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Beständeübersicht

Bestand

13186 7. Feldartillerie-Regiment Nr. 77

Datierung1873 - 1921
Benutzung im Hauptstaatsarchiv Dresden
Umfang (nur lfm)47,60
7. Feldartillerie-Regiment Nr. 77
Das 7. sächsische Feldartillerie-Regiment Nr. 77 ist bei der Neuorganisation der gesamten deutschen Feldartillerie am 1.10.1899 zusammen mit den Feldartillerie-Regimentern Nr. 46 und Nr. 68 aufgestellt worden. Damit erfüllte auch das Königreich Sachsen einen Teil der Forderungen nach zahlenmäßiger Verstärkung vor allem der Artillerie und der Infanterie; denn im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 hatte es sich gezeigt, dass die Artillerie den Anforderungen des modernen Krieges nicht mehr gewachsen war.
Folgende Aufstellung[01] zeigt die Verstärkung der gesamten deutschen Feldartillerie bereits zu Friedenszeiten:

1875 = 300 Batterien
1882 = 340 Batterien = Vermehrung um 40 Batterien
1888 = 364 Batterien= Vermehrung um 24 Batterien
1890 = 434 Batterien= Vermehrung um 70 Batterien
1893 = 494 Batterien= Vermehrung um 60 Batterien
1902 = 574 Batterien= Vermehrung um 80 Batterien
1912 = 616 Batterien= Vermehrung um 42 Batterien
1913/14 = 633 Batterien = Vermehrung um 17 Batterien

Bei diesem Aufrüsten wurde auch die sächsische Artillerie verstärkt und mit neuen Waffen und Geräten ausgestattet.

Geschichte des Regiments
1899
Am 1.10.1899 wurde das sächsische Feldartillerie-Regiment Nr. 77 mit drei Abteilungen und neun Batterien errichtet. Während der Regimentsstab und die drei Abteilungsstäbe neu gebildet wurden, traten die Batterien von den Feldartillerie-Regimentern Nr. 12, 28 und 32 zum Regiment Nr. 77 über.
Es wurde die bisherige
4./12 die 1./77
2./28 die 2./77
3./32 die 3./77
7./12 die 4./77
11./32 die 5./77
6./32 die 6./77
6./28 die 7./77
8./32 die 8./77
9./28 die 9./77[02]

1901
Die am 1.10.1901 erfolgte Um- und Neuformierung der sächsischen Feldartillerie brachte für das Regiment folgende Veränderungen: Die III. Abteilung trat als II. Abteilung und die 2. Batterie als 2. Batterie zum neuformierten Feldartillerie-Regiment Nr. 78 über.[03]

1914
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde das Regiment infolge des Mobilmachungsbefehls vom 1.8.1914 mobil gemacht. Zu diesem Zeitpunkt gliederte es sich wie folgt:
Regimentsstab
I. Abteilung mit 1., 2. und 3. Batterie sowie leichte Munitionskolonne, die spätere Nr. 816
II. Abteilung mit 4., 5. und 6. Batterie sowie leichte Munitionskolonne, die spätere Nr. 383

1916
Am 8. 12.1916 wurde gemäß Verfügung des sächsischen Kriegsministeriums vom 5.12.1916 – Nr. 4713 I. M. – die III. (F) Abteilung mit der 7., 8. und 9. Batterie in Riesa aufgestellt und am 5.1.1917 ins Feld zum Regiment geschickt. Die dazugehörige leichte Munitionskolonne, die spätere Nr. 817, wurde bereits am 5.12.1916 durch das Regiment im Felde aufgestellt.

Ersatztruppenteil
für den Regimentsstab, die I. und II. Abteilung war die Ersatzabteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 77 in Leipzig Gohlis, für die III. Abteilung die Ersatzabteilung des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 78 in Wurzen. Die Aufgabe der Ersatzabteilungen bestand darin, den Abgang an Offizieren, Mannschaften, Pferden und Material zu decken, welcher im Laufe des Feldzuges bei den von ihrem Regiment ausgestellten Feldtruppen und besonderen Formationen eintrat und als Stamm für Neuformationen dienen.

