGB-Gewerkschaften übernommen.[07]


2. Bestandsgeschichte und -inhalt

Die Geschichte des Bezirksgewerkschaftsarchivs Dresden, seine Übergabe an das nunmehrige Sächsische Staatsarchiv am 09.12.1992[08] sowie seine anfängliche Bearbeitung im Hauptstaatsarchiv Dresden sind bereits im Findbuch des Bestands 12464 FDGB-Landesvorstand Sachsen geschildert worden. An die Entscheidung zur Zerlegung des Gesamtbestands und an die Bearbeitung des Landesvorstands schloss sich die Bearbeitung des Bezirksvorstands Dresden an. Diese erfolgte ab 1993 durch die Mitarbeiter A. Ullmann, B. Scheperski und U. Bottin, ab 1998 durch die Auszubildenden F. Wenzel, S. Schütze, A. Rohloff, ab 1999 D. Etzold und M. Haring, ab 2000 U. Bartels und J. Filthaut, und ab 2001 durch den Mitarbeiter Peter R. Bayer. Die nebenrangige und häufig unterbrochene Behandlung sowie die Anzahl der Beteiligten erschwerte die Bearbeitung erheblich. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Bestand gemäß der Vereinbarung zwischen der Johannes-Sassenbach-Stiftung, Bibliothek- und Archiv der Gewerkschaftsbewegung und dem Freistaat Sachsen vom 20.03.1996 erst am 01.01.2005 Eigentum des Freistaates wurde.

Da die Erschließungsangaben der Kartei des Bezirksgewerkschaftsarchivs entweder zu allgemein gehalten oder einfach nicht stimmig waren, wurde entschieden, unter Beachtung der bereits gebildeten physischen Einheiten eine Neuverzeichnung und Neusignierung des Bestands mit dem Verzeichnungsprogramm AUGIAS vorgenommen. Im Zusammenhang mit der elektronischen Sortierung und zur Vermeidung einer überfrachteten Gliederung wurde auf eine möglichst einheitliche Titelvergabe geachtet, was neben der Vielzahl an Serienakten zu einem Ausbau der Enthält-Vermerke führte. In Einzelfällen konnten bestehende Einheiten durch überlieferte Splitter ergänzt werden. Die Aktenordner-Heftung wurde weitgehend beibehalten und durch alterungsbeständige Materialien ersetzt. Die Unterlagen wurden während der Erschließung weitgehend entmetallisiert.

Im Zuge der Verzeichnung wurde die Unterlagen neu verpackt und dabei verdichtet, von umfangreichen Mehrfachüberlieferungen befreit, mit Schutzfristenangaben versehen und ab 01.01.2005 teilweise bewertet. Vor 2005 in AUGIAS erschlossene Unterlagen (Signaturen 1 – 1030) wurden nicht nachträglich bewertet. Die dazugehörigen Erschließungsangaben wurden vereinheitlicht, aber nicht erweitert.

Die Bibliothek des Bezirksgewerkschaftsarchivs wurde einer Bewertung unterzogen und in den Bestand eingearbeitet. Ein Bezug auf das Land Sachsen oder auf die ihm entsprechenden Bezirke diente als Voraussetzung für den Erhalt der Unterlagen. Im Bestand enthaltene Belegexemplare von Abschlussarbeiten wurden auch nach diesem Maßstab bewertet.

Unfalluntersuchungsakten der Arbeitsschutzinspektion (ASI) sind nur noch in Auswahl überliefert. Halbjährlich und jährlich wurden Berichte mit namentlicher Aufstellung der tödlichen Unfälle an das Sekretariat gerichtet (siehe Sekretariatssitzungen).

Die Gliederung wurde nach dem tatsächlich vorhandenen Archivgut gestaltet nicht nach einem Aktenplan.


