Beständeübersicht
Bestand
12785 Nachlass Richard Seyfert
Datierung | 1868 - 1946 (1979) |
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Benutzung im | Hauptstaatsarchiv Dresden |
Umfang (nur lfm) | 5,55 |
Der Pädagoge, Politiker und Hochschulprofessor Richard Seyfert wurde am 20. April 1862 als drittes von 10 Kindern in Neudorf bei Dresden geboren. Nach Umzug der gesamten Familie nach Werdau, der Vater wurde als Ingenieurbüroassistent bei der Sächsischen Muldentalbahn eingestellt, besuchte er die Volksschule in Werdau von Ostern 1868 bis Pfingsten 1869. 1870 wurde der Vater als Ingenieur wieder nach Dresden versetzt, Richard Seyfert besuchte bis Ostern 1872 die II. Bürgerschule in Dresden, anschließend bis Ostern 1875 das Annengymnasium bis zur III. Klasse. Danach zogen die Eltern nach Waldenburg. Richard Seyfert musste dort noch ein Jahr an der Bürgerschule lernen, da er mit 13 Jahren noch nicht am Seminar aufgenommen werden durfte. Von 1876 bis 1881 war er Schüler des Lehrersemi-nars Waldenburg.
Am 25. April 1881 wurde er in Hohenstein-Ernstthal als Hilfslehrer eingestellt. Er war Klassenlehrer für das zweite Schuljahr, unterrichtete eine erste Klasse in Religion, Naturbeschreibung und Singen und eine fünfte Klasse in Naturwissenschaften, Französisch, Englisch und Deutsch.
Die Berufung zum ständigen Lehrer an die Knabenschule Penig erhielt er am 20. Dezember 1883. 1884 erfolgte ein Stellenwechsel nach Ernstthal-Rochlitz. Am 1. November 1888 folgte die Berufung als Schuldirektor nach Marienthal bei Zwickau. Nach dem Tod seines väterlichen Freundes, Lehrers und Beraters Ernst Wunderlich im Oktober 1890 übernahm er dessen Nachfolge im Januar 1891 als Schriftleiter der "Deutschen Schulpraxis". Dieses Amt übte er 35 Jahre aus. "Ich habe die Zeitung mit Liebe gepflegt. Sie ist unter den deutschen pädagogischen Zeitungen immer mit Achtung genannt worden."
Sein großer Wunsch studieren zu dürfen wurde ihm mit der Immatrikulation am 28. Oktober 1896 an der Universität Leipzig erfüllt. Für 2 Jahre beurlaubte ihn der Marienthaler Schulvorstand von seiner Lehrertätigkeit, jedoch nicht von seinen amtlichen Pflichten als Schuldirektor. Er hörte bei Wundt, Neumann und Störring Psychologie, bei Heinze Philosophie, bei Volkelt Pädagogik, bei Lamprecht und Marcks Geschichte, bei Ratzel und Hettner Geographie. Nach dem zweijährigen Studium wurde er zum Direktor der II. Bürgerschule nach Oelsnitz i.V. berufen.
Neben seiner Lehrertätigkeit promovierte Richard Seyfert 1902 zum Doktor der Philosophie mit einer Arbeit "Über die Auffassung einfachster Raumformen". 1903 wechselte er als Seminaroberlehrer nach Annaberg, um schließlich ab 1908 bis 1919 den Dienstposten als Seminardirektor in Zschopau zu besetzten.
Als Zschopauer kandidierte Richard Seyfert für die Nationalliberalen für einen Sitz in der sächsischen Ständekammer. Er gewann im Wahlkreis gegen einen Chemnitzer Sozialdemokraten und zog im November 1909 in die II. Kammer des Landtages als Abgeordneter ein. Als solcher setzte er sich insbesondere für eine neue Schulgesetzgebung und die Neuordnung der Volksschullehrerbildung ein.
In Zschopau beteiligte sich Richard Seyfert aktiv an der Gründung eines Ausschusses, der sich gemeinsam mit dem Arbeiterrat für die öffentlichen Belange der Stadt einsetzen sollte. Auf diesem Weg fand er auch den Zugang zur neugegründeten Deutschen Demokratischen Partei. Ab 19. Januar 1919 wurde er zum Abgeordneten der Weimarer Nationalversammlung gewählt.
