Beständeübersicht
Bestand
12772 Nachlass Horst Schlechte
Datierung | (1827) 1909 - 1986 (2009) |
---|---|
Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 6,95 |
Bestand enthält auch 2 Archivalien, die aus rechtlichen Gründen hier nicht angezeigt werden können. Bitte wenden Sie sich im Bedarfsfall direkt an das Staatsarchiv Kontaktformular
Findbucheinleitung
Lebenslauf
Johannes Reinhold Horst Schlechte wurde am 28. Oktober. 1909 in Dresden geboren. Von Ostern 1915 bis Ende März besuchte er die 54. Bürgerschule, ab April 1919 das Wettiner Gymnasium in Dresden. Er gehörte der Jugendgruppe des Verbandes "Dresdner Schüler-Reisen" an und beteiligte sich an Wanderfahren, u. a. nach Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien und Ungarn. Das Wettiner Gymnasium verließ er Ostern 1929 nach bestandener Reifeprüfung und Ergänzungsprüfungen in Spanisch und Griechisch. Im gleichen Jahr begann er in Leipzig das Studium der Geschichte und historischen Hilfswissenschaften, der englischen und deut-schen Sprache und der Kunstgeschichte. Acht Semester gehörte er dem Institut für historische Hilfswissenschaften unter Prof. Paul Kirn an, auf dessen Anregung er die Promotionsschrift Erzbischof Bruno von Trier verfasste . Seine weiteren akademischen Lehrer waren: Berve, Borowski, Brandenburg, Bruhns, Driesch, Frings, Hellmann, Jolles, Karz, Kötzschke, Korff, Litt, Schücking und Witkowski. Außer den erwähnten Studienfächern studierte er Volkskunde, Mundartengeographie, Siedlungsgeschichte, Niederländisch und Musikgeschichte.
Von 1930 bis 1932 war Horst Schlechte ehrenamtlich in der Studentischen Selbstverwaltung der Leipziger Universität tätig. Im Jahr darauf war er Gast im englischen College in Oxford und Cornwall.
Am 9. Februar 1934 legte er die Staatsprüfung für das höhere Lehramt ab. Am 28. Mai 1934 beauftragte ihn der Leiter des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Paul Fridolin Kehr, mit den Korrekturen der Italia Pontificia, Bd. VIII, der Bearbeitung von Italia Pontificia, Band IX und X, und den Vorarbeiten zu den Regesten des Regnum Italiae. Diese Arbeit beendete Horst Schlechte am 31.03.1936 und begann bereits am 1. April 1936 die archivarische Aus-bildung im fünften Lehrgang des Instituts für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaft-liche Fortbildung in Berlin-Dahlem, die er am 15. Sept. 1937 mit der archivalischen Staats-prüfung abschloss. Am 1. Oktober 1937 trat er seinen Dienst als wissenschaftlicher Hilfsar-beiter bei Hellmut Kretzschmar im Sächsischen Hauptstaatsarchiv an. Die Ernennung zum Archivassistenten erfolgte am 1. April 1938, am 4. Januar 1940 die Ernennung zum Staatsar-chivrat unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit. Ab 1. August 1940 leistete er als Kriegsverwaltungsrat bei der Archivkommission des Militärbefehlshabers in Frankreich bis 14. März 1942 aktiven Wehrdienst. Während dieser Zeit hat Horst Schlechte der unter der Leitung von Georg Schnath stehenden Archivkommission angehört, die sich in Frankreich einen Überblick über die in dortigen Archiven und Bibliotheken liegenden Quellen zur deut-schen Geschichte verschaffen sollte. In Paris entdeckte er das Tagebuch des Kurprinzen Fried-rich Christian von Sachsen aus den Jahren 1751 bis 1757. Die Wiedereinberufung in die akti-ve Wehrdienstzeit erfolgte am 24. Juni 1943. Während dieser war er bis 1945 als Dolmetscher in der Nachrichtenaufklärungsabteilung in Frankreich eingesetzt.
Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft (Belfort und Faverney vom 9. Mai 1945 bis
2. Juli 1948, Registrierung 13. Juli 1948 im Übergangslager Erfurt) und Quarantänelager (Leipzig vom 15. Juli 1948 bis 28. Juli 1948) war er vom 1. September 1948 bis 21. März 1949 als Honorarmitarbeiter am Sächsischen Landeshauptarchiv Dresden tätig. Eine Weiter-beschäftigung war vorerst wegen seiner Tätigkeit als Kriegsverwaltungsrat in Frankreich nicht möglich. Vom 10. Mai 1949 bis 31. Januar 1950 musste Horst Schlechte als Transport- und Lagerarbeiter im Landesmaschinenhof Georgij Dimitroff bei Dresden arbeiten. In dieser Zeit richteten Wissenschaftler aus Institutionen und Archiven, darunter auch Prof. Frings, Germa-nistisches Institut Leipzig und Leiter der Akademie der Wissenschaften, und der Archivar Dr. Heinrich Otto Meisner, 1948 Justiziar des Landtages Brandenburg, zahlreiche Befürwortun-gen zu einer Weiterbeschäftigung im Archivwesen an das Archiv. Prof. Kretzschmar wandte sich bittstellend an den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen. Mit Schreiben vom 13. De-zember 1949 vom Büro des Ministerpräsidenten der Landesregierung Sachsen wurde eine Einstellung ab dem 1. Februar 1950 beim Landeshauptarchiv bewilligt. Die Ernennung zum Oberarchivrat erfolgte 1951.
Seit seiner Wiedereinstellung in den Archivdienst agierte er international, vor allem bei der Wiederherstellung der Beziehungen zum französischen Archivwesen. Horst Schlechte nahm aktiv an den Tagungen des "Stage technique international" und der "Table Ronde des Archi-ves" in Florenz, Stockholm, Madrid und Paris teil. Vielfältige wissenschaftliche und private Kontakte verbanden ihn mit den belgischen, französischen, sowjetischen, tschechoslowaki-schen, ungarischen und polnischen Berufskollegen. Die Aufnahme des Staatsarchivs Dresden in den Internationalen Archivrat 1956 war sein persönlicher Verdienst.
Mit Wirkung vom 1. Juli 1959 wurde Horst Schlechte vom Minister des Innern der Deutschen Demokratischen Republik als Nachfolger Hellmut Kretzschmars zum Direktor des Sächsi-schen Landeshauptarchivs berufen. Unter seiner Leitung erfolgte die Herausgabe der Schrif-tenreihe des Sächsischen Landeshauptarchivs. Bereits beim 1955 erschienenen ersten Band lag die Redaktion in den Händen von Horst Schlechte und seinem Fachkollegen Harald Schie-ckel. Ein Jahr später erschien der Band 2/3 , 1958 folgte der Band 5 .
Bis zu seiner Pensionierung 1974 leitete Horst Schlechte das 1965 in Staatsarchiv Dresden umbenannte Sächsische Landeshauptarchiv. Durch seine hervorragenden Fachkenntnisse als Archivar und Historiker, sein politisches Fingerspitzengefühl und seine persönliche Ausstrah-lung war er ein geachteter Vorgesetzter. Mit Wirkung ab 1. Januar 1975 wurde ein neuer Ar-beitsvertrag geschlossen, der es ermöglichte, dass Horst Schlechte seine wissenschaftlichen Arbeiten im Staatsarchiv Dresden fortsetzen konnte. 1977 beendete er den handschriftlichen Entwurf zum Vorwort, der Einleitung und den Anmerkungen zur Publikation "Die Allgemei-ne deutsche Arbeiterverbrüderung 1848 - 1850". Seit der Entdeckung der Tagebücher des Kurprinzen Friedrich Christian in Paris arbeitete Horst Schlechte an deren Edition. Für diese Arbeit ließ er die gesamte im Nationalarchiv Frankreich befindliche Originalhandschrift foto-kopieren. Das druckfertige Manuskript wurde im Bd. 13 der Schriftenreihe des nun wieder in seinen ursprünglichen Namen zurück benannten Sächsischen Hauptstaatsarchivs 1992 veröf-fentlicht.