3. Bestandsanalyse

Die Sekretariatssitzungen haben als reichste Informationsquelle und bester Ansatz für weitere Forschungen im Bestand die größte Bedeutung. Bei der vertieften Erschließung dieses Bestandskerns wurden zwar nicht alle Tagungsordnungspunkte im Enthält-Vermerk aufgenommen, dafür aber die meisten behandelten Vorlagen. Zur Gestaltung des Enthält-Vermerks wurden Hauptwörter in den typischen, langatmigen Genitiv-Ketten (Wesfall) herausgesucht und möglichst kurz gefasst im Werfall aufgeführt (Telegrammstil).

Bei der Verzeichnung des Bestands wirkte überraschend, mit welcher Deutlichkeit die Mitglieder der damaligen Politik manchmal widersprochen haben. Entsprechende Nachweise sind im Titel und Enthält-Vermerk unter den Begriffen "Mitgliederversammlungen" und "Informationsberichte" zu finden.


4. Verweise auf andere Bestände

im Sächsischen Staatsarchiv- Hauptstaatsarchiv Dresden

12464 FDGB-Landesvorstand Sachsen

12466 Bezirksvorstände der Einzelgewerkschaften Dresden

12467 (ff.) FDGB-Kreisvorstände

12334 SED-Grundorganisation FDGB-Bezirksvorstand Dresden

13470 Finanzarchiv beim Gewerkschaftlichen Dachverband FDGB in Liquidation, Teil Bezirk Dresden



in anderen Dienststellen des Sächsischen Staatsarchivs

32456 FDGB-Bezirksvorstand Karl-Marx-Stadt

21706 FDGB-Bezirksvorstand Leipzig



in anderen Archiven

FDGB-Bundesvorstand: vgl. Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv (Bestand DY 34)



5. Quellen und Literatur

Geschichte des FDGB : Chronik 1945 - 1982. Berlin, 1985

Geschichte des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Berlin, 1982

Gill, U.: Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) : Theorie, Geschichte, Organisation, Funktionen, Kritik. Opladen, 1989

40 Jahre Kampf um Frieden und sozialen Fortschritt. In: So machen wir´s : Informationsblatt des FDGB-Bezirksvorstandes Dresden. Heft 2. 1985 (im Bestand, Nr. 1683)

FDGB-Lexikon der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn, unter

http://library.fes.de/FDGB-Lexikon


6. Abkürzungsverzeichnis
ABI

Arbeiter- und Bauern-Inspektion

Abt.

Abteilung

AGL

Abteilungsgewerkschaftsleitung (Untergliederung des BGL)

AWG

Arbeiterwohnungsbaugenossenschaften

BGL

Betriebsgewerkschaftsleitung

BL

Bezirksleitung

BV

Bezirksvorstand

CGIL

Conferderazione Generale Italiana del Lavoro

DRK

Deutsches Rotes Kreuz

Einzelgewerkschaften

Industriegruppen und Gewerkschaften, auch "IG/Gewerkschaften"

FDGB-BV

Freier Deutscher Gewerkschaftsbund-Bezirksvorstand

FDGB-KV

Freier Deutscher Gewerkschaftsbund-Kreissvorstand

FDJ

Freie Deutsche Jugend

FZR

Freiwillige Zusatzrentenversicherung

Hrsg.

Herausgeber, herausgegeben

KV

Kreisvorstand

MAS

Maschinen-Ausleih-Stationen

MMM

Messe der Meister von morgen

ÖVW

Örtliche Versorgungswirtschaft

SGB

Soziale und gesundheitliche Betreuung

soz.

sozialistisch

SSA

Schulen der sozialistischen Arbeit

SW

Sozialistischer Wettbewerb

VEB

Volkseigener Betrieb

WGB

Weltgewerkschaftsbund





siehe auch FDGB-Lexikon (http://library.fes.de/FDGB-Lexikon)


7. Lagerungshinweise

Lagerungsbedingt sind die Signaturen 969, 1076, 1086 und 1143 nicht belegt.[09]