Vom 4. Oktober 1919 bis 13. Dezember 1920 war er sächsischer Minister für Kultus und öffentlichen Unterricht. "Selbstverständlich war die Ministerzeit eine unruhvolle Zeit." Prof. Richard Seyfert schied am 7. Dezember 1920 aus der Regierung aus.
Ostern 1923 erfolgte die Ernennung zum Honorarprofessor, 1924 die Ernennung zum ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule Dresden. 1924 gründete er das erste Pädagogische Institut, deren Leiter er wurde.
Seine Emeritierung erfolgte am 1. Oktober 1930. Er wurde jedoch vom Ministerium gebeten, noch bis zum 30. Oktober 1931 Vorlesungen an der Technischen Hochschule Dresden zu halten, da sein Nachfolger, Prof. Luchtenberg erst ab 1. November 1931 zur Verfügung stand. Bis Ende des Wintersemesters 1931/32 blieb Seyfert noch in der Prüfungskommission für das Lehramt an der Volksschule.
1933 fand eine Prüfung zur Einleitung eines Verfahrens nach § 6 des Gesetzes vom 7. April 1933 gegen Prof. Seyfert statt. Dieses wurde vom Minister Hartnacke im November wieder aufgehoben.
Mit seiner Ehefrau, Anna Marie, geb. Scheibe, die er im Alter von 20 Jahren kennen lernte, hatte er 4 Kinder. "Drei von ihnen hat uns das Schicksal wieder genommen: das jüngste Mädchen im Alter von 10 Jahren, den hoffnungsvollen Sohn als Jüngling von 24 Jahren, die zweite Tochter als Frau und Mutter im 40. Lebensjahre. Das bedeutet viel Herzeleid und schwere Prüfung. Da ist meine Lebensfreudigkeit stille und an der Lebenswaage die Schale des Ernstes schwerer geworden als die des Frohsinns."
Richard Seyfert war Ehrenmitglied im Oschatzer, Nossener, Lommatzscher, Scharfensteiner, Freiberger und Zschopauer Lehrerverein.
Er verstarb am 23. August 1940 in Dresden.
Am 25. April 1881 wurde er in Hohenstein-Ernstthal als Hilfslehrer eingestellt. Er war Klassenlehrer für das zweite Schuljahr, unterrichtete eine erste Klasse in Religion, Naturbeschreibung und Singen und eine fünfte Klasse in Naturwissenschaften, Französisch, Englisch und Deutsch.
Die Berufung zum ständigen Lehrer an die Knabenschule Penig erhielt er am 20. Dezember 1883. 1884 erfolgte ein Stellenwechsel nach Ernstthal-Rochlitz. Am 1. November 1888 folgte die Berufung als Schuldirektor nach Marienthal bei Zwickau. Nach dem Tod seines väterlichen Freundes, Lehrers und Beraters Ernst Wunderlich im Oktober 1890 übernahm er dessen Nachfolge im Januar 1891 als Schriftleiter der "Deutschen Schulpraxis". Dieses Amt übte er 35 Jahre aus. "Ich habe die Zeitung mit Liebe gepflegt. Sie ist unter den deutschen pädagogischen Zeitungen immer mit Achtung genannt worden."
Sein großer Wunsch studieren zu dürfen wurde ihm mit der Immatrikulation am 28. Oktober 1896 an der Universität Leipzig erfüllt. Für 2 Jahre beurlaubte ihn der Marienthaler Schulvorstand von seiner Lehrertätigkeit, jedoch nicht von seinen amtlichen Pflichten als Schuldirektor. Er hörte bei Wundt, Neumann und Störring Psychologie, bei Heinze Philosophie, bei Volkelt Pädagogik, bei Lamprecht und Marcks Geschichte, bei Ratzel und Hettner Geographie. Nach dem zweijährigen Studium wurde er zum Direktor der II. Bürgerschule nach Oelsnitz i.V. berufen.
Neben seiner Lehrertätigkeit promovierte Richard Seyfert 1902 zum Doktor der Philosophie mit einer Arbeit "Über die Auffassung einfachster Raumformen". 1903 wechselte er als Seminaroberlehrer nach Annaberg, um schließlich ab 1908 bis 1919 den Dienstposten als Seminardirektor in Zschopau zu besetzten.