Unterstellung
Das Regiment wurde zusammen mit den Feldartillerie-Regimentern Nr. 32 und Nr. 68 der neugebildeten 4. Feldartilleriebrigade Nr. 40 in Riesa unterstellt. Diese gehörte zum Bestand des ebenfalls neuaufgestellten XIX. Armeekorps.[04]
Die am 10.1.1901 erfolgte Um- und Neuformierung der sächsischen Feldartillerie veränderte die Unterstellung. Die Feldartillerie-Regimenter Nr. 77 und Nr. 78 bildeten die 2. Feldartilleriebrigade mit Standort Leipzig, die der 2. Division Nr. 24 unterstellt wurde.[05]
Am 1.8.1914 befahl der deutsche Kaiser die Mobilmachung des deutschen Heeres, als 1. Mobilmachungstag wurde der 2. August festgesetzt. Das Regiment führte die Mobilmachung planmäßig durch. Es bildete mit dem Feld-Artillerie-Regiment Nr. 78 zusammen die 24. Feldartilleriebrigade (Oberst Bäßler), diese gehörte zur 24. Infanteriedivision (Generalleutnant Krug von Nidda), welche ein des XIX. Armeekorps (General der Kavallerie von Laffert) war. Das XIX. Armeekorps bildete zusammen mit dem XII. Armeekorps, dem XII. Reservekorps und dem preußischen IX. Armeekorps die 3. Armee (Generaloberst Max von Hausen).

Waffenfarben
Das Tuch des Waffenrockes und die Mütze waren grün, der Rock war mit schwedischen Ärmelaufschlägen versehen, der Helm aus Leder mit Schuppenketten und Aufsatzkugel und schwarzem Haarbusch, Beschläge aus Aluminiumbronze, Lederzeug schwarz, Artilleriesäbel, auf der Schulterklappe die Regimentsnummer und darüber eine platzende Granate.[06] Im Jahre 1907 wurde mit der Anfertigung und dem Magazinieren der feldgrauen Kriegsgarnitur begonnen. Bis zum Ausbruch des ersten war die Beschaffung feldgrauer Bekleidung so weit fortgeschritten, dass für alle planmäßig zu mobiler Verwendung vorgesehenen Formationen, einschließlich ihrer Ersatztruppen, eine feldgraue Uniform mit den dazugehörigen Ausrüstungsstücken in kriegsbrauchbarem Zustand vorhanden war.

Bewaffnung
Bei der Aufstellung des Regiments wurde es mit dem von der Firma Krupp hergestellten Standardgeschütz Feldkanone 96 mit einem Kaliber von 7,7 cm ausgerüstet. Aus dieser Kanone entwickelte man die Feldkanone 96n/A (neuer Art) mit Rohrrücklauf und Schutzschild. Die Umbewaffnung der Feldartillerie mit dieser Kanone begann 1905 und endete 1908.[07]
Daneben wurde noch die leichte Feldhaubitze 98 mit einem Kaliber 10,5 cm entwickelt und bei der im Jahre 1899 beginnenden Neuorganisation der Feldartillerie eingeführt.[08] Dieses Geschütz erhielt ebenfalls Rohrrücklauf und Schutzschild. Seine Einführung als leichte Feldhaubitze 98.09 erfolgte im Jahre 1909. Die Umbewaffnung begann 1910 und endete 1912.