[01] HStA Dresden, 12465 FDGB-BV Dresden, Nr. 1656
[02] HStA Dresden, 12465 FDGB-BV Dresden, Nr. 2386
[03] Geschichte des FDGB. Hrsg. vom Bundesvorstand des FDGB. Verlag Tribüne Berlin, 1982. Signatur der Dienstbibliothek des Hauptstaatsarchivs Dresden G 41x.
[04] Schlusswort des Vorsitzenden Gruhl zur Konferenz anlässlich des 40. Jahrestags des FDGB in "So machen wir’s", Informationsblatt des FDGB-BV Dresden, H. 2/85 in: HStA Dresden, 12465 FDGB-BV Dresden, Nr. 1474
[05] vgl. Auswertungen der Gewerkschaftlichen Mitgliederversammlungen sowie FDGB-Tätigkeitsfelder Vertrauensleute, Feriendienst, Agitation/Propaganda, "Sozialistische Erziehung der Schuljugend", "Sozialistische Wehrerziehung" u. a. m.
[06] Verordnung über die Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten vom 23.08.1956 (GBl I Nr. 77, 1956)
[07] z. B. HStA Dresden, 12465 FDGB-BV Dresden, Nrn. 1437-1438, 1526, 2080
[08] Finanzunterlagen wurden erst ab 1999 übernommen und bilden den getrennten Bestand HStA Dresden ,
13470 Finanzarchiv beim Gewerkschaftlichen Dachverband FDGB in Liquidation, Teil Bezirk Dresden.
Geschichte des FDGB : Chronik 1945 - 1982. Berlin, 1985

Geschichte des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes. Berlin, 1982

Gill, U.: Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) : Theorie, Geschichte, Organisation, Funktionen, Kritik. Opladen, 1989

40 Jahre Kampf um Frieden und sozialen Fortschritt. In: So machen wir´s : Informationsblatt des FDGB-Bezirksvorstandes Dresden. Heft 2. 1985 (im Bestand, Nr. 1683)
Reden und Artikel.- Internationale Verbindungen.- Westdeutschland und Nationale Gewerkschaftseinheit.- Agitation und Propaganda.- Kultur und Bildung.- Arbeiterfestspiele.- Arbeit und Löhne.- Neuererwesen.- Bestarbeiter.- Sozialistischer Wettbewerb.- Sozialpolitik.- Feriendienst.- Verwaltung der Sozialversicherung.- Kuren.- Arbeitsschutzinspektion.- Frauenpolitik.- Veteranenkommission.- Bezirksgewerkschaftsarchiv.- Bibliothek.
Im Zuge der Verwaltungsreform von 1952 wurde der FDGB-Landesvorstand Sachsen durch drei FDGB-Bezirksvorstände ersetzt. In Dresden existierte bis zur 1. Bezirksdelegiertenkonferenz im Mai 1953 eine Bezirksorganisationskommission. Danach nahm der neugewählte FDGB-Bezirksvorstand Dresden seine Tätigkeit auf. Innerhalb des FDGB existierten 16 unselbständige Einzelgewerkschaften. Als territoriale Untergliederungen des FDGB arbeiteten die Kreis- und Ortsvorstände im Prinzip unverändert weiter. Die wichtigsten Aufgabenfelder des FDGB lagen in der Sozial- und Tarifpolitik. Der FDGB gehörte zum Block der Nationalen Front. Im Zuge der gesellschaftlichen Wende begann die Umbildung des FDGB auf Grund der Beschlüsse des außerordentlichen FDGB-Kongresses Januar/Februar 1990 in einen Dachverband mit selbständigen Einzelgewerkschaften. Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion mit der Bundesrepublik gingen die Einzelgewerkschaften im ersten Halbjahr 1990 in die Einzelgewerkschaften der Bundesrepublik ein. Die Abwicklung des FDGB erfolgte durch den Gewerkschaftlichen Dachverband, FDGB in Liquidation.
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