Als Zschopauer kandidierte Richard Seyfert für die Nationalliberalen für einen Sitz in der sächsischen Ständekammer. Er gewann im Wahlkreis gegen einen Chemnitzer Sozialdemokraten und zog im November 1909 in die II. Kammer des Landtages als Abgeordneter ein. Als solcher setzte er sich insbesondere für eine neue Schulgesetzgebung und die Neuordnung der Volksschullehrerbildung ein.
In Zschopau beteiligte sich Richard Seyfert aktiv an der Gründung eines Ausschusses, der sich gemeinsam mit dem Arbeiterrat für die öffentlichen Belange der Stadt einsetzen sollte. Auf diesem Weg fand er auch den Zugang zur neugegründeten Deutschen Demokratischen Partei. Ab 19. Januar 1919 wurde er zum Abgeordneten der Weimarer Nationalversammlung gewählt.
Vom 4. Oktober 1919 bis 13. Dezember 1920 war er sächsischer Minister für Kultus und öffentlichen Unterricht. "Selbstverständlich war die Ministerzeit eine unruhvolle Zeit." Prof. Richard Seyfert schied am 7. Dezember 1920 aus der Regierung aus.
Ostern 1923 erfolgte die Ernennung zum Honorarprofessor, 1924 die Ernennung zum ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule Dresden. 1924 gründete er das erste Pädagogische Institut, deren Leiter er wurde.
Seine Emeritierung erfolgte am 1. Oktober 1930. Er wurde jedoch vom Ministerium gebeten, noch bis zum 30. Oktober 1931 Vorlesungen an der Technischen Hochschule Dresden zu halten, da sein Nachfolger, Prof. Luchtenberg erst ab 1. November 1931 zur Verfügung stand. Bis Ende des Wintersemesters 1931/32 blieb Seyfert noch in der Prüfungskommission für das Lehramt an der Volksschule.
1933 fand eine Prüfung zur Einleitung eines Verfahrens nach § 6 des Gesetzes vom 7. April 1933 gegen Prof. Seyfert statt. Dieses wurde vom Minister Hartnacke im November wieder aufgehoben.
Mit seiner Ehefrau, Anna Marie, geb. Scheibe, die er im Alter von 20 Jahren kennen lernte, hatte er 4 Kinder. "Drei von ihnen hat uns das Schicksal wieder genommen: das jüngste Mädchen im Alter von 10 Jahren, den hoffnungsvollen Sohn als Jüngling von 24 Jahren, die zweite Tochter als Frau und Mutter im 40. Lebensjahre. Das bedeutet viel Herzeleid und schwere Prüfung. Da ist meine Lebensfreudigkeit stille und an der Lebenswaage die Schale des Ernstes schwerer geworden als die des Frohsinns."
Richard Seyfert war Ehrenmitglied im Oschatzer, Nossener, Lommatzscher, Scharfensteiner, Freiberger und Zschopauer Lehrerverein.
Er verstarb am 23. August 1940 in Dresden.
Krebs, E.: Gedenkstunde für Prof. Dr. Richard Seyfert am 16.04.1962 im Haus der Lehrer. Dresden, 1962. - Vortrag
Dähne, H.: Richard Seyfert. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden. Jg. 2. 1952 / 1953, H. 1
Dähne, H.: Richard Seyfert. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Universität Dresden. Jg. 2. 1952 / 1953, H. 1
Schulgesetzgebung.- Lehrerbildung.
Prof. Dr. phil. Richard Seyfert lebte von 1862 bis 1946. Er war Direktor des Lehrerbildungsinstituts Zschopau und Direktor des Pädagogischen Instituts der Technischen Hochschule Dresden. Von 1908 bis 1918 Landtagsabgeordneter in Sachsen, 1918 kurzzeitig sächsischer Staatsminister, 1919/20 gehörte er der Weimarer Nationalversammlung an. Von 1920 bis 1929 erneut Landtagsabgeordneter in Sachsen. Vom 6. Oktober 1919 bis zum 13. Dezember 1920 war sächsischer Kultusminister.
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- 1974 | Findkartei für 5,90 lfm
- 2011 | Findbuch / Datenbank
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