Horst Schlechte, ein sprachbegabter, rhetorisch gewandter Wissenschaftler, Feingeist, Wan-derfreund und Familienmensch, verstarb nach Krankheit am 18. September 1986 in Dresden-Klotzsche.
Biografische Daten
Vater; Schlechte, Ernst Reinhold, Kassenführer, geb. am 11. Juli 1886 in Lotzen, gest. am 31. Januar 1948 in Dresden, verh. am 11. Juli 1909 mit Mutter; Scheibe, Amalie Mathilde Elisa-beth, geb. am 12. März 1886 in Dresden, gest. am 5. Februar 1978 in Leipzig.
Erste Ehe, geschlossen am 25. April 1940 mit Charlotte Elsbeth Erfurth, geb. am 13. Februar 1911 in Werbig, Kreis Lebus, gest. am 28. Januar 1954.
Zweite Ehe, geschlossen am 5. März 1954 mit Gudrun Knabe, geb. am 12. Januar 1927, gest. am 15. September 2009. Aus dieser Ehe gingen drei gemeinsame Kinder hervor.
Mitgliedschaften
1936 NS Volkswohlfahrt
1937 bis 1945 NSDAP, Blockleiter 1937 bis 1939.
1938 Reichsbund Deutscher Beamten
1949 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
1949 Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft
1949 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
1956 Mitglied im Redaktionskollegium der archivarischen Fachzeitschrift der DDR, Archiv-mitteilungen
1956 Sächsische Akademie der Wissenschaften Leipzig, Historische Kommission
1965 bis 1959 Mitglied des Internationen Archivrates, Terminologiekommission
1963 Deutscher Kulturbund
1964 Volkssolidarität
1965 bis 1972 Wissenschaftlicher Beirat des Instituts und Museums für Geschichte der Stadt Dresden
1968 bis 1972 Mitglied des Elternaktivs an der 83. POS der Stadt Dresden
1969 Wissenschaftlicher Beirat der Sächsischen Landesbibliothek
1972 Mitglied des Nationalkomitees der Historiker der DDR
1972 Mitglied des Redaktionskollegium der internationalen Fachzeitschrift "Archivum" in Paris
Bibliographie
Verweis auf: Langer, Ilse; Bibliographie Horst Schlechte, Staatsarchiv Dresden, anlässlich des 65. Geburtstages am 28. Oktober 1974. (alle Publikationen, vor 1974)
Schlechte, Horst, Die Allgemeine deutsche Arbeiterverbrüderung 1848 - 1850, Dokumente des Zentralkomitees für die deutschen Arbeiter in Leipzig, Weimar, 1979. Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden Bd. 11.
Schlechte, Horst, Wilhelm Adolph Lafaurie, in: Marx-Engels-Jahrbuch, 1989, Bd. 11 S. 349-382. (postum auf der Grundlage des Manuskriptes)
Schlechte, Horst, Das geheime politische Tagebuch des Kurprinzen Friedrich Christian, 1751 bis 1757, Weimar, Hermann Böhlaus Nachfolger, 1992. Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden Bd. 13.(postum auf der Grundlage des Manuskriptes)
Bestandsgeschichte
Horst Schlechte übergab seinen wissenschaftlichen Nachlass bereits 1974 dem Staatsarchiv Dresden. Dabei handelt es sich überwiegend um die Ausarbeitungen von Dr. Schmidt-Breitung zur Restaurationskommission mit dem Publikationsvorhaben zur Staatsreform in Kursachsen, eine Materialsammlung zum Vormärz, Karl-Marx-Studien, Teilnahmen an Ta-gungen und seine Handakten zur Mitarbeit in Kommissionen und Vereinen. Nach seinem Ab-leben übergab seine Witwe, Frau Gudrun Schlechte, weitere Unterlagen, u. a. auch die Privat-korrespondenz mit Fachkollegen. Der Nachlass wird ergänzt durch Unterlagen von Frau Gud-run Schlechte, die Mitherausgeberin und Autorin des Jugendbildungsbuches "So bunt ist unser Glaube" war, das 1982 im St. Benno-Verlag in Leipzig erschien. In dieser Zeit war sie zugleich Referentin in der Kinderpastoral des Bistums Dresden-Meißen. 1987 hat sie maßge-bend an der Vorbereitung und Durchführung des Dresdner Katholikentreffens gewirkt. Diese zeitgeschichtlichen Dokumente wurden von den Enkelkindern Horst Schlechtes 2010 dem Hauptstaatsarchiv Dresden übergeben.
