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Beständeübersicht

Bestand

12568 Nachlass Ludovica (Luise), Prinzessin von Sachsen

Datierung1904 - 1937
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)0,32

Ludovica Antonia Maria Theresia Josepha Johanna Leopolda Carolina Ferdinanda Alix Erentrudis Stephania , kaiserliche Prinzessin und Erzherzogin von Österreich, königliche Prinzessin von Ungarn und Böhmen etc. wurde am 2. September 1870 als erste Tochter von Erzherzog Ferdinand IV. und seiner zweiten Gemahlin Alice von Parma in Salzburg geboren.[01] Aufgewachsen ist sie in einem Teil des Residenzschlosses in Salzburg, das der Kaiser von Österreich der Familie als ständigen Wohnsitz zur Verfügung stellte. [02]Sie erinnert sich an eine dunkle, traurige Residenz, die bedrückend auf das Kindergemüt wirkte. Dennoch hat sie auch glückliche Erinnerungen an ihren Vater, der selbsterfundene Märchen erzählte, wunderbare Bilder zeichnete und auf dem Puppenherd allerlei Speisen kochte. Im Alter von 7 Jahren endete die Kindheit und eine strenge, minutiös geplante Erziehung begann. [03] Nach dem Scheitern zweier Eheanbahnungen[04] fand am 22. Juni 1891 die Verlobung mit dem Prinzen Friedrich August, Herzog zu Sachsen, den sie bereits am 24. Juli 1887 anlässlich eines Hofballs in Pillnitz kennenlernte,[05] statt. Im selben Jahr, nach Zustimmung des Kaisers Franz Joseph I., wurde der Ehevertrag am 12. November in Wien geschlossen.[06] Die Feierlichkeiten begannen am 21. November 1891 in Dresden.[07]

Nach einer Reise am 9. Dezember 1902 zu ihrem erkrankten Vater nach Salzburg kehrte die Prinzessin nicht "in die häusliche Gemeinschaft" nach Dresden zurück, sondern, reiste "ohne Vorwissen der Eltern" aus Salzburg nach Zürich.[08] Der bis dahin am Dresdner Hof vermutete Ehebruch der Prinzessin mit dem ehemaligen Hauslehrer André Giron wurde damit publik gemacht. Der Kronprinz Friedrich August beantragte die Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft und die Aberkennung aller aus der Zugehörigkeit zum königlichen Hause begründeten Rechte, Titel und Würden. [09]

Am 4. Mai 1903 erfolgte die Geburt der vierten Tochter Anna (Rufname bei der Taufe)in Lindau. Das Kind durfte bis zum 15. Mai 1904 bei der Mutter bleiben. [10] Eine Verlängerung wurde unter der Bedingung eingeräumt, dass die Prinzessin die im Vertrag genannten Bestimmungen einhält. Dazu gehörten insbesondere das Verbot, Gebiete des Königreichs Böhmen, Österreichischen- Schlesien und des Königreichs Sachsen zu betreten. Ihre jährliche Rente betrug 40.000 Mark[11] , ab 1908 55.0000 Mark[12] .

Per Einschreiben bekam Luisa jährlich im Januar einen "Erziehungsbericht" über die physische und psychische Entwicklung der am Hofe verbliebenen Kinder.[13] Nach der Eheschließung am 25. September 1907 mit Enrico Toselli[14] gab der König die Anweisung "daß Berichte über das Befinden der königlichen Kinder etc. an die Gräfin Montignoso nicht mehr erstattet werden sollen".[15] Nach schwierigen Verhandlungen kam auch die bis dahin bei ihrer Mutter verbliebenen Prinzessin Anna am 7. April 1908 in die Obhut des sächsischen Hofes.

Vier Wochen später, am 7. Mai 1908, wurde Carlo Emmanuele Filiberto Toselli geboren.