Kommandeure[09]
Oktober 1899- April 1904 Oberstleutnant von Gersdorff
April 1904 - Januar 1906 Oberstleutnant Bierling
Januar 1906 - Juni 1910 Oberstleutnant Freiherr von Odeleben
Juni 1910 - September 1914 Oberstleutnant Bolze
September 1914 - Februar 1917 Oberst von Schönfels
Februar 1917 - Januar 1919 Major Keyßelitz
Januar 1919 - März 1919 Oberst Kaden

Garnisonen[10]
Oktober 1899- August 1914Leipzig für Regimentsstab, I. und II. Abteilung; Wurzen für die III. Abteilung (nur bis Okt. 1901)

Einsatz im Ersten Weltkrieg[11]
2.8.1914 - 5.9.1914 Mobilmachung, Fahrt ins Aufmarschgebiet, Vormarsch bis zur Marne

6.9.1914 - 13.9.1914 Marneschlacht

14.9.1914 - 29.10.1914 Marsch nach Lille, Kämpfe bei Lille

30.10.1914 - 5.8.1916 Stellungskrieg bei Lille

6.8.1916 - 13.11.1916|-----| Zweimaliger Einsatz an der Somme

14.11.1916 - 30.6.1917 Stellungskrieg im Wyschaetebogen

1.7.1917 - 29.10.1917 Eingreifdivision bei der Gruppe Aubers, Flandernschlacht

5.11.1917 - 12.2.1918 Stellungskrieg an der Scarpe

12.2.1918 - 17.4.1918 Durchbruchsschlacht bei Bapaume

18.4.1918 - 18.10.1918 Ruhe und Ausbildung, Einsatz im Avrebrückenkopf, Rückzugsgefechte, Siegfriedstellung, Hermannstellung

19.10.1918 - 31.10.1918 Ruhetage in Belgien

1.11.1918 - 11.11. 1918 Transport und Aufenthalt in Lothringen

Rückmarsch nach Leipzig[12]
Am 11.11.1918 wurde dem Regiment die am gleichen Tage erfolgte Annahme des Waffenstillstandes und die bereits am 9.11. ausgesprochene Abdankung des deutschen Kaisers bekanntgegeben. Bereits am nächsten Tage, dem 12.11.1918, begann das Regiment den Rückmarsch. er ging durch Lothringen und die Pfalz nach Karlsruhe. Dort wurde am 22.11.1918 die III. Abteilung, am 23.11. die I. Abteilung und am 25.11. die II. Abteilung sowie der Regimentsstab verladen. Die III. Abteilung traf am 24.11. in Leipzig ein. Am 27.11. traf der Regimentsstab, der Stab der I. Abteilung, die 3. Batterie und die leichte Munitionskolonne ebenfalls in Leipzig ein, während die 1. und 2. Batterie in Wurzen, die II. Abteilung aber mit der 4. und 5. Batterie in Borsdorf ausgeladen wurden. Am 28.11. traf schließlich noch die 6. Batterie in Leipzig ein.

Demobilmachungsorte[13]
Regimentsstab in der Artilleriekaserne in Leipzig
Stab der I. Abteilung mit der 1., 2. und 3. Batterie in Machern
Stab der II. Abteilung mit der 4., 5. und 6. Batterie in Gerichshain,
Stab der III. Abteilung mit der 7. Batterie in Naunhof
8. Batterie in Ammelshain
9. Batterie in Klinga und Staudwitz

Demobilmachung
Sofort nach der Unterbringung in den Demobilmachungsorten begann die Demobilmachung. Die Auflösung des Regiments wurde durch seine Abwicklungsstelle durchgeführt. Am 31.3.1919 hat das Regiment aufgehört zu bestehen. Das alte sächsische Heer galt vom 1.4.1919 an als aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt wurden sogenannte Rumpfverbände gebildet, die offiziell nicht als Truppen, sondern nur als Wach- und Verwaltungsbehörden galten. Tatsächlich waren diese Rumpfverbände schon die Stammtruppen der nachfolgenden Reichswehr


Bestandsverzeichnung
Bei dem vorliegenden Findbuch handelt es sich lediglich um eine Konversion des im Militärarchiv der DDR 1966 erstellten Findbuchs, bei der einige geringfügige Korrekturen der Aktentitel und Auslassungen bei der Einleitung vorgenommen wurden. Die vorhandene Klassifikation wurde im Wesentlichen beibehalten und basiert weitgehend auf der Gliederung des Regiments. Im Zuge der Gesamtverpackung wurde der Bestand im Jahr 2004 neu signiert. Eine Konkordanz zu den alten Signaturen befindet sich am Ende des Findbuchs