Abkürzungen
CITRA Table Ronde des Archives / Internationale Konferenz des Runden Tisches der Archive
DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
GHO Geheimhaltungsordnung
IAR Internationaler Archivrat / ICA - international council on archives
IML Institut für Marxismus-Leninismus des ZK der SED
KPdSU Kommunistische Partei der Sowjetunion
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
POS Polytechnische Oberschule
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SMA Sowjetische Militäradministration
STAV Staatliche Archivverwaltung
Stage Technique International d'Archives
dreimonatige internationale Fortbildung für Archivare in Frankreich (seit 1951)
ZK Zentralkomitee
Lebenslauf
Johannes Reinhold Horst Schlechte wurde am 28. Oktober. 1909 in Dresden geboren. Von Ostern 1915 bis Ende März besuchte er die 54. Bürgerschule, ab April 1919 das Wettiner Gymnasium in Dresden. Er gehörte der Jugendgruppe des Verbandes "Dresdner Schüler-Reisen" an und beteiligte sich an Wanderfahren, u. a. nach Bulgarien, Rumänien, Jugoslawien und Ungarn. Das Wettiner Gymnasium verließ er Ostern 1929 nach bestandener Reifeprüfung und Ergänzungsprüfungen in Spanisch und Griechisch. Im gleichen Jahr begann er in Leipzig das Studium der Geschichte und historischen Hilfswissenschaften, der englischen und deut-schen Sprache und der Kunstgeschichte. Acht Semester gehörte er dem Institut für historische Hilfswissenschaften unter Prof. Paul Kirn an, auf dessen Anregung er die Promotionsschrift Erzbischof Bruno von Trier verfasste . Seine weiteren akademischen Lehrer waren: Berve, Borowski, Brandenburg, Bruhns, Driesch, Frings, Hellmann, Jolles, Karz, Kötzschke, Korff, Litt, Schücking und Witkowski. Außer den erwähnten Studienfächern studierte er Volkskunde, Mundartengeographie, Siedlungsgeschichte, Niederländisch und Musikgeschichte.
Von 1930 bis 1932 war Horst Schlechte ehrenamtlich in der Studentischen Selbstverwaltung der Leipziger Universität tätig. Im Jahr darauf war er Gast im englischen College in Oxford und Cornwall.
Am 9. Februar 1934 legte er die Staatsprüfung für das höhere Lehramt ab. Am 28. Mai 1934 beauftragte ihn der Leiter des Deutschen Historischen Instituts in Rom, Paul Fridolin Kehr, mit den Korrekturen der Italia Pontificia, Bd. VIII, der Bearbeitung von Italia Pontificia, Band IX und X, und den Vorarbeiten zu den Regesten des Regnum Italiae. Diese Arbeit beendete Horst Schlechte am 31.03.1936 und begann bereits am 1. April 1936 die archivarische Aus-bildung im fünften Lehrgang des Instituts für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaft-liche Fortbildung in Berlin-Dahlem, die er am 15. Sept. 1937 mit der archivalischen Staats-prüfung abschloss. Am 1. Oktober 1937 trat er seinen Dienst als wissenschaftlicher Hilfsar-beiter bei Hellmut Kretzschmar im Sächsischen Hauptstaatsarchiv an. Die Ernennung zum Archivassistenten erfolgte am 1. April 1938, am 4. Januar 1940 die Ernennung zum Staatsar-chivrat unter Berufung in das Beamtenverhältnis auf Lebenszeit. Ab 1. August 1940 leistete er als Kriegsverwaltungsrat bei der Archivkommission des Militärbefehlshabers in Frankreich bis 14. März 1942 aktiven Wehrdienst. Während dieser Zeit hat Horst Schlechte der unter der Leitung von Georg Schnath stehenden Archivkommission angehört, die sich in Frankreich einen Überblick über die in dortigen Archiven und Bibliotheken liegenden Quellen zur deut-schen Geschichte verschaffen sollte. In Paris entdeckte er das Tagebuch des Kurprinzen Fried-rich Christian von Sachsen aus den Jahren 1751 bis 1757. Die Wiedereinberufung in die akti-ve Wehrdienstzeit erfolgte am 24. Juni 1943. Während dieser war er bis 1945 als Dolmetscher in der Nachrichtenaufklärungsabteilung in Frankreich eingesetzt.
Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft (Belfort und Faverney vom 9. Mai 1945 bis
2. Juli 1948, Registrierung 13. Juli 1948 im Übergangslager Erfurt) und Quarantänelager (Leipzig vom 15. Juli 1948 bis 28. Juli 1948) war er vom 1. September 1948 bis 21. März 1949 als Honorarmitarbeiter am Sächsischen Landeshauptarchiv Dresden tätig. Eine Weiter-beschäftigung war vorerst wegen seiner Tätigkeit als Kriegsverwaltungsrat in Frankreich nicht möglich. Vom 10. Mai 1949 bis 31. Januar 1950 musste Horst Schlechte als Transport- und Lagerarbeiter im Landesmaschinenhof Georgij Dimitroff bei Dresden arbeiten. In dieser Zeit richteten Wissenschaftler aus Institutionen und Archiven, darunter auch Prof. Frings, Germa-nistisches Institut Leipzig und Leiter der Akademie der Wissenschaften, und der Archivar Dr. Heinrich Otto Meisner, 1948 Justiziar des Landtages Brandenburg, zahlreiche Befürwortun-gen zu einer Weiterbeschäftigung im Archivwesen an das Archiv. Prof. Kretzschmar wandte sich bittstellend an den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen. Mit Schreiben vom 13. De-zember 1949 vom Büro des Ministerpräsidenten der Landesregierung Sachsen wurde eine Einstellung ab dem 1. Februar 1950 beim Landeshauptarchiv bewilligt. Die Ernennung zum Oberarchivrat erfolgte 1951.
Seit seiner Wiedereinstellung in den Archivdienst agierte er international, vor allem bei der Wiederherstellung der Beziehungen zum französischen Archivwesen. Horst Schlechte nahm aktiv an den Tagungen des "Stage technique international" und der "Table Ronde des Archi-ves" in Florenz, Stockholm, Madrid und Paris teil. Vielfältige wissenschaftliche und private Kontakte verbanden ihn mit den belgischen, französischen, sowjetischen, tschechoslowaki-schen, ungarischen und polnischen Berufskollegen. Die Aufnahme des Staatsarchivs Dresden in den Internationalen Archivrat 1956 war sein persönlicher Verdienst.
Mit Wirkung vom 1. Juli 1959 wurde Horst Schlechte vom Minister des Innern der Deutschen Demokratischen Republik als Nachfolger Hellmut Kretzschmars zum Direktor des Sächsi-schen Landeshauptarchivs berufen. Unter seiner Leitung erfolgte die Herausgabe der Schrif-tenreihe des Sächsischen Landeshauptarchivs. Bereits beim 1955 erschienenen ersten Band lag die Redaktion in den Händen von Horst Schlechte und seinem Fachkollegen Harald Schie-ckel. Ein Jahr später erschien der Band 2/3 , 1958 folgte der Band 5 .
Bis zu seiner Pensionierung 1974 leitete Horst Schlechte das 1965 in Staatsarchiv Dresden umbenannte Sächsische Landeshauptarchiv. Durch seine hervorragenden Fachkenntnisse als Archivar und Historiker, sein politisches Fingerspitzengefühl und seine persönliche Ausstrah-lung war er ein geachteter Vorgesetzter. Mit Wirkung ab 1. Januar 1975 wurde ein neuer Ar-beitsvertrag geschlossen, der es ermöglichte, dass Horst Schlechte seine wissenschaftlichen Arbeiten im Staatsarchiv Dresden fortsetzen konnte. 1977 beendete er den handschriftlichen Entwurf zum Vorwort, der Einleitung und den Anmerkungen zur Publikation "Die Allgemei-ne deutsche Arbeiterverbrüderung 1848 - 1850". Seit der Entdeckung der Tagebücher des Kurprinzen Friedrich Christian in Paris arbeitete Horst Schlechte an deren Edition. Für diese Arbeit ließ er die gesamte im Nationalarchiv Frankreich befindliche Originalhandschrift foto-kopieren. Das druckfertige Manuskript wurde im Bd. 13 der Schriftenreihe des nun wieder in seinen ursprünglichen Namen zurück benannten Sächsischen Hauptstaatsarchivs 1992 veröf-fentlicht.