Die Ehe mit Enrico Toselli währte nur ein Jahr. Nach dreijähriger räumlicher Trennung holte Enrico Toselli seinen Sohn am 21. Oktober 1911 aus Fiesole (bei Florenz) ab und brachte ihn zu seinen Eltern. Luises Klage auf Kindesentführung wurde am 21.11.1911 vom Gericht abgelehnt und das Sorgerecht dem Vater erteilt. Die Ehe wurde am 9. Juni 1912 rechtskräftig geschieden. Luise erhielt das Recht, das Kind zu sehen, so oft sie wollte.[16]

Luise, die weder sächsischen noch österreichischen Boden betreten durfte, mietete ein Haus in Ixelles, einem Vorort von Brüssel, unter dem Namen einer Antoinette Maria Comtesse d'Ysette. Sie wurde vom sächsischen Hof beobachtet und erhielt eine einer ehemaligen sächsischen Prinzessin angemessene Apanage. Nach 1924 wurden ihre Bezüge durch den Verein Haus Wettin Albertinische Linie e.V. weiter bezahlt. Mit Schreiben vom 22. April 1939 vom Reichswirtschaftsminister an den Oberfinanzpräsidenten Dresden, Devisenstelle, wurde ein Antrag des Vereins Haus Wettin auf "Transferierung einer Rente an Frau Prinzessin Luisa von Toscana in Brüssel" abgelehnt.[17] In dieser Zeit unterstützten sie ihre Kinder. Fürstin Margarethe von Hohenzollern konnte nach Vermittlung des deutschen Oberbefehlshabers in Belgien, Generaloberst Alexander von Falkenhausen, der Mutter regelmäßig Geld zukommen lassen.[18] Am 23. März 1947 starb Luisa in ihrer Wohnung. Die Beerdigung fand am 26. April 1947 in aller Stille, ohne Anwesenheit der Kinder statt. Die Überführung der Leiche von Brüssel nach Sigmaringen erfolgte am 22. April 1953. Luisa fand ihre letzte Ruhe in der Gruft der Fürstenfamilie von Hohenzollern in der Erlöserkirche Hedingen.[19]

Kinder:

15. Januar 1893 Kronprinz Georg, ("Jury"), gest. 14. Mai 1943.

31. Dezember 1893 Prinz Friedrich Christian ("Tia") gest. 9. August 1968.

9. Dezember 1895 Prinz Ernst Heinrich ("Erny") gest. 14. Juni 1971.

22. August 1898 Prinzessin Maria Alix, kurz nach der Geburt gestorben.

24. Januar 1900 Prinzessin Margarete ("Ethe") gest. 16. Oktober 1962.

27. September 1901 Prinzessin Maria Alix ("Riali") gest. 11. Dezember 1990.

4. Mai 1903 Prinzessin Anna Monika Pia ("Monerl") gest. 8. Februar 1976.

7. Mai 1908 Carlo Emmanuele Filiberto Toselli ("Bubi") gest. 24. Juli 1969.

(vgl. 10006 Oberhofmarschallamt A Nr. 41, Geburt und Taufe der Kinder seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August (die ersten sechs Kinder), 1893-1901, Luise von Toscana, Mein Lebensweg, 1911 (die letzten beiden Kinder).



Bestandsgeschichte und Inhalt



Der Bestand wurde 2001 nach Ankauf zweier Autografen (Nr. 1 und 2) gebildet. 2012 konnte er durch Ankauf einer Sammlung von Briefen und Karten ergänzt werden. Bei dem Verkäufer der Sammlung handelt es sich um den Enkelsohn der Eheleute Clara und Paul Herrmann. Sein Vater, Georg Herrmann, war Patenkind der Prinzessin Luise von Toscana (vgl. Nr. 101).

Der Bestand umfasst im wesentlichen Karten und Briefe, die Luise aus Brüssel zwischen 1904 und 1937 an die Familie Herrmann sandte.

Verweis auf andere Bestände10006 Oberhofmarschallamt

10699 Neuere Urkunden

10711 Ministerium des Königlichen Hauses

10717 Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten

10789 Polizeipräsidium Dresden

11025 Oberlandesgericht Dresden

11177 Oberfinanzpräsident DresdenLiteraturToscana, Luise von: Mein Lebensweg, Berlin, 1911 und Neuauflage 2001.



Toselli, Enrico: Gemahl einer Hoheit. Meine Ehe mit Luise von Toscana, Basel, 1914.