Literatur
Bolze, Walther: Das Kgl. Sächs. 7. Feldartillerie-Regiment Nr. 77. Nach den amtlichen Kriegstagebüchern und privaten Aufzeichnungen bearbeitet. Mit 5 Übersichtskarten und 2 Skizzen (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Sächsische Armee, H. 19), Dresden 1924. [Sa 1877b] [14]

Das sächsische Heer, seine Kommando-, Justiz- und Verwaltungsbehörden 1831-1921. Übersicht über die Quellenbestände des Militärarchivs der Deutschen Demokratischen Republik , Potsdam 1974. [La 2492]

Kretschmar, A. von: Geschichte der kurfürstlich und königlich sächsischen Feld-Artillerie von ihrer Errichtung bis zur Gegenwart 1620 - 1878, 2 Bände, Berlin 1876-1879. [Sa 1926]

Kriegsgeschichte und Kriegserlebnisse der 6. Batterie des 7. Kgl. Sächs. Feldartillerie-Regiments Nr. 77. Unseren gefallenen Kameraden gewidmet v. d. Vereinigung L 6, Leipzig 1922. [Sa 1928]

Ranglisten der Königlich Sächsischen Armee, 1900 – 1913. [Sa 1510].

Reichsarchiv: Der Weltkrieg 1914 – 1918, Kriegsausrüstung und Kriegswirtschaft, Anlagen zum 1. Band , Berlin 1930. [Pa 1901]

Verlohren, Heinrich August: Stammregister und Chronik der kur- und königlich sächsischen Armee von 1670 bis zum Beginn des 20. Jh., Leipzig 1910. [9.409]


[01] Reichsarchiv, Der Weltkrieg 1914 – 1918, Kriegsausrüstung und Kriegswirtschaft, Berlin 1930, Anlagen zum 1. Band, S. 451 ff.
[02] Bolze, Walther, Generalmajor a. D., Das Kgl. Sächs. Feldartillerieregiment Nr. 77, Dresden 1924, S. 1
[03] Ebenda
[04] Rangliste der Kgl. Sächs. Armee für das Jahr 1900, Dresden, S. 23
[05] Bolze, a. a. O., S. 1
[06] Verlohren, Heinrich August, Stammregister und Chronik der Kur- und Königlich Sächsischen Armee, Leipzig 1910, S. 61
[07] Reichsarchiv, a. a. O., 1. Band, S. 236
[08] Ebenda, S. 238 ff.
[09] Bolze, a. a. O., S. 2, 16, 44
[10] Ebenda, S. 1
[11] Ebenda, S. 2 ff.
[12] Ebenda, S. 84 f.
[13] Ebenda, S. 85
[14] Bei den in eckigen Klammern stehenden Angaben handelt es sich um die Bibliothekssignaturen des Hauptstaatsarchivs Dresden.
Mobilmachung.- Personalangelegenheiten.- Befehle und Kommandoangelegenheiten.- Sanitätswesen.- Gerichtswesen.- Verpflegung.- Bekleidung, Ausrüstung, Waffen und Munition.- Orden.- Ausbildung.- Pferde.- Demobilmachung.
Das Regiment wurde am 01.10.1899 - z. T. aus den Feldartillerieregimentern Nr. 12, 28 und 32 - mit drei Abteilungen und neun Batterien aufgestellt. 1901 traten die III. Abteilung als II. Abteilung und die 2. Batterie als 2. Batterie zu dem neugebildeten Feldartillerieregiment Nr. 78 über. 1916 wurde eine III. Abteilung mit den Batterien 7, 8 und 9 wieder errichtet. Das Regiment kam nur an der Westfront zum Einsatz. Demobilisiert wurde es ab Ende 1918.

Weitere Angaben siehe 2.3.8.5 Verbände und Truppenteile der sächsischen Armee
  • 1966, 2014 | Findbuch / Datenbank
  • 2024-10-29 | Diese Ausgabe über AWAX 2.0.1.5
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