Horst Schlechte, ein sprachbegabter, rhetorisch gewandter Wissenschaftler, Feingeist, Wan-derfreund und Familienmensch, verstarb nach Krankheit am 18. September 1986 in Dresden-Klotzsche.
Biografische Daten
Vater; Schlechte, Ernst Reinhold, Kassenführer, geb. am 11. Juli 1886 in Lotzen, gest. am 31. Januar 1948 in Dresden, verh. am 11. Juli 1909 mit Mutter; Scheibe, Amalie Mathilde Elisa-beth, geb. am 12. März 1886 in Dresden, gest. am 5. Februar 1978 in Leipzig.
Erste Ehe, geschlossen am 25. April 1940 mit Charlotte Elsbeth Erfurth, geb. am 13. Februar 1911 in Werbig, Kreis Lebus, gest. am 28. Januar 1954.
Zweite Ehe, geschlossen am 5. März 1954 mit Gudrun Knabe, geb. am 12. Januar 1927, gest. am 15. September 2009. Aus dieser Ehe gingen drei gemeinsame Kinder hervor.
Mitgliedschaften
1936 NS Volkswohlfahrt
1937 bis 1945 NSDAP, Blockleiter 1937 bis 1939.
1938 Reichsbund Deutscher Beamten
1949 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
1949 Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft
1949 Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
1956 Mitglied im Redaktionskollegium der archivarischen Fachzeitschrift der DDR, Archiv-mitteilungen
1956 Sächsische Akademie der Wissenschaften Leipzig, Historische Kommission
1965 bis 1959 Mitglied des Internationen Archivrates, Terminologiekommission
1963 Deutscher Kulturbund
1964 Volkssolidarität
1965 bis 1972 Wissenschaftlicher Beirat des Instituts und Museums für Geschichte der Stadt Dresden
1968 bis 1972 Mitglied des Elternaktivs an der 83. POS der Stadt Dresden
1969 Wissenschaftlicher Beirat der Sächsischen Landesbibliothek
1972 Mitglied des Nationalkomitees der Historiker der DDR
1972 Mitglied des Redaktionskollegium der internationalen Fachzeitschrift "Archivum" in Paris
Bibliographie
Verweis auf: Langer, Ilse; Bibliographie Horst Schlechte, Staatsarchiv Dresden, anlässlich des 65. Geburtstages am 28. Oktober 1974. (alle Publikationen, vor 1974)
Schlechte, Horst, Die Allgemeine deutsche Arbeiterverbrüderung 1848 - 1850, Dokumente des Zentralkomitees für die deutschen Arbeiter in Leipzig, Weimar, 1979. Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden Bd. 11.