Fellmann, Walter: Prinzessinnen - Glanz, Einsamkeit und Skandale am sächsischen Hof, Leipzig, 1996.



Bestenreiner, Erika.: Luise von Toscana; Skandal am Königshof, München/ Zürich, 1999.



[01] 11025 OLG Dresden Nr. 175, Prozessakte gegen die Kronprinzessin Luise.
[02] Luise von Toscana, Mein Lebensweg, 1911, S. 25.
[03] Ebd. S. 28-39.
[04] Luise von Toscana, Mein Lebensweg, 1911, S. 62-81.
[05] 10006 Oberhofmarschallamt O 05, Nr. 120.
[06] 10699 Neuere Urkunden, K 611 und K 612.
[07] 10006 Oberhofmarschallamt B, Nr. 52.
[08] 11025 Oberlandesgericht Dresden, Nr. 175.
[09] 10711 Ministerium des Königlichen Hauses Loc. 28 Nr. 13, Aus den Handakten des Rechtsanwaltes Dr. Emil Körner.
[10] Ebd. Loc. 28 Nr. 13, Abkommen zwischen dem Kronprinzen F. A. Herzog zu Sachsen und der Prinzessin Luisa von Lothringen-Habsburg-Toscana vom 15. Juni 1903.
[11] Ebd. Loc. 25 Nr. 10, S. 219.
[12] Ebd. Loc. 25 Nr. 27, S. 2.
[13] Ebd. Loc. 25 Nr. 10, 1895-1905 und Loc. 25 Nr. 20, 1906-1907, Berichte über die Prinzensöhne und Prinzessinnentöchter seiner Majestät des Königs.
[14] * 13. März 1883 in Florenz; † 15. Januar 1926 in Florenz, Toselli war ein italienischer Komponist und Pianist.
[15] Ebd. Loc. 25 Nr. 20, S. 107.
[16] Erika Bestenreiner, Luise von Toscane, Skandal am Königshof, 1999, S. 230-236.
[17] 11177 Oberfinanzpräsident Dresden Nr. 311.
[18] S. Fußnote 16, S. 258.
[19] Ebd. S. 264-267.
Toscana, Luise von: Mein Lebensweg. Berlin : Continent, 1911.

Fellmann, Walter: Prinzessinnen : Glanz, Einsamkeit und Skandale am sächsischen Hof. Leipzig, 1996, S. 206 - 252.

Bestenreiner, Erika: Luise von Toscana; Skandal am Königshof. München Zürich, 1999.
Briefwechsel mit dem Freiberger Kantor Stein.- Karten und Briefe an die Familie Herrmann in Wachwitz.
Erzherzogin Ludovica (Luise) von Österreich, die Tochter von Großherzog Ferdinand IV. von Toskana wurde 1870 in Salzburg geboren. Sie vermählte sich 1891 mit Prinz Friedrich August von Sachsen. Intrigen, strenge Hofetikette und ein schlechtes Verhältnis zu ihrem Schwiegervater König Georg und ihrer Schwägerin Prinzessin Mathilde veranlassten sie, 1902 den Dresdener Hof zu verlassen. 1903 erfolgte die Aufhebung der Ehe; fünf Kinder des Kronprinzenpaares wurden am Dresdner Hof erzogen, das jüngste Kind durfte bis 1908 bei der Mutter bleiben. Von ihrem Vater erhielt Luise den Titel einer Gräfin von Montignoso und war in zweiter Ehe von 1907 bis 1908 mit dem Komponisten Enrico Toselli verheiratet. Diese Ehe wurde 1912 geschieden. Der gemeinsame Sohn blieb beim Vater. Sie starb 1947 in Ixelles bei Brüssel. Ihre letzte Ruhestätte fand sie in der Fürstengruft des Hauses Hohenzollern in Sigmaringen-Hedingen.

  • 2013 | Findbuch / elektronisches Findmittel
  • 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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