Schlechte, Horst, Wilhelm Adolph Lafaurie, in: Marx-Engels-Jahrbuch, 1989, Bd. 11 S. 349-382. (postum auf der Grundlage des Manuskriptes)
Schlechte, Horst, Das geheime politische Tagebuch des Kurprinzen Friedrich Christian, 1751 bis 1757, Weimar, Hermann Böhlaus Nachfolger, 1992. Schriftenreihe des Staatsarchivs Dresden Bd. 13.(postum auf der Grundlage des Manuskriptes)
Bestandsgeschichte
Horst Schlechte übergab seinen wissenschaftlichen Nachlass bereits 1974 dem Staatsarchiv Dresden. Dabei handelt es sich überwiegend um die Ausarbeitungen von Dr. Schmidt-Breitung zur Restaurationskommission mit dem Publikationsvorhaben zur Staatsreform in Kursachsen, eine Materialsammlung zum Vormärz, Karl-Marx-Studien, Teilnahmen an Ta-gungen und seine Handakten zur Mitarbeit in Kommissionen und Vereinen. Nach seinem Ab-leben übergab seine Witwe, Frau Gudrun Schlechte, weitere Unterlagen, u. a. auch die Privat-korrespondenz mit Fachkollegen. Der Nachlass wird ergänzt durch Unterlagen von Frau Gud-run Schlechte, die Mitherausgeberin und Autorin des Jugendbildungsbuches "So bunt ist unser Glaube" war, das 1982 im St. Benno-Verlag in Leipzig erschien. In dieser Zeit war sie zugleich Referentin in der Kinderpastoral des Bistums Dresden-Meißen. 1987 hat sie maßge-bend an der Vorbereitung und Durchführung des Dresdner Katholikentreffens gewirkt. Diese zeitgeschichtlichen Dokumente wurden von den Enkelkindern Horst Schlechtes 2010 dem Hauptstaatsarchiv Dresden übergeben.
Abkürzungen
CITRA Table Ronde des Archives / Internationale Konferenz des Runden Tisches der Archive
DDR Deutsche Demokratische Republik
FDGB Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
GHO Geheimhaltungsordnung
IAR Internationaler Archivrat / ICA - international council on archives
IML Institut für Marxismus-Leninismus des ZK der SED
KPdSU Kommunistische Partei der Sowjetunion
NSDAP Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
POS Polytechnische Oberschule
SED Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
SMA Sowjetische Militäradministration
STAV Staatliche Archivverwaltung
Stage Technique International d'Archives
dreimonatige internationale Fortbildung für Archivare in Frankreich (seit 1951)
ZK Zentralkomitee
Groß, R.: Nachruf Horst Schlechte. In: Archivmitteilungen. Berlin. Jg. 36. 1986, Nr. 6, S. 219
Forberger, R.: Dr. Horst Schlechte zum 65. Geburtstag. In: Sächsische Heimatblätter. Jg. 20. 1974, H. 6
Langer, I.: Bibliographie Horst Schlechte ... Dresden, 1974
Sensfuss, D.: Dr. phil. Horst Schlechte (1909 - 1986) : Eine Skizze über Leben und Werk, entstanden unter besonderer Berücksichtigung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auf internationaler Ebene im Zeitraum zwischen 1950 - 1960. Berlin, 1990. - Diplomarbeit an der Humboldt-Universität
Forberger, R.: Dr. Horst Schlechte zum 65. Geburtstag. In: Sächsische Heimatblätter. Jg. 20. 1974, H. 6
Langer, I.: Bibliographie Horst Schlechte ... Dresden, 1974
Sensfuss, D.: Dr. phil. Horst Schlechte (1909 - 1986) : Eine Skizze über Leben und Werk, entstanden unter besonderer Berücksichtigung seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auf internationaler Ebene im Zeitraum zwischen 1950 - 1960. Berlin, 1990. - Diplomarbeit an der Humboldt-Universität
Manuskripte zu Staatsreform in Kursachsen.- Tagebuch Kurprinz Friedrich Christian.- Frühgeschichte der Arbeiterbewegung.- Tagungen.- Kongresse.- Studienreisen.- Unterlagen Gudrun Schlechte.
Der Historiker und Archivar Dr. phil. Horst Schlechte lebte von 1909 bis 1986. Von 1937 an arbeitete er als wissenschaftlicher Archivar im sächsischen Staatsarchiv in Dresden. Von 1940 bis 1942 war er Archivkommissar im besetzten Frankreich. Nach Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft erfolgte 1950 der Wiedereintritt in dieses Archiv. Ab 1958 nahm Schlechte an internationalen Archivkongressen teil. Er war Mitglied des Nationalkomitees der Historiker der DDR und von 1959 bis 1974 Direktor des Sächsischen Landeshauptarchivs (ab 1965 Staatsarchiv Dresden). Schlechte war außerdem Mitglied der Redaktionskollegien der Fachzeitschriften Archivmitteilungen (ab 1956) und Archivum (ab 1971).
- 2016 | Findbuch / Datenbank
- 2024-02-